- 01.10.2008, 19:51
#210606
Hallo MOGler,
es muß ja nicht immer ein UNIMOG sein. Auch so ein kleiner - 400 kg schwerer - Verdampfermotor kann viel Freude machen.
Vor ein paar Jahren bin ich bei einem Landmaschinenhändler über den Motor gestolpert. Er war seit seiner Werksauslieferung 1955 bei ihm in der Ecke gestanden, da der Kunde es sich damals plötzlich anders überlegt hatte. Er war nie in Betrieb gegangen und fristete in einer Halle ein unbeachtetes Dasein, wobei nur der Kalk von den Wänden auf ihn herabrieselte.
Der Kurbeltrieb ließ sich leicht bewegen, die Ventile gingen auf und zu. Da gab es für mich kein langes Überlegen mehr. Fast zum Schrottwert konnte ich ihn dem Besitzer abluchsen und erst mal zum Vorrat legen.
Am vergangenen Wochenende war es endlich soweit. Ein provisorisches Maschinengestell wurde geflext und gezimmert, der fehlende Kraftstoffschlauch angebaut, Motoröl und Diesel eingefüllt und ein "Anlassermotor" mit Riementrieb arrangiert. Mit betätigter Dekompression durfte er dann erst mal ein paar Stunden Gymnastik machen, wobei ich mich schrittweise reinigend und entlüftend durch die Einspritzanlage gearbeitet habe.
Bei der Einspritzdüse angekommen war festzustellen, daß es überhaupt nicht spritzte. Also auf Verdacht mal die Einspritzpumpe abgebaut, und siehe da, alles massiv verklebt. Mit WD40 und sanften Hammerschlägen wurden die Einzelteile aber schnell wieder gängig. Und beim Drehzahlregler genau das Gleiche. Das Öl hatte sich auch dort zurückgezogen, nicht ohne seine harzig-klebrigen Rückstände zu hinterlassen. Die Düse funktionierte anschließend mit traumhaftem Spritzbild.
Und dann schwante mir Übles. Hatte ich etwa den Motor die ganze Zeit ohne funktionierende Schmierung gedreht? Ja, denn nach dem Zerlegen der Schmierölpumpe war mir klar, daß an der im Sitz klebenden Kugel des druckseitigen Rückschlagventils kein Tropfen Öl vorbeigekommen war. Ein saugseitiges Rückschlagventil ist nämlich konstruktiv nicht vorhanden, so daß die Pumpe das Öl immer nur hin- und herbewegt hatte. Die Kugel und der Sitz ließen sich mit Nitroverdünnung sauber bekommen und danach spritzte auch endlich das Öl im Kurbelgehäuse herum. Dem Motor dürfte aber nichts passiert sein, da er sich ohne zu viel Reibung und nur langsam bewegt hatte.
Schließlich wurde es ernst. Lunte rein, Anlasserdrehzahl rauf, Dekohebel ausgelöst, gleich die erste Zündung mit schwarzem Rauch, dann immer abwechselnd weißer und schwarzer Qualm und so nach 15 Takten ein schönes kerniges Motorengeräusch bei etwa 400 rpm (schnell den Riemen abgeworfen!) und keine sichtbaren Emissionen aus dem Aupuff mehr. Dann aber schnell abgestellt, denn Kühlwasser war noch keines drin. Nach dem Einfüllen von 25 Litern Startversuch mit der provisorischen Handkurbel. Hurrah! Es geht doch!
Dann habe ich ihn ca. eine Stunde lang mit leicht wechselnden geringen Drehzahlen im Leerlauf schnurren lassen. Dabei mußte ich ihn immer wieder mit einem Seil in Position bringen, da er sich gerne wie eine Rüttelplatte durch meine Garage bewegte. Ich lauschte den Auspuffklängen wie guter Musik, bis ich schließlich mit Rücksicht auf beginnende Kopfschmerzen und meine genervte Familie wieder abstellen mußte.
Das war ein Erlebnis der besonderen Art mit Lerneffekt.
Mein neues Schätzchen ist innen schöner als außen, wie Ihr auf den beiden Fotos erkennen könnt. Im Innern war kein einziger Rostfleck zu entdecken gewesen.
es muß ja nicht immer ein UNIMOG sein. Auch so ein kleiner - 400 kg schwerer - Verdampfermotor kann viel Freude machen.
Vor ein paar Jahren bin ich bei einem Landmaschinenhändler über den Motor gestolpert. Er war seit seiner Werksauslieferung 1955 bei ihm in der Ecke gestanden, da der Kunde es sich damals plötzlich anders überlegt hatte. Er war nie in Betrieb gegangen und fristete in einer Halle ein unbeachtetes Dasein, wobei nur der Kalk von den Wänden auf ihn herabrieselte.
Der Kurbeltrieb ließ sich leicht bewegen, die Ventile gingen auf und zu. Da gab es für mich kein langes Überlegen mehr. Fast zum Schrottwert konnte ich ihn dem Besitzer abluchsen und erst mal zum Vorrat legen.
Am vergangenen Wochenende war es endlich soweit. Ein provisorisches Maschinengestell wurde geflext und gezimmert, der fehlende Kraftstoffschlauch angebaut, Motoröl und Diesel eingefüllt und ein "Anlassermotor" mit Riementrieb arrangiert. Mit betätigter Dekompression durfte er dann erst mal ein paar Stunden Gymnastik machen, wobei ich mich schrittweise reinigend und entlüftend durch die Einspritzanlage gearbeitet habe.
Bei der Einspritzdüse angekommen war festzustellen, daß es überhaupt nicht spritzte. Also auf Verdacht mal die Einspritzpumpe abgebaut, und siehe da, alles massiv verklebt. Mit WD40 und sanften Hammerschlägen wurden die Einzelteile aber schnell wieder gängig. Und beim Drehzahlregler genau das Gleiche. Das Öl hatte sich auch dort zurückgezogen, nicht ohne seine harzig-klebrigen Rückstände zu hinterlassen. Die Düse funktionierte anschließend mit traumhaftem Spritzbild.
Und dann schwante mir Übles. Hatte ich etwa den Motor die ganze Zeit ohne funktionierende Schmierung gedreht? Ja, denn nach dem Zerlegen der Schmierölpumpe war mir klar, daß an der im Sitz klebenden Kugel des druckseitigen Rückschlagventils kein Tropfen Öl vorbeigekommen war. Ein saugseitiges Rückschlagventil ist nämlich konstruktiv nicht vorhanden, so daß die Pumpe das Öl immer nur hin- und herbewegt hatte. Die Kugel und der Sitz ließen sich mit Nitroverdünnung sauber bekommen und danach spritzte auch endlich das Öl im Kurbelgehäuse herum. Dem Motor dürfte aber nichts passiert sein, da er sich ohne zu viel Reibung und nur langsam bewegt hatte.
Schließlich wurde es ernst. Lunte rein, Anlasserdrehzahl rauf, Dekohebel ausgelöst, gleich die erste Zündung mit schwarzem Rauch, dann immer abwechselnd weißer und schwarzer Qualm und so nach 15 Takten ein schönes kerniges Motorengeräusch bei etwa 400 rpm (schnell den Riemen abgeworfen!) und keine sichtbaren Emissionen aus dem Aupuff mehr. Dann aber schnell abgestellt, denn Kühlwasser war noch keines drin. Nach dem Einfüllen von 25 Litern Startversuch mit der provisorischen Handkurbel. Hurrah! Es geht doch!
Dann habe ich ihn ca. eine Stunde lang mit leicht wechselnden geringen Drehzahlen im Leerlauf schnurren lassen. Dabei mußte ich ihn immer wieder mit einem Seil in Position bringen, da er sich gerne wie eine Rüttelplatte durch meine Garage bewegte. Ich lauschte den Auspuffklängen wie guter Musik, bis ich schließlich mit Rücksicht auf beginnende Kopfschmerzen und meine genervte Familie wieder abstellen mußte.
Das war ein Erlebnis der besonderen Art mit Lerneffekt.
Mein neues Schätzchen ist innen schöner als außen, wie Ihr auf den beiden Fotos erkennen könnt. Im Innern war kein einziger Rostfleck zu entdecken gewesen.
Zuletzt geändert von OPTI-MOG am 01.10.2008, 22:40, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Christoph (schreibt hier nicht mehr)
https://youtu.be/aDXokacl6Cc Bilder einer Werkstatt
https://youtu.be/dxRgsTAtpCs - Feinmechanische Arbeiten auf einer alten Drehmaschine
https://youtu.be/NkdJCcsWyds - Kombipresser mit neuer Zahnradpumpe
optimog@gmx.de
Christoph (schreibt hier nicht mehr)
https://youtu.be/aDXokacl6Cc Bilder einer Werkstatt
https://youtu.be/dxRgsTAtpCs - Feinmechanische Arbeiten auf einer alten Drehmaschine
https://youtu.be/NkdJCcsWyds - Kombipresser mit neuer Zahnradpumpe
optimog@gmx.de