- 07.09.2004, 18:52
#38880
Liebe Waldfreunde!
In Anlehnung an den Beitrag von Horst Wege, der mit mir eine Altersklasse (Grufies heisst das, glaube ich, im Schueler und Unimogjuniorenjargon) abdeckt, wollte ich nochmals auf die Fuenfziger Jahre zurueckkommen, in denen ich bereits als Fuenfjaehriger mit einem 16 PS Gueldner als Traktorist Staemme auf einen 6-to-Langholzanhaenger (aehnlich dem im Heft\'l) hochzog, waehrend mein Vater die Richtungskorrekturen waehrend des Hochrollens vornahm. Meine kurzen Fuesse reichten nur zum Treten der Kupplung bei verbissenem Festhalten am Steuerrad. Den Gang musste dann mein herbeieilender Vater herausmachen, da ich keine Hand frei hatte. Leichtsinnig! Auch heute noch fahren wir mit meinem inzwischen 84-jaehrigen Vater noch ab und zu Holz ab und freuen uns ueber den Einklang von Natur und Technik. Und auch die Arbeit in unserem uralten Saegewerk macht uns Spass.
Fuer alle Arbeiten mit Holz, angefangen vom Faellen bis zum Aufschichten gilt: Aeusserste Vorsicht! Holzstaemme sind unberechenbar. Deshalb sollte man n i e allein zu Holzaktionen in den Wald fahren; unsere Gegend Vor- und Hochspessart weiss da von Schrecklichem in den Chroniken zu berichten. Und auch heute kommt es vor. Leider trifft es Leute, die sich die Waldarbeit zu ihrem Hobby gemacht haben. Entschuldigt die vermeintliche besserwisserische Moralisiererei, aber ich meine es nur gut.
Alles, was hier diskutierte wurde, ist grundsaetzlich moeglich.
Technologie der Fuenfziger (kleine Traktoren ohne Hebezeuge, ueberdimensionierte Langholzanhaenger): Schiefe Ebene.
- Ladehoelzer aus trockenen Buchen; bei ca 1,20 m Hoehe der Ladeebene (Langwied) ca 3,50 lang, Druchmesser 25 bis 30 cm, an beiden Enden der Ebene entsprechend abgeschraegt, oben mir eiseren Haken versehen, welche in eine speziell angeschweisste Oese an der Brueckentraverse ueber den Achsen eingehaengt wurden;
- Wendering (Wendehaken); einfaches Rundeisen, an einem Ende zehenartig abgeflacht.
- 2 Ketten, ca. 8 m lang ( entspricht 2-fache Laenge der Ladeholzer), nicht zu stark, da sonst schwer zu tragen;
- 1 gewoehnliches Zugseil, ca. 8 m lang;
- einige \"Huier\" (altfraenkische Bezeichnung fuer Spalthoelzer, - keile)
- selbstverstaendlich Beil, Handsaege (jetzt Motorsaege etc.)
An geeigneter Stelle im Wald wird der Langholzwagen abgestellt und auf Laenge ausgefahren. Es muss dabei genuegend Platz vorhanden sein, damit
- backbords (rechts in Fahrtrichtung) die Ladehoelzer ausgelegt werden koennen, in Abstand zu dereren Auflage auf dem Weg noch der Traktor zwei- bis viermal vorbeifahren und Staemme anschleppen kann;
- steuerbords der Traktor sich senkrecht zur Anhaengerrichtung noch ca 15 Meter in eine Waldschneise hinein bewegen kann.
Sobald die Staemme bereit liegen, werden die beiden Ketten jeweils an speziellen Haken an der Quertraverse mit abgeklappter Langholzreuse eingehakt, und so gefuehrt, dass sie unter dem Stamm durchgeschleift gemeinsam an einem Ring mit dem Zugseil ueber dem Stamm verbunden sind; letzteres wird dann ueber die Langgholzdeichsel zum gegenueber bereitstehende Traktor gefuehrt und moeglichst kurz eingehakt. Waehrend der Traktor mit moeglichst geringer Geschwindigkeit in die Schneise rollt, zieht er den Stamm rollend die schiefe Ebene der Ladehoelzer hoch. Da Staemme an beiden Auflagen ungleichen Zopf aufweisen, rollen sie schraeg hoch. Dies kann dann der Lademeister aus sicherer Position heraus mit dem Eisen und dem Wendering korrigieren. Aber, der Lademeister muss wirklich schon sehr erfahren sein. Und bitte: N i e allein in den Wald!
Das Seil liegt dann unter dem hochgerollten Stamm und muss dann wieder mit Hilfe des Eisens und der Keile herausgeklemmt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Stamm bereits provisorisch gesichert ist.
Auf diese Weise lassen sich bei staerkeren Staemmen zwei, bei duenneren drei Lagen laden. Eichen mit 60 cm Zopf und fuenf Meter Laenge konnten wir so mit dieser Technik bewaeltigen. Allerdings wurden dazu die Ladehoelzer sicherheitshalber noch unterruestet.
Technologie der Sechzigerr (kleine Traktoren mit Frontlader, meist ohne Allrad, ueberdimensionierte Langholzanhaenger): Hochhieven mit dem Frontlader.
Spaeter ging es dann mit einem Deutz D 30 ohne Allrad mit Frontlader schneller. Schwerere Staemme mussten allerdings erst vorne und dann hinten hochgehievt und entsprechend gesichert werden. Die ganz schweren Eichen und Buchen rollten weiterhin ueber die schiefe Ebene. Der Frontlader war mit einer selbstklemmenden Hakenschere an einer speziellen Quertraverse versehen. Man braucht dann schon Erfahrung um den Schwerpunkt bei ungleichen Staemmen zu finden.
Alleine sollte man mit dem Frontlader auch nicht arbeiten, da die Haken der Schere bei entlastetem Frontlader herausgenommen werden muessen.
Danke fuer die Geduld! Karl
In Anlehnung an den Beitrag von Horst Wege, der mit mir eine Altersklasse (Grufies heisst das, glaube ich, im Schueler und Unimogjuniorenjargon) abdeckt, wollte ich nochmals auf die Fuenfziger Jahre zurueckkommen, in denen ich bereits als Fuenfjaehriger mit einem 16 PS Gueldner als Traktorist Staemme auf einen 6-to-Langholzanhaenger (aehnlich dem im Heft\'l) hochzog, waehrend mein Vater die Richtungskorrekturen waehrend des Hochrollens vornahm. Meine kurzen Fuesse reichten nur zum Treten der Kupplung bei verbissenem Festhalten am Steuerrad. Den Gang musste dann mein herbeieilender Vater herausmachen, da ich keine Hand frei hatte. Leichtsinnig! Auch heute noch fahren wir mit meinem inzwischen 84-jaehrigen Vater noch ab und zu Holz ab und freuen uns ueber den Einklang von Natur und Technik. Und auch die Arbeit in unserem uralten Saegewerk macht uns Spass.
Fuer alle Arbeiten mit Holz, angefangen vom Faellen bis zum Aufschichten gilt: Aeusserste Vorsicht! Holzstaemme sind unberechenbar. Deshalb sollte man n i e allein zu Holzaktionen in den Wald fahren; unsere Gegend Vor- und Hochspessart weiss da von Schrecklichem in den Chroniken zu berichten. Und auch heute kommt es vor. Leider trifft es Leute, die sich die Waldarbeit zu ihrem Hobby gemacht haben. Entschuldigt die vermeintliche besserwisserische Moralisiererei, aber ich meine es nur gut.
Alles, was hier diskutierte wurde, ist grundsaetzlich moeglich.
Technologie der Fuenfziger (kleine Traktoren ohne Hebezeuge, ueberdimensionierte Langholzanhaenger): Schiefe Ebene.
- Ladehoelzer aus trockenen Buchen; bei ca 1,20 m Hoehe der Ladeebene (Langwied) ca 3,50 lang, Druchmesser 25 bis 30 cm, an beiden Enden der Ebene entsprechend abgeschraegt, oben mir eiseren Haken versehen, welche in eine speziell angeschweisste Oese an der Brueckentraverse ueber den Achsen eingehaengt wurden;
- Wendering (Wendehaken); einfaches Rundeisen, an einem Ende zehenartig abgeflacht.
- 2 Ketten, ca. 8 m lang ( entspricht 2-fache Laenge der Ladeholzer), nicht zu stark, da sonst schwer zu tragen;
- 1 gewoehnliches Zugseil, ca. 8 m lang;
- einige \"Huier\" (altfraenkische Bezeichnung fuer Spalthoelzer, - keile)
- selbstverstaendlich Beil, Handsaege (jetzt Motorsaege etc.)
An geeigneter Stelle im Wald wird der Langholzwagen abgestellt und auf Laenge ausgefahren. Es muss dabei genuegend Platz vorhanden sein, damit
- backbords (rechts in Fahrtrichtung) die Ladehoelzer ausgelegt werden koennen, in Abstand zu dereren Auflage auf dem Weg noch der Traktor zwei- bis viermal vorbeifahren und Staemme anschleppen kann;
- steuerbords der Traktor sich senkrecht zur Anhaengerrichtung noch ca 15 Meter in eine Waldschneise hinein bewegen kann.
Sobald die Staemme bereit liegen, werden die beiden Ketten jeweils an speziellen Haken an der Quertraverse mit abgeklappter Langholzreuse eingehakt, und so gefuehrt, dass sie unter dem Stamm durchgeschleift gemeinsam an einem Ring mit dem Zugseil ueber dem Stamm verbunden sind; letzteres wird dann ueber die Langgholzdeichsel zum gegenueber bereitstehende Traktor gefuehrt und moeglichst kurz eingehakt. Waehrend der Traktor mit moeglichst geringer Geschwindigkeit in die Schneise rollt, zieht er den Stamm rollend die schiefe Ebene der Ladehoelzer hoch. Da Staemme an beiden Auflagen ungleichen Zopf aufweisen, rollen sie schraeg hoch. Dies kann dann der Lademeister aus sicherer Position heraus mit dem Eisen und dem Wendering korrigieren. Aber, der Lademeister muss wirklich schon sehr erfahren sein. Und bitte: N i e allein in den Wald!
Das Seil liegt dann unter dem hochgerollten Stamm und muss dann wieder mit Hilfe des Eisens und der Keile herausgeklemmt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Stamm bereits provisorisch gesichert ist.
Auf diese Weise lassen sich bei staerkeren Staemmen zwei, bei duenneren drei Lagen laden. Eichen mit 60 cm Zopf und fuenf Meter Laenge konnten wir so mit dieser Technik bewaeltigen. Allerdings wurden dazu die Ladehoelzer sicherheitshalber noch unterruestet.
Technologie der Sechzigerr (kleine Traktoren mit Frontlader, meist ohne Allrad, ueberdimensionierte Langholzanhaenger): Hochhieven mit dem Frontlader.
Spaeter ging es dann mit einem Deutz D 30 ohne Allrad mit Frontlader schneller. Schwerere Staemme mussten allerdings erst vorne und dann hinten hochgehievt und entsprechend gesichert werden. Die ganz schweren Eichen und Buchen rollten weiterhin ueber die schiefe Ebene. Der Frontlader war mit einer selbstklemmenden Hakenschere an einer speziellen Quertraverse versehen. Man braucht dann schon Erfahrung um den Schwerpunkt bei ungleichen Staemmen zu finden.
Alleine sollte man mit dem Frontlader auch nicht arbeiten, da die Haken der Schere bei entlastetem Frontlader herausgenommen werden muessen.
Danke fuer die Geduld! Karl
Karl Bauer Moskau - Унимог U421 в северном исполнении