- 18.11.2018, 02:24
#526939
Liebe Unimog-Freunde,
einem wahren Gentleman mit hellwachem Verstand und ehrlichem Interesse an seinem Gegenüber sind wir begegnet. Der drahtigen Statur und ihrem wachem Blick sieht man die sportliche Betätigung bis ins hohe Alter an. Zuletzt hatte er vier mal das Stilfser Joch mit dem Rennrad bezwungen.
Alfred Schmidt strahlt noch heute eine enorme Energie und Leistungsfähigkeit aus. Seine Stimme ist zwar nicht mehr sehr tragfähig. Doch einige interessante Berichte und Anekdoten konnten wir deutlich vernehmen.
Der Unimog mit seinen vier Anbauräumen hatte es ihm angetan. Und wegen der geringen Leistung des kleinen OM636 Dieselmotors mussten zunächst die Schneepflüge, die es traditionell im Lieferprogramm des 1920 gegründeten Unternehmens schon gab, verkleinert und speziell angepasst werden.
Für den Unimog 411 wurden die bestens bekannten Schneefräsen und -schleudern entwickelt, die jedoch wegen ihres hohen Leistungsbedarfes von Aufbaumotoren auf der Pritsche angetrieben werden mussten. Zunächst mit der Antriebswelle durch das Fahrerhaus, später unterflur.
Alfred Schmidt kümmerte sich stets selbst und im Detail um die Tauglichkeit der Produkte. So gab es einmal Schwierigkeiten bei Vorführungen der Schneefräsen im Französischen Zentralmassiv vor interessierten Kunden. Daraufhin reiste er umgehend dort hin und stellte fest, dass der Vorführer im ersten Gang und mit schleifender Kupplung fuhr. Denn der im Unimog eingebaute Kriechgang war trotz ordnungsgemäßer Betätigung nicht wirksam. Das Ergebnis seiner Analyse: Aus Kostengründen hatte Mercedes die Verbindung des Betätigungshebels zum Kriechganggetriebe von formschlüssig auf kraftschlüssig umgestellt. Und jemand hatte wohl zu stark am Hebel gezogen, der sich daraufhin verstellte. Nach Neueinstellung war das Problem behoben und die Vorführung konnte die potentiellen Kunden letztlich überzeugen.
Die sogenannte Schmidt-Hydraulik löste die von Mercedes zunächst eingeführte Pneumatik ab. Sie war zwar nur eine Übergangslösung. Doch wurde sie einige Tausend mal verkauft bis Mercedes zunächst mit Westinghouse-Produkten auch zur Hydraulik überging.
Neben zahlreichen anderen Anbaugeräten wie Streuern, Frontladern, Erdschiebern, Bankettfräsen, Böschungsmähern und so weiter wurde die Kehrtechnik bereits in den 1950er Jahren in den Fokus genommen. Kehrmaschinen sind heute übrigens der wesentliche Produktschwerpunkt am Standort St. Blasien.
Mit steigender Leistungsfähigkeit des Unimog ab dem U406 und seinen leistungsfähigen Zapfwellen wuchsen auch die Möglichkeiten und Ideen für weitere Produkte aus dem Hause Schmidt, die insgesamt zum Erfolg des Unimog wesentlich beigetragen haben.
Seit etwa 1990 ist Alfred Schmidt nicht mehr am Unternehmen beteiligt. Nach einigen sehr schwierigen Jahren ist das Unternehmen ASH seit 2007 wieder in ruhigem Fahrwasser und hat vielversprechende Zukunftsaussichten. Größtes Problem derzeit: Beschaffung von Zulieferteilen angesichts der konjunkturbedingen langen Lieferzeiten von bis zu einem Jahr.
Jedenfalls können wir dankbar sein, einem für die Deutsche Technikgeschichte bedeutenden Menschen so nah begegnet zu sein. Und wir wünschen ihm für die Zukunft noch beste Gesundheit und alles erdenklich Gute.
Liebe Grüße
Christoph (schreibt hier nicht mehr)
https://youtu.be/aDXokacl6Cc Bilder einer Werkstatt
https://youtu.be/dxRgsTAtpCs - Feinmechanische Arbeiten auf einer alten Drehmaschine
https://youtu.be/NkdJCcsWyds - Kombipresser mit neuer Zahnradpumpe
optimog@gmx.de