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Schrauben
Verfasst: 31.03.2005, 09:27
von Mog65
Hallo zusammen,
stelle mir die Frage, wie ich alte angerostete Schrauben beim Restaurieren am besten ersetzen soll. Soll ich einfach verzinkte oder Edelstahlschrauben (V2A) nehmen? Gibt es Vor- und Nachteile? Was nehmt ihr denn für welche?
Gruß und Dank
Arnd
Verfasst: 31.03.2005, 10:11
von Holzwurm
Hallo Arnd,
da VA Schrauben keine sohohe Zugfestigkeit haben musst du schon darauf achten wo sie verbaut werden.
Gruss
Thomas
Verfasst: 31.03.2005, 10:35
von Gundo
Hallo Arnd !
Schrauben für die Verbindung von Metallen werden nur nach ihrer Güteklasse unterschieden. Diese Güteklasse ist auf der Schraube aufgestempelt und gibt die Zugfestigkeit und damit letzendlich die Qualität der Schraube an. Gängige Gütegrade sind 5.6, 6.8, 8.8, 10.9 und 12.9. Je höher dieser Wert ist, um so zugfester ist die Schraube, und um so teurer ist sie allerdings auch. Durch Unterschiede in der Legierung sind Schrauben höherer Güteklasse jeweils korrosionsbeständiger. Schrauben ohne aufgestempelte Güteklasse haben meist eine Zugfestigkeit im unteren Qualitätsbereich.
Für unseren Unimog müssen mindestens folgende Güteklassen verwendet werden:
Einfache Blechverbindungen ohne mechanische Beanspruchung:
5.6 oder besser
Konstruktive Verbindungen aller Art:
eventuell 6.8, sonst 8.8 oder besser
Beanspruchte und insbesondere sicherheitsrelevante tragende Verbindungen (Lenkung, Stoßdämpfer, Querlenker, Anhängerkupplung...):
eventuell 8.8, sonst meist 10.9 oder besser
"Superhochfeste" Verbindungen (z.B. Differentialgehäuse):
12.9 oder besser
Muttern müssen ebenfalls gestempelt sein, werden dann allerdings von vornherein in Güteklasse 10 (oder besser) gefertigt.
Teilweise wurden die Schrauben von den Fahrzeugkonstrukteuren von vornherein etwas größer dimensioniert, so dass auch im Bereich des Fahrwerks an einigen Stellen Schrauben der Güte 8.8 verwendet werden konnten.
Beim Austausch der Schrauben könnte man überall höchste Güteklassen (also 12.9 oder besser) verwenden, allerdings wird das ein teures Vergnügen. Es bringt auch eigentlich nichts.
Schrauben können zur Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit galvanisch verzinkt sein. Es gibt im wesentlichen die einfache (weiß-)Verzinkung sowie die zusätzliche gelbe oder olivgrüne Chromatierung. Verzinkung mit Gelbchromatierung ("Gelbverzinkung") ist halbwegs gegen Salze beständig und daher für unsere Zwecke gut geeignet. Schrauben ab Güte 10.9 werden meist unbeschichtet ausgeliefert, da sie ohnehin korrosionsbeständiger sind. Ich habe spaßeshalber alle ersetzten größeren Schrauben gelbverzinken lassen.
Edelstahlschrauben haben eine recht geringe Zugfestigkeit, schätzungsweise im Bereich zwischen 5.6 und höchstens 8.8. Außerdem dürfen Edelstahlschrauben keinen Kontakt mit Eisenmetallen (also mit dem Unimog insgesamt...) haben, da sonst durch Elektrolyse Korrosion entstehen kann. Edelstahlschrauben dürfen also nur mit Teilen aus Edelstahl oder Nicht-Eisen Metallen sowie natürlich mit Holz und Kunststoff verwendet werden.
Gruß, Gundo
Verfasst: 31.03.2005, 12:56
von mo.haaga
Moin, moin,
habe bei unserem Mog verzinkte Schrauben genommen. Güteklasse 8.8. Die rosten zwar schon wieder, aber nur an bestimmten Stellen, die oft Nässe ausgestetz sind, z.B. innen in den Schutzblechen. Sonst bin ich sehr zufrieden mit dem Resultat. Restauration ist jetzt 3 Jahre her.
Verfasst: 31.03.2005, 13:08
von Holzwurm
Hi Gundo,
sehr ausführlich beschrieben, passt wohl alles.
Was ich aber noch nicht bemerkt habe, ist das 10.9 oder 12.9 er Schrauben weniger rosten als Scrauben mit geringerer Festigkeit.
Ich kann mir zwar gut vorstellen, das dies durch die Legierungselemente zustandekommt, aber Schrauben im Aussenbereich die ständig mit wasser in kontakt kommen, werden wohl etwas langsamer rosten, aber rosten tun sie alle, wenn sie nicht verzinkt oder chromatisiert sind.
Hattest du fürs chromatisieren kontakte, oder hast du das per Aufrag machen lassen?
Ist eine Gute Idee, bei uns werden regelmässig 12.9er Schrauben im Austausch weggeworfen, auf die Idee des verzinken lassen bin ich noch nicht gekommen
Aber, ich kann mich noch erinnern das Gewinde- Teile die wir früher gefertigt haben immer in einer anderen Toleranzklasse gedreht wurden, wenn sie noch chromatisiert wurden.
Hben deine Schrauben noch problemlos gepasst oder musstest du sie mit Gewalt anziehen?
Gruss
Thomas
Verfasst: 31.03.2005, 13:16
von MagMog
ei gude,
es gibt auch nach wie vor rohe schrauben, weil darauf die haftung von anstrichsstoffen besser ist. hat auch seinen vorteil und spart ein minimales an kohle. bei schrauben an die ich häufiger muß verwende ich schon va, und mit etwas öl ist das mit der korrosion in verbindung mit normalstahl auch ohne probleme.
mit gruß vom main, justus.
Verfasst: 31.03.2005, 14:31
von Mog65
Hallo zusammen,
vielen Dank für die schnellen und vor allem qualifizierten Antworten!!
Werde mir Schrauben in Zukunft etwas genauer ansehen und auch wohl verzinkte nehmen, wenn das mit den V2A Schrauben Probleme geben könnte...
Vielen Dank
Arnd
Verfasst: 31.03.2005, 16:45
von Gundo
Hallo Thomas !
Galvanische Verzinkung mit Chromatierung lasse ich in einem örtlichen Galvanisierbetrieb durchführen. Die Galvanisierung erzeugt ja nur sehr dünne Schichten; da das Material vorher mit Säure behandelt (angeätzt) wird, ergibt sich wohl im Ergebnis kaum eine "Vergrößerung" der Teile. Jedenfalls hatte ich noch nie den Eindruck, dass Schrauben nach der Gelbverzinkung strammer sitzen oder gar klemmen. Ich habe auch die Zapfwellen gelbverzinken lassen und konnte trotzdem die Kugellager aufziehen und die Lagertöpfe der Kreuzgelenke montieren.
Gruß, Gundo
Verfasst: 31.03.2005, 17:31
von MagMog
gude nochmal,
eine galvanische verzinkung trägt hundertstel bis tauelstel millimeter auf, soviel tolleranz haben din-gewinde sowiso.
gruß justus.
Verfasst: 31.03.2005, 19:50
von Holzwurm
Hi Justus,
ne ne tausendstel sind es nicht, da kommen schon ein paar hundertstel zusammen, werde nächste Woche auf der Arbeit mal nachschauen, dort habe ich noch ein dickes "Gewinde" Buch rumstehen.
Ich glaube es war 6e anstelle 6g, das dürfte bei einem M16 ca. 2-4 Hundertstel an Massverschiebung ausmachen.
Ich schätzte jetzt mal, M16 hat ca. 0,15 Toleranz im Flankendurchmesser, bei Feingewinden wird die Toleranz kleiner.
Damals ging es um Hydraulikverschraubungen (Feingewinde) der Fa. Hydac, da gehts halt um Hundertstel.
Aber egal, wenn ihr mir sagt das diese nachträglich verzinkten Schrauben noch gut funktioniert haben, werde ich mal meine Augen offen halten.
Gruss
Thomas
Verfasst: 01.04.2005, 09:33
von Charlymuckemann
Hallo
habe bei meinem Unimog alle Schrauben die ich raus hatte durch V2A ersetzt.
Bis jetzt habe ich noch kein Problem.
Eine Normale VA-Schraube hat eine Mindestzugfestigkeit von 700N/mm2.
Sollte auch auf dem Kopf durch eine 70 zu erkennen sein.
Verfasst: 01.04.2005, 10:30
von Helmut Schmitz
Der Ersatz durch VA-Schrauben ist schon möglich. Es sind jedoch zwei Dinge grundsätzlich zu beachten
Für die Festigkeit einer Verschraubung ist in erster Linie die Streckgrenze zu beachten, die Bruchgrenze liegt weit darüber. Zum zweiten ist beim Anziehen der Reibwert maßgeblich für das Anzugsmoment, dieser ist sowohl bei VA-Schrauben sowie bei Oberflächen-Vergütung wieder stark von einer unbehandelten Schraube abweichend.
Der Einsatz von VA-Schrauben macht aber wenig Sinn. VA rostet bei vorliegen von Initial-Rost genau so wie normale Stahlschrauben. Intialrost entsteht schon, wenn kleinste Eisenpartikel, und die können beim Anziehen auch von Werkzeug abplatzen, an der Schraube haften bleiben. Dann entsteht ein elektrochemischen Element, und das rostet noch viel besser als eine normale Material-Paarung. Bei Einsatz von oberflächenvergüteten Schrauben korodiert dann zuerst das unedlere umgebende Material, und was ist sinnvoller, ob der Rahmen zuerst wegrostet oder die Schraube
Eine gut behandelte Verschraubung ist genauso haltbar. Schließlich ist das zu verbindenden Bauteil ja genau so gefährdet und muß entsprechen geschützt werden. VA ist nur etwas für Show oder Überrestaurateure. In meinen Augen Perlen vor die Säue geworfen.
Re: Schrauben
Verfasst: 11.01.2025, 10:29
von Hof-Mog
Hallo,
ich finde das Thema Schrauben gerade sehr spannend.
Meine alten Schrauben die ich gerne ersetzen würde fangen alle mit Teilenr 000931 an.
Kann es sein, dass "931" DIN 931 bedeutet und man dann Schrauben
nehmen sollte die DIN 931 (und damit mindestens Festigkeitsgrad 8.
?
Das ist auch beim Drehmoment wichtig mit dem die Schrauben angezogen werden sollen.
VG
Hof-Mof
Unimog 411 Bj 1962 alte Achse
Motto: Ist der Mog erst ruiniert, bastelst sich's völlig ungeniert
Re: Schrauben
Verfasst: 11.01.2025, 10:45
von Schneideisen
Guten Morgen,
ich habe an 2-3 Stellen (keine tragenden Teile) bisher VA aus Korrosionschutzgründen verwendet. Das ist aber mit der Festigkeit problematisch. Ich habe mich daher entschieden eher gelb verzinkte Schrauben zu nutzen. Sieht ok aus und gammelt nicht.
Schönes Wochenende
Daniel
P.S. @Hof-Mog E sgibt Schlüssellisten von DB mit DIN- und Normteilen. Zum Teil findet man auch über google die Umschlüsselung welche MB Nummer welche Schraubenlänge bedeutet.
Re: Schrauben
Verfasst: 11.01.2025, 11:32
von Jürgen-Fahlbusch
Hallo und herzlich willkommen Unbekannter hier im aktiven Bereich des Forums,
Ja, richtig ist das bei Normteilen die MB Ersatzteilnummern mit 0 Beginnen und ja die 931 gibt in diesem Fall die entsprechende DIN an. Aber nicht richtig ist, dass es sich damit um Schrauben einer bestimmten Festigkeitklasse handeln.
DIN931 beschreibt grob Schaftschrauben mit 6 Kantkopf. Die gibt es dann in Unterschiedlichen Durchmessern, Längen und Festigkeitsklassen
Und nun noch etwas zu unserem Forum, Du ließt ja schon eine Weile hier mit und solltest daher unsere Nettiquette und die entsprechenden Hinweise kennen. Jeder Beittag wird mit dem eigenen realen Vornamen signiert. "Hof-Mog " ist da eher unwahrscheinlich.