Moinmoin,
wie Robert schon angedeutet hat
- haben wir uns für den Test des Greifzugs was besonderes einfallen lassen. Wir haben unsern Mog auf die Seite gelegt. *räusper*
Aber der Reihe nach...
Beim Start am Ostersamstag schloss sich im Hafen von Genua noch spontan ein 5. U1300 unserer Gruppe an, mit den zwei teilweise mitfahrenden AfricaTwins war das dreckige Dutzend also komplett: 5 Unimogs a 2 Leute + die beideb Biker.
Der Tourverlauf war weitgehend \"planmässig\". Nach Ankunft in Tunis erste Nacht am Mittelmeer in der Nähe von Nabeul an einer einsamen Stelle. Dann \"Verbindungsetappe\" quer durchs Land bis Gafsa und am Folgetag weiter bis Touzeur & Nefta. Dort haben wir \"Mos Eisley\", bzw. die zerfallende StarWars-Kulisse besucht und sind am nächsten Tag über den Chott el Jerid gefahren - via Teerstrasse nach Kebili, eine offroadige Chott-Umfahrung war uns zu feucht, es hat die letzten Monate recht viel geregnet. Dann eine Nacht im Oasenstädtchen Douz auf dem obligatorischen Campingplatz Desert Club. Am Tag drauf ein kurzer Spaziergang übern Markt, es wurden auch ein paar Dromedare und anderes Getier feilgeboten. Im Vergleich zu den Souks an der Mittelmeerküste hat Douz noch einen recht \"normalen\" tunesischen Markt, mit Produkten aus der Region. Nachmittags ging es dann vollgetankt in die Dünen. Einstieg bei El Shay, nach 30km Piste Stop beim Cafe Sahara, dann die Direktroute Richtung Ksar Ghilane. Da es die Nacht zuvor ergiebigst geregnet hatte, war der Sand betonhart, die Unimogs fuhren fast ohne Spuren zu hinterlassen. Da wir so viel schneller vorankamen, als geplant (wir hätten locker in 3-4h bis K.G. durchrollen können), schlugen wir das Nachtlager recht bald am Ende eines 20km Sandfelds auf. Der Sand trocknete zunehmend ab und am nächsten Tag bogen wir ca. 35km vor K.G. \"nach rechts\" ab Richtung Jebel Tembaine. Der Sand war mittlerweile hier staubtrocken und teilweise knifflig zu fahren. Nach weiteren 30km, mitten in einem Sandfeld passierte uns (mir!) dann ein kleines Missgeschick. Es war Mittag und leichter Sandwind, als ich auf einer schlecht zu erkennenden Weichsandzunge vom Gas ging und sich der Untergrund unter uns bzw. mit uns in einen kleinen Dünentrichter bewegte.
Uuuuups - und schon lagen wir schön auf der Beifahrerseite. Da wir mehr \"umgesunken\" als umgekippt sind, gab es ausser einem verbogenen Aussenspiegelhalter und einen geknautschten Vorderkotflügel keine Schäden zu beklagen. Der erste Versuch, unseren gestrauchelten Käfer mit zwei anderen Mogs mit Bergegurten aufzurichten schlug fehl, der verwindungsweiche Rahmen und die Schraubenfedern unseres Mogs nahmen die entstehende Zugkraft auf und die \"Zugfahrzeuge\" gruben sich anschliessend nur selbst ein. Der zweite Versuch klappte dann besser: an einer freigelegten Ecke unseres Nato-Shelters setzten wir den Wagenheber an und hoben so den Mog etwas aus der waagerechten. Nun konnte ein anderer Mog den Bergegurt \"nachspannen\", dann wieder Wagenheber neu mit Hölzern unterbaut, angehoben, nachgespannt usw., bis wir so ca. 80 Grad Schräglage hatten. Dann nutzten wir einen zweiten Mog als \"Anker\" für unseren 1,6t-Greifzug, mit dem winchten wir den Mog dann in wenigen Minuten wieder in seine artgerechte Position. Ein Hoch auf dieses Teil! Dann liessen wir ihn ca. 1.5h stehen, um dem Motoröl Gelegenheit zu geben, ggf. wieder in die unteren Bereiche des Motors zu laufen.
Die Zeit brauchten wir auch locker, um das absolute Chaos :wacko: im Inneren unseres Shelters halbwegs wieder in den Griff zu kriegen. Dann kurze Beratung, ob wir den Motor direkt starten sollen oder evtl. hochgelaufenes Öl vorher irgendwie aus den Brennräumen kriegen müssen. Beim OM352 nicht ganz einfach, da es ein Direkteinspritzer ohne Glühkerzen ist. Auf Einspritzdüsenausbau oder \"aufdrehen\" der Auslassventile hatte ich bei dem vielen Sand in der Luft ehrlich gesagt keine Lust, zumal der Wind stetig stärker wurde. Also hab ich nur den Luftfilter geprüft und den Ansaugtrakt grob von Öl befreit. Dann mit dem Anlasser kurz durchgedreht und gestartet. Sofort runder Lauf, kein Ölrauch, kein Husten, keine seltsamen Geräusche. Das blieb auch die nächste Viertelstunde so und wir konnten die Fahrt, zwar etwas angespannt aber problemlos fortsetzen.
Angekommen am Jebel Tembaine stellten wir fest, dass die zwei Tafelberge am Horizont weit spektakulärer aussahen, also fuhren wir weitere ca. 14km dorthin. Die letzten Meter dann schon bei Dunkelheit durch Strauchland mit Festbeleuchtung - hat auch was.
Am Tag darauf in einem grossen Bogen wieder heraus aus der Tembaine-Region und mit Kurs auf Ksar Ghilane. Dort kamen wir noch bei Sonnenlicht an, wir brauchten aber für die ca. 70km fast neun Stunden wegen der teilweise heftigen Sandfelder unterwegs - so nach dem Motto: mit Vollgas rauf, auf der Kuppe vom Gas, kontrolliert in den nächsten \"Trichter\" rollen, in eine schräge 90-Grad-Kurve einfahren und aus der schon wieder mit Vollgas die nächste Rampe rauf, das ganze dann so 5-10 Mal hintereinander. Bei der gewählten Route zahlte sich der kleine Wendekreis der Mogs mal wieder aus, um den Schwung für die nächste Rampe nicht durch rangieren zu verschenken. An dieser Stelle ein riesen Kompliment an unsern \"Dünenscout\" Klaus, der erfahrenste Sand-Mog-Fahrer in der Truppe, der immer auf Anhieb einen Weg durch die teilweise anspruchsvollen Sandfelder fand.
Dann zwei Tage \"Pause\" am Ksar Ghilane, baden im Tümpel, Renovierungsarbeiten im Shelter
und Lagerfeuer mit gegrilltem und \"Tijd for een Pilsje\" - praktisch, wenn man zwei nette Holländer im Team hat...und dann auch noch zwei bayrische Mogs - für Bier war stets gesorgt
Schliesslich vertrieb und ein ausgewachsener Sandsturm von K.G. und wir rumpelten auf teilweise harter Wellblechpiste unter Aufopferung eines 20jährigen MIL12,5x20ers rüber nach Tataouine zum tanken, essen gehen und Einkaufsbummel. Tat ist vergleichbar mit Douz und hat auch noch diesen etwas staubigen Charme.
Abends wieder ins Dahargebirge und am nächsten Tag über kurvenreiche schmale Schotterpistchen immer auf dem Höhenzug des Dahar nach Norden Richtung Matmata. Das ursprünglich beeindruckende \"Troglodytendorf\" mit seinen Höhlenwohnungen ist mittlerweile erschreckend durchrenoviert worden, alle Strassen geteert, Geldautomaten, \"Cambio/Wechsel/Change\" wo man hinsieht und natürlich die geballte Touripest in Form weisser J9/10er Toyos mit Hartschalenkoffern auf dem Dachgarten. Deshalb ohne Stop weiter bis Douz über 100km Teerstrasse. In Douz \"genehmigte\" ich der Truppe eine Stunde Vorräte ergänzen, dann prügelten wir noch über den Chott bis kurz vor Gafsa zur Selja-Schlucht. Dort kamen wir abends an, wurden prompt von Einheimischen zum Couscous von Oma eingeladen. Am nächsten Morgen Wanderung in die Schlucht inklusive \"Mutprobe\" im Bahntunnel, als der Schmalspur-Güterzug hindurchfuhr (die Tunnels sind nur unwesentlich grösser als der Zug...) - aber bei Tempo 20 des Zugs eine kalkulierbare Sache B)
Dann teilte sich die Gruppe, da zwei Teams noch eine Woche länger Zeit hatten. Die restlichen drei Mogs fuhren weiter in den Norden, zum Tafelberg \"Table de Jughurta\" - den ich letztes Jahr schon mal besucht hatte. Der Berg hat über 1200m Höhe und man kann bis ca 1150m über einen kleinen \"alpinen\" Weg hinauffahren. Eine Steintreppe führt dann auf das 80 Hektar grosse Plateau. Der Jughurta war der krönende Abschluss der Tour, am nächsten Morgen gings quer durchs Land wieder bis Nabeul und am Freitag schliesslich ins völlig verregnete Tunis.
Fazit: Klasse. Und ne Menge gelernt, sowohl Sandfahrpraxis als auch neue Ecken in Tunesien. Greifzug ist sein Gewicht in Gold wert. Der stabile Natoshelter hat uns beim Umkipper das Fahrerhaus gerettet und war ein unzerstörbarer Ansatzpunkt zur Bergung (mach das mal bei einer Gfk-Kabine...).
Kilometer: Anfahrt: 1300km D - Genua / Genua - D, in Tunesien: 2000km
Diesel: 720l, Verbrauch über alles: 720l / 3300km = 21,8l/100km
Euros: 890 Euro für Fährpassage Genua-Tunis-Genua 2er-Kabine mit Du/WC und Fahrzeug bis 7m Länge und 4m Höhe, Mautgebühren CH: ca. 21 Euro, IT: ca. 13 Euro, Gesamtausgaben in Tunesien während der 14 Tage (unser Mogteam/2 Personen): ca. 300 Euro. Dieselpreis in Tunesien ca. 0,29 Euro (neunundzwanzig Cent) je Liter
Grüsse
Tom
[Editiert am 30/4/2004 von ThomasDeuble]