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Herzlich willkommen auf der Unimog-Community-Website. Seit 1999 treffen sich hier die Mercedes-Benz Unimog- und MBtrac-Enthusiasten zum Meinungsaustausch und Fachsimpeln.

Hier werden Fragen zur Technik und zur Restauration des Unimog gestellt.

Moderator: stephan

#161195
Hallo,

als Neuling gleich die Frage, ob sich die nicht vorhandene Zapfwelle an meinem U1000 durch nen Hydromotor ersetzen läßt, ich wollt nicht alle Anbaugeräte auf Hydraulikantrieb umrüsten, ne Zapfwelle wär da doch universeller, wohl dem der eine hat.

Danke für Hilfe
Mark
#161233
Hallo, Mark,

es gibt fertige Lösungen, also Hydromotoren mit ZW-Stummel, aber, wie bereits gepostet, um einigermaßen Leistung abgreifen zu können, muss entsprechend eingespeist werden. Moderne Traktoren haben meist über 100l/min bei ca. 210bar und bringen es da je nach Leitungsquerschnitt auf ca. 25-30kW Hydraulikleistung an den Abreißkupplungen. (Brutto haben die Pumpen eine höhere Leistung, aber es muss bei hydraulischen Systemen immer der Gesamtwirkungsgrad berücksichtigt werden, der in der Regel weit von 1 nach unten abweicht, z.B. wegen Leitungsquerschnitten, Leitungslängen, Ölviskosität, etc.)

Da erheblich Leistung in Form von Wärme verlorengeht, muss man da für die Netto-ZW-Leistung einiges abziehen...

Die überschlägige Formel lautet:

P = Qmax * p-nenn / 600

P=Leistung, Q=Volumenstrom, p=Druck

Zusätzlich ist der Wirkungsgrad (Eta) des Gesamtsystems zu berücksichtigen, der eine entsprechend höhere Einspeiseleistung erfordert, als netto abgegeben wird.

Wenn überhaupt, macht , so zumindest meine Auffassung, an älteren Unimog eine Hydro-ZW nur für kleine Leistungen Sinn. Wenn Du an die Leistungsgrenze der Pumpe gehst, hast Du, schätze ich, sehr wahrscheinlich ein thermisches Problem oder es müssen Leitungen mit größerem Querschnitt nach hinten gelegt werden.

Grüße
Holger
Zuletzt geändert von holgi63 am 06.09.2007, 09:59, insgesamt 5-mal geändert.
#161256
100l/min sind doch mal ne Hausnummer,

wieviel Lesitung benötige ich denn zB für nen Schwader Mulcher, Heckmäher, Miststreuer und Winterdienststreuer, nur so die kleinen - mittel großen Geräte. Unsere sind zum Teil so alt, daß weder irgendwo noch nen Typenschild, geschweige denn Unterlagen existieren. Unsere 2 Fendt Farmer kommen erwartungsgemäß mit allem klar.

Da wär doch es klasse wenn ich den U1000 noch als Zusatzschlepper nutzen könnte, die alten Anbaugeräte alle auf Hydraulik umzurüsten ist meiner Meinung viel zu teuer und auch Unsinn, dann kann ich sie wieder nicht am Traktor nutzen. So wär aus meiner Sicht ne kräftige Hydropumpe + Motor am Unimog doch die preiswertere und auch sinnigere Lösung, ODER??? Bitte um Ratschläge.

Gruß
Mark
#161265
Hallo, Mark,

mir ist noch nicht ganz klar, weshalb Du beim U1000 nicht die vorhandene Zapfwelle nutzt?

Sei's drum: Du musst etwa mit folgenden Leistungsbedarfen rechnen:

Schwader: ca. 5-8kW / Meter Arbeitsbreite
Mulcher: ca. 25-30kW / Meter Arbeitsbreite
Miststreuer: ältere ca. 20kW, neuere bis 80kW
Trommelmäher: ca. 15-20kW / Meter Arbeitsbreite
Scheibenmäher: ca. 12-15kW / Meter Arbeitsbreite

Das bedeutet, Du brauchst am Hydromotor eine Mindest-Nettoabgabeleistung von 50kW, ein 2m Mähwerk plus notwendige Reserve angerechnet. Diese Leistung musst Du um locker 20 % erhöhen, um die Einspeiseleistung zu ermitteln. Das heißt 60kW Einspeisung!

Wo willst Du diese Leistung abgreifen?
An der Riemenscheibe kannst Du pro Riemen etwa 8kW abnehmen.
Da bleibt beim Unimog nur die Zapfwelle.

Sinn macht das dann nur, wenn Du eine Frontzapfwelle übrig hast, um eine hydraulische Heckzapfwelle damit zu betreiben. Greifst Du hinten ab, gibt's Platzprobleme.

Dann brauchst Du mindestens 1", besser 1,5" starke Leitungen (180l/min bei 200bar) und ein Servoventil, mit dem Du die Drehzahl und diese enorme Ölmenge regeln kannst - denn nur ein drehzahlgeregelter Hydroantrieb macht doch überhaupt erst Sinn.
Zusätzlich benötigst Du für Dauerbetrieb aus thermischen Gründen einen Behälter mit schätzungsweise 100 Litern Öl, es sei denn, Du baust auch noch einen Ölkühler ein.

Dann entsteht noch ein weiteres Problem: Die mechanische ZW stützt ihr Drehmoment am Getriebeblock ab und die Kräfte werden dort in den Rahmen eingeleitet.
Ein Hydromotor, der bei 540/min 50kW an der Hecktraverse abstützen muss, benötigt eine diesem gewaltigen Drehmoment entsprechende Befestigung!

Was das ganze kostet, Pumpe, Motor, Leitungen und Servoventil, Behälter...
...da kannst Du wahrscheinlich einen günstigen U1000 dazukaufen...
Aufgrund des schlechten Wirkungsgrades von Hydraulikantrieben steigt zudem der Kraftstoffverbrauch...

Selbst, wenn Du nur auf 30kW auslegst, bezweifle ich die Wirtschaftlichkeit, technisch ist das ganze sicher sehr spannend!

Grüße
Holger
#161292
Hallo Holger,

vielen Dank für Deine Mühe einer solch fundierten Hilfe, genau das wars was ich wissen wollte.

Warum ich die vorhandene ZW nicht nutze, ich armes Schwein hab einen von den U1000, die keine ZW haben, beim Kauf hab ich drauf verzichtet, jetzt fehlt das Teil, Getriebe hat noch nicht mal nen Nebenabtrieb, und neues Getriebe mit ZW-Anschluß kommt wohl aufs gleiche raus, vor allem erstmal ein passables finden, auch nicht ganz billig.

Dein Vorschlag mit nem günstigen zusätzlichen U1000 leuchtet mir nach der Beschreibung ein. Nur füllt ein weiteres Fahrzeug unnötig den Hof, ich dachte ich Könnte das Universelle am MotorGerät noch auf die Spitze treiben.

Danke erstmal für Eure Hilfe.

Abschließend wo bekomm ich denn all die Teile die Du aufgeführt hast Holger? Servoventil, große Pumpe, Motor, ZW-Stummel für Hydromotor?
Wer kennt sich als Händler denn damit aus?

Danke
Mark
#161342
Hi, Mark,

wenn Du gar keine Zapfwellen hast, bleibt Dir ja nur der Antrieb über Keilriemen.

Mein 406 treibt über einen einzigen Keilriemen die 40l-Pumpe/180bar. Das macht 12kW über einen Riemen.
Normalerweise ist das zu viel für einen Riemen, speziell im Dauerbetrieb. Deshalb wurde später - zumindest bei den nahezu baugleichen MB-trac's die gleiche Pumpe mit zwei Riemen angetrieben.

Ich möchte mal hoffen, dass auch Dein 424 2 Riemen für die Hydraulikpumpe besitzt.

Mal davon ausgehend, dass 1 Riemen 12kW übertragen kann, kommst Du mit 2 Riemen auf 24kW. Das ist die Abgabeleistung.
(Nochmal: Für Dauereinsatz ist das eigentlich zu viel für die Riemen!)

Dann bleiben Dir bei ausreichend großem Querschnitt der Leitungen (mit 15L geht das nicht!) ca. 20kW am ZW-Hydromotor.

Einen Mulcher oder ein Mähwerk betreibst Du damit nicht, aber ein Düngerstreuer oder ein kleiner Schwader oder Wender, auch ein Holzspalter mag gehen.

Für höhere Leistungen brauchst Du den Nebenantrieb - und dann brauchst Du die Hydro-ZW nicht mehr!

Adressen für die Beschaffung suche ich Dir noch raus. Bitte Geduld.

Grüße
Holger
#161344
holgi63 hat geschrieben: Sei's drum: Du musst etwa mit folgenden Leistungsbedarfen rechnen:

Schwader: ca. 5-8kW / Meter Arbeitsbreite
Mulcher: ca. 25-30kW / Meter Arbeitsbreite
Miststreuer: ältere ca. 20kW, neuere bis 80kW
Trommelmäher: ca. 15-20kW / Meter Arbeitsbreite
Scheibenmäher: ca. 12-15kW / Meter Arbeitsbreite
Hallo Holger!

Ich klinke mich hier mal kurz mit ein. Ist zwar etwas OT da 406 aber:
Wenn ich für ein Frontmähwerk mit 15kw/m Arbeitsbreite rechne, dann ist die Zapfwelle am 406 schon an der Leistungsgrenze :?: :!:
Die Abgabeleistung lag doch zwischen 33 und 45 PS :?:

Gruß
Patrick
#161359
Hallo, Patrick,

Du hast völlig recht, die Nebenabtriebe des UG2/27 waren herstellerseitig sehr stark in der Leistung eingeschränkt, die genauen Werte habe ich nicht im Kopf, aber so um die Werte, die Du schreibst.

Das Problem war, dass nach und nach sowohl der 406, als auch die Tracs (mit dem MB-trac turbo 900) auf 84, respektive 85PS aufgedreht wurden, der 416 sogar auf 110PS und das ohne Anpassung des Getriebes.
Zudem kommt die aufgrund der Lage des Nebenabtriebes ungünstige Schmierung in den kleinen Gängen.

Das mag der Grund gewesen sein, weshalb in der Landwirtschaft die ZW-Antriebe sowohl der Mogs, als auch der Tracs nicht als die haltbarsten bekannt waren...

In der Vorführung (ich war selbst 1982 in Gensungen /Rhön) auf den MB-Feldtagen hatten die Herren von Mercedes Benz keine Hemmungen, die Leistung der Maschinen an der Zapfwellenbremse vorzuführen, also die volle Motorleistung auf die Zapfwelle zu geben.

Das heißt, die ZW verkraftet sicherlich die volle Motorleistung, das sollte wohl aber nicht der Dauerzustand sein.

An meinem 65/70 habe ich schon mal an der Fräse einen Stummel abgerissen und beim Mulchen mit dem 700kg schweren Mulcher habe ich schon ein "mulchiges" Gefühl im Bauch, zumal mein 406 den Mulcher fast genauso durch den Bestand zieht, wie mein 120PS Standardschlepper...

Am MB-trac turbo900 haben die Niederlassungen von MB in der Vorführung ohne Hemmungen ein Frontmähwerk mit 2,65m und ein Heckmähwerk von 2,10m betrieben. Das geht in Summe weit über die zulässige Belastung, die auch im Handbuch vermerkt ist und sogar noch für den 441, also den MB-trac 1000 gilt! Aber was solls, die Mehrzahl der Tracs läuft noch und auch die meisten Unimogs noch, wobei letztere - siehe die UC - eher ein Rentnerdasein führen...

Das Beispiel mit dem abgerissenen Stummel an der Fräse zeigt, was definitiv gefährlich ist, nämlich stoß- oder schlagartige Belastungen an der Zapfwelle:
Die Fräse war auf einen schweren Stein aufgelaufen, was dazu führte, dass die Zapfwelle schlagartig die ganze Fräse über den Stein heben musste, das hat der Stummel nicht verkraftet - es hätte auch im Getriebe knirschen können, zum Glück blieb da alles heile...

Wenn die Last gleichmäßig abgenommen wird, kann die ZW sicher einiges mehr ab, als die im Handbuch angegebene Leistung.



Grüße
Holger
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