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Herzlich willkommen auf der Unimog-Community-Website. Seit 1999 treffen sich hier die Mercedes-Benz Unimog- und MBtrac-Enthusiasten zum Meinungsaustausch und Fachsimpeln.

Hier geht es um Umbauten & Reisen mit dem Unimog.
#4994
Hallo,

Thorstens Anregung aus dem Sandblech-Thread, über \"Wüstenerfahrungen\" zu reden möchte ich gerne aufgreifen und hoffe auf rege Beteiligung anderer \"Wüstlinge\" :)

Meine Wüstenerfahrungen mit dem Unimog beschränken sich derzeit auf zwei mehrwöchige Reisen durch ganz Tunesien, d.h. einschliesslich dem südlichen \"Sperrgebiet\". Aufgrund der politischen Lage in der Sahara-Region dürfte sich der Sahara-Tourismus, wenn überhaupt noch in nächster Zeit vorallem auf Tunesien, ggf. Marokko und Libyen beschränken.

Die tunesische Wüstenregion beginnt etwa in Landesmitte, oberhalb des großen Salzsees Chott el Jerid. Um den Chott herum findet man flache salzverkrustete Ebenen, die in sandiges karges Strauchland übergehen. Weiter südlich, ab der Stadt Douz, erreichen erste Ausläufer des Grand Erg Oriental tunesischen Boden. Der grosse Erg ist eine riesige zusammenhängende Sandfläche, in Tunesien durch eher kleine und sehr kurz zueinander stehende Sandverwehungen von einigen Metern Höhe gekennzeichnet. Weiter in südwestlicher Richtung werden die Dünen immer größer, bis sie im Grenzbereicht zu Algerien, etwa bei El Borma im tunesischen Sperrgebiet, doch schon mehrere zig Meter hoch werden können. Ein grosser Teil des tunesischen Südens ist geprägt durch eine eintönige Geröllwüste mit wenig Abwechslung. Soviel erstmal zu unserm Reisegebiet.

Zur Ausrüstung:

Unser Fahrzeug ist ein U1300L, Bj. 84 mit dem OM352-Saugdiesel (130PS). Auf der originalen Pritsche befindet sich abnehmbar ein \"Shelter\" aus Bundeswehrbeständen, ein kleiner Container in Alu-PU-Alu-Verbundbauweise - sehr stabil und vergleichsweise leicht. Ohne das militärische Innenleben kann man den Shelter auf unter 700kg Gewicht bringen.

Reifen:
Als Bereifung haben wir den MPT-80 (Conti) in der Grösse 14,5x20 gewählt. Der Reifen passt mit reduziertem Luftdruck auch noch auf den originalen Reserveradträger des 1300L. A propos Luftdruck: auf Strasse bzw. Piste fahren wir mit 3-4 bar Reifendruck, bei ausgedehnten Sandpassagen reduzieren wir den Reifendruck auf etwa 2-2,3bar. Die Reifen sind zwar vom Typ \"tubeless\", sind jedoch mit Schläuchen und in der Felge verschraubten Ventilen ausgerüstet.

Dieselvorrat:
Der Standardtank fasst theoretisch 160l. Daneben sind zwei Kanister a 20l angebracht. Zwischen Fahrerhaus und Shelter stehen weitere 5 Kanister a 20l in Halterungen. So können schon 340l Diesel untergebracht werden. Stehen besonders schwierige Strecken mit schlechter Versorgung bevor, können nochmal 10 Kanister a 20l mit Diesel gefüllt werden. Diese Kanister sind in zwei \"Schubladen\" liegend zwischen Shelter und Pritsche eingeschoben - von aussen übrigens nicht sichtbar. Insgesamt können also 500l Diesel gebunkert werden.
Bei einem ermittelten Verbrauch von etwa 23l (Strasse/Piste) bis 30l (Sandpassagen) ergibt sich so eine theoretische Reichweite von 1600 - 2100km mit 500l.

Trinkwasser & Lebensmittel:
Trinkwasser wird in bis zu 10 Kanistern a 20l und Unmengen an 1.5l-PET-Flaschen im Shelter mitgeführt. Die Wasserflaschen sind vor Ort preiswert zu erhalten - ohne Pfand-Theater ;). Zur Filterung des Wassers haben wir eine Keramikfilterkerze und eine Druckpumpe eingebaut, die sich aus einem Kanister bedient. Mit Chlortabletten haben wir schlechte Erfahrungen gemacht, das Wasser schmeckt hinterher einfach scheusslich, egal wie man das Zeug dosiert.

Bordwerkzeug:
Ein gut sortierter Werkzeugkasten, an den man bei einem Stop auch schnell herankommt, ist viel Wert. Eine lange Ratsche oder ein grosser Drehmomentschlüssel sollten auch nicht fehlen, um nach längeren Fahrten auf Wellblechpisten evtl. losgerüttelte Fahrwerksteile wieder festzuziehen. Uns hat es einmal zwei Schrauben der Stosstangenhalterung am Rahmen losgerüttelt.
Ein Hydraulikheber mit langem Hub darf nicht fehlen und ein paar ordentliche Unterleghölzer. Und natürlich ein Radkreuz oder ein entsprechender Radmutternschlüssel.

Ersatzteile:
Meistens geht eh das kaputt, was man nicht als Ersatz dabei hat (bei uns wars beim erstenmal der Motor...). Trotzdem ist es sehr ärgerlich, wenn einem \"Pfennigartikel\" unterwegs kaputtgehen bzw. gewechselt werden müssen. So haben wir in Reserve dabei:
- Radmuttern, ein Radbolzen
- Ölablasschrauben für Ölwanne und Vorgelege
- Dieselvorfilter mit Schauglas
- Deckel für Bremsflüssigkeitsbehälter
- Tankdeckel
- Glühbirnchensortiment
- alle Keilriemen
- Ersatzschlauch für Reifen, Flickzeug
- Kupferdichtringe, Splinte, Schlauchschellen
- Schraubensortiment vom M3-M14
- Druckluftverschraubungen (Ermeto-Schneidringe sind vor Ort praktisch nicht zu bekommen...)

Wartung:
Voll bepackt tagelang im Gelände - das bedeutet Stress für den Mog. Spätestens nach 500km kontrolliere ich deshalb das Öl in allen Vorgelege und alle 1000km die Achsen und den Getriebeölstand. Die Vorgelege mit ihrem winzigen Ölvorrat verzeihen da keine Schlamperei, vor allem das Vorgelege vorne links ist berüchtigt für seine \"Ölverschieberei\" in die Achse.
Ganz wichtig ist natürlich der Motorölstand - der OM352 hat ja bekanntlich nen gesunden Öldurst. Die Messung soll übrigens bei vollem Ölkühler erfolgen, also sofort nach Abstellen des Motors, ansonsten gaukelt man sich nen höheren Ölstand vor.
Den Luftfilter kann man bei laufendem (!) Motor anhand seinem (Unterdruck-)Schauglas prüfen, der rote Stöpsel sollte nicht deutlich sichtbar sein.

Fahren im Sand:
Sand kann soo unterschiedlich sein: fest wie Beton, weich wie Mehlstaub - das kommt auf das Alter des Sandhaufens an, auf die Hauptwindrichtung und auf die Geschwindigkeit, mit der das Fahrzeug auf das Sandhindernis auffährt. Bei Tempo 60 kann eine klitzekleine Sandzunge, die in die Piste reinragt fatal sein und der Mog macht einen Bocksprung. Andererseits hab ich keine Chance, im alleruntersten Kriechgang einen Sandberg hinaufzuwollen, der Sand rieselt unter den Rädern schneller zur Seite, als man vorwärtskommt.
Bei Sandhindernissen heisst es: auf der windzugewandten Seite hinauf, ist die Düne nur wenige Meter hoch fährt man dabei mit gerade soviel Schwung, dass man die Vorderräder soeben noch über den \"Dünenkamm\" drüberkriegt. Dann Fuß vom Gas und den Mog mit geradestehenden Rädern auf der anderen Seite in Fallinie runterrollen lassen, ggf. mit etwas Gasgeben die Fahrtrichtung stabilisieren, damit man nicht querkommt. Spätestens nach der dritten so bezwungenen Düne macht das richtig Spass :P.


...so das war erst mal ein Anfang.

Weitere \"Kapitel\" könnten sein:

- festgefahren im Weichsand - wie kommt man frei ?
- der Schwung reicht nicht über die Düne - eine Strasse aus Sandblechen bauen
- umgekippt - wie richte ich einen Mog wieder auf, was gibt es zu beachten ?

...na wer hat Lust, seine Erfahrungen oder Tipps zum Thema \"Mog in der Wüste\" preiszugeben ?

:)

Bis denn


Tom
#21960
Danke Tom das du meinen persönlichen Ärger richtig verstanden hast.
Genau diese art von Beitrag sorgt dafür das sich viele nicht sinnlos in was verrennen und von den Erfahrungen anderer profitieren können.

Tschau Torsten :D
#21962
Hallo Tom. :thumbup:
Super Beitrag, der eigentlich zum Artikel werden sollte, damit man ihn auch wiederfindet.
Am Besten in : Mit dem Unimog unterwegs.
Weißt du, wie das Artikel einstellen geht ? Wenn nicht, helfe ich dir gerne.

t@thorsten-schlote.de

Ich hoffe natürlich auf weitere \"Wüstenlektüre\". Bin schon ganz durstig davon geworden, und mach mir jetzt erst mal\'n Radeberger auf. :P

Thorsten
#22010
Hallo Tom

Da hast Du einen sehr guten Artikel geschrieben.
Zu Trinkwasser fällt mir ein das Du 10x20 Liter in Kanistern und unzählige PET 1,5 Literflaschen mitnimmst.
Wenn ich die Frischwasserinhaltsangaben von manchen Expeditionsmobilen lese fällt mir immer wieder auf das da Unmengen mitgeschleppt werden, zum Teil 400-500 Liter.
Ich war bis jetzt 7 mal in Nordafrika unterwegs Libyen, Algerien, Tunesien und Marokko davon waren wir auf 4 Touren allein, ohne Begleitfahrzeug unterwegs.
Im Moment sind wir noch mit einem Toyota Landcruiser unterwegs, der Unimog ist in Arbeit und soll Anfang 2004 fertig sein.
Wir hatten auf allen Reisen einen 70 Liter Frischwassertank, eine Frontstoßstange mit 30 Liter und eine Solardusche mit 10 Liter Inhalt, macht also 110 Liter. Das reicht für 2 Personen schon eine Weile aus. Duschen muß man nicht jeden Tag und zum Waschen reicht eine Blumensprühpistole, mit der die Seife abgewaschen wird vollkommen aus.
Wir hatten auf allen Reisen immer genug Wasser an Bord, natürlich wird an jedem Brunnen die Solardusche aktiviert und die Tanks werden gefüllt. Wir haben aber auch schon Brunnen nicht benutzt weil das Wasser einfach zu stinkig war. Soll heißen, das wir bis jetzt in der Sahara immer genug Brunnen gefunden haben, so das es sich eigentlich nicht lohnt Wasser in Unmengen mitzuführen.
Das Gewicht ist ja nicht grad wenig, da wird beim Shelter auf ein paar Kilos geachtet und andererseits wird Wasser in rauhen Mengen mitgeschleppt.(Ich weiß das es ein lebenswichtiges Teil der Reise ist).
Einen Filter haben wir auch nicht an Bord, sondern immer nur mit Micropur oder Certisil das Wasser entkeimt und haltbar gemacht.
Das ist meine Erfahrung, jeder muß sich selber darüber im klaren sein was er braucht oder nicht.

Gruß Andreas
#22036
Hallo Thomas,
klasse Bericht, den du da geschrieben hast. Meine Frau und ich waren mit unserem \"Dicken\" U 1300 von Mitte Februar bis Ende März in der Sahara. Wir sind bis in den Niger, Agadez runter gefahren und zurück. War eine tolle Erfahrung. Wir hatten ca. 560 ltr Diesel in Festtanks dabei. Ca. 125 ltr Trinkwasser im Festtank. Mit den Ersatzteilen hatte ich mich ein wenig verschätzt. Habe wohl ein wenig zuviel eingepackt. ( Wasserpumpe. Mitnehmerscheibe, Rep.-Satz für Kupplungsnehmer- und Geberzylinder, Lichtmaschine etc.
Nur bei Werkzeug sollte man gutes !! ausreichend mitnehmen.
Gruß Günter
#8642
Hi Günter,

nach dem du ja nun mit 1,2 bar dich aus dieser Situation gerettet hat, mal eine allgemeine Frage zum \"Wüstenfahren\".

Normalerweise fährt man doch immer in den Dünentälern und such sich falls man quer möchte eine möglichst einfache Passage. Hier auf dem Bild fährst du aber oben und willst auch dort bleiben. Das bedeutet doch immer im weichen und tiefen Sand fahren oder ???
#8650
Hallo Götz,
normalweise hast du Recht mit den Dünentälern, aber irgenwann musst du rüber. Da wir dann im Laufe der Zeit eine Menge Spaß am Dünenfahren bekommen haben, sind wir dann nach GPS gerade durchgefahren. Vielleicht kannst dur dir das vorstellen, was das für ein Gaudi ist. Nach einer Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, wo man fahren kann und wo man buddeln muss. Oftmals sieht man es der Düne an. Wir sind aber einige Male auch auf die Dünen hochgelaufen, um zu schauen, wie es weiter geht.
@ Tom
Hallo Tom, auch ich habe das Problem mit dem Öl im Vorgelege. Ich habe bei Franz Murr ein klasse Bericht darüber gefunden. Habe meine Achse so wie in dem Beitrag von Franz umgebaut. Bisher leider erst ca. 150 Km gefahren, zuwenig um Erfahrung zu sammeln. Aber ich denke, dass das Problem gelöst ist. :D

Gruß Günter
#14154
Hallo und Danke für das positive Echo auf meinen Beitrag!

Was mich persönlich als Thema interessieren würde, wäre die Bergung eines umgekippten Mogs im Dünengelände. Also keine Bäume, kein fester Untergrund verfügbar. Wie geht man vor ? Was ist zu beachten, bevor man den Motor wieder startet (Ölschlag) ?

Mir ists - gottseidank - noch nicht mit dem Mog passiert, nur nen Suzuki SJ413 hab ich mal \"umgelegt\" - den haben wir zu dritt von Hand wieder aufgestellt :) - aber das fällt bei mir unter die \"Jugendsünden\"...

Ich weiss von verschiedenen Berichten, dass Mogs schon in der Wüste (oder sonstwo) umgekippt sind und nach dem Aufrichten weiterfuhren - wer hat praktische Erfahrungen dazu ?

Bild
(Bild ausgeliehen von den ORC-Mudders aus Tübingen)


Wo sind die Motor-Experten ? Beim Glühkerzen-Diesel sagt man, nach dem Aufrichten des Fahrzeugs alle Glühkerzen raus und den Motor mit dem Anlasser durchdrehen, damit evtl. im Brennraum stehendes Öl aus den Zylindern kann.

Was kann ich beim OM352 rausschrauben, um die Zylinder zu \"entölen\" ? Einspritzdüsen ? Düsenstöcke ? Krieg ich die \"feldmässig\" überhaupt raus ? Welches Werkzeug brauch ich dazu im Bordwerkzeug ?


Grüsse

Tom
#14058
Hi Tom,

umgekippter MOG - da wird es schwierig.
Ich bin da auch ohne Erfahrungen, ich lassen immer nur die \"VW\'s\" fliegen. Darum habe ich jetzt auch ein Verbot von meiner Frau für diese Marke :cool: .

Aber mal im Ernst:

Im Dünengelände und ohne fremde Hilfe kannst du nur buddeln und mit \"Sandanker\" und Bergegurte (ggf. mit Ratsche) versuchen den Mog wieder auf die Räder zubekommen.

Oder du läßt dich von der Bundeswehr bergen - kostet dann 2300 ¤ :o (Preis gilt nur für Algerien).
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