Liebe Virusgschichtenleser,
zu Heilig Drei König gibt´s wieder eine neue UVG, aber leider haben die Könige nicht eine Gschicht über Myrrhe und Weihrauch, sondern über Rost im Reisegepäck. Also hier die "
Gschicht vom Rost!"
Ich hatte wie schon angekündigt die ganzen Teile von der Karosse, d.h. die Hütte selbst mit den ganzen Karosserieanbauteilen wie Türen, Motorhaube und Scheibenrahmen zum Abschleifen vor mir. Also waren erstmal wieder der Winkelschleifer und die gezopften Topfbürsten gefragt, meine besten Freunde, die zusammen bei 11.000 Umdrehungen/Min Ihr Duett sangen. Leider stand heute ein trauriges Lied
auf dem Programm. Es waren nach dem Innenleben die Längsträger dran. Beim Dampfstrahlen der Karosse ahnte ich es schon, jetzt mit dem Schleifen wurde es Gewissheit. Der Längsträger hatte viele Rostlöcher und war eigentlich siebartig. Das ganze schwebte schon als Befürchtung wie ein Damokles-Schwert über mir bzw. lag mir schon seit einiger Zeit im Magen. Als Kind und Jugendlicher hatte ich immer beim Betreten einer Werkstatt immer einen Heidenrespekt, wenn jemand mit dem Trennschneider gearbeitet hat. Es war furchtbar laut, es versprühte heiße Funken, es stank und war gefährlich. Dieser Respekt ist mir bis heute geblieben. Trennschneiden hatten immer andere gemacht, nicht ich, für mich war es wie eine Art Heilige Kuh. Ich wollte bei der Restauration viel, aber nicht unbedingt groß und tief in die Blecharbeiten einsteigen. Aber erstens war es gar nicht soviel an Blecharbeiten, zweitens hatte ich schon Erfahrung mit dem Winkelschleifen (es war auch laut und versprühte Funken) und drittens sind Heilige Kühe dazu da, geschlachtet zu werden. Also Hemmschwelle überwunden, die Topfbürste gegen ein Trennblatt ersetzt und losgelegt. Ich war unangenehm überrascht, wie einfach und butterweich sich der Trennschneider durchs Blech fraß und der blauen Vorgabeschnittlinie folgte bzw. sich da selbst hineinzog. Ich habe den Respekt bzw. die Vorsicht durchaus bestätigt gesehen. Aber so schnell ging´s. Ich war eine Erfahrung reicher und glücklich
, wieder ein Tabu-Thema angegangen zu sein. Als ich den Blechstreifen komplett herausgeschnitten hatte, war mein Glücksgefühl sehr schnell wieder gedämpft. Es kamen große und vor allem viele Rostklumpen zu Vorschein. Ich wusste zwar, das Rost das Metall vergrößert, trotzdem konnte ich mir nicht erklären, wo die vielen Rostklumpen herkamen bzw. wo jetzt überall Metall fehlte. Die Roststückerl hab ich erstmal in einem Müllkarton gesammelt. Trotzdem wusste ich nicht recht weiter, wie dramatisch das ist, d.h. wieviel getauscht bzw. ersetzt werden musste. Aber zum Glück hatte ich mit meinem Verwandten fachkundige Unterstützung. Der meinte: „
Des is ned so schlimm. Da nimmst a Stückl Blech, schneidst as passend aus, dann schwoaß i Dir des drauf! So was is glei gmacht“! Das waren die richtigen aufmunternden Worte
, die ein etwas gefrusteter Unimogrestaurator brauchte. Also ging es erstmal fröhlich mit dem weiteren Bearbeiten der Karosse und der Anbauteile weiter …die Funken flogen bis spät in die Nacht. Ab und zu, wenn ich dem Lärm mal wieder überdrüssig war, hab ich die Ohropax raus, den Lärmschutz und die Schutzbrille runter und mich raus gesetzt. Die Stille und der abendlichen Sternenhimmel waren herrlich. Still war es leider nur nicht ganz: Der Tinnitus, der mich leider schon seit etlichen Jahren begleitet, pfiff verstärkt das Lied des Winkelschleifers weiter. Aber ich wußte, wenn es wieder ruhiger wurde, würde er sich wieder etwas beruhigen.
So jetzt ist erstmal genug für heute. Weiter geht´s mit dem Schweißen und den weiteren Arbeiten an der Karosse mit der nächsten UVG
Bis dahin viele Grüße und jetzt noch viel Spaß beim Bilderschauen
Euer Martin