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#293477
... oder doch nur wildgewordene Fahrer?

Moin moin,

in den letzten Wochen überschlagen sich ja die Meldungen von "durchgehenden" Toyotas, fast so wie wir es von dem ursprünglichen Fortbewegungsmittel der Bevölkerung des Landes, in dem die Toyotas verrückt spielen, kennen - den Pferden.

Aber mal der Reihe nach:
James Sikes hat seinen Prius II, wie medienwirksam dokumentiert wurde, nur durch Mithilfe von 3 Streifenwagen und einem Hubschrauber zum Stehen bringen können. Bremsen haben versagt, Gaspedal lies sich nicht aus der Vollgasstellung zurückziehen, den Wählhebel auf Neutral (Prius hat eine stufenlose Automatik, die nur Vorwärts, Rückwärts und Neutral kennt) zu stellen hat er sich trotz Aufforderung der Polizei via Megaphon nicht getraut :lol:

Der gute James S. hat allerdings nicht gewußt, dass der Prius im ECU(Electronic Control System) eine Art Datenrekorder wie den Flightrecorder bei Flugzeugen hat, der seine Aktivitäten zum Ausbremsen des Prius aufgezeichnet hat. Die Ingeneure staunten beim Auslesen der Daten nicht schlecht, als sie 250 hintereinander folgende Vollgas- und Vollbremsungsmanöver entdeckten. James Sikes hatte also versucht, die Bremsen zu ruinieren, was ihm allerdings nicht gelungen ist, denn trotz erheblicher Abnutzung haben die Bremsen bei der Nachuntersuchung noch einwandfrei funktioniert.

Darüber hinaus wusste James Sikes offenbar nicht, dass die Problematik der klemmenden Bremspedale beim Prius nicht auftreten kann, weil der klemmende Typ im Prius gar nicht verbaut wird. Diese Phänomen des klemmenden Pedals tritt genau bei einem Pedaltyp auf, der in div. Toyotamodellen und von Peugeot und Citroen verbaut wird. 85% dieser Pedale werden von Nippon Denso(Japan) und 15% von CTS(USA) geliefert und nur bei den Pedalen von CTS kommt es aufgrund mangelnder Fertigungsqualität zu Klemmern.
Vielleicht zu James Sikes noch ein Hinweis, den jeder für sich selbst interpretieren möge. Der gute Mann ist kürzlich mit seiner Immobilienfirma pleite gegangen und hat nun 800.000 US$ Schulden am Hacken. Wie schnell US-Anwälte mit Schadensersatzklagen in Millionenehöhe sind, ist uns ja bekannt.

Übrigens kann man jedes Auto mit intakter Bremsanlage gegen die Motorkraft durch einen beherzten Tritt auf die Bremse zum Stehen bringen - dazu ist allerdings erforderlich, dass man richtig auf die Bremse latscht und den Fuß auch bis zum Stillstand drauf läßt.

Beim Prius z.B. bewirkt das Treten des Bremspedals (leichtes Antippen reicht) selbst bei Vollgasstellung das Auskuppeln der Automatik und die Deaktivierung des Gaspedals. Die Motordrehzahl fällt sofort auf Leerlaufdrehzahl ab. Alternativ kann das Getriebe auf Neutral gestellt werden (Hebel befindet sich 5cm rechts neben dem Lenkrad am Armaturenbrett), auch hier fällt sofort die Drehzahl auf Leerlauf ab. Ich habe beides selbst bei Tempo > 100km/h probiert und es funktioniert.

Aber dann gab es ja noch die Geschichte mit den Fußmatten, die bei einigen Lexux zum Verklemmen des Gaspedals geführt haben - wie sich herausstellt, handelt es sich bei den betroffenen Fahrzeugen ausschliesslich um Lexus aus dem Fuhrpark eines Autovermieters, der die originalen Fußmatten aus den Autos entfernt und durch dicke Gummimatten, die nicht für diese Lexus vorgesehen waren, ersetzt hat - schliesslich will man ja beim Verkauf der Autos schöne neue originale Fußmatten mitliefern. Es hat deswegen Reklamationen von Mietern beim Vermieter gegeben (aktenkundig). Der Vermieter hat es allerdings nicht für nötig erachtet, dem Problem nachzugehen.

Achja und heute kommt noch eine Meldung, dass erstmalig auch ein Prius ausserhalb der USA, nämlich in Norwegen "durchgegangen" ist und bei einer Gescchwindigkeit von über 170km/h nur durch beherztes Anlegen an die Leitplanke gestoppt werden konnte. Die nächsten Tage werden zeigen, ob nicht doch der Leitplankenkontakt vor dem "klemmenden" Pedal gewesen ist.
Naja, beim New Yorker Prius, der angeblich unvermittelt beschleunigt hatte und in eine Hauswand einschlug, ist mittlerweile ziemlich gesichtert, dass die Fahrerin Gas- und Bremspedal verwechselt hat - kommt ja auch hier und in anderen Ländern und mit anderen Marken vor. Mir sind in D einige Fälle mit Mercedes, BMW, VW ... bekannt, in denen die Autos an Garagenwänden oder in Schaufenstern strandeten, ohne dass die Hersteller gleich vor den Kadi gezerrt wurden.

So, das musste mal raus

Gruß Ulli
#293499
Moing Ulli,

die Grundaussage die Du damit wohl abgeben willst, lautete wohl daß die Hauptursache für solche Ausfälle ca. einen halben Meter hinter und oberhalb des Lenkrades liegt. Und das aus diversen Gründen. Da geb ich dir zu fast 100% Recht. Den Gag mit dem "bei Vollgas blockierten Gaspedal" gabs nebenbei vor ein paar Jahren schon mal in Frankreich bei einem Renault. Der "arme Fahrer mußte" den Tank leerfahren. Dank der schönen alles-überwachenden Elektronik konnte ihm nachher allerdings etwas andres nachgewiesen werden...
Nur wie immer - die Regenbogenpresse hatte ihre Story und wenn von denen lange genug Lügengeschichten erzählt werden, dann glauben's die Leute.
Eine - evtl die einzige - Möglichkeit einen Motor (in einem auch nur ein bisschen gewarteten Auto) unhaltbar durchgehen zu lassen gibts beim Diesel - fast egal wie alt (Hauptsache mit Blow-By), sogar ohne Elektronik!...
In dem Falle wäre allerdings der größte Fehler auszukuppeln, im Gegenteil: großen Gang rein und Motor über die Bremse abwürgen. Wer meint ne Automatik-Kiste fahren zu müssen is eben selber Schuld und hat in dem Fall die A-Karte! Zumindest wird er live erleben wie ein Motor platzt. :twisted:
Solche echt durchgehende Motoren sind allerdings seltener als die immer wieder auftretenden Fälle, in denen die Leute es nicht schaffen, zwei Pedale richtig zu bedienen - Gas- und Bremspedal in AT-Gurken. Selbst Prominente sind davor nicht gefeit:
http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Greger
http://www.flensburg-online.de/blog/200 ... sburg.html
seltsam - wenn man nen Krampf kriegt streckt man den Fuß voll aus???

Die Fälle treten jedes Jahr allein im Bereich unserer Zeitung öfters auf - hochgerechnet würde das bedeuten, das gerade im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Technik längst verboten werden müsste! (natürlich vorher mit irrsinnig hohen Schadensersatzklagen)

Insgesamt lässt sich das mal wieder ganz einfach zusammenfassen:
http://www.zitate-online.de/sprueche/wi ... ersum.html
:wink:

mfG
Axel
#293656
Moin Arndt,

manche Toyotas haben einen Zündschlüssel, die moderneren z.B. der Prius nicht. Der Prius hat ein sogen. Smartkey-System, d.h. man trägt dne Sender am Körper, es gibt kein Zündschloss o.ä. Ein- und ausgeschaltet wird das Fahrzeug per "Startknopf", ist bei Toyota allerdings mit "Power" beschriftet.

Zu den Zündschlüsselversionen: hier haben die Fahrer offenbar grundsätzlich die Angst, dass sie dabei die Lenkradsperre aktivieren - in Panik durchaus nachvollziehbar. Wobei allerdings alle Toyota-Modelle seit den 1980er Jahren eine Sperre im Schloss haben, die entweder per Druckknopf (ältere Modelle) oder durch Eindrücken des Schlüssels überwunden werden muss, bevor die Sperre einrastet.

Zu den Startknopfversionen: natürlich kann man jederzeit während der Fahrt das gesamte System durch Drücken des Knopfes stilllegen, hat dann allerdings keine Lenkhilfe und keinen BKV mehr zur Verfügung. Die Lenkradsperre wird nur bei Stillstand des Fahrzeugs aktiviert.

Aber alle diese Funktionen braucht man bei einem klemmenden Gaspedal nicht, es reicht ein kräftiger Tritt auf die Bremse. Kein PKW-Motor kommt gegen die Fußbremse an - und beim Prius schon gar nicht, weil mit Betätigung der Bremse der Motor unabhängig von der Gaspedalstellung auf Leerlaufdrehzahl abfällt oder je nach Batterieladezustand ganz ausgeht und das Getriebe entkoppelt wird.

Zu dem norwegischen Fall - siehe oben - gibt es ein Untersuchungsergebnis: nicht befestigte Gummifußmatten aus dem Zubehör haben das Gaspedal blockiert. Jetzt kann man den Fall natürlich weiterspinnen. Wenn die Matte schon soweit nach vorne gerutscht ist, dass sie sich unter dem Bremspedal gefaltet hat, kann es schon sein, dass für die erfolgreiche Bremsung nicht mehr genügend Hebelweg zur Verfügung stand (aber das ist reine Spekulation meinerseits).

Ich hatte übrigens in den 1970er Jahren bei meinen Escords (Hundeknochen) häufiger Probleme mit rutschenden Original-Fußmatten - hat mich auch mal einen Reifen mit Felge an einem Bordstein gekostet - darauf, Ford deswegen zu verklagen, wäre ich allerdings nie gekommen.

Gruß Ulli
#293715
@ulli

Hundeknochen, das waren noch autos. habe sie damals in der lehre noch reparieren dürfen. heute sind sie ausgestorben, zusammen mit capri1.
ich denke, daß die klageflut etwas mit dem immer weiter fallenden lebensstandart zu tun hat. da hätte sich früher keiner wegen beschwert.
übrigens, das mit der zündschlosssperre fiel mir beim lesen wieder ein. mein damaliger celica TA21 hatte das auch eingebaut.

Arndt
#293738
zum Thema "durchgehende Prius" gibt es ein schönes VIDEO auf youtube.

Für unsere nicht englisch sprechenden Unimog-Fahrer:

Sie ruft ihm zu, er solle doch bremsen. Er antwortet sinngemäß, dafür sei jetzt keine Zeit, sie solle lieber die Polizei anrufen :lol: :lol:

Ist nicht wirklich ein Spot von Ford, sondern von irgendeiner amerikanischen "Jokes-Show" (Beifall am Ende des Spots).

Gruß Ulli
#293754
Servus Ulli,

wenn ich dir bei all deinen Ausführungen recht geben kann, so möchte ich doch auf...
ulli hat geschrieben:...
Übrigens kann man jedes Auto mit intakter Bremsanlage gegen die Motorkraft durch einen beherzten Tritt auf die Bremse zum Stehen bringen - dazu ist allerdings erforderlich, dass man richtig auf die Bremse latscht und den Fuß auch bis zum Stillstand drauf läßt....
...antworten, dass das für aktuelle Autos sicher in den meisten Fällen zutrifft, aber wenn du dir überlegst, wo der Unterdruck für den Bremskraftverstärker herkommt (oder in Zeiten drosslklappenfreier Motoren herkam), dann stimmt das bei alten Fahrzeugen nicht immer: denn bei Vollgasstellung, also voll geöffneten Drosselklappen entsteht nicht der nötige Unterdruck, der für den BKV angezapft wird und wenn auch ein Speicher vorhanden ist, wirst du mangels Erfahrung mit dieser Situation nicht beim ersten Mal voll in die Eisen steigen und die Karre bis zum Stillstand abwürgen, sondern ein zwei Versuche brauchen - und dann ist der "Unterdruckvorrat" weg und du bremst ohne Verstärker.
Und wenn du das bei einer Wandlerautomatik und einem Motor mit etwas Power versuchst, dann brauchst du schon mal die richtige Sitzposition ;-) und etwas Dampf in den Schenkeln! Da gibt es sicher Fahrer, die das vermutlich nicht mehr stemmen...
Ich hatte da Anfang der 90er mal eine Erfahrung mit einem Audi 200 quattro (220 PS) und defektem Tempomat... ich verzichte gerne darauf, das zu wiederholen ;-)

MfG Maatsch
#293756
Moin Michael,

das ist deine Interpretation :lol:

Nicht das Alter, eher die Fahrausbildung ist das Kriterium.
Wie kommst du in den USA zum Führerschein?

- ein paar Verkehrsregeln und -zeichen lernen - werden im Rahmen einer theoretischen Prüfung abgefragt.

- ein paar Runden auf einem Verkehrübungsplatz oder in Begleitung eines Führerscheininhabers im öffentlichen Straßenverkehr (das können Eltern, Freunde etc. sein, Hauptsache, der Beifahrer hat bereits eine Drivers Licence) und eine Fahrprüfung.

Der Besuch einer Driving School und eine Mindeststundenzahl Theorie und Praxis ist in den meisten Bundesstaaten nicht erforderlich.

Vermittlung von Kenntnissen im Bereich Fahrzeugtechnik, Fahrphysik und -dynamik : absolutely nothing

Ich kann mir sehr gut vorstellen, was in solchen Situationen in deren Köpfen vorgeht:
ich habe den Fuß vom Gas genommen, das Auto muss doch langsamer werden.
Statt nun auf die Bremse zu treten, wird das Handy aus der Tasche gefingert und 911 angerufen.
Auf die Idee, dass ein beherzter Tritt auf die Bremse jedes Fahrzeug zum Stehen bringt, kommen sie einfach nicht, und schon gar nicht auf die Idee, den Wählhebel auf "N" zu stellen - alle bekannten Unfälle sind mit Automatik-Fahrzeugen passiert.

Bitte nicht so verstehen, dass ich allen US-Amerikanern die Fahrkompetenz abspreche, aber es ist schon eigenartig, dass alle tötlichen Unfälle in den USA passiert sind. Der Anteil der in der USA laufenden Toyotas liegt verglichen mit der Gesamtproduktion im einstelligen Prozentbereich. Warum treten diese Defekte bei den restlichen über 90% der Toyotas weltweit nicht auf?

nichts ist unmööööglich :lol:

Gruß Ulli
#293758
maatsch hat geschrieben:...denn bei Vollgasstellung, also voll geöffneten Drosselklappen entsteht nicht der nötige Unterdruck, der für den BKV angezapft wird...
Moin Maatsch,

ist beim Prius irrelevant, da der wegen des sich während der Fahrt zeitweise abschaltenden Verbrennungsotors gar keinen Unterdruck-BKV hat, sondern einen elektrischen.

Gruß Ulli
#293759
Hallo Ulli,
ulli hat geschrieben:... gar keinen Unterdruck-BKV hat, sondern einen elektrischen.
ist mir klar, daher auch der Hinweis auf aktuelle Modelle ohne Drosselklappen.
Aber bist du dir sicher, dass er nicht auch mit Unterdruck arbeitet und den nur mit einer elektrischen Pumpe erzeugt? War zumindest lange Zeit bei Dieselfahrzeugen so, weil dann die Standardbremsenbauteile aus den Benzinern verbaut werden konnten.

MfG Maatsch
#293762
Moin Maatsch,

um meine Aussage zu präzisieren, der Prius hat gar keinen BKV, das Bremssystem arbeitet elektro-hydraulisch, d.h. eine elektrisch angetriebene Hydraulikpumpe befüllt einen Druckbehälter und mit dem Bremspedal gebe ich über Ventile die Leitungen zu den RBZ frei.

Funktioniert also so ähnlich wie Druckluftbremsen bei LKWs mit Trittplattenbremsventil, nur halt mit Flüssigkeit statt Luft.

Gruß Ulli
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