Hallo Simon und willkommen im Forum,
und vor allem: nur los mit den Fragen! Besser früh starten und gut informiert in das Unimog Abenteuer, als uninformierter, über eilig und dann frustriert, weil das Fahrzeug nichts ist.
Ich versuche mich mal durch deine Fragen zu hangeln:
Mega_Low_Don hat geschrieben:max. 3,5to fahren, welche Baureihen fallen da immer drunter? Oder kann man das überhaupt so pauschalisieren ohne Aufbau etc. zu kennen?
Also ab Werk sind eigentlich nur die 411 und Vorgänger unter den 3,5t, so wie ich das im Kopf habe.
Allerdings sind die 421 z.B. eigentlich etwas mehr als 4t zgG, häufig aber eh auf 500kg abgelastet, da diese leer um die 2700kg sind. Bei den 404 schaut es ähnlich aus, wobei die von dem was ich mitbekomme, mit aufbauten nicht mehr unter die 3,5 kommen, zumindest nicht sinnvoll.
Sinnvoll ist dann das Stichwort zu 403/406. Im Grunde sind beide das gleiche Fahrzeug, aber der 403 war die "discount Version" mit einem großen 4-Zylinder, immernoch anders als der hubraumschwache 4 Zylinder im 421, der eigentlich aus der PKW-Ecke kommt. Die ganz frühen 406 sind ohne jegliche Ausstattung gerade etwas leichter, wie 3,5. Das mag als spazierfahrzeug noch reichen, aber für was auf die Pritsche laden nicht. Die späteren, motoren und getriebtechnisch Stärkeren 406 wiegen leer schon über 3,5t. Bei allen späteren größen Baureihen ist es so oder so vorbei. Ausnahmen sind dann noch vielleicht UX100 und evtl der 407.
Mega_Low_Don hat geschrieben:- Soweit ich verstehe wurden Druckluftbremsen und hydraulische Bremsen verbaut. Kann man das an der Baureihe festmachen oder ist das von Fahrzeug zu Fahrzeug unterschiedlich?
Im Großen und Ganzen sind die Bremskonzepte Fahrzeugabhängig und werden mit der Größe und jüngeren Baujahren eher komplexer. Das sind besagte Änderungen über die Baujahre, Modell pflege, aber dann gibt es auch immer noch verschiedene Ausstattungen, die Details verändert.
401/411, haben rein hydraulische Bremsen am Fahrzeug in einem Einkreissystem. Also ein Hauptbremszylinder (/kammer) und ein Leitungsstarang für alle Bremsen und da dann Trommeln mit mechanischer Handbremse. Simpler wirds höchstens bei alten Schleppern mit rein mechanischer Trommel.
Als Optionen konnte das Fahrzeug dann mit Druckluft und oder Hydraulik ausgestattet werden. Die Druckluft ändert aber nichts direkt an den Fahrzeugbremsen, sondern dann wird, falls verbaut, mit Bremsflüssigkeit ein Anhängersteuerventil angesteuert, dass dann die Luft zum Hänger weiterleitet. Wenn das nicht gebraucht wird, kann auch der Riemen vom Presser abgemacht werden, macht dem Fahrzeug zum Bremsen keinen Unterschied.
Der 404 ist auch ähnlich Simpel an den Bremsen aufgebaut. Hier gibt es aber wohl ab und zu auch verschiedene Bremskraftverstärker mit verschiedenen Hilfsenergien.
Der 421 war in den Anfangsjahren quasi eine Mutation des 411ers. Das Konzept und Fahrgestell ist in vielen Aspekten sehr ähnlich. Dort wurde am Anfang auch eine Einkreisanlage verbaut, nur gab's fast immer einen Bremskraftverstärker, der mit Druckluft betrieben wurde - mal abgesehen von extra Konfigurationen ohne Drulu. Dort wird dann auch das Anhängersteuerventil über Druckluft angesteuert, nicht mehr ölhydraulisch. Die Handbremse bleibt weiterhin Mechanisch auch die Trommeln der Räder.
Im Gegensatz zum 411er hat der 421 in den frühen Siebzigern eine Modellpflege erhalten. Da gab's neben vielen Änderungen an Rahmen, Motor, usw auch ein Update der Bremsen. Dabei gab es dann Zweikreissysteme mit selbst nachstellenden Trommeln. Auch die Anhängerbremsanlagen wurden geupdated mit mehr Funktionen und ALB Regler. Die sind zwar dann komplizierter, aber aus moderner Sicht, durchaus sicherer.
Bei den 406 kenne ich mich ehrlich gesagt mit den Bremsen nicht ganz so aus. Meine aber das ist ein ähnliches System mit Hydraulik unterstützt durch Luft, nur diesmal auch mit pneumatik Handbremse. Die 406 haben eine ähnliche Modellpflege wie die 421 bekommen, aber da gab's dann zusätzlich auch Scheibenbremsen.
Mega_Low_Don hat geschrieben:- Am liebsten wäre mir ein technisch möglichst einfaches Fahrzeug. Druckluftbremse, Hydraulik, Kipper, Aufbauten, etc. brauche ich nicht, eine einfache Ladefläche wäre mir am Liebsten. Allrad und Sperren sind aber Pflicht, das war aber Serie bei jedem Unimog richtig?
Allrad hat wohl nicht jeder Unimog. Triebköpfe, wie z.B. die Ruthmann haben nur eine angetriebene Vorderachse, sind aber wahrscheinlich nicht das, was du an Unimog suchst. Aber ja eigentlich haben alle Unimogs Allrad und Quersperren.
Der 404 ist so oder so anders, als die anderen von dir angeführten Unimogs kein wirkliche Arbeitsmaschine, sondern ein hochgeländegängiger LKW. Kipperpritschen, Hydraulik sowas wirst du dort selten finden. Evtl noch ab und zu Zapfwellen für Bergewinden. Ich weiß auch nicht wie Häufig dort die Druckluft für Anhängerbremsen ist.
Auch 411er waren öfters reine Zugmaschinen. So findet man, eigentlich vorallem die geschlossenen Fahrerhäuser, oft ohne wirkliche Ausstattung, wie Hydraulik oder Zapfwellen. Ältere Fahrzeuge haben eventuell auch nur Pneumatik und wurden ab Werk mit pneumatischem Heckkraftheber oder Kipper ausgerüstet.
Der 421 kann auch ohne alles kommen. Wobei die Drulu meistens da ist, wegen den Bremsen. Beim wird aber auch das Getriebe interessant. Fahrzeuge mit Vorschaltgetriebe und dort den Zwischengängen sollen um einiges dynamischer Unterwegs sein. Natürlich aber auch die verschiedenen Motoren von 40 bis 52/60Ps machen da viel aus.
Der 406 verhält sich da glaube ich relativ ähnlich zum 421. Oder der 421 zum 406? Der 406 ist ja schließlich der Ältere.
Mega_Low_Don hat geschrieben:- Persönlich hätte ich auch nichts gegen Benzinmotoren, wenn bei gemütlicher Fahrt nicht viel mehr als 25l/100km gebraucht werden. Ist das realistisch?
Daszu kann ich dir nichts sagen. Aber Jürgen wird dir bestimmt sagen können, dass der Benzinverbrauch bei seinem 404 einstellig ist
Mega_Low_Don hat geschrieben: zu guter Letzt die Preisfrage: Unter 5000€ findet man ja nicht viel außer Teileträgern, im Preisbereich 5-10k sehe ich online doch immer wieder Fahrzeuge die nicht so schlecht ausschauen. Meine Anforderungen wären: Fahrbereit, TÜV machbar mit ggf. etwas Aufwand, solide Basis aber natürlich kein Hochglanzfahrzeug. Kommt man da hin oder ist das utopisch und die Angebote nur schöner Schein?
Unter 5000€ wird es glaube ich schwer, wie du schon erkannt hast und die Teileträger lohnen sich zum Aufarbeiten wahrscheinlich nicht. Da weiß ich glaube ich, worüber ich Spreche, neuer Rahmen, Fahrerhaus verkorkst usw.
Mit etwas Geduld kann aber in der Spanne darüber bis um die 10.000 € schon mal ein Glücksgriff dabei sein. Gerade, weil du ja keine Ausstattung haben willst/brauchst. Das beeinträchtigt den Fahrzeugwert schon, denn selbst die meisten Spazierfahrer wollen die Ausstattung haben, weil Haben ist besser als Brauchen!
Ich glaube gerade auch bei dem 404 kann da bestimmt mal was dabei sein, weil der Benzinmotor ist auch nicht ganz so beliebt und die Fahrzeuge sind halt verhältnismäßig viel gebaut worden.
Bei 421 und 411 wird es glaube ich schon etwas enger. Aber gerade die 411er mit dem geschlossenen Westfalia Fahrerhaus sind häufiger mal etwas günstiger, wobei da auch gesagt sei, dass es dafür glaube ich weniger Blechteile gibt, als für die anderen Hütten.
406 ist da glaube ich eh raus...
Zu der Wahl sei aber gesagt: Überlege dir gut, ob du auch langfristig keine Ausstattung brauchst. Z.b. ein 404 wird nie wirklich zum Forstschlepper aufrüstbar sein. Heckkraftheber, Spalter usw, werden höchstens als Bastellösungen gehen.
Bei 411/421 gilt es ähnlich. Eine Straßenzugmaschine ohne alles wird auch schwer aufzurüsten zu sein. Hydraulikteile sind selten. Eine Kipper pritsche geht vielleicht noch mit Elektrohydraulik, der Heckkraftheber wird schon schwerer. Zapfwellen lassen sich zwar nachrüsten, aber da ist z.B. beim 421 das Getriebe und die Ausstattung relevant, wenn man einer 540er und 1000er haben will. Die eigentlichen Zapfwellengetriebe werden zwar nur außen angeflanscht, das weitere Innenleben ist aber trotzdem wichtig. Doppelkupplungen lassen sich kaum nachrüsten, sind bei den Fahrzeugen eher selten, werden aber auch eher selten gebraucht.
Geht es z.B. um die eigentlichen Zapfwellen mit Lagerbock, dem Kipper Stempel, Heckkraftheber, Anhängersteuerventil o.ä. gehen kann man darauf eventuell beim Kauf verzichten. Mit Suche oder dem Nachbau findet man die Teile, aber meist auch zu stolzen Preisen. Da wäre es wahrscheinlich meistens billiger das passende Fahrzeug zu kaufen.
Aber so wie es klingt wärst du ja mit einer Straßenzugmaschine gut beraten, sei es nun 404 oder 411/421. Letztere wären natürlich wendiger im Wald selber und mit Holz beladen reichen die Pritschen wohl auch bis 3,5t. Ich würde beim Kauf vor allem auf Rost achten. Das gibt nur eine Heidenarbeit. Andere leidige Themen sind z.B. der verschleiß an den Doppelkreuzgelenken und Achsen generell, da werden Teile auch schnell teuer.
Elektrik oder schlechte Bremsen können die eventuell preislich in die Finger spielen. Gerade, da es bei einem Einkreissystem eh nicht schadet letztere präventiv zu revidieren.
Aber es ist Unimog, da kostet vieles gerne mehr wie bei Schlepper oder Geländewagen. Seis auch nur ein ordentlicher Reifen.
Kleiner Tipp: Du scheinst ja keine Eile mit der Suche zu haben. Das Forum kann dir da eventuell in zwei Arten helfen: Wenn du ein Fahrzeug beäugeln möchtest, findest du hier eventuell einen Kenner in deiner Nähe, der mit dir drüber guckt und dir somit vielleicht die eine oder andere Überraschung erspart. Die zweite "Waffe" wäre die Suche Rubrik im Forum. Vielleicht findet sich ja hier einer, der sein Fahrzeug in nächster Zeit loswerden will und sich gerne einen "ordentlichen" Nachfolger suchen möchte.
Grüße
Sebastian