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Moderatoren: stephan, Bernd-Schömann

#210606
Hallo MOGler,

es muß ja nicht immer ein UNIMOG sein. Auch so ein kleiner - 400 kg schwerer - Verdampfermotor kann viel Freude machen.

Vor ein paar Jahren bin ich bei einem Landmaschinenhändler über den Motor gestolpert. Er war seit seiner Werksauslieferung 1955 bei ihm in der Ecke gestanden, da der Kunde es sich damals plötzlich anders überlegt hatte. Er war nie in Betrieb gegangen und fristete in einer Halle ein unbeachtetes Dasein, wobei nur der Kalk von den Wänden auf ihn herabrieselte.

Der Kurbeltrieb ließ sich leicht bewegen, die Ventile gingen auf und zu. Da gab es für mich kein langes Überlegen mehr. Fast zum Schrottwert konnte ich ihn dem Besitzer abluchsen und erst mal zum Vorrat legen.

Am vergangenen Wochenende war es endlich soweit. Ein provisorisches Maschinengestell wurde geflext und gezimmert, der fehlende Kraftstoffschlauch angebaut, Motoröl und Diesel eingefüllt und ein "Anlassermotor" mit Riementrieb arrangiert. Mit betätigter Dekompression durfte er dann erst mal ein paar Stunden Gymnastik machen, wobei ich mich schrittweise reinigend und entlüftend durch die Einspritzanlage gearbeitet habe.

Bei der Einspritzdüse angekommen war festzustellen, daß es überhaupt nicht spritzte. Also auf Verdacht mal die Einspritzpumpe abgebaut, und siehe da, alles massiv verklebt. Mit WD40 und sanften Hammerschlägen wurden die Einzelteile aber schnell wieder gängig. Und beim Drehzahlregler genau das Gleiche. Das Öl hatte sich auch dort zurückgezogen, nicht ohne seine harzig-klebrigen Rückstände zu hinterlassen. Die Düse funktionierte anschließend mit traumhaftem Spritzbild.

Und dann schwante mir Übles. Hatte ich etwa den Motor die ganze Zeit ohne funktionierende Schmierung gedreht? Ja, denn nach dem Zerlegen der Schmierölpumpe war mir klar, daß an der im Sitz klebenden Kugel des druckseitigen Rückschlagventils kein Tropfen Öl vorbeigekommen war. Ein saugseitiges Rückschlagventil ist nämlich konstruktiv nicht vorhanden, so daß die Pumpe das Öl immer nur hin- und herbewegt hatte. Die Kugel und der Sitz ließen sich mit Nitroverdünnung sauber bekommen und danach spritzte auch endlich das Öl im Kurbelgehäuse herum. Dem Motor dürfte aber nichts passiert sein, da er sich ohne zu viel Reibung und nur langsam bewegt hatte.

Schließlich wurde es ernst. Lunte rein, Anlasserdrehzahl rauf, Dekohebel ausgelöst, gleich die erste Zündung mit schwarzem Rauch, dann immer abwechselnd weißer und schwarzer Qualm und so nach 15 Takten ein schönes kerniges Motorengeräusch bei etwa 400 rpm (schnell den Riemen abgeworfen!) und keine sichtbaren Emissionen aus dem Aupuff mehr. Dann aber schnell abgestellt, denn Kühlwasser war noch keines drin. Nach dem Einfüllen von 25 Litern Startversuch mit der provisorischen Handkurbel. Hurrah! Es geht doch!

Dann habe ich ihn ca. eine Stunde lang mit leicht wechselnden geringen Drehzahlen im Leerlauf schnurren lassen. Dabei mußte ich ihn immer wieder mit einem Seil in Position bringen, da er sich gerne wie eine Rüttelplatte durch meine Garage bewegte. Ich lauschte den Auspuffklängen wie guter Musik, bis ich schließlich mit Rücksicht auf beginnende Kopfschmerzen und meine genervte Familie wieder abstellen mußte.

Das war ein Erlebnis der besonderen Art mit Lerneffekt.

Mein neues Schätzchen ist innen schöner als außen, wie Ihr auf den beiden Fotos erkennen könnt. Im Innern war kein einziger Rostfleck zu entdecken gewesen.
Dateianhänge:
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Zuletzt geändert von OPTI-MOG am 01.10.2008, 22:40, insgesamt 1-mal geändert.
#210611
Hallo Christoph,
Das war ein Erlebnis der besonderen Art mit Lerneffekt.
nicht nur für Dich sondern jetzt auch für uns dank Deinem netten Bericht :party:

Nun bin ich gespannt wie die Geschichte weitergeht.
Wird der Motor auf Ausstellungen einfach so zu sehen sein oder hast du schon eine Anwendung im Auge?
#210613
Hallo Jürgen,

es freut mich, wenn Du Dich mit mir freuen kannst.

Oh, ja, Pläne habe ich viele, nur meist keine Zeit, sie in die Tat umzusetzen. Manchmal fehlt es aber auch am Kleingeld.

Den Motor habe ich eigentlich vorgesehen für ein kleines Blockheizkraftwerk. Das ganze soll auf einen Hänger kommen. Das ist natürlich wieder mal eine Spinnerei von mir.

Ein geeigneter alter Generator wäre noch relativ einfach zu bekommen, aber dann fehlt ein schlüssiges Konzept für die elektrische Schaltung und Regelung. Am besten wäre ja wahlweise Inselbetrieb oder Netzaufschaltung.

Wer ist in der Lage, mir da weiter zu helfen?
#210628
Hallo Christoph,
Am besten wäre ja wahlweise Inselbetrieb oder Netzaufschaltung.
Der Inselbetrieb sollte bei einem passenden Generator kein Problem darstellen.
Die Netzaufschaltung stellt schon eine ganz andere Aufgabe dar.
Hier muss die vom Generator erzeugte Frequenz absolut 100% mit der Netzfrequenz übereinstimmen. Die Drehzahl des Motors muss also sehr sehr genau nach der Netzfrequenz geregelt werden. Die kleinste Phasenverschiebung führt unweigerlich zu schweren Schäden.

Ich habe mal in meiner aktiven Zeit einen großen Schiffsgenerator neben seinem Fundament liegen sehen, weil er eben nicht mit den drei anderen Motoren synchron lief.
#210634
Hallo Jürgen,

an die Elektrik hatte ich mich schon mal rangearbeitet und bin bei einem Frequenzumrichter mit Netzrückspeisemöglichkeit gelandet. Dabei ist die Drehzahl des Motors unkritisch. Aber die Profis, die ich bisher diesbezüglich angesprochen hatte, haben alle nicht angebissen. Dabei müßte das doch eigentlich ganz einfach sein. Und für Inselbetrieb bräuchte man nur zusätzlich einen Frequenzgeber mit 50 Hz zur Taktung des Frequenzumrichters.
#211182
Hallo Industrie-Elektroniker, Antriebstechniker, Mechatroniker,

hat jemand von Euch einen Tipp für mich? (Aufgabenstellung siehe oben)
#211421
Hallo Christoph,
da lacht doch einem das Herz und Auge!! Ich bin froh, dass mir so ein Teil bisher nicht "über den Weg" gelaufen ist, denn so etwas wollte ich immer schon mal als großes Spielzeug haben...!
Zu Deiner "Elektrofrage": Zunächst müßte man mal wissen, wieviel kW (PS) dieser Motor im Dauerbetrieb bei welcher Drehzahl leistet.
Wie Jürgen bereits schrieb, ist eine Netzaufschaltung bei diesem Motortyp auf direktem Wege (Motor-Generator-Netz) nicht möglich, da die Drehzahlkonstanz bei diesem alten Eisen zu ungenau ist. Zudem ist "Rundlauf" bei einem Einzylinder unter Last sehr schlecht. Die 50Hz pendeln im Rhytmus der Motorumdrehung (Frequenzmodulation). Das gleiche Problem haben übrigens alte Wasserkraftwerke mit langsam laufenden Turbinen oder gar Wasserräder. Die Lösung geht nur über einen elektrischen Zwischenkreis. Der Motor treibt mit reichlich Übersetzung einen Gleichstromgenerator an. Die Gleichspannung wird anschließend in einen handelsüblichen Wechselrichter für Photovoltaik-Anlagen (Solar) gespeist. Diese Wechselrichter gibt es in vielen Eingangsspannungsbereichen (z.B. DC 60V-120V). Preiswert sind die Ausführungen mit 2,5kW, die parallel geschaltet werden können, um auf eine höhere Leistung zu kommen.
Mit diesen Wechselrichtern ist eine problemlose Zulassung für eine Netzeinspeisung zu bekommen. (z.B. Betrieb mit Pflanzenöl).

Gruß

Fred
#211439
Hallo Fred,

danke für Deine Ausführungen. Der Gleichstromgenerator scheint die richtige Ausgangsbasis zu bieten. Aber können die Wechselrichter auch Inselbetrieb realisieren?

Der MAH914 hat 11 PS bei 1500 min^-1.

Ich würde mich freuen, wenn hier doch noch eine tragfähige Konzeption herauskäme.
#211519
Hallo Christoph,
für eine Insellösung, also "Strom für den Eigengebrauch" gibt es sehr viele Lösungen, da die Vorschriften für eine Netzanbindung nicht beachtet werden müssen.
Da wäre z.B. die Firma LEAB (www.leab.de)
Die Lösung heißt dort Dynawatt 230V Stromerzeuger, bestehend aus einer speziellen Drehstromlima und einem Umrichter (Kontrolleinheit).
Standard ist z.B. für Feuerwehrfahrzeuge der Typ CU 5000 (5kw Dauerleistung). Da Du dem Motor etwas Reserve belassen solltest (er hat ja ca. 8kW), wäre das genau richtig, zumal für die Riemenübersetzung ins schnelle (Du brauchst ca. 15.000 U/min) sowieso Leistung "flöten" geht.
Alternativ könntest Du natürlich 2 Stk. 28V 150A Drehstromlimas vom LKW verbauen und normale Wechselrichter von Mastervolt; LEAB etc. verwenden, die man parallel fahren kann. Nachteil: es werden 2 Batterieblöcke á 12V 110VA als Puffer benötigt (Wartung/Verschleiß).

Gruß

Fred
#211661
Hallo Christoph,

wir haben damals Anfang 90 für unsere Wasserturbine in eine neue Netzeinspeisung investiert. Beim Aufschalten aufs Netz wird der Generator und damit auch die Turbine auf Drehzahl gezwungen. Ist ein recht großer Schaltschrank voll Elektrik/Elektronik und hat damals ca. 12.000 DM (inkl. Generator ca. 2500DM und Arbeitszeit) gekostet.

Gruß, Daniel
#211667
Hallo Christoph,

ich muss noch mal nachfragen.
Den Inselbetrieb verstehe ich, aber wofür möchtest Du die Netzrückspeisung von einem mobilen Kraftwerk nutzen.
Der wirkungsgrad des Systems dürfte recht schlecht sein. Du selbst schreibst ja von einem Wirkungsgrad von Motor um und bei 25%. Dein Motor wird nicht besser sein. Dann noch die Verluste im Generartor, Wandler etc.
Macht das Sinn, gibt es auch für solche Maschinen einen garantierten Festpreis bei der Stromübernahme?
Ich würde mich zunächst auf den reinen und einfacheren Inselbetrieb beschränken.
#211831
Es gibt meines wissens nach feste subventioniert Preise für die Rückspeisung von Strom.
Der Wirkungsgrad eines modernen Blockheizkraftwerks ist ja auch nicht 100% (Elektischer Wirkungsgrad zwischen 25% und 50%.) Gesamtwirkungsgrad im Bezug auf die eigesetzte Primärenergie ist natürlich 90%-100%...

Aussderdem soll es ja spass machen!

gruss Torben
#211835
Hallo Christoph!
Tolle Sache!

Von der Elektrik habe ich keine Ahnung, aber noch ein Hinweis zum Kraftstoff:
Meines Wissens darfst du einen fest installierten Motor mit Heizöl betreiben. Sitzt der Motor aber auf einem Anhänger, so wie du es vor hast, ist es kein Stationärmotor mehr und er muss mit Diesel betrieben werden.
Die Stadt Offenbach hatte da mal Probleme.
Mein Wissen darüber ist allerdings auch schon 15 Jahre alt, vielleicht hat sich ja was geändert.

Gruß
Thomas
#212131
Danke für Eure zahlreichen hilfreichen Tipps.
Die werde ich demnächst nochmal systematisch durchdenken.

Das Maschinengestell werde ich so gestalten, daß sich das Blockheizkraftwerk sowohl auf dem Hänger als auch abgesetzt stationär betreiben läßt.

Zum Gesamtwirkungsgrad hatte ich mir überlegt, daß der nicht so hervorragende mechanische Wirkungsgrad des Motors keine so große Rolle spielt, wenn ich die Wärme vom Kühlkreislauf und dem Auspuff möglichst weitgehend ausnutze.

Das Ganze ist eher ein langfristiges Projekt, da ich es in meinem derzeitigen Haus nicht nutzen kann. Dafür brauche ich erst ein geeignetes Objekt.
#331794
Hallo Christoph,

hast du dem Motor noch?

Seit ein paar Tagen habe ich dieses verrückte Ding, auch mit MAH914
Allrad, Achsen und Getriebe Ford GPW
Hier ein paar Fotos:

Bild


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Eine Frage habe ich aber auch:
Ölpeilstab fehlt, könntest du den bitte messen damit ich nachbauen kann?
min-max und Länge bis oben?

Beste Grüße
Thomas
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