- 29.08.2008, 12:26
#207001
Zum Geburtstag hat mir meine Frau einen Gutschein für ein Unimog-Geländefahrseminar geschenkt. Wahrscheinlich dachte sie es wäre sinnvoll, nachdem ich das Fahrzeug bei der ersten Ausfahrt ins Gelände beinahe im Wald versenkt hatte. Oder wollte Kati einfach nur ein entspanntes Wochenende ohne mich daheim verbringen? Wer weiß?
Aber egal, ein Riesenspaß wird das werden – dachte ich zumindest. Mitsch, mein zweiter Unimog-Mechaniker, kommt als Beifahrer mit. Wir schlafen im Doppelzimmer, da wegen einer Motocross-Veranstaltung in Sinsheim keine Einzelzimmer mehr frei sind. Aber das stört uns natürlich nicht sonderlich. Kati warnt ihn vor, dass ich angeblich schnarche, Mitsch lässt das zum Glück relativ kalt. Zumindest hat er sich mir gegenüber nichts anmerken lassen. Wir wollen um 16.00 h losfahren – das sollte reichen. Für die Strecke von ca. 210 km werden wir mit dem Unimog meiner Rechnung nach drei bis dreieinhalb Stunden brauchen. Wir wollen nicht auf die Autobahn, da wir laut Tacho nicht schneller als 79 km/h mit Rückenwind und bergab schaffen. Die letzten beiden Wochenenden haben wir uns bzw. das Unimog darauf vorbereitet, den Frontlader und den Dreipunkt demontiert, einen neuen Auspuff (Edelstahl!), neue Stoßstange und die neu bezogenen Sitze montiert. Er sieht jetzt richtig gut aus – perfekt für eine kleine Tour.
Freitag, 22.08.08
14.30 h Ich beginne zu packen. Das Wetter ist gut, die Sonne scheint. Heute Abend soll es Gewitter geben und leicht regnen. Für Samstag sind wieder ein paar Gewitter gemeldet, am Sonntag soll es trocken bleiben. Na hoffentlich, wir sind zwar im Auto unterwegs und nicht aus Zucker, aber bei schönem Wetter macht so was auch mehr Spaß. Ich mache mir mehr Gedanken was ich zum Essen und zum Trinken einpacke als über den Rest. Wanderhose, drei T-Shirts, einen Fleecepulli und die Regenjacke. Natürlich packe ich noch die Laufsachen ein. Vielleicht kann ich ja früh nicht schlafen, dann kann ich die Zeit wenigstens sinnvoll nutzen. Ich fahre noch mal tanken, um zu prüfen, ob alles in Ordnung ist am Fahrzeug. Das hat Mitsch zwar die letzten beiden Tage schon gemacht aber sicher ist sicher.
16.00 h Alles startklar, nur Mitsch fehlt noch. Er hatte ursprünglich Bedenken, dass wir zu spät losfahren und jetzt kommt er auch noch zu spät. Hoffentlich hat er es nicht vergessen? Ich packe sicherheitshalber noch drei Bier mehr ein, man weiß ja nie. Wir sind also gut ausgerüstet mit Äpfeln, Milchschnitte, Balisto, zwei Dosen Wurst, ein Glas Gurken, Brötchen, neun Flaschen Bier, Bionade, zwei Dosen Red Bull, Jägermeister und Wasser. Das sollte eigentlich reichen.
16.10 h Abfahrt in Weisendorf in Richtung Neustadt/Aisch zur B470. Wir wollen bis Rothenburg o. d. T. auf der B470 fahren und dann ab Bad Mergentheim weiter auf die B292 bis nach Sinsheim. Kilometerstand: 117.935
17.00 h Wir kommen gut voran, und ich brauche sogar die Sonnenbrille. Langsam trübt es sich allerdings etwas ein. Unser Navi sagt uns, dass wir bei Tachoanzeige 79 km/h immerhin 88 km/h fahren. Ich bin ziemlich erleichtert, denn wer will schon ein Verkehrshindernis sein…
17.50 h Bei Bad Mergentheim verfahren wir uns. Die Sonne scheint auch nicht mehr. Plötzlich sind wir auf der B19 (trotz Navi!). Wie konnte das passieren!? Wir quälen uns einen Berg hoch. Der Motor zieht plötzlich nicht mehr. Es fühlt sich an, als wäre der Turbolader verreckt. Mit 30 km/h bergauf ziehen wir eine lange Schlange hinter uns her. Oben entdecken wir einen Parkplatz bei einem Wildpark. Wir fahren raus und wollen prüfen, was los ist. Natürlich fängt es an zu regnen, grad wenn man aussteigt. Die Schläuche sind alle in Ordnung und es sieht auch nicht so aus, als wäre am Turbolader was defekt. Aus Trotz machen wir Brotzeit. Vielleicht hilft eine Pause auch dem Unimog wieder auf die Sprünge.
18.25 h Wir fahren weiter. Von dem plötzlichen Leistungsabfall ist nichts mehr zu spüren. Uns tat die Pause auch ganz gut. Wir fahren zurück nach Bad Mergentheim und finden wieder auf den rechten Weg. Es geht auf der B292 kurvig weiter, die romantische Straße eben. Wir überholen einen Pkw mit Nürnberger Kennzeichen. Der hat scheinbar ewig Zeit…
19.00 h Bei Boxberg ist eine Umleitung. Das kostet wieder Zeit, ist landschaftlich aber sehr reizvoll. Die Sonne scheint nach dem kurzen Schauer von vorhin auch wieder. Nach fünf Minuten sind wir wieder auf der B292 Richtung Mosbach unterwegs. Es geht nach dem Geschlängel von vorhin wieder gut voran.
19.10 h Plötzlich hören wir ein dumpfes Plopp und ein lautes Zischen. Unser rechtes Vorderrad verliert schlagartig die Luft und damit die Lust zu laufen. Mitsch fährt bei einer kleinen Abzweigung gleich rechts ran . Wir stehen mitten im Wald auf der B292 zwischen Bad Mergentheim und Mosbach auf der Höhe Hirschlanden (diesen Ort werde ich heute noch zig Mal nennen müssen). Wir inspizieren den Reifen, finden aber nichts. Wo zum Teufel ist das Loch? Wir fahren vor und zurück, können aber nichts erkennen. Was nun? In Bad Mergentheim sind wir an einem großen Mercedes Autohaus vorbeigefahren. Ich meine, auch Lkws gesehen zu haben. Ich rufe bei der Auskunft an und lasse mich verbinden. Natürlich geht um diese Zeit keiner mehr ran, aber auf dem AB wird eine Lkw-Notruf-Nummer angesagt. Dort rufe ich gleich an. Der Mann am anderen Ende scheint recht überrascht zu sein und fragt mich erstmal, woher wir diese Nr. haben. Unser Problem interessiert ihn nicht. Er will wissen, ob wir Kunden sind und warum wir nicht in unserer Werkstatt anrufen. Ich erkläre ihm alles. Von wegen wo Erlangen ist und die Sache mit dem AB. Er muss erst mit seiner Chefin klären, was zu tun ist. Nach 10 Minuten ruft er zurück und gibt uns die Nr. vom Vergölst Reifenservice, der wohl eine gute Notfall-Versorgung gewährleistet. Er meldet sich in einer viertel Stunde wieder, ob alles geklappt hat. Ich telefoniere also mit dem 24 h-Service von Vergölst. Die Dame ist sehr nett, kann aber Bad Mergentheim auf der Karte angeblich nicht finden. Aber Igersheim hat sie gefunden, was wesentlich kleiner ist aber direkt daneben!? Auch gut, ich versuche ihr zu erklären, wo wir stehen (Hirschlanden) und gebe ihr sämtliche Daten durch. Da wir keine UTA- oder Euroshell-Karte haben, braucht sie von unserem Heimatautohaus eine Garantie zur Übernahme der Kosten. Tolles Land, meine vier Kreditkarten helfen mir da auch nicht weiter. Sie gibt mir eine Vorgangsnummer und ich soll die Freigabe vom Autohaus per Fax schicken lassen, dann wird uns geholfen. Allerdings hat sie mir die Fax-Nr. nicht gegeben, ich rufe also erneut an. Natürlich komme ich bei einer Kollegin raus und fange quasi wieder von vorne an (wir stehen immer noch bei Hirschlanden und eine UTA-Karte haben wir nicht). Ich habe dann auch endlich eine Fax-Nr. bekommen.
19.45 h Beim Autohaus Pickel in Erlangen erreiche ich natürlich keinen mehr. Also rufe bei unserem Verkäufer auf dem Handy an und schildere ihm mein Problem. Er sagt mir Hilfe zu. Allerdings kann er nichts mehr aus dem Büro schicken, aber er organisiert das über die Mercedes Notfall-Hotline 0800-7777777. Nach 10 Minuten ruft doch tatsächlich jemand aus Maastricht an und will natürlich noch mal alle Daten von mir. So langsam kann ich das selber nicht mehr hören "wie, wann, wo genau, Fahrgestell-Nr., Reifenformat, ob wir eine UTA- oder Euroshell-Karte haben…". Als er alles aufgenommen hat, will er die Info an Vergölst weiterleiten, die werden mir helfen. Ich erkläre ihm, dass wir dort bereits eine Vorgangs-Nr. haben und die eigentlich nur auf die Zahlungsgarantie von Mercedes warten. Er notiert sich die Vorgangs-Nr. und verspricht uns, sich darum zu kümmern.
20.30 h Vergölst ruft an und sagt uns endlich Hilfe zu. Sie fragen noch mal, ob wir eine UTA-Karte haben. Nein, wir haben immer noch keine! Aber ich könnte ihm vier Kreditkarten bieten und eine Kostenübernahmegarantie von Mercedes. Er zweifelt an, dass wir soviel (ca. 1.500 EUR nach seiner Auskunft) mit der Kreditkarte bezahlen können (drei Mastercards mit 10, 15 und 25 TEUR Deckungssumme und eine Visa mit 10 TEUR). Ich versuche eine Aufklärung, lasse es aber nach kurzer Zeit – es hat einfach keinen Sinn! Ich brauche unbedingt eine UTA-Karte!
Wir sitzen im Auto und fassen es nicht, dass man uns nach zig Telefonaten und fast eineinhalb Stunden endlich helfen will. Zum Glück sind wir nicht auf einer Tour durch die Wüste in Marokko sondern nur im Taubertal. Wahrscheinlich hätte es dort aber auch nicht länger gedauert. So langsam wird es dunkel.
21.00 h Ein Vergölst-Mitarbeiter ruft an, er hat im Moment leider keinen passenden Reifen und weiß noch nicht, wie er uns helfen kann. Er versucht es weiter und wird den Suchradius um unseren Standort auf 70 bis 100 km erhöhen (Luftlinie). Ich sage ihm, dass ich auch vier andere Reifen nehmen würde, falls das aktuelle Profil nicht auffindbar ist. Ich gebe ihm die möglichen Reifendimensionen durch. Er meint, es wäre wohl einfacher einen Reifen zu finden als vier von den anderen. Mit diesen hatte er in den letzten 16 Jahren nicht zu tun. Na das hört sich doch mal vielversprechend an.
21.05 h Ich schreibe Kati eine SMS mit der Bitte beim Hotel anzurufen, dass wir später kommen. Ich muss mein Telefon frei halten für etwaige Rückrufe. Prompt ruft der Mitarbeiter vom Autohaus in Bad Mergentheim an und fragt nach dem Stand der Dinge. Ich berichte ihm die wenig erfolgversprechenden Versuche – er hat aber auch keine Idee. Er erzählt mir, dass sie an einem der drei Standorte ein Unimog haben und wenn alle Stricke reißen, kann er mir evtl. davon einen Reifen leihweise geben. Ich soll mich wieder melden, wenn ich nicht weiterkomme.
21.23 h Vergölst ruft an, kann uns aber immer noch nicht helfen. Er hat den Suchradius mittlerweile auf 120 bis 150 km Luftlinie erhöht und mit vielen kooperierenden Reifenhändlern gesprochen. In unserer Dimension ist kein Reifen vorhanden. Er probiert es noch mal aber es sieht schlecht aus. Er meint, wir sollten es evtl. morgen früh mal versuchen bei einem Händler in der Nähe oder bei einem Landmaschinen-Händler. Oder wir sollen in eine Kneipe gehen und nach einem Landwirt fragen, der uns vielleicht einen Reifen leihen kann. Ich erkläre ihm, dass wir mitten im Wald stehen, auf einer Bundesstraße und wir uns mindestens drei km vom nächsten Ort entfernt befinden. Ich fühle mich wie im Nirvana – irgendwo im Taubertal zwischen Bad Mergentheim (25 km) und Mosbach (38 km) auf der Höhe Hirschlanden. Und mitten zwischen verschiedenen Nothilfediensten, die keine Ahnung haben, wie sie uns helfen können. Es fahren kaum Autos vorbei und die wenigen halten es nicht für nötig mal zu fragen, außer einem Twingofahrer. Aber auch er kann uns nicht helfen.
21.34 h Ich rufe noch mal beim 24 h-Lkw-Service vom Autohaus Bad Mergentheim an und frage ihn, ob er nicht einen Landwirt oder Landmaschinenmechaniker kennt, der uns vielleicht helfen kann. Er spricht noch mal mit seinem Meister und meldet sich wider bei uns.
21.53 h Mercedes Taubertal ruft an. Er kommt jetzt vorbei und montiert den Reifen ab, dann fährt er damit zu einem Reifenhändler und schaut dort mal im Lager, vielleicht finden sie was Passendes. Er will noch mal genau wissen wo wir stehen, als hätte ich das heute nicht schon oft genug erklären müssen. Ich soll wieder beim Mercedes Notruf anrufen und ihm einen Auftrag zukommen lassen. Zum Glück habe ich mir die Daten vom Autohaus um kurz nach sieben per SMS aufs Handy schicken lassen. Also probiere ich die Notruf-Nr., bekomme aber keine Verbindung. Mitsch probiert es mit seinem Handy, es klappt auch nicht.
21.55 h Vergölst gibt auf, im Radius von 200 km ist kein Reifen zu bekommen. Wir sollen noch mal beim Mercedes Notruf anrufen, vielleicht haben die ja eine Niederlassung in der Nähe und was Passendes auf einem Fahrzeug montiert, dann könnten wir und den Reifen ja ausleihen. Der ist echt lustig, erst sollen wir beim Bauern oder in einer Wirtschaft fragen, dann beim Mercedes Notruf. Der meint wohl wir sind total bescheuert, das haben wir doch schon längst gemacht.
22.02 h Mercedes Notruf funktioniert immer noch nicht. Ich rufe die Nr. aus Maastricht zurück, der Technik sei dank, ist die noch auf meinem Handy gespeichert. Die Nr. funktioniert, allerdings ist der Mann am anderen Ende leicht irritiert – kümmert sich aber gleich um mein Anliegen. Ich gebe ihm die notwendigen Daten durch. Ein Auftrag an das Autohaus Mittleres Taubertal wird per Fax erteilt – die sind aber nur bis 17.00 h erreichbar, teilt er mir mit! Ich gebe ihm die Lkw Notfall-Nr., die er anrufen wird.
22.15 h Jetzt machen wir noch mal Brotzeit. Die feste Nahrung geht langsam zur Neige. Wir müssen – wenn es noch länger dauert – auf Flüssignahrung (Bier und Jägermeister) umsteigen.
22.26 h Ich rufe im Hotel in Sinsheim an und teile mit, dass wir später kommen werden. Die Zeit ist noch unbestimmt. Die Frau (vermutlich die Chefin) ist sehr nett und um Mitleid bemüht. Sie sichert uns zu, dass ihr Mann aufbleibt, bis wir kommen.
22.31 h Mitsch macht einen kleinen Spaziergang, damit er keine Thrombose bekommt. Ich steige auch mal aus – und entdecke die ersten Spinnweben am Unimog. Wir sollten langsam hier weg…
22.35 h Hilfe naht! Tolles Timing übrigens – bin grad pinkeln... Der Mensch ist doch ganz nett, obwohl er am Telefon anfangs recht patzig war.
22.47 h Der Wagenheber ist zu klein. Er holt einen Zweiten aus dem Auto und zusätzliche Unterleghölzer.
22.58 h Das Rad ist ab, Mitsch fährt mit zum Reifenhändler und hilft beim Suchen. Ich bleibe beim Mog – bewachen. Ich soll nicht soviel rumwackeln, die Wagenheberkonstruktion ist etwas instabil. Es dauert scheinbar länger heute, so beschließe ich, mir ein Red Bull zu gönnen. Das habe ich aus unerfindlichen Gründen eingepackt. Sollte ich eine Vorahnung gehabt haben? Ich nehme mir vor, künftig besser auf solche Signale aus dem Unterbewusstsein zu reagieren.
23.05 h Ich beschließe, eine Liste zu schreiben, was ich sofort umsetzen werde, sollten wir jemals wieder heim kommen:
• 6 Stück neue Reifen – nie wieder fahre ich ohne Ersatzrad los!
• Cupholder einbauen – man kann hier nirgends ein Bier oder eine Dose Red Bull abstellen
• Arbeitshandschuhe
• Arbeitsleuchte
• neues Radio – wir hatten echt miserablen Empfang – mit iPod-Anschluss
• komplettes Werkzeug mit Wagenheber und Klötzen, Radkreuz, Nüssen und Klappspaten
• Decke für kalte Tage – Pannen passieren ja nicht immer im August
• Ersatzkanister – wer weiß, ob man noch zur Tankstelle kommt nach einer Panne
• UTA-Karte beantragen!
Das hört sich jetzt vielleicht an als würde ich paranoid werden, aber so eine Kur wie heute reinigt! Das muss man nicht öfter haben.
23.10 h Denke so vor mich hin, sitze in einem gelben Unimog mitten im Taubertal zwischen Bad Mergentheim und Mosbach auf Höhe Hirschlanden und schreibe Erlebnisse einer Reifenpanne auf. Was mache ich hier eigentlich!? Ich brauche einen Plan B, immerhin ist morgen früh um neun Uhr das Geländefahrseminar und ich will da hin! Oder meine Frau will das – auch egal. Falls alle Stricke reißen, rufe ich morgen früh um halb sieben bei Heinz (unserem ersten Unimog-Mechaniker) an, er soll dann Reifen bei unserem Reifenhändler besorgen und sie herbringen! Toller Plan B, finde ich. Es ist auch keiner da, der mir widerspricht oder gar bessere Ideen hat. Außerdem ist es verdammt dunkel, fällt mir so auf. Ist heute Mondfinsternis? Hier ist es auf jeden Fall so finster wie in einem Bärenarsch.
23.11 h Es regnet wieder. Ich erinnere mich daran, dass ich bei der Abfahrt noch die Sonnenbrille aufhatte. Irgendwie läuft jetzt alles schief, sogar der Himmel ist scheinbar gegen diese Reise. Ich lese weiter in dem Buch, aus dem ich Mitsch vorgelesen habe – wie passend der Titel doch ist „Die Welt ist nicht immer Freitag“. Das habe ich von unserem Controller zum Geburtstag bekommen. So langsam ergeben die Puzzleteile ein Bild. War etwa alles vorherzusehen? Warum habe ich das Buch eingepackt? Intuition? Auf das Handelsblatt habe ich keine Lust mehr – frustriert mich nur!
23.53 h Endlich ruft Mitsch an und vermeldet Erfolg. Sie haben einen geeigneten gebrauchten Reifen gefunden. Sie machen sich auf den Rückweg. Ich rufe gleich im Hotel an, das wir frühestens um 2.00 h da sind. Der Wirt wartet auf uns, hat er mir versichert und lässt uns noch rein. Ich werde morgen früh auf jeden Fall Proviant auffüllen, wer weiß was noch passiert.
Samstag, 23.08.08
0.18 h Eigentlich müssten sie gleich kommen, es fängt nämlich wieder an zu regnen. Ich gehe eine rauchen. Seit der Fußball-EM liegen die Zigaretten meines Bruders im Handschuhfach. Wie praktisch, ist schon die zweite heute. Die erste hatte ich bei dem vermeintlichen Turbodefekt geraucht. Frage mich, als ich so draußen rumspaziere, wie lange die Batterie so was wohl mitmacht mit dem Warngeblinke und ständig die Innenbeleuchtung an – sonst könnte ich ja nicht lesen. Traue mich aber nicht, den Motor testhalber zu starten, ich soll ja nicht soviel rumwackeln. Ich merke langsam, dass es sinnvoller gewesen wäre, einen Ersatzreifen zu kaufen als eine Kettensäge. Ich dachte eine Kettensäge wäre nötig, falls man einen Baum aus dem Weg schaffen muss. Wer rechnet schon damit, auf der Straße einen Platten zu haben…
0.35 h Sie sind endlich mit dem fast neuen Reifen da. Selten hab ich mich so gefreut. Es fängt an, richtig heftig zu regnen – ideal zur Montage eben. Wir müssen nur noch unterschreiben und weiter geht’s.
0.58 h Es schüttet wolkenbruchartig, und wir sind auf dem Weg vom Notdienstfahrzeug bis zum Unimog quasi pitschnass. Wir können aber endlich weiterfahren.
2.13 h Am Hotel angekommen, wirkt die Ortschaft wie ausgestorben. Wir klingeln wie vereinbart an der Hintertür und der freundliche Wirt öffnet uns nach wenigen Minuten. Er sieht aus, als wäre er vor dem Fernseher eingeschlafen. Er bietet uns noch was zum trinken an aber wir lehnen eher aus Höflichkeit ab. Er bringt uns nur noch kurz aufs Zimmer und verschwindet dann.
2.26 h Endlich ein Roppelt-Bier – Prost! Wir können unser heutiges Unglück noch gar nicht fassen. Hoffentlich wird's morgen besser.
2.50 h Gute Nacht.
7.00 h Der Wecker klingelt erbarmungslos. Ich quäle mich aus dem Bett. War doch etwas zu kurz diese Nacht.
7.30 h Wir frühstücken und sind die letzten im ganzen Hotel! Alle anderen sind schon weg zum Motocross-Rennen. Die Chefin ist sehr nett und versucht, aus dem restlichen Buffet das Beste zu machen. Wir wollen wissen wo Asbach ist, sie erklärt uns den Weg: Wir müssen zurück Richtung Mosbach, ca. 20 km.
8.05 h Abfahrt Richtung Trainingsgelände. Wir tanken noch kurz in Sinsheim und Fragen an der Tankstelle noch mal nach dem Weg. 58 Liter passen rein – der Mog war ganz schön durstig gestern Abend.
8.55 h In Asbach angekommen finden wir das Gelände natürlich nicht. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Kein Mensch ist auf der Straße, als wir plötzlich einen Spaziergänger mit Hund sehen. Wir fragen und er erklärt uns den Weg zur Schottergrube. Außer uns ist keiner da aber es sieht auf jeden Fall nach Off-Road-Trainingsgelände aus. Wir beschließen, zu warten. Ich versuche beim Veranstalter im Büro anzurufen, es geht natürlich keiner ran.
9.13 h Kati ruft an und fragt wo wir uns rumtreiben. Der Veranstalter hat sie angerufen (und aus dem Bett geschmissen), weil wir noch fehlen. Sie erwarten uns im Hotel – nur in welchem? Sie gibt mir seine Handy-Nr. durch. Ich rufe an, es geht nur die Mailbox ran. Scheinbar ist das Hotel im Funkloch. Na prima, das geht ja schon wieder gut los heute.
9.18 h Ich rufe noch mal bei Kati an. Sie schaut auf die Homepage, wo die Adresse vom Hotel zu finden ist, allerdings keine Telefon-Nr.. Die erfrage ich bei der Auskunft. Ich lasse mich mit dem Trainer verbinden. Volker fragt, wo wir bleiben. Ich erkläre ihm, wo wir sind und erfahre, dass wir uns im Hotel treffen zur Theorie. Also los, auf nach Neckarbischofsheim zum Schloßhotel.
9.47 h Wir sind im Hotel und werden zum Schulungsraum gebracht. Ein zweites sehr üppiges Frühstück. Volker und die anderen Kursteilnehmer erwarten uns bereits. Eigentlich hätten wir zur Anmeldebestätigung noch Unterlagen zur Anfahrt und Treffpunkt erhalten sollen. Tja, hat wohl nicht geklappt. Ein weiterer Teilnehmer hat diese Unterlagen zwar bekommen aber irgendwie falsch interpretiert und war beim Büro in Sinsheim, es stand nämlich nichts davon drauf dass der Treffpunkt das Hotel ist.
10.00 h Das Seminar geht mit einer Vorstellungsrunde los. Alle sind wir Anfänger, Mitsch und ich die einzigen mit einem Unimog. Timo und Manuela sind mit ihrem Jeep Grand Cherokee da, Ralph und seine Tochter Nina mit einer Mercedes M-Klasse.
Theorie:
Wir lernen Grundlegendes zum Aufbau eines Geländefahrzeugs und wo die Unterschiede zu einem normalen Pkw sind (Rahmen, Getriebe, Sperren, Federn, Reifen, Winkel, Wattiefe). Volker macht das sehr anschaulich. Wir hätten das aber meiner Meinung nach auch am Fahrzeug direkt machen können. Dazu erklärt er sehr anschaulich, wie man schwierige Passagen überwindet, z. B. was bei einer Wasserdurchfahrt neben der Wattiefe zu beachten ist.
12.30 h Mittagessen im Hotel
13.30 h Theorie und Essen sind nun erledigt, wir fahren zum Trainingsgelände, wo wir heute früh schon mal standen. Zur Einstimmung müssen wir vorwärts und rückwärts durch Pylonen fahren. Anschließend fahren wir ins leichte Gelände, noch ohne Wasser und Matsch. Volker begutachtet den neuen Reifen und meint, der wäre richtig gut geeignet und empfiehlt uns dieses Profil. Wir sollen auch mal nach Mitas schauen, das ist die günstige Linie von Continental. Die alten Schlepperreifen sind nur bedingt für Gelände und Straße geeignet, werden zu schnell warm und fahren sich deutlich ab.
Das Wichtigste beim Geländefahren ist, das Gelände richtig zu lesen – insbesondere für die Pkws. Für den Mog ist das heute alles kein Problem, das Meiste schaffen wir mit Heckantrieb. Nur bergab sollte man den Allrad einschalten, sonst wir er unruhig und kann ausbrechen. Volker fährt mit mir dann noch ein paar Unimog-Strecken, die ich dann alleine üben darf. Die letzte Lektion für heute ist die Schrägfahrt.
18.45 h Fertig für heute. Mitsch, Mog und ich fahren zurück nach Sinsheim. Eigentlich wollten wir unterwegs noch kurz tanken aber leider waren die zwei Tankstellen auf dem Weg schon geschlossen. Nein, es ist nicht Heilig Abend und wir sind nicht im Zonenrandgebiet.
Wir kaufen in Sinsheim noch schnell Proviant beim Supermarkt ein, der bis 22 Uhr geöffnet hat. Versteh das einer, die Tankstellen machen früh zu und der Supermarkt hat bis nachts geöffnet!?
19.30 h Aus Langeweile gehen wir zum Elektronikmarkt nebenan und kaufen schon heute ein neues Radio mit iPod-Anschluss und CD-Spieler – modernste Technik für das Auto, mit Fernbedienung, dazu noch zwei CDs im Sonderangebot.
19.55 h Wir suchen noch eine Tankstelle und finden nach einem weiteren Fehlschlag endlich eine, die noch geöffnet hat. 23 Liter passen rein. Vor der Ankunft im Hotel wollen wir vorher noch kurz zur Burg hoch – wenigstens ein bisschen Kultur heute. Da soll auch das Motocross-Rennen sein. Vielleicht ist ja noch was los.
20.10 h Bei der Burg angekommen, ist die Siegerehrung vom Classic-Trail schon fast rum. Lauter alte Maschinen bieten uns einen tollen Anblick. Wir nehmen uns ein Roppelt aus der Kühlbox und laufen um die Burg.
20.45 h Zurück im Hotel geht’s schnell unter die Dusche und dann zum Essen ins Hotel-Restaurant. Eigentlich eine ganz nett gemachte Weinstube – wir sitzen in einem riesigen Weinfass. Wir bestellen Bier für Mitsch und Wein für mich und die gemischte Platte vom heißen Stein mit Brat- und Folienkartoffeln. Alles sehr lecker, nur der Haus-Riesling vom Steinberg ist nicht das Wahre. Wir bestellen uns einen Grauburgunder, der sehr süffig ist. Die Chefin gibt uns zum Abschluss noch einen Tresterschnaps aus.
24.00 h Müde und zufrieden fallen wir ins Bett, nach einem Gute Nacht-Jägermeister.
Sonntag, 24.08.08
6.32 h Wache ich auf – wo bin ich? Ich stelle fest, dass ich noch eine halbe Stunde schlafen könnte und versuche da weiterzumachen, wo ich aufgehört habe zu träumen.
7.00 h Grad wieder eingeschlafen, reißt mich der Wecker wieder raus. Da ist das Aufstehen besonders leicht. Ich fühle mich, als hätte ich einen Teppich gefrühstückt – muss unbedingt duschen und Zähne putzen.
7.40 h Wir sitzen beim Frühstück, dieses Mal sind wir die Zweiten – nur die italienischen Motocross-Fahrer waren noch früher dran. Die Chefin geht um 8.00 h zum Bäcker. Als sie mit frischen Brötchen zurück ist, müssen wir schon los.
8.30 h Ich fühle mich, als hätte ich noch 1,5 Promille, das kann aber auch an der Müdigkeit liegen. Irgendwie ist mir etwas schummrig. Um neun Uhr sind wir neben Volker die ersten am Trainingsgelände, wie gestern. Volker hat uns Brezen mitgebracht.
9.20 h Endlich legen wir wieder los mit Schrägfahren. Unser Mog kann viel, aber wesentlich mehr als die 30 bis 35° traue ich ihm ehrlich gesagt nicht zu. Oder ich traue mir das nicht zu, wie auch immer. Als Nächstes geht es durchs Wasser – für unser Auto eher eine Pfütze. Bei der Ausfahrt brauche ich aber trotzdem die Sperren. Okay, ich hätte mich auch hochwühlen können, aber das zerstört nur die Strecke. Ich fahre wieder meine Unimog-Strecke, macht mehr Spaß als ständig im Kreis durch die Pfütze. Jeep und ML haben damit aber schon ordentlich zu tun. Vor der Mittagspause fahren wir noch einen steilen Hügel hoch und üben das Anhalten und Rückwärtsfahren. Ich käme wohl auch ganz hoch, aber das ist nicht Teil der Übung.
12.00 h Mittagspause.
14.00 h Frisch und gestärkt sind wir zurück beim Trainingsgelände. Der Steilhang wartet auf uns. Erst geht es hoch und dann den noch steileren Berg auch wieder runter. Hoch ist eigentlich kein Problem, nur der eine Baum hat meiner neuen Auspuffklappe schwer zugesetzt. Ich fahre jetzt gut getarnt mit Ast am Auspuff rum. Auch der Jeep und der ML kommen gut hoch. Die Passage runter kann ich als Einziger fahren, die Spur ist zu ausgewaschen für die Pkws. Ich fahre langsam mit dem Trainer an die Kante. Ehrlich gesagt habe ich schon irgendwie Angst davor aber jetzt wo wir schon mal da stehen, müssen wir wohl auch runter. Ich erinnere mich an den Spruch "Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter". Ich hoffe, gut anzukommen oder zumindest auf die Beifahrerseite zu fallen. Die Kühlbox habe ich vorsichtshalber angeschnallt und auch meinen Gurt ziehe ich noch mal schnell an. Ich soll den dritten Gang, Allrad und Sperren einlegen, das Lenkrad gerade halten und nicht Gas geben. Ich halte mich an alles und schon poltern wir los. Unten angekommen fällt eine Last von mir ab, und zum Vertiefen wiederholen wir das Ganze. Jetzt kommt es mir noch schlimmer vor. Ich lenke, da ich meine, nicht richtig in der Spur zu fahren. Natürlich nützt das gar nix, es poltert nur noch mehr. Als wir wieder hochfahren, merke ich, wie feucht meine Hände sind. Manfred, unser heutiger Trainer, fragt wer von den anderen mal mitfahren möchte aber nicht einmal Mitsch möchte sich das antun. Als ich wieder eine rauche erzählt er mir, dass die Hinterachse einen halben Meter vom Boden abgehoben hat und der Unimog in der Fahrrinne richtig hin- und hergeschaukelt wurde. Jetzt muss ich noch eine rauchen, so schlimm hat es sich doch gar nicht angefühlt wie Mitsch das schildert.
14.45 h Auf zur Schlammdurchfahrt, wo wieder alle „mitspielen“ dürfen. Wir begutachten den Streckenverlauf und lernen, dass man zügig und ohne Halten durch Schlamm fahren soll – ansonsten bleibt man leicht stecken. Die Pkws müssen die Spur ändern, für den Mog heißt es einfach mitten durch.
15.15 h Es geht richtig zur Sache. Wir fahren eine richtig lange Strecke, die alles bereits Gelernte vereint. An zwei Stellen brauche ich sogar die Sperren. Beim Mog hebt trotz der enormen Verschränkung je vorne und hinten ein Rad ab. Es haut uns ganz schön rum in dem Bock. Nach drei Runden lasse ich Mitsch ans Steuer. Anschließend fahren wir die Strecke noch mal anders rum und es fühlt sich an wie eine ganz neue Strecke.
17.30 h Abschlussbesprechung. Gemeinsam werden die letzten beiden Tage rekapituliert und die einzelnen Situationen noch mal besprochen.
18.15 h Wir machen uns auf den Heimweg. Dieses Mal wollen wir Autobahn fahren, da wir am Sonntag ja erst ab 22 Uhr die anderen Lkws ausbremsen. Bis Würzburg Kist läuft es gut auf der A81, dann wieder plötzlicher Leistungsabfall, wie beim Hinweg. Doch der Turbolader? Wir quälen uns mit 35 km/h den Berg hoch und beschließen, die nächste Ausfahrt rauszufahren. Beim letzten Mal half ja auch eine kleine Pause. Wir machen Brotzeit!
19.50 h Wir probieren es wieder und der Mog läuft wieder als wäre nix gewesen. Es wurmt uns, dass wir nicht verstehen, wo das Problem ist. Heute finden wir wohl keine Lösung mehr dafür. Bei Geiselwind fahre ich raus auf einen Parkplatz, der gleiche Fehler. Langsam kommen auch die ersten Lkws wieder auf die Autobahn und wir werden zum Verkehrshindernis. Wir verlassen die A3 bei Höchstadt Ost und fahren die restlichen 12 km übers Land. Eine letzte (Zwangs-)Pause machen wir in Höchstadt.
21.30 h Endlich sind wir daheim. Wir räumen alles auf und parken den Mog.
22.00 h Das Erlebniswochenende ist vorbei und gelernt haben wir richtig viel. Mein Vater hat mir schon vor Wochen gesagt, ich soll neue Reifen kaufen. Die wichtigste Erkenntnis lautet also: Hör auf die Alten!
Montag, 25.08.08
Wir besprechen die Probleme der Reise mit Heinz. Er glaubt, der plötzliche Leistungsabfall liegt an einem verstopften Treibstofffilter. Wir bauen ihn aus und er sieht tatsächlich ziemlich zu aus. Bei konstanter Volllast saugt er sich mit Schwebeteilchen so zu, dass er nicht mehr genug Sprit durch lässt. Der wird gleich ausgetauscht. Und um Reifen kümmere ich mich auch gleich…
Aber egal, ein Riesenspaß wird das werden – dachte ich zumindest. Mitsch, mein zweiter Unimog-Mechaniker, kommt als Beifahrer mit. Wir schlafen im Doppelzimmer, da wegen einer Motocross-Veranstaltung in Sinsheim keine Einzelzimmer mehr frei sind. Aber das stört uns natürlich nicht sonderlich. Kati warnt ihn vor, dass ich angeblich schnarche, Mitsch lässt das zum Glück relativ kalt. Zumindest hat er sich mir gegenüber nichts anmerken lassen. Wir wollen um 16.00 h losfahren – das sollte reichen. Für die Strecke von ca. 210 km werden wir mit dem Unimog meiner Rechnung nach drei bis dreieinhalb Stunden brauchen. Wir wollen nicht auf die Autobahn, da wir laut Tacho nicht schneller als 79 km/h mit Rückenwind und bergab schaffen. Die letzten beiden Wochenenden haben wir uns bzw. das Unimog darauf vorbereitet, den Frontlader und den Dreipunkt demontiert, einen neuen Auspuff (Edelstahl!), neue Stoßstange und die neu bezogenen Sitze montiert. Er sieht jetzt richtig gut aus – perfekt für eine kleine Tour.
Freitag, 22.08.08
14.30 h Ich beginne zu packen. Das Wetter ist gut, die Sonne scheint. Heute Abend soll es Gewitter geben und leicht regnen. Für Samstag sind wieder ein paar Gewitter gemeldet, am Sonntag soll es trocken bleiben. Na hoffentlich, wir sind zwar im Auto unterwegs und nicht aus Zucker, aber bei schönem Wetter macht so was auch mehr Spaß. Ich mache mir mehr Gedanken was ich zum Essen und zum Trinken einpacke als über den Rest. Wanderhose, drei T-Shirts, einen Fleecepulli und die Regenjacke. Natürlich packe ich noch die Laufsachen ein. Vielleicht kann ich ja früh nicht schlafen, dann kann ich die Zeit wenigstens sinnvoll nutzen. Ich fahre noch mal tanken, um zu prüfen, ob alles in Ordnung ist am Fahrzeug. Das hat Mitsch zwar die letzten beiden Tage schon gemacht aber sicher ist sicher.
16.00 h Alles startklar, nur Mitsch fehlt noch. Er hatte ursprünglich Bedenken, dass wir zu spät losfahren und jetzt kommt er auch noch zu spät. Hoffentlich hat er es nicht vergessen? Ich packe sicherheitshalber noch drei Bier mehr ein, man weiß ja nie. Wir sind also gut ausgerüstet mit Äpfeln, Milchschnitte, Balisto, zwei Dosen Wurst, ein Glas Gurken, Brötchen, neun Flaschen Bier, Bionade, zwei Dosen Red Bull, Jägermeister und Wasser. Das sollte eigentlich reichen.
16.10 h Abfahrt in Weisendorf in Richtung Neustadt/Aisch zur B470. Wir wollen bis Rothenburg o. d. T. auf der B470 fahren und dann ab Bad Mergentheim weiter auf die B292 bis nach Sinsheim. Kilometerstand: 117.935
17.00 h Wir kommen gut voran, und ich brauche sogar die Sonnenbrille. Langsam trübt es sich allerdings etwas ein. Unser Navi sagt uns, dass wir bei Tachoanzeige 79 km/h immerhin 88 km/h fahren. Ich bin ziemlich erleichtert, denn wer will schon ein Verkehrshindernis sein…
17.50 h Bei Bad Mergentheim verfahren wir uns. Die Sonne scheint auch nicht mehr. Plötzlich sind wir auf der B19 (trotz Navi!). Wie konnte das passieren!? Wir quälen uns einen Berg hoch. Der Motor zieht plötzlich nicht mehr. Es fühlt sich an, als wäre der Turbolader verreckt. Mit 30 km/h bergauf ziehen wir eine lange Schlange hinter uns her. Oben entdecken wir einen Parkplatz bei einem Wildpark. Wir fahren raus und wollen prüfen, was los ist. Natürlich fängt es an zu regnen, grad wenn man aussteigt. Die Schläuche sind alle in Ordnung und es sieht auch nicht so aus, als wäre am Turbolader was defekt. Aus Trotz machen wir Brotzeit. Vielleicht hilft eine Pause auch dem Unimog wieder auf die Sprünge.
18.25 h Wir fahren weiter. Von dem plötzlichen Leistungsabfall ist nichts mehr zu spüren. Uns tat die Pause auch ganz gut. Wir fahren zurück nach Bad Mergentheim und finden wieder auf den rechten Weg. Es geht auf der B292 kurvig weiter, die romantische Straße eben. Wir überholen einen Pkw mit Nürnberger Kennzeichen. Der hat scheinbar ewig Zeit…
19.00 h Bei Boxberg ist eine Umleitung. Das kostet wieder Zeit, ist landschaftlich aber sehr reizvoll. Die Sonne scheint nach dem kurzen Schauer von vorhin auch wieder. Nach fünf Minuten sind wir wieder auf der B292 Richtung Mosbach unterwegs. Es geht nach dem Geschlängel von vorhin wieder gut voran.
19.10 h Plötzlich hören wir ein dumpfes Plopp und ein lautes Zischen. Unser rechtes Vorderrad verliert schlagartig die Luft und damit die Lust zu laufen. Mitsch fährt bei einer kleinen Abzweigung gleich rechts ran . Wir stehen mitten im Wald auf der B292 zwischen Bad Mergentheim und Mosbach auf der Höhe Hirschlanden (diesen Ort werde ich heute noch zig Mal nennen müssen). Wir inspizieren den Reifen, finden aber nichts. Wo zum Teufel ist das Loch? Wir fahren vor und zurück, können aber nichts erkennen. Was nun? In Bad Mergentheim sind wir an einem großen Mercedes Autohaus vorbeigefahren. Ich meine, auch Lkws gesehen zu haben. Ich rufe bei der Auskunft an und lasse mich verbinden. Natürlich geht um diese Zeit keiner mehr ran, aber auf dem AB wird eine Lkw-Notruf-Nummer angesagt. Dort rufe ich gleich an. Der Mann am anderen Ende scheint recht überrascht zu sein und fragt mich erstmal, woher wir diese Nr. haben. Unser Problem interessiert ihn nicht. Er will wissen, ob wir Kunden sind und warum wir nicht in unserer Werkstatt anrufen. Ich erkläre ihm alles. Von wegen wo Erlangen ist und die Sache mit dem AB. Er muss erst mit seiner Chefin klären, was zu tun ist. Nach 10 Minuten ruft er zurück und gibt uns die Nr. vom Vergölst Reifenservice, der wohl eine gute Notfall-Versorgung gewährleistet. Er meldet sich in einer viertel Stunde wieder, ob alles geklappt hat. Ich telefoniere also mit dem 24 h-Service von Vergölst. Die Dame ist sehr nett, kann aber Bad Mergentheim auf der Karte angeblich nicht finden. Aber Igersheim hat sie gefunden, was wesentlich kleiner ist aber direkt daneben!? Auch gut, ich versuche ihr zu erklären, wo wir stehen (Hirschlanden) und gebe ihr sämtliche Daten durch. Da wir keine UTA- oder Euroshell-Karte haben, braucht sie von unserem Heimatautohaus eine Garantie zur Übernahme der Kosten. Tolles Land, meine vier Kreditkarten helfen mir da auch nicht weiter. Sie gibt mir eine Vorgangsnummer und ich soll die Freigabe vom Autohaus per Fax schicken lassen, dann wird uns geholfen. Allerdings hat sie mir die Fax-Nr. nicht gegeben, ich rufe also erneut an. Natürlich komme ich bei einer Kollegin raus und fange quasi wieder von vorne an (wir stehen immer noch bei Hirschlanden und eine UTA-Karte haben wir nicht). Ich habe dann auch endlich eine Fax-Nr. bekommen.
19.45 h Beim Autohaus Pickel in Erlangen erreiche ich natürlich keinen mehr. Also rufe bei unserem Verkäufer auf dem Handy an und schildere ihm mein Problem. Er sagt mir Hilfe zu. Allerdings kann er nichts mehr aus dem Büro schicken, aber er organisiert das über die Mercedes Notfall-Hotline 0800-7777777. Nach 10 Minuten ruft doch tatsächlich jemand aus Maastricht an und will natürlich noch mal alle Daten von mir. So langsam kann ich das selber nicht mehr hören "wie, wann, wo genau, Fahrgestell-Nr., Reifenformat, ob wir eine UTA- oder Euroshell-Karte haben…". Als er alles aufgenommen hat, will er die Info an Vergölst weiterleiten, die werden mir helfen. Ich erkläre ihm, dass wir dort bereits eine Vorgangs-Nr. haben und die eigentlich nur auf die Zahlungsgarantie von Mercedes warten. Er notiert sich die Vorgangs-Nr. und verspricht uns, sich darum zu kümmern.
20.30 h Vergölst ruft an und sagt uns endlich Hilfe zu. Sie fragen noch mal, ob wir eine UTA-Karte haben. Nein, wir haben immer noch keine! Aber ich könnte ihm vier Kreditkarten bieten und eine Kostenübernahmegarantie von Mercedes. Er zweifelt an, dass wir soviel (ca. 1.500 EUR nach seiner Auskunft) mit der Kreditkarte bezahlen können (drei Mastercards mit 10, 15 und 25 TEUR Deckungssumme und eine Visa mit 10 TEUR). Ich versuche eine Aufklärung, lasse es aber nach kurzer Zeit – es hat einfach keinen Sinn! Ich brauche unbedingt eine UTA-Karte!
Wir sitzen im Auto und fassen es nicht, dass man uns nach zig Telefonaten und fast eineinhalb Stunden endlich helfen will. Zum Glück sind wir nicht auf einer Tour durch die Wüste in Marokko sondern nur im Taubertal. Wahrscheinlich hätte es dort aber auch nicht länger gedauert. So langsam wird es dunkel.
21.00 h Ein Vergölst-Mitarbeiter ruft an, er hat im Moment leider keinen passenden Reifen und weiß noch nicht, wie er uns helfen kann. Er versucht es weiter und wird den Suchradius um unseren Standort auf 70 bis 100 km erhöhen (Luftlinie). Ich sage ihm, dass ich auch vier andere Reifen nehmen würde, falls das aktuelle Profil nicht auffindbar ist. Ich gebe ihm die möglichen Reifendimensionen durch. Er meint, es wäre wohl einfacher einen Reifen zu finden als vier von den anderen. Mit diesen hatte er in den letzten 16 Jahren nicht zu tun. Na das hört sich doch mal vielversprechend an.
21.05 h Ich schreibe Kati eine SMS mit der Bitte beim Hotel anzurufen, dass wir später kommen. Ich muss mein Telefon frei halten für etwaige Rückrufe. Prompt ruft der Mitarbeiter vom Autohaus in Bad Mergentheim an und fragt nach dem Stand der Dinge. Ich berichte ihm die wenig erfolgversprechenden Versuche – er hat aber auch keine Idee. Er erzählt mir, dass sie an einem der drei Standorte ein Unimog haben und wenn alle Stricke reißen, kann er mir evtl. davon einen Reifen leihweise geben. Ich soll mich wieder melden, wenn ich nicht weiterkomme.
21.23 h Vergölst ruft an, kann uns aber immer noch nicht helfen. Er hat den Suchradius mittlerweile auf 120 bis 150 km Luftlinie erhöht und mit vielen kooperierenden Reifenhändlern gesprochen. In unserer Dimension ist kein Reifen vorhanden. Er probiert es noch mal aber es sieht schlecht aus. Er meint, wir sollten es evtl. morgen früh mal versuchen bei einem Händler in der Nähe oder bei einem Landmaschinen-Händler. Oder wir sollen in eine Kneipe gehen und nach einem Landwirt fragen, der uns vielleicht einen Reifen leihen kann. Ich erkläre ihm, dass wir mitten im Wald stehen, auf einer Bundesstraße und wir uns mindestens drei km vom nächsten Ort entfernt befinden. Ich fühle mich wie im Nirvana – irgendwo im Taubertal zwischen Bad Mergentheim (25 km) und Mosbach (38 km) auf der Höhe Hirschlanden. Und mitten zwischen verschiedenen Nothilfediensten, die keine Ahnung haben, wie sie uns helfen können. Es fahren kaum Autos vorbei und die wenigen halten es nicht für nötig mal zu fragen, außer einem Twingofahrer. Aber auch er kann uns nicht helfen.
21.34 h Ich rufe noch mal beim 24 h-Lkw-Service vom Autohaus Bad Mergentheim an und frage ihn, ob er nicht einen Landwirt oder Landmaschinenmechaniker kennt, der uns vielleicht helfen kann. Er spricht noch mal mit seinem Meister und meldet sich wider bei uns.
21.53 h Mercedes Taubertal ruft an. Er kommt jetzt vorbei und montiert den Reifen ab, dann fährt er damit zu einem Reifenhändler und schaut dort mal im Lager, vielleicht finden sie was Passendes. Er will noch mal genau wissen wo wir stehen, als hätte ich das heute nicht schon oft genug erklären müssen. Ich soll wieder beim Mercedes Notruf anrufen und ihm einen Auftrag zukommen lassen. Zum Glück habe ich mir die Daten vom Autohaus um kurz nach sieben per SMS aufs Handy schicken lassen. Also probiere ich die Notruf-Nr., bekomme aber keine Verbindung. Mitsch probiert es mit seinem Handy, es klappt auch nicht.
21.55 h Vergölst gibt auf, im Radius von 200 km ist kein Reifen zu bekommen. Wir sollen noch mal beim Mercedes Notruf anrufen, vielleicht haben die ja eine Niederlassung in der Nähe und was Passendes auf einem Fahrzeug montiert, dann könnten wir und den Reifen ja ausleihen. Der ist echt lustig, erst sollen wir beim Bauern oder in einer Wirtschaft fragen, dann beim Mercedes Notruf. Der meint wohl wir sind total bescheuert, das haben wir doch schon längst gemacht.
22.02 h Mercedes Notruf funktioniert immer noch nicht. Ich rufe die Nr. aus Maastricht zurück, der Technik sei dank, ist die noch auf meinem Handy gespeichert. Die Nr. funktioniert, allerdings ist der Mann am anderen Ende leicht irritiert – kümmert sich aber gleich um mein Anliegen. Ich gebe ihm die notwendigen Daten durch. Ein Auftrag an das Autohaus Mittleres Taubertal wird per Fax erteilt – die sind aber nur bis 17.00 h erreichbar, teilt er mir mit! Ich gebe ihm die Lkw Notfall-Nr., die er anrufen wird.
22.15 h Jetzt machen wir noch mal Brotzeit. Die feste Nahrung geht langsam zur Neige. Wir müssen – wenn es noch länger dauert – auf Flüssignahrung (Bier und Jägermeister) umsteigen.
22.26 h Ich rufe im Hotel in Sinsheim an und teile mit, dass wir später kommen werden. Die Zeit ist noch unbestimmt. Die Frau (vermutlich die Chefin) ist sehr nett und um Mitleid bemüht. Sie sichert uns zu, dass ihr Mann aufbleibt, bis wir kommen.
22.31 h Mitsch macht einen kleinen Spaziergang, damit er keine Thrombose bekommt. Ich steige auch mal aus – und entdecke die ersten Spinnweben am Unimog. Wir sollten langsam hier weg…
22.35 h Hilfe naht! Tolles Timing übrigens – bin grad pinkeln... Der Mensch ist doch ganz nett, obwohl er am Telefon anfangs recht patzig war.
22.47 h Der Wagenheber ist zu klein. Er holt einen Zweiten aus dem Auto und zusätzliche Unterleghölzer.
22.58 h Das Rad ist ab, Mitsch fährt mit zum Reifenhändler und hilft beim Suchen. Ich bleibe beim Mog – bewachen. Ich soll nicht soviel rumwackeln, die Wagenheberkonstruktion ist etwas instabil. Es dauert scheinbar länger heute, so beschließe ich, mir ein Red Bull zu gönnen. Das habe ich aus unerfindlichen Gründen eingepackt. Sollte ich eine Vorahnung gehabt haben? Ich nehme mir vor, künftig besser auf solche Signale aus dem Unterbewusstsein zu reagieren.
23.05 h Ich beschließe, eine Liste zu schreiben, was ich sofort umsetzen werde, sollten wir jemals wieder heim kommen:
• 6 Stück neue Reifen – nie wieder fahre ich ohne Ersatzrad los!
• Cupholder einbauen – man kann hier nirgends ein Bier oder eine Dose Red Bull abstellen
• Arbeitshandschuhe
• Arbeitsleuchte
• neues Radio – wir hatten echt miserablen Empfang – mit iPod-Anschluss
• komplettes Werkzeug mit Wagenheber und Klötzen, Radkreuz, Nüssen und Klappspaten
• Decke für kalte Tage – Pannen passieren ja nicht immer im August
• Ersatzkanister – wer weiß, ob man noch zur Tankstelle kommt nach einer Panne
• UTA-Karte beantragen!
Das hört sich jetzt vielleicht an als würde ich paranoid werden, aber so eine Kur wie heute reinigt! Das muss man nicht öfter haben.
23.10 h Denke so vor mich hin, sitze in einem gelben Unimog mitten im Taubertal zwischen Bad Mergentheim und Mosbach auf Höhe Hirschlanden und schreibe Erlebnisse einer Reifenpanne auf. Was mache ich hier eigentlich!? Ich brauche einen Plan B, immerhin ist morgen früh um neun Uhr das Geländefahrseminar und ich will da hin! Oder meine Frau will das – auch egal. Falls alle Stricke reißen, rufe ich morgen früh um halb sieben bei Heinz (unserem ersten Unimog-Mechaniker) an, er soll dann Reifen bei unserem Reifenhändler besorgen und sie herbringen! Toller Plan B, finde ich. Es ist auch keiner da, der mir widerspricht oder gar bessere Ideen hat. Außerdem ist es verdammt dunkel, fällt mir so auf. Ist heute Mondfinsternis? Hier ist es auf jeden Fall so finster wie in einem Bärenarsch.
23.11 h Es regnet wieder. Ich erinnere mich daran, dass ich bei der Abfahrt noch die Sonnenbrille aufhatte. Irgendwie läuft jetzt alles schief, sogar der Himmel ist scheinbar gegen diese Reise. Ich lese weiter in dem Buch, aus dem ich Mitsch vorgelesen habe – wie passend der Titel doch ist „Die Welt ist nicht immer Freitag“. Das habe ich von unserem Controller zum Geburtstag bekommen. So langsam ergeben die Puzzleteile ein Bild. War etwa alles vorherzusehen? Warum habe ich das Buch eingepackt? Intuition? Auf das Handelsblatt habe ich keine Lust mehr – frustriert mich nur!
23.53 h Endlich ruft Mitsch an und vermeldet Erfolg. Sie haben einen geeigneten gebrauchten Reifen gefunden. Sie machen sich auf den Rückweg. Ich rufe gleich im Hotel an, das wir frühestens um 2.00 h da sind. Der Wirt wartet auf uns, hat er mir versichert und lässt uns noch rein. Ich werde morgen früh auf jeden Fall Proviant auffüllen, wer weiß was noch passiert.
Samstag, 23.08.08
0.18 h Eigentlich müssten sie gleich kommen, es fängt nämlich wieder an zu regnen. Ich gehe eine rauchen. Seit der Fußball-EM liegen die Zigaretten meines Bruders im Handschuhfach. Wie praktisch, ist schon die zweite heute. Die erste hatte ich bei dem vermeintlichen Turbodefekt geraucht. Frage mich, als ich so draußen rumspaziere, wie lange die Batterie so was wohl mitmacht mit dem Warngeblinke und ständig die Innenbeleuchtung an – sonst könnte ich ja nicht lesen. Traue mich aber nicht, den Motor testhalber zu starten, ich soll ja nicht soviel rumwackeln. Ich merke langsam, dass es sinnvoller gewesen wäre, einen Ersatzreifen zu kaufen als eine Kettensäge. Ich dachte eine Kettensäge wäre nötig, falls man einen Baum aus dem Weg schaffen muss. Wer rechnet schon damit, auf der Straße einen Platten zu haben…
0.35 h Sie sind endlich mit dem fast neuen Reifen da. Selten hab ich mich so gefreut. Es fängt an, richtig heftig zu regnen – ideal zur Montage eben. Wir müssen nur noch unterschreiben und weiter geht’s.
0.58 h Es schüttet wolkenbruchartig, und wir sind auf dem Weg vom Notdienstfahrzeug bis zum Unimog quasi pitschnass. Wir können aber endlich weiterfahren.
2.13 h Am Hotel angekommen, wirkt die Ortschaft wie ausgestorben. Wir klingeln wie vereinbart an der Hintertür und der freundliche Wirt öffnet uns nach wenigen Minuten. Er sieht aus, als wäre er vor dem Fernseher eingeschlafen. Er bietet uns noch was zum trinken an aber wir lehnen eher aus Höflichkeit ab. Er bringt uns nur noch kurz aufs Zimmer und verschwindet dann.
2.26 h Endlich ein Roppelt-Bier – Prost! Wir können unser heutiges Unglück noch gar nicht fassen. Hoffentlich wird's morgen besser.
2.50 h Gute Nacht.
7.00 h Der Wecker klingelt erbarmungslos. Ich quäle mich aus dem Bett. War doch etwas zu kurz diese Nacht.
7.30 h Wir frühstücken und sind die letzten im ganzen Hotel! Alle anderen sind schon weg zum Motocross-Rennen. Die Chefin ist sehr nett und versucht, aus dem restlichen Buffet das Beste zu machen. Wir wollen wissen wo Asbach ist, sie erklärt uns den Weg: Wir müssen zurück Richtung Mosbach, ca. 20 km.
8.05 h Abfahrt Richtung Trainingsgelände. Wir tanken noch kurz in Sinsheim und Fragen an der Tankstelle noch mal nach dem Weg. 58 Liter passen rein – der Mog war ganz schön durstig gestern Abend.
8.55 h In Asbach angekommen finden wir das Gelände natürlich nicht. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Kein Mensch ist auf der Straße, als wir plötzlich einen Spaziergänger mit Hund sehen. Wir fragen und er erklärt uns den Weg zur Schottergrube. Außer uns ist keiner da aber es sieht auf jeden Fall nach Off-Road-Trainingsgelände aus. Wir beschließen, zu warten. Ich versuche beim Veranstalter im Büro anzurufen, es geht natürlich keiner ran.
9.13 h Kati ruft an und fragt wo wir uns rumtreiben. Der Veranstalter hat sie angerufen (und aus dem Bett geschmissen), weil wir noch fehlen. Sie erwarten uns im Hotel – nur in welchem? Sie gibt mir seine Handy-Nr. durch. Ich rufe an, es geht nur die Mailbox ran. Scheinbar ist das Hotel im Funkloch. Na prima, das geht ja schon wieder gut los heute.
9.18 h Ich rufe noch mal bei Kati an. Sie schaut auf die Homepage, wo die Adresse vom Hotel zu finden ist, allerdings keine Telefon-Nr.. Die erfrage ich bei der Auskunft. Ich lasse mich mit dem Trainer verbinden. Volker fragt, wo wir bleiben. Ich erkläre ihm, wo wir sind und erfahre, dass wir uns im Hotel treffen zur Theorie. Also los, auf nach Neckarbischofsheim zum Schloßhotel.
9.47 h Wir sind im Hotel und werden zum Schulungsraum gebracht. Ein zweites sehr üppiges Frühstück. Volker und die anderen Kursteilnehmer erwarten uns bereits. Eigentlich hätten wir zur Anmeldebestätigung noch Unterlagen zur Anfahrt und Treffpunkt erhalten sollen. Tja, hat wohl nicht geklappt. Ein weiterer Teilnehmer hat diese Unterlagen zwar bekommen aber irgendwie falsch interpretiert und war beim Büro in Sinsheim, es stand nämlich nichts davon drauf dass der Treffpunkt das Hotel ist.
10.00 h Das Seminar geht mit einer Vorstellungsrunde los. Alle sind wir Anfänger, Mitsch und ich die einzigen mit einem Unimog. Timo und Manuela sind mit ihrem Jeep Grand Cherokee da, Ralph und seine Tochter Nina mit einer Mercedes M-Klasse.
Theorie:
Wir lernen Grundlegendes zum Aufbau eines Geländefahrzeugs und wo die Unterschiede zu einem normalen Pkw sind (Rahmen, Getriebe, Sperren, Federn, Reifen, Winkel, Wattiefe). Volker macht das sehr anschaulich. Wir hätten das aber meiner Meinung nach auch am Fahrzeug direkt machen können. Dazu erklärt er sehr anschaulich, wie man schwierige Passagen überwindet, z. B. was bei einer Wasserdurchfahrt neben der Wattiefe zu beachten ist.
12.30 h Mittagessen im Hotel
13.30 h Theorie und Essen sind nun erledigt, wir fahren zum Trainingsgelände, wo wir heute früh schon mal standen. Zur Einstimmung müssen wir vorwärts und rückwärts durch Pylonen fahren. Anschließend fahren wir ins leichte Gelände, noch ohne Wasser und Matsch. Volker begutachtet den neuen Reifen und meint, der wäre richtig gut geeignet und empfiehlt uns dieses Profil. Wir sollen auch mal nach Mitas schauen, das ist die günstige Linie von Continental. Die alten Schlepperreifen sind nur bedingt für Gelände und Straße geeignet, werden zu schnell warm und fahren sich deutlich ab.
Das Wichtigste beim Geländefahren ist, das Gelände richtig zu lesen – insbesondere für die Pkws. Für den Mog ist das heute alles kein Problem, das Meiste schaffen wir mit Heckantrieb. Nur bergab sollte man den Allrad einschalten, sonst wir er unruhig und kann ausbrechen. Volker fährt mit mir dann noch ein paar Unimog-Strecken, die ich dann alleine üben darf. Die letzte Lektion für heute ist die Schrägfahrt.
18.45 h Fertig für heute. Mitsch, Mog und ich fahren zurück nach Sinsheim. Eigentlich wollten wir unterwegs noch kurz tanken aber leider waren die zwei Tankstellen auf dem Weg schon geschlossen. Nein, es ist nicht Heilig Abend und wir sind nicht im Zonenrandgebiet.
Wir kaufen in Sinsheim noch schnell Proviant beim Supermarkt ein, der bis 22 Uhr geöffnet hat. Versteh das einer, die Tankstellen machen früh zu und der Supermarkt hat bis nachts geöffnet!?
19.30 h Aus Langeweile gehen wir zum Elektronikmarkt nebenan und kaufen schon heute ein neues Radio mit iPod-Anschluss und CD-Spieler – modernste Technik für das Auto, mit Fernbedienung, dazu noch zwei CDs im Sonderangebot.
19.55 h Wir suchen noch eine Tankstelle und finden nach einem weiteren Fehlschlag endlich eine, die noch geöffnet hat. 23 Liter passen rein. Vor der Ankunft im Hotel wollen wir vorher noch kurz zur Burg hoch – wenigstens ein bisschen Kultur heute. Da soll auch das Motocross-Rennen sein. Vielleicht ist ja noch was los.
20.10 h Bei der Burg angekommen, ist die Siegerehrung vom Classic-Trail schon fast rum. Lauter alte Maschinen bieten uns einen tollen Anblick. Wir nehmen uns ein Roppelt aus der Kühlbox und laufen um die Burg.
20.45 h Zurück im Hotel geht’s schnell unter die Dusche und dann zum Essen ins Hotel-Restaurant. Eigentlich eine ganz nett gemachte Weinstube – wir sitzen in einem riesigen Weinfass. Wir bestellen Bier für Mitsch und Wein für mich und die gemischte Platte vom heißen Stein mit Brat- und Folienkartoffeln. Alles sehr lecker, nur der Haus-Riesling vom Steinberg ist nicht das Wahre. Wir bestellen uns einen Grauburgunder, der sehr süffig ist. Die Chefin gibt uns zum Abschluss noch einen Tresterschnaps aus.
24.00 h Müde und zufrieden fallen wir ins Bett, nach einem Gute Nacht-Jägermeister.
Sonntag, 24.08.08
6.32 h Wache ich auf – wo bin ich? Ich stelle fest, dass ich noch eine halbe Stunde schlafen könnte und versuche da weiterzumachen, wo ich aufgehört habe zu träumen.
7.00 h Grad wieder eingeschlafen, reißt mich der Wecker wieder raus. Da ist das Aufstehen besonders leicht. Ich fühle mich, als hätte ich einen Teppich gefrühstückt – muss unbedingt duschen und Zähne putzen.
7.40 h Wir sitzen beim Frühstück, dieses Mal sind wir die Zweiten – nur die italienischen Motocross-Fahrer waren noch früher dran. Die Chefin geht um 8.00 h zum Bäcker. Als sie mit frischen Brötchen zurück ist, müssen wir schon los.
8.30 h Ich fühle mich, als hätte ich noch 1,5 Promille, das kann aber auch an der Müdigkeit liegen. Irgendwie ist mir etwas schummrig. Um neun Uhr sind wir neben Volker die ersten am Trainingsgelände, wie gestern. Volker hat uns Brezen mitgebracht.
9.20 h Endlich legen wir wieder los mit Schrägfahren. Unser Mog kann viel, aber wesentlich mehr als die 30 bis 35° traue ich ihm ehrlich gesagt nicht zu. Oder ich traue mir das nicht zu, wie auch immer. Als Nächstes geht es durchs Wasser – für unser Auto eher eine Pfütze. Bei der Ausfahrt brauche ich aber trotzdem die Sperren. Okay, ich hätte mich auch hochwühlen können, aber das zerstört nur die Strecke. Ich fahre wieder meine Unimog-Strecke, macht mehr Spaß als ständig im Kreis durch die Pfütze. Jeep und ML haben damit aber schon ordentlich zu tun. Vor der Mittagspause fahren wir noch einen steilen Hügel hoch und üben das Anhalten und Rückwärtsfahren. Ich käme wohl auch ganz hoch, aber das ist nicht Teil der Übung.
12.00 h Mittagspause.
14.00 h Frisch und gestärkt sind wir zurück beim Trainingsgelände. Der Steilhang wartet auf uns. Erst geht es hoch und dann den noch steileren Berg auch wieder runter. Hoch ist eigentlich kein Problem, nur der eine Baum hat meiner neuen Auspuffklappe schwer zugesetzt. Ich fahre jetzt gut getarnt mit Ast am Auspuff rum. Auch der Jeep und der ML kommen gut hoch. Die Passage runter kann ich als Einziger fahren, die Spur ist zu ausgewaschen für die Pkws. Ich fahre langsam mit dem Trainer an die Kante. Ehrlich gesagt habe ich schon irgendwie Angst davor aber jetzt wo wir schon mal da stehen, müssen wir wohl auch runter. Ich erinnere mich an den Spruch "Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter". Ich hoffe, gut anzukommen oder zumindest auf die Beifahrerseite zu fallen. Die Kühlbox habe ich vorsichtshalber angeschnallt und auch meinen Gurt ziehe ich noch mal schnell an. Ich soll den dritten Gang, Allrad und Sperren einlegen, das Lenkrad gerade halten und nicht Gas geben. Ich halte mich an alles und schon poltern wir los. Unten angekommen fällt eine Last von mir ab, und zum Vertiefen wiederholen wir das Ganze. Jetzt kommt es mir noch schlimmer vor. Ich lenke, da ich meine, nicht richtig in der Spur zu fahren. Natürlich nützt das gar nix, es poltert nur noch mehr. Als wir wieder hochfahren, merke ich, wie feucht meine Hände sind. Manfred, unser heutiger Trainer, fragt wer von den anderen mal mitfahren möchte aber nicht einmal Mitsch möchte sich das antun. Als ich wieder eine rauche erzählt er mir, dass die Hinterachse einen halben Meter vom Boden abgehoben hat und der Unimog in der Fahrrinne richtig hin- und hergeschaukelt wurde. Jetzt muss ich noch eine rauchen, so schlimm hat es sich doch gar nicht angefühlt wie Mitsch das schildert.
14.45 h Auf zur Schlammdurchfahrt, wo wieder alle „mitspielen“ dürfen. Wir begutachten den Streckenverlauf und lernen, dass man zügig und ohne Halten durch Schlamm fahren soll – ansonsten bleibt man leicht stecken. Die Pkws müssen die Spur ändern, für den Mog heißt es einfach mitten durch.
15.15 h Es geht richtig zur Sache. Wir fahren eine richtig lange Strecke, die alles bereits Gelernte vereint. An zwei Stellen brauche ich sogar die Sperren. Beim Mog hebt trotz der enormen Verschränkung je vorne und hinten ein Rad ab. Es haut uns ganz schön rum in dem Bock. Nach drei Runden lasse ich Mitsch ans Steuer. Anschließend fahren wir die Strecke noch mal anders rum und es fühlt sich an wie eine ganz neue Strecke.
17.30 h Abschlussbesprechung. Gemeinsam werden die letzten beiden Tage rekapituliert und die einzelnen Situationen noch mal besprochen.
18.15 h Wir machen uns auf den Heimweg. Dieses Mal wollen wir Autobahn fahren, da wir am Sonntag ja erst ab 22 Uhr die anderen Lkws ausbremsen. Bis Würzburg Kist läuft es gut auf der A81, dann wieder plötzlicher Leistungsabfall, wie beim Hinweg. Doch der Turbolader? Wir quälen uns mit 35 km/h den Berg hoch und beschließen, die nächste Ausfahrt rauszufahren. Beim letzten Mal half ja auch eine kleine Pause. Wir machen Brotzeit!
19.50 h Wir probieren es wieder und der Mog läuft wieder als wäre nix gewesen. Es wurmt uns, dass wir nicht verstehen, wo das Problem ist. Heute finden wir wohl keine Lösung mehr dafür. Bei Geiselwind fahre ich raus auf einen Parkplatz, der gleiche Fehler. Langsam kommen auch die ersten Lkws wieder auf die Autobahn und wir werden zum Verkehrshindernis. Wir verlassen die A3 bei Höchstadt Ost und fahren die restlichen 12 km übers Land. Eine letzte (Zwangs-)Pause machen wir in Höchstadt.
21.30 h Endlich sind wir daheim. Wir räumen alles auf und parken den Mog.
22.00 h Das Erlebniswochenende ist vorbei und gelernt haben wir richtig viel. Mein Vater hat mir schon vor Wochen gesagt, ich soll neue Reifen kaufen. Die wichtigste Erkenntnis lautet also: Hör auf die Alten!
Montag, 25.08.08
Wir besprechen die Probleme der Reise mit Heinz. Er glaubt, der plötzliche Leistungsabfall liegt an einem verstopften Treibstofffilter. Wir bauen ihn aus und er sieht tatsächlich ziemlich zu aus. Bei konstanter Volllast saugt er sich mit Schwebeteilchen so zu, dass er nicht mehr genug Sprit durch lässt. Der wird gleich ausgetauscht. Und um Reifen kümmere ich mich auch gleich…