- 30.09.2019, 20:17
#535388
Hallo Mogler,
ich möchte mich nach kurzen (und kurzweiligen) 9 Monaten Unimog 406 bei Euch vorstellen.
In meinem normalen, knapp 50 Jahre andauernden, Leben fahre ich einen 2005er Range Rover Sport als Daily Driver und einen 2007er Audi RS4 Cabrio zum Wochenendvergnügen. Von land- und forstwirtschaftlichen Geräten wusste ich nur, dass es sie gibt und diese zur Erntezeit die Straßen dreckig machen.
Nachdem ich im September letzten Jahres dann eher zufällig das Video eines 406 im Gelände angesehen habe und von diesen Eindrücken nicht mehr loskam wurde mir klar, dass ich mich schockverliebt habe. Von da an vergingen noch weitere 4 Monate in denen ich mich mit konkreten Kaufplänen beschäftigte. Kurzerhand alles an Büchern und Foren angesehen, was ich fand, darunter natürlich auch die Unimog-Community. Die Auswahl des Typs reduzierte sich schnell auf den 406 Cabrio mit gerader Frontscheibe. Klar, Geschmack kostet Geld, das erfuhr ich dann beim Preisvergleich der unterschiedlichen Baureihen und –muster. Die Auswahl war zu der Zeit ein wenig eingeschränkt, offensichtlich war ich nicht der einzige, der an den molligen Kaminabenden im Urlaub nach Weihnachten die Kleinanzeigen studierte. In der weiteren Nähe von Hamburg gab es einen Import aus Griechenland, der jedoch bei der Besichtigung nicht ansprang und an wirklich jedem Teil irgendeine kleine oder große Macke hatte. Nun wurde die Luft dünn, ein 76er Scheibenbremser ohne Preisvorstellung (was ich bei Verkaufsinseraten nicht wirklich schätze) war noch etwa 80 km entfernt. Na gut, angerufen und einen Tag später angesehen. Er machte aus meiner ambitionierten Laiensicht einen guten Eindruck, konkret wurde er vor etwa 20-25 Jahren „restauriert“, sprang gut an, lief gut, alle Gänge blieben drin, der Rahmen war annähernd korrosionsfrei und von unten weitestgehend trocken. Zu dem damaligen Zeitpunkt wurde er auch vom ursprünglichen meergrün auf saftgrün um-“lackiert“. Die Ausstattung war hervorragend, Front- und Heckraftheber, Zapfwelle v&h, Hydraulik v&h, großes Getriebe. Insgesamt also eine großzügige Agrarausstattung. Äußerlich hatte er an den typischen Bereichen an Kabine und Türen untenrum einen leichten Rostansatz, jedoch waren fast alle Teile bis auf die Haube dellen- und beulenfrei. Somit waren die grundsätzlichen Anforderungen erfüllt und es ging an die zähen Verhandlungen, letztlich passte es dann und ich schlug zu.
Ich wollte keinen überholten Mog, sondern einen, an dem ich mein Benzin, bzw. Diesel, im Blut ein wenig auf Temperatur bringen kann, also ein Projekt. Das sollte sich dann auch erfüllen, wie sich im Laufe der letzten, arbeitsintensiven Monate herausstellte. Natürlich waren einige – sorry für den Ausdruck – typische Bauernreparaturen erfolgt, bei denen sich mir die Haare kräuselten. Ich komme aus dem Sondermaschinenbau und die vorhandenen Reparaturen entsprachen so überhaupt gar nicht meinen Vorstellungen von fachgerechten Lösungen. Es folgte jetzt die Suche nach einer Struktur, in der ich die Restaurierung angehe. Frame-Off war mir zu dolle, da ich noch keine Halle / Scheune habe und er abgedeckt draußen stehen muss. Also Stück für Stück vorgehen. Im folgenden ein Zeitraffer der Arbeiten:
Als erstes kamen zum warm werden die zerfetzten, festgerotteten Sitze an die Reihe, fahrerseitig sogar ein Isri. Alles auseinandergenommen, in der heimischen Garage gestrahlt, lackiert, montiert und neu bezogen. Dass ich dabei eine Sitzheizung eingebaut habe, verschweige ich jetzt einfach . Werkzeugseitig bin ich ganz gut ausgestattet, eine Restaurations-Grundausstattung wie kleine Strahlkabine, Grundierpistole und solche Sachen wurden schnell angeschafft.
Die Steckfenster waren an den hinteren Dreiecken beidseitig durchgegammelt, das wurde schon zur ersten Feuerprobe in Sachen Karosseriebau (ich komme ursprünglich aus der Elektronik… AAAAhhhhhh ). Also Trennen, sich wundern, Bleche machen, sich wieder wundern, einschweißen, sich mittlerweile ärgern, alles verputzen und lackieren, kapitulieren, innere Hohlräume schützen, trotzdem weitermachen und letztendlich glücklich über gelungene Arbeit sein.
So ging es dann weiter mit unzähligen und zeitintensiven Kleinigkeiten wie Restaurieren des Verdeckgestells, das vom Vorbesitzer eher quick & dirty wieder zur Funktion getrimmt wurde, Ersetzen des Verdeckbezugs, Beheben einiger elektrischer Probleme, Überholen und Instandsetzen von Tacho und Kombiinstrument und vielem mehr.
Nun wurde die Pritsche beäugt mit dem Fazit, dass die seitlichen Profile des Rahmens eher durchsichtig als vorhanden waren. Dort waren nach Zerlegen der ganzen Schose unter der verrotteten Siebdruckplatte seitlich Holzleisten zur Unterstützung verschraubt, Holz hat aber bekanntermaßen die Eigenschaft, Feuchtigkeit zu speichern, was die Ursache für den Rost war. Der Topf für den Stempel war unter Betrachtung von Sicherheitsaspekten nicht mehr zu gebrauchen. Habe also einen zweiten gebrauchten Pritschenrahmen dazugekauft und aus zwei mach einen veranstaltet. Glücklicherweise haben sich die heilen Ecken und Passagen der beiden Rahmen gut ergänzt. Das ganze zum Strahlen und Lackieren gebracht und mit einer nagelneuen 21er Siebdruckplatte vervollständigt, damit war schon mal ein kleiner Meilenstein geschafft. Natürlich sollte er wieder in seiner ursprünglichen meergrünen Farbe erscheinen, was jetzt endlich sichtbar wurde – zumindest von hinten.
Die Technik an sich stellte sich – bis auf den sehr hohen Ölverbrauch – als recht gut heraus, dazu später. Somit konnte jetzt ein wenig in schöne Dinge investiert werden. Als erstes sollten die abgelaufenen 14.5er Kommunalreifen runterfliegen und durch 405er AS ersetzt werden. Aus Kosten-Nutzengründen fiel die Wahl auf Eurogrip, da ich den Mog nur zum Hobby und selten mal für den Wald brauchen werde. Weiter gefällt mir – abweichend vom Original – ein hochgelegter Auspuff sehr gut. War hier in Hamburg eine gute Entscheidung, die Leute sind es nur von Kreuzfahrtschiffen, nicht aber von Oldtimern gewohnt, dass da auch mal eine Wolke aus verbranntem Öl und Diesel aus dem Auspuff kommt. Wurde doch hier und da schon mal angepöbelt, einmalig sogar von einer jungen Dame überholt und ausgebremst. Sie wollte mir aber nur mitteilen, dass mein Fahrzeug brennen würde )).
Ein Spriegel zur Aufnahme einer Planenabdeckung für die Pritsche musste nun her, etwas Passendes gab es nicht fertig, also hab‘ ich mir selbst Gedanken gemacht. Eine Flachplane mit Spitzdach würde toll aussehen, darauf ein Verdeck abzulegen ist aber nicht ideal. Damit Wasser abfließen kann, habe ich also ein leichtes Gefälle nach hinten beschlossen, weiterhin eine Erhöhung des Gestells um 400mm so dass man auch drauf schlafen kann. Die hinteren, unteren Aufnahmen habe ich so gebaut, dass sie entweder in die seitlichen oder die hintere Bordwand gesteckt werden können. Damit habe ich die Wahl, welche der Wände zu Öffnen bleiben. Im Moment versuche ich gerade ein halbwegs akzeptables Angebot für eine Plan ähnlich dem originalen Verdeckstoff zu bekommen. Das wird wohl noch eine längere Geschichte. Entweder deutlich überteuert oder „so einen Stoff verarbeiten wir nicht“.
Das Verhalten beim Starten des Mogs verschlechterte sich nun zusehens. Es ging damit los, dass der Anlasser es bei warmem Motor kaum noch schaffte, diesen adäquat durchzudrehen, später auch bei kaltem. Nach einiger Fehlersuche nun den Anlasser erneuert, leider das gleiche Bild. Die Batterie war hinüber und hatte aus der überbrückenden Batterie so viel Strom gezogen, dass es zum Starten nicht reichte, also Fehldiagnose. Also neue Batterie rein, er sprang sofort an. Nun fiel mir auf, dass die Ladekontrolle nicht leuchtete. Lampe war durch. Das brachte mich auf die Idee, den Ladestrom, bzw. die Ladespannung zu überprüfen. Es stellte sich heraus, dass die Lichtmaschine nicht lud. Konnte sie auch nicht, da die Erregung über die Ladekontrolle wegen Defekts nicht passierte. Also neue Glühlampe eingesetzt, jetzt war die Lampe auch bei ausgeschalteter Zündung an. Was auf eine oder mehrere defekte Dioden hindeutet. Also Lichtmaschine raus und den externen Regler angesehen. Jetzt komme ich zum Thema Kollateralschaden durch „unsachgemäße“ Reparatur: Der Regler war wohl mal defekt und wurde vom Vorbesitzer getauscht, allerdings nicht in seiner originären Lage sondern kopfüber und seitlich versetzt nur mit einer Schraube montiert. Ich kann mir nur vorstellen, dass diese subtile Lösung erfolgte, da man so an beide Schrauben besser herankommt. Dumm ist nur, dass dann das oben aus der Sicke um den Motorraum das Wasser direkt in den Regler läuft und nicht über das extra dafür geformte Blechgehäuse abläuft. Diese Show hat mir also die LiMa gekillt. Die Batterie habe ich immer mal aufgeladen, daher hat das Ganze eine Zeit lang funktioniert. Letztlich hat aber die Batterie so unter der Tiefentladung beim Starten gelitten, dass die auch hin war. Den neuen Anlasser habe ich als Bonus dann abgeschrieben.
So langsam habe ich mir dann Gedanken über eine H-Zulassung gemacht. Also mit dem Schrauber meines Vertrauens und seinem Haus-und Hofprüfer gesprochen und die Notwendigkeiten und den Rahmen abgesteckt. Sah schon gar nicht so schlecht aus, er hätte sogar den Zweifarbenmix aus Saft- und Meergrün akzeptiert. Also einen Termin gefunden, der noch zwei Wochen in der Zukunft lag. Aus Zeitvertreib bis dahin wollte ich die leicht verzogene Motorhaube richten und ein wenig ausbeulen. Letztlich stellte sich heraus, dass die mal richtig einen von vorn bekommen hat und zu Großteilen aus Spachtel bestand. Diese musste ich jetzt bis zum Gutachtentermin wieder auf Vordermann bringen und auch lackieren. Es wurde dann überraschenderweise ein wundervolles Spätsommerwochenende angesagt, so dass ich auf die absurde Idee kam, die Haube statt in der alten Farbe in der neuen zu lackieren, Lack, Härter und Verdünner waren noch genug von der Pritsche über. Ob ich dann mit einer zweifarbigen Frontansicht noch Chance auf das „H“ hätte war mir aber nicht klar.
Einige werden jetzt schon ahnen, was passierte. Ich befreite das Häuschen von allen äußeren Anbauteilen schliff, flexte und schwitzte die Kabine von außen ab. Unerwartetes passierte erwartungsgemäß auch. Die Türbleche außen mussten unten ersetzt werden, glücklicherweise hatte ich mittlerweile genug Erfahrung im Trennen und Schweißen, dass es nur ein zeitliches, aber kein technologisches Problem darstellte. Letztlich konnte ich dann Samstag spät nachmittags Grundieren und über Nacht in der gut warmen Garage trocknen lassen. Der Vorteil war, dass der Mog obenrum nackig war und so durch das nur 2m hohe Garagentor passte. Am Sonntag also alles noch nassgeschliffen und für die Lackierung vorbereitet. Große Flächen habe ich noch nie gemacht aber schon gaaaaanz oft auf youtube gesehen. Letztlich habe ich dann vor dem Lackieren noch ein Gedeck Lütt un lütt (Bier und Korn) zu mir genommen, um die Hemmschwelle beim Anmischen zu überwinden.
Unter‘ Strich war ich zufrieden. Hätte ich eine Pkw-Lackierung erwartet, wäre ich enttäuscht gewesen. Für einen zünftigen Mog allerdings reicht es dicke aus. Es glänzt gut, hat aber hier und da ein wenig Zellulitis und wirklich nur einen einzigen Läufer, versprochen .
In der Folgewoche wurden nun wieder alle Accessoires außen montiert und noch ein wenig hier und da nachgeschwärzt, so dass plötzlich ein richtiges Schmuckstück vor mir stand. Kein Meilenstein, ein absoluter optischer Quantensprung. So hatte ich ein gutes Gefühl, zum Termin der Begutachtung zu fahren. Freitags noch schnell einen Tag Spontanurlaub genommen, den genauso spontan aufgetretenen Ausfall der Warnblinkanlage repariert (Ursache nach 1-stündiger Fehlersuche: Sicherung durch ))) … again what learned) und los ging's.
Auf der Fahrt dann festgestellt, dass die Betriebsbremse bei stärkerer Betätigung nach rechts zog, oh Schreck. Das Problem konnten wir aber bis Samstag Mittag beheben und uns so langsam bei einer Gerstenkaltschale auf die Abnahme vorbereiten. Gutachten war dann problemlos, obwohl der Innenraum noch im alten grün glanzlos schimmerte. Ein Wertgutachten habe ich jetzt noch nicht erstellen lassen, zwischendurch fielen aber Werte um die 50 k€.
Bei der Kontrolle des Ausdrucks wurde mir dann ganz warm, keine Mängel und Einstufung als „kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut“ nach §23StVZO. Einzig der Satz auf dem Deckblatt des Gutachtens schmiss mich aus der Bahn: Die Anforderungen zur Einstufung als Oldtimer sind NICHT erfüllt. Wie jetzt… ???. Ohje, sagte der Prüfingenieur, da hat mir die Software mal wieder ein Schnippchen geschlagen. Neuer Ausdruck und alles war gut.
Das war so der grobe Umriss über die letzten 9 Monate von der Befruchtung bis zur Wiedergeburt meines 406, bei dem ich jetzt in aller Ruhe weiter optimieren kann. Als erstes gilt es nun den großen Durst nach Öl abzustellen, ca. 1l auf hundert sind mir deutlich zu viel. Kraft hat er, Anspringen ist seit dem Wechsel aller Elemente der Leistungselektrik kein Problem nur das blaue und schwarze Räuchern wird‘ ich ihm jetzt abgewöhnen.
Eines stört mich noch gewaltig: Der Mog ist als Zugmaschine zugelassen, hat aber hinten ein Pizzablech zugeteilt bekommen, normales Käfermaß, dass oben an den Halter der Rückleuchte stößt und unten über die Schrauben des Spritzlappens ragt. Wer die Hamburger Zulassungsstellen kennt, weiß, dass dort aus meiner Sicht Menschen sitzen, die entweder ihren Job zu ernst nehmen oder von aktuellen Regelungen (Nachtrag StVZO von 2012 zur „Entbürokratisierung“ keine Ahnung haben).Die Zuteilung eines Traktorkennzeichens wird mir trotz vorheriger und beton höflicher Nachfrage verweigert werden. Ein Gutachten über den Platzmangel würde helfen aber so was ist in der Kürze der Zeit bis zum Termin am Mittwoch, den ich nach etwa 3 Wochen Warten auf den nächsten freien Termin erhielt nicht möglich. Also werde ich erst mal wieder ein nicht passendes, durch das Rücklicht teilverdecktes und über den unteren Rand des Kotflügels ragendes Kuchen blech drucken und stempeln lassen.
Hat jemand ein solches Gutachten mal anfertigen lassen, hat es geklappt?
Vielen Dank schon mal an das Forum, das mir in meiner bisher hier passiven Zeit mit geballtem Fachwissen und großer Erfahrung den Einstieg in dieses genial verrückte Hobby versüßt hat. Ohne so einfache und gute Ratgeber, z.B. den Umbau des Ölfilters und ähnliche Anleitungen, sowie Erfahrungsberichte und Problemlösungen wäre ich noch nicht wo weit. Ein kleiner Tip und zugleich eine Bitte: Wenn ein Problem zur Diskussion gestellt wird und Hilfestellung gegeben wird, bitte seid so nett und gebt bei Erfolg eine kleine Rückmeldung zur wirklichen Fehlerursache. Das hilft anderen oft sehr, den eigenen Fehler einzukreisen. Nix ist schlimmer als eine Fehlerbeschreibung und viele hilfreiche Kommentare zu lesen und dann kommt nur ein „Jo, jetzt klappts….“.
Nun aber erst mal gut mit der Vorstellung, ich werd‘ jetzt noch ein wenig über Kennzeichengrößen sinnieren, schmollen und mich am Anblick des Kleinen erfreuen;-).
ich möchte mich nach kurzen (und kurzweiligen) 9 Monaten Unimog 406 bei Euch vorstellen.
In meinem normalen, knapp 50 Jahre andauernden, Leben fahre ich einen 2005er Range Rover Sport als Daily Driver und einen 2007er Audi RS4 Cabrio zum Wochenendvergnügen. Von land- und forstwirtschaftlichen Geräten wusste ich nur, dass es sie gibt und diese zur Erntezeit die Straßen dreckig machen.
Nachdem ich im September letzten Jahres dann eher zufällig das Video eines 406 im Gelände angesehen habe und von diesen Eindrücken nicht mehr loskam wurde mir klar, dass ich mich schockverliebt habe. Von da an vergingen noch weitere 4 Monate in denen ich mich mit konkreten Kaufplänen beschäftigte. Kurzerhand alles an Büchern und Foren angesehen, was ich fand, darunter natürlich auch die Unimog-Community. Die Auswahl des Typs reduzierte sich schnell auf den 406 Cabrio mit gerader Frontscheibe. Klar, Geschmack kostet Geld, das erfuhr ich dann beim Preisvergleich der unterschiedlichen Baureihen und –muster. Die Auswahl war zu der Zeit ein wenig eingeschränkt, offensichtlich war ich nicht der einzige, der an den molligen Kaminabenden im Urlaub nach Weihnachten die Kleinanzeigen studierte. In der weiteren Nähe von Hamburg gab es einen Import aus Griechenland, der jedoch bei der Besichtigung nicht ansprang und an wirklich jedem Teil irgendeine kleine oder große Macke hatte. Nun wurde die Luft dünn, ein 76er Scheibenbremser ohne Preisvorstellung (was ich bei Verkaufsinseraten nicht wirklich schätze) war noch etwa 80 km entfernt. Na gut, angerufen und einen Tag später angesehen. Er machte aus meiner ambitionierten Laiensicht einen guten Eindruck, konkret wurde er vor etwa 20-25 Jahren „restauriert“, sprang gut an, lief gut, alle Gänge blieben drin, der Rahmen war annähernd korrosionsfrei und von unten weitestgehend trocken. Zu dem damaligen Zeitpunkt wurde er auch vom ursprünglichen meergrün auf saftgrün um-“lackiert“. Die Ausstattung war hervorragend, Front- und Heckraftheber, Zapfwelle v&h, Hydraulik v&h, großes Getriebe. Insgesamt also eine großzügige Agrarausstattung. Äußerlich hatte er an den typischen Bereichen an Kabine und Türen untenrum einen leichten Rostansatz, jedoch waren fast alle Teile bis auf die Haube dellen- und beulenfrei. Somit waren die grundsätzlichen Anforderungen erfüllt und es ging an die zähen Verhandlungen, letztlich passte es dann und ich schlug zu.
Ich wollte keinen überholten Mog, sondern einen, an dem ich mein Benzin, bzw. Diesel, im Blut ein wenig auf Temperatur bringen kann, also ein Projekt. Das sollte sich dann auch erfüllen, wie sich im Laufe der letzten, arbeitsintensiven Monate herausstellte. Natürlich waren einige – sorry für den Ausdruck – typische Bauernreparaturen erfolgt, bei denen sich mir die Haare kräuselten. Ich komme aus dem Sondermaschinenbau und die vorhandenen Reparaturen entsprachen so überhaupt gar nicht meinen Vorstellungen von fachgerechten Lösungen. Es folgte jetzt die Suche nach einer Struktur, in der ich die Restaurierung angehe. Frame-Off war mir zu dolle, da ich noch keine Halle / Scheune habe und er abgedeckt draußen stehen muss. Also Stück für Stück vorgehen. Im folgenden ein Zeitraffer der Arbeiten:
Als erstes kamen zum warm werden die zerfetzten, festgerotteten Sitze an die Reihe, fahrerseitig sogar ein Isri. Alles auseinandergenommen, in der heimischen Garage gestrahlt, lackiert, montiert und neu bezogen. Dass ich dabei eine Sitzheizung eingebaut habe, verschweige ich jetzt einfach . Werkzeugseitig bin ich ganz gut ausgestattet, eine Restaurations-Grundausstattung wie kleine Strahlkabine, Grundierpistole und solche Sachen wurden schnell angeschafft.
Die Steckfenster waren an den hinteren Dreiecken beidseitig durchgegammelt, das wurde schon zur ersten Feuerprobe in Sachen Karosseriebau (ich komme ursprünglich aus der Elektronik… AAAAhhhhhh ). Also Trennen, sich wundern, Bleche machen, sich wieder wundern, einschweißen, sich mittlerweile ärgern, alles verputzen und lackieren, kapitulieren, innere Hohlräume schützen, trotzdem weitermachen und letztendlich glücklich über gelungene Arbeit sein.
So ging es dann weiter mit unzähligen und zeitintensiven Kleinigkeiten wie Restaurieren des Verdeckgestells, das vom Vorbesitzer eher quick & dirty wieder zur Funktion getrimmt wurde, Ersetzen des Verdeckbezugs, Beheben einiger elektrischer Probleme, Überholen und Instandsetzen von Tacho und Kombiinstrument und vielem mehr.
Nun wurde die Pritsche beäugt mit dem Fazit, dass die seitlichen Profile des Rahmens eher durchsichtig als vorhanden waren. Dort waren nach Zerlegen der ganzen Schose unter der verrotteten Siebdruckplatte seitlich Holzleisten zur Unterstützung verschraubt, Holz hat aber bekanntermaßen die Eigenschaft, Feuchtigkeit zu speichern, was die Ursache für den Rost war. Der Topf für den Stempel war unter Betrachtung von Sicherheitsaspekten nicht mehr zu gebrauchen. Habe also einen zweiten gebrauchten Pritschenrahmen dazugekauft und aus zwei mach einen veranstaltet. Glücklicherweise haben sich die heilen Ecken und Passagen der beiden Rahmen gut ergänzt. Das ganze zum Strahlen und Lackieren gebracht und mit einer nagelneuen 21er Siebdruckplatte vervollständigt, damit war schon mal ein kleiner Meilenstein geschafft. Natürlich sollte er wieder in seiner ursprünglichen meergrünen Farbe erscheinen, was jetzt endlich sichtbar wurde – zumindest von hinten.
Die Technik an sich stellte sich – bis auf den sehr hohen Ölverbrauch – als recht gut heraus, dazu später. Somit konnte jetzt ein wenig in schöne Dinge investiert werden. Als erstes sollten die abgelaufenen 14.5er Kommunalreifen runterfliegen und durch 405er AS ersetzt werden. Aus Kosten-Nutzengründen fiel die Wahl auf Eurogrip, da ich den Mog nur zum Hobby und selten mal für den Wald brauchen werde. Weiter gefällt mir – abweichend vom Original – ein hochgelegter Auspuff sehr gut. War hier in Hamburg eine gute Entscheidung, die Leute sind es nur von Kreuzfahrtschiffen, nicht aber von Oldtimern gewohnt, dass da auch mal eine Wolke aus verbranntem Öl und Diesel aus dem Auspuff kommt. Wurde doch hier und da schon mal angepöbelt, einmalig sogar von einer jungen Dame überholt und ausgebremst. Sie wollte mir aber nur mitteilen, dass mein Fahrzeug brennen würde )).
Ein Spriegel zur Aufnahme einer Planenabdeckung für die Pritsche musste nun her, etwas Passendes gab es nicht fertig, also hab‘ ich mir selbst Gedanken gemacht. Eine Flachplane mit Spitzdach würde toll aussehen, darauf ein Verdeck abzulegen ist aber nicht ideal. Damit Wasser abfließen kann, habe ich also ein leichtes Gefälle nach hinten beschlossen, weiterhin eine Erhöhung des Gestells um 400mm so dass man auch drauf schlafen kann. Die hinteren, unteren Aufnahmen habe ich so gebaut, dass sie entweder in die seitlichen oder die hintere Bordwand gesteckt werden können. Damit habe ich die Wahl, welche der Wände zu Öffnen bleiben. Im Moment versuche ich gerade ein halbwegs akzeptables Angebot für eine Plan ähnlich dem originalen Verdeckstoff zu bekommen. Das wird wohl noch eine längere Geschichte. Entweder deutlich überteuert oder „so einen Stoff verarbeiten wir nicht“.
Das Verhalten beim Starten des Mogs verschlechterte sich nun zusehens. Es ging damit los, dass der Anlasser es bei warmem Motor kaum noch schaffte, diesen adäquat durchzudrehen, später auch bei kaltem. Nach einiger Fehlersuche nun den Anlasser erneuert, leider das gleiche Bild. Die Batterie war hinüber und hatte aus der überbrückenden Batterie so viel Strom gezogen, dass es zum Starten nicht reichte, also Fehldiagnose. Also neue Batterie rein, er sprang sofort an. Nun fiel mir auf, dass die Ladekontrolle nicht leuchtete. Lampe war durch. Das brachte mich auf die Idee, den Ladestrom, bzw. die Ladespannung zu überprüfen. Es stellte sich heraus, dass die Lichtmaschine nicht lud. Konnte sie auch nicht, da die Erregung über die Ladekontrolle wegen Defekts nicht passierte. Also neue Glühlampe eingesetzt, jetzt war die Lampe auch bei ausgeschalteter Zündung an. Was auf eine oder mehrere defekte Dioden hindeutet. Also Lichtmaschine raus und den externen Regler angesehen. Jetzt komme ich zum Thema Kollateralschaden durch „unsachgemäße“ Reparatur: Der Regler war wohl mal defekt und wurde vom Vorbesitzer getauscht, allerdings nicht in seiner originären Lage sondern kopfüber und seitlich versetzt nur mit einer Schraube montiert. Ich kann mir nur vorstellen, dass diese subtile Lösung erfolgte, da man so an beide Schrauben besser herankommt. Dumm ist nur, dass dann das oben aus der Sicke um den Motorraum das Wasser direkt in den Regler läuft und nicht über das extra dafür geformte Blechgehäuse abläuft. Diese Show hat mir also die LiMa gekillt. Die Batterie habe ich immer mal aufgeladen, daher hat das Ganze eine Zeit lang funktioniert. Letztlich hat aber die Batterie so unter der Tiefentladung beim Starten gelitten, dass die auch hin war. Den neuen Anlasser habe ich als Bonus dann abgeschrieben.
So langsam habe ich mir dann Gedanken über eine H-Zulassung gemacht. Also mit dem Schrauber meines Vertrauens und seinem Haus-und Hofprüfer gesprochen und die Notwendigkeiten und den Rahmen abgesteckt. Sah schon gar nicht so schlecht aus, er hätte sogar den Zweifarbenmix aus Saft- und Meergrün akzeptiert. Also einen Termin gefunden, der noch zwei Wochen in der Zukunft lag. Aus Zeitvertreib bis dahin wollte ich die leicht verzogene Motorhaube richten und ein wenig ausbeulen. Letztlich stellte sich heraus, dass die mal richtig einen von vorn bekommen hat und zu Großteilen aus Spachtel bestand. Diese musste ich jetzt bis zum Gutachtentermin wieder auf Vordermann bringen und auch lackieren. Es wurde dann überraschenderweise ein wundervolles Spätsommerwochenende angesagt, so dass ich auf die absurde Idee kam, die Haube statt in der alten Farbe in der neuen zu lackieren, Lack, Härter und Verdünner waren noch genug von der Pritsche über. Ob ich dann mit einer zweifarbigen Frontansicht noch Chance auf das „H“ hätte war mir aber nicht klar.
Einige werden jetzt schon ahnen, was passierte. Ich befreite das Häuschen von allen äußeren Anbauteilen schliff, flexte und schwitzte die Kabine von außen ab. Unerwartetes passierte erwartungsgemäß auch. Die Türbleche außen mussten unten ersetzt werden, glücklicherweise hatte ich mittlerweile genug Erfahrung im Trennen und Schweißen, dass es nur ein zeitliches, aber kein technologisches Problem darstellte. Letztlich konnte ich dann Samstag spät nachmittags Grundieren und über Nacht in der gut warmen Garage trocknen lassen. Der Vorteil war, dass der Mog obenrum nackig war und so durch das nur 2m hohe Garagentor passte. Am Sonntag also alles noch nassgeschliffen und für die Lackierung vorbereitet. Große Flächen habe ich noch nie gemacht aber schon gaaaaanz oft auf youtube gesehen. Letztlich habe ich dann vor dem Lackieren noch ein Gedeck Lütt un lütt (Bier und Korn) zu mir genommen, um die Hemmschwelle beim Anmischen zu überwinden.
Unter‘ Strich war ich zufrieden. Hätte ich eine Pkw-Lackierung erwartet, wäre ich enttäuscht gewesen. Für einen zünftigen Mog allerdings reicht es dicke aus. Es glänzt gut, hat aber hier und da ein wenig Zellulitis und wirklich nur einen einzigen Läufer, versprochen .
In der Folgewoche wurden nun wieder alle Accessoires außen montiert und noch ein wenig hier und da nachgeschwärzt, so dass plötzlich ein richtiges Schmuckstück vor mir stand. Kein Meilenstein, ein absoluter optischer Quantensprung. So hatte ich ein gutes Gefühl, zum Termin der Begutachtung zu fahren. Freitags noch schnell einen Tag Spontanurlaub genommen, den genauso spontan aufgetretenen Ausfall der Warnblinkanlage repariert (Ursache nach 1-stündiger Fehlersuche: Sicherung durch ))) … again what learned) und los ging's.
Auf der Fahrt dann festgestellt, dass die Betriebsbremse bei stärkerer Betätigung nach rechts zog, oh Schreck. Das Problem konnten wir aber bis Samstag Mittag beheben und uns so langsam bei einer Gerstenkaltschale auf die Abnahme vorbereiten. Gutachten war dann problemlos, obwohl der Innenraum noch im alten grün glanzlos schimmerte. Ein Wertgutachten habe ich jetzt noch nicht erstellen lassen, zwischendurch fielen aber Werte um die 50 k€.
Bei der Kontrolle des Ausdrucks wurde mir dann ganz warm, keine Mängel und Einstufung als „kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut“ nach §23StVZO. Einzig der Satz auf dem Deckblatt des Gutachtens schmiss mich aus der Bahn: Die Anforderungen zur Einstufung als Oldtimer sind NICHT erfüllt. Wie jetzt… ???. Ohje, sagte der Prüfingenieur, da hat mir die Software mal wieder ein Schnippchen geschlagen. Neuer Ausdruck und alles war gut.
Das war so der grobe Umriss über die letzten 9 Monate von der Befruchtung bis zur Wiedergeburt meines 406, bei dem ich jetzt in aller Ruhe weiter optimieren kann. Als erstes gilt es nun den großen Durst nach Öl abzustellen, ca. 1l auf hundert sind mir deutlich zu viel. Kraft hat er, Anspringen ist seit dem Wechsel aller Elemente der Leistungselektrik kein Problem nur das blaue und schwarze Räuchern wird‘ ich ihm jetzt abgewöhnen.
Eines stört mich noch gewaltig: Der Mog ist als Zugmaschine zugelassen, hat aber hinten ein Pizzablech zugeteilt bekommen, normales Käfermaß, dass oben an den Halter der Rückleuchte stößt und unten über die Schrauben des Spritzlappens ragt. Wer die Hamburger Zulassungsstellen kennt, weiß, dass dort aus meiner Sicht Menschen sitzen, die entweder ihren Job zu ernst nehmen oder von aktuellen Regelungen (Nachtrag StVZO von 2012 zur „Entbürokratisierung“ keine Ahnung haben).Die Zuteilung eines Traktorkennzeichens wird mir trotz vorheriger und beton höflicher Nachfrage verweigert werden. Ein Gutachten über den Platzmangel würde helfen aber so was ist in der Kürze der Zeit bis zum Termin am Mittwoch, den ich nach etwa 3 Wochen Warten auf den nächsten freien Termin erhielt nicht möglich. Also werde ich erst mal wieder ein nicht passendes, durch das Rücklicht teilverdecktes und über den unteren Rand des Kotflügels ragendes Kuchen blech drucken und stempeln lassen.
Hat jemand ein solches Gutachten mal anfertigen lassen, hat es geklappt?
Vielen Dank schon mal an das Forum, das mir in meiner bisher hier passiven Zeit mit geballtem Fachwissen und großer Erfahrung den Einstieg in dieses genial verrückte Hobby versüßt hat. Ohne so einfache und gute Ratgeber, z.B. den Umbau des Ölfilters und ähnliche Anleitungen, sowie Erfahrungsberichte und Problemlösungen wäre ich noch nicht wo weit. Ein kleiner Tip und zugleich eine Bitte: Wenn ein Problem zur Diskussion gestellt wird und Hilfestellung gegeben wird, bitte seid so nett und gebt bei Erfolg eine kleine Rückmeldung zur wirklichen Fehlerursache. Das hilft anderen oft sehr, den eigenen Fehler einzukreisen. Nix ist schlimmer als eine Fehlerbeschreibung und viele hilfreiche Kommentare zu lesen und dann kommt nur ein „Jo, jetzt klappts….“.
Nun aber erst mal gut mit der Vorstellung, ich werd‘ jetzt noch ein wenig über Kennzeichengrößen sinnieren, schmollen und mich am Anblick des Kleinen erfreuen;-).
Zuletzt geändert von pedl am 30.09.2019, 22:38, insgesamt 3-mal geändert.
Gruß, Pedl
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Unimog 406.120, BJ'76, Agrar, meergrün
Range Rover Sport BJ 2005
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