Ich also in den folgenden Tagen den Motor wieder zerlegt gereinigt usw. Ich konnte am Kurbeltrieb keine augenscheinlichen Schäden feststellen. Also mit den Teilen erstmal zum Motorenbauer
Pleuel wurden auf Winkligkeit geprüft, ich habs mit meinen eigenen Augen gesehen, alle Winklig und auch der Bohrungsabstand von Pleuelzapfen zu Kolbenbolzen war nicht nennenswert unterschiedlich (Tausendstel Bereich). Ergo hier hat sich schonmal nichts gestaucht oder verbogen.
Kurbelwelle, zunächst eingespannt auf Schlag geprüft, absolut nichts drin (Zapfen sind auch noch neuwertig nach den wenigen Betriebsstunden die der Motor bei mir gemacht hat) dann eine Rissprüfung gemacht, wo ich ehrlicherweise bammel hatte, aber auch da nichts vorzufinden.
Dann zu den gammligen Zylindern, was mich nach der kurzen Zeit wirklich gewundert hatte, wir mussten geschlagene 4/100 raushohnen an Zylinder 1 und 4 um eine saubere Oberfläche zu erhalten. 2 und 3 habe ich dann aufs gleiche Maß gehohnt. Mir schmeckte es überhaupt nicht das Laufspiel so stark zu vergrößern. Aber ich wollte auf keinen Fall neu Bohren usw usw, Jedes Zehntel in so einem Zylinder ist wertvoll.
Nun sollten die Teile noch gewaschen werden und dann sollte ich die Teile in den nächsten Tagen wieder abholen.
Jetzt beginnt das eigentliche Drama, bis zu diesem Punkt war ich noch guter Dinge den Motor bei Zeiten wieder zusammen zu bekommen um Fahren zu können.
Ich holte die Teile ab und merkte erst daheim das etwas mit den Lagerschalen die bei den Motorteilen dabei waren nicht stimmte.
Ich wieder zum Motorenbauer, Bilder vorher nachher gezeigt, Ok Schuld eingesehen, Erste Schicht fast vollständig rausgewaschen plus Beschädigung in Lagerschale. Gut, alles Klar die kaufen neue bald gehts weiter. Pustekuchen, Rufen die mich an, Lagerschalen werden nicht mehr hergestellt haben jetzt den letzten Satz Pleuellagerschalen aus den USA von King Bearing bekommen aber Hauptlagerschalen wären nicht mehr zu kriegen. Okay dachte ich mir dann zapfst du mal deine Kontakte an, Hauptlagerschalen 1. Untermaß sollten doch zu bekommen sein.
Ich kann euch sagen ich habe in einem Monat noch nie soviel telefoniert und Mails geschrieben, Gott und die Welt in Bewegung gesetzt nichts. Die Einschlägigen Teilehändler die immernoch Annoncen schalten für Produkte die sie gar nicht haben hatten nichts. Ich habe gefühlt bei allen Motorenbauern Deutschlands guten Tag gesagt, nichts.
King Bearing Stellungnahme im September 2021 ließ offen ob für den OM 636 überhaupt nochmal produziert werden würde. Ich sah echt tief schwarz, jahrelang durch gute Teileversorgung verwöhnt hatte sich niemand etwas auf Lager gelegt und plötzlich fällt die Quelle weg und alles bricht zusammen. Kann nicht wahr sein dachte ich mir.
Weiter gedacht was tun, einen laufenden Motor kaufen und Rudis orginal Herz gut verpackt zur Seite legen und hoffen das es doch noch irgendwann Teile geben würde.
Daraus entstand dann dieses hier beschriebene Folgedrama:
om-636-schadensbegrenzung-t102162.html
In diesen Motor baute ich dann die Pleuellager ein die eigentlich für Rudi bestimmt waren weil diese nun wirklich unbrauchbar waren und das war für mich wirklich der Tiefpunkt. Dieses letzte bisschen Hoffnung für diesen "Rudi-Motor" in einen anderen Motor einzubauen das war für mich irgendwo fast innerlich der Stoß von der Klippe für diesen Motor. Ich lasse mich nur sehr schwer ausbremsen aber da war es nun soweit.
Bis dieser vermeintlich gute Ersatzmotor dann gegen Ende Februar 2022 fertig wurde war mir irgendwie klar. Eigentlich soll in diesen 411 kein anderer Motor eingebaut werden als der der nunmal ab Werk dort seinen Platz hatte. Also Ersatzmotor verkauft - Rudi stand immernoch. Ich hatte während der gesamten Zeit eigentlich ein ganz anderes Projekt an den Hacken und auf das fokussierte ich mich dann erstmal.
Im März erreichte ich dann doch noch einen Motorenbauer in Pocking der Hauptlagerschalen für mich besaß, diese kaufte ich sofort.
Doch irgendwie war ich mit dem Rudi Motor gedanklich noch nicht fertig, zum Einen behagte es mir überhaupt nicht diesen "notdürftig zurechtgeflickten" Motor wieder an den Start zu lassen ( Wegen dem beschriebenen Laufspiel) und andererseits wurmte es mich das Rudi immer für alles herhalten musste und immer nur Version 1.0 von irgendwas bekam, siehe Ölfilter usw. Bei Rudi sammelte ich die Erfahrung um es bei anderen besser zu machen. Jetzt wollte ich das Beste für Rudi.
Welche Kritikpunkte hatte ich am OM 636
- schlechter Guss des Motorblocks - deshalb hoher Zylinderverschleiß (War soweit meine Auffassung)
- Konstruktion des 1. Nockenwellenlagers mehr als dürftig und daraus resultiert sehr häufig ein niedriger Öldruck
- hoher Aufbau von Axialspiel an einem Ritzel der Ölpumpe durch fehlende geeignete Anlauffläche
- Undichtigkeit der Kurbelwelle im Steuerdeckel
- Wasserteiler aus dünnstem Blech sind nach kürzester Zeit bis zur Funktionslosigkeit verrostet
Für die Undichtigkeit der Kurbelwelle im Steuerdeckel hatte ich schon im September eine Lösung gefunden, die leider auch nicht 100%ig war und am vermeintlichen Ersatzmotor nochmal verbessert wurde, aber die Lösung war in Ordnung und sollte funktionieren.
Bei dem Steuerdeckel hatte ich mittels CNC Fräsmaschine den Bohrungsmittelpunkt ausgemittelt und dann per Ausspindelwerkzeug den Durchmesser, der zur Abdichtung dienen sollte, soweit ausgespindelt das ich eine Rotgussbuchse mit ausreichender Wandstärke einsetzten konnte. Diese wurde eingeschrumpft und verklebt(ob der Kleber überhaupt eine Wirkung hat bzw von Nöten gewesen ist lassen wir jetzt mal dahin gestellt sein).
Um eine geeignete Übermaßpassung zu ermitteln sollte man an alles Denken, wieviel Größer wird die Bohrung im Steuerdeckel bei Betriebstemperatur, wie stark dehnt sich die Rotgussbuchse aus, reicht die Vorspannung und welches Spiel möchte ich nachher zur Riemenscheibe haben. Das alles sind Einflussgrößen die berücksichtigt werden sollte um nachher keinen Schaden zu produzieren. Diese Rotgussbuchse sollte dann als Oberfläche zum Rückfördergewinde dienen, da sie sehr gute Gleiteigenschaften besitzt und extrem verschleißfest ist. Bei dem Ersatzmotor ließ ich dann zur Kurbelwelle hin einen Bund stehen damit die Buchse nicht in den Motor wandern konnte, in meinen Augen die bessere Lösung, im Bereich des Bundes im Steuerdeckel ist auf der Riemenscheibe auch kein Rückfördergewinde mehr.
Die Geschichte der durchgerosteten Wasserteiler hatte ich im Kopf schnell gelöst, es sollten Drehteile aus Edelstahl werden.
Mittlerweile war es Mai geworden und ich schielte schon in Richtung UVC Sommertreffen in Meinbrexen.
Die Geschichte mit der Ölpumpe ließ mich nicht los und umso näher ich einer Lösung kam desto mehr wusste ich da bin ich mit meinen Maschinen am Ende. Also nahm ich Kontakt mit einem bayrischen Motorenbauer im Allgäu auf der immer schon mit echten Projekten und fast unlösbaren Aufträgen auf sich aufmerksam machte. Er willigte ein. Mitte Juli sollte es dann soweit sein das ich das bearbeitete Gehäuse der Ölpumpe in den Händen halten sollte.
Die Konstruktion des Nockenwellenlagers ließ mich nicht los, sie beschäftigte mich Monate und ich bin sicher es gibt hier Leute die sofort sagen, dass ist doch klar wies gemacht wird. Es war Mitte Mai bis es mich auf dem Heimweg von der Arbeit aufem Fahrrad wie ein Blitz traff, die Idee war geboren. Am selbigen Abend fing ich an Maße aufzunehmen und zu simulieren um die Machbarkeit sicher zustellen.
Wo ich vorher immer an die Veränderung des Nockenwellenlagers in sich dachte, ohne den Block zur Bearbeitung in Betracht zu ziehen war es jetzt dieser Denkansatz am Block zu beginnen der mich weiter brachte.
Hier mal die Erläuterung welches Problem ich an diesem Lager sehe und an zig Motoren auch schon festgestellt hatte.