Der Unimogvirus & Ich - Meine Unimoggeschichte
Verfasst: 04.11.2013, 21:33
Liebe UCler und Unimogbegeisterte,
ich bin zwar schon gut drei Jahre hier aktiv, habe es aber bisher versäumt, mich vorzustellen bzw. meine Unimoggeschichte zu erzählen. Dies möchte ich hiermit auf etwas andere Art nachholen!
Gibt es den Unimogvirus? Ich glaube mittlerweile ja, jedoch sind meist nur die Männer davon befallen. Aber es ist ein gutartiger Virus. Auch mich hat er voll erwischt. Wenn ich gefragt werde "Warum gerade ein Unimog?" kann ich bis heute noch nicht genau sagen woher meine Begeisterung kommt. Ich kann da nur vermuten.
Ich bin in der Nachbarschaft eines Bauhofes auf einem Dorf in Oberbayern aufgewachsen. An vielen Wintermorgen weckte mich das Motorengeräusch eines 406ers beim Winterdienst.
Von Anfang an war ich begeistert von dem Motorklang, war mir aber der Faszination die der Unimog auf mich ausgeübt hat, nicht bewusst.
Mitte der 90er telefonierte ich mit einem Studienfreund. Er erwähnte, dass bei seiner Freundin in der Firma eine Unimog mit Schneeräumschild für 3500 Mark verkauft werden sollte. Er hat mir da einen Floh ins Ohr gesetzt oder vielleicht auch die Faszination bewusst gemacht. Der Traum von einem eigenen Unimog hat mich von da an ergriffen und nicht mehr losgelassen.
Der Wunsch nach einem Unimog wurde von da an etwas konkreter. Im Internet habe ich nach den Modellen recherchiert und die Preise beobachtet. Mit der Einführung von eBay beobachtete ich regelmäßig die Angebote und bin schließlich am 09.09.2007 das erste Mal ein 406er Cabrio gefahren, das für sage und schreibe 13.500 € im eBay versteigert wurde, aber nicht an mich. Ich hatte gar nicht mitgeboten. Ich war geschockt über den Preis und entsetzt wie furchtbar laut der 406er ist. Wahre Leidenschaft ist es wenn man sich trotzdem von so etwas nicht abschrecken lässt. Der Traum hat mich nicht losgelassen.
Wenig später besuchte ich an meinem 36igsten Geburtstag das Unimogmuseum in Gaggenau und da ging es dann richtig los mit meiner Begeisterung bzw. Leidenschaft – ich war voll infiziert vom Unimogvirus - Prognose unheilbar. Mir wurde klar, ich möchte einen 406er Cabrio haben. Ich habe von da an nur noch Unimogs im Straßenbild und am Straßenrand gesehen aber so richtig konkret war es noch nicht.
Richtig ins Rollen kam es als ich im Januar 2010 mit meinem Vater im Wald Holzarbeiten war. Wir haben bisher immer noch die teilweise meterdicken Baumstämme klassisch mit Schlegel und Keil gespalten. An dem Tag hatten wir einen „Riesen“ mit gut einem Meter Durchmesser gefällt. Zufällig war unser Nachbar mit seinem alten Eicher mit Holzspalter unterwegs. Innerhalb von nicht mal einer Stunde war der Riesenbaum gespalten und ich schwer beeindruckt. Wir hätten ansonsten den ganzen Tag dazu gebraucht. Beim Abendessen beschloss ich, dass ich einen Holzspalter kaufen werde und wir für den Holzspalter noch einen Unimog brauchen.
Die nächsten Monate habe ich viele Stunden im Internet mit der Suche nach meinem Traumgefährt verbracht. Gefunden habe ich jedoch einen am Straßenrand in Oberbayern. Mein erster Unimog war allerdings eher ein Alptraum. Zum Glück habe ihn nur zwei Wochen besessen. Die Liebe zum Mog hat mich blind gemacht und ich habe mich blenden lassen vom schönen Lack und die Mängel in der Unterwäsche und die mangelhafte Ausrüstung ignoriert. Fürs Holzarbeiten und den TÜV hätte ich noch einiges an Zeit und Geld für die sündhaft teuren Zusatzausstattungen investieren müssen. Zum Glück hatte ich genug kritische Berater, die mich dazu drängten den Unimog sofort wieder zurückzugeben. Schweren Herzens und nach einigen zähen Verhandlungen mit dem in der Unimogszene nicht ganz unbekannten Verkäufer haben wir den Unimog aufgeladen und zurückgebracht. Es war ein schreckliches Gefühl für mich nach der jahrelangen Suche hinter „meinem“ Mog – auch wenn es ein Alptraum war - herzufahren um ihn wieder zurückzugeben. Die Suche ging also weiter, aber mittlerweile mit einigen Helfern aus dem Dorf.
Meinen eigentlich richtig ersten Mog habe ich dann über zig Ecken gefunden. Jemand hat jemanden gekannt der ein 406er Cabrio jemand anders verkaufen wollte. Als ich mir bei dem jemand anders den Unimog angeschaut habe war die Verwunderung groß weil der jemand den Mog schon an den Jemand anders verkauft hatte. Aber es war ohnehin der "falsche" - ein 406er mit runder Scheibe. Ich wollte unbedingt den mit der geraden Scheibe, den meiner Meinung nach schönstem Unimog, der je gebaut wurde. Aber der jemand anders wusste wieder jemanden, der einen 406er mit der gerade Scheibe gesehen hatte, der auch zum Verkauf stand. Genau der sollte mein erster Mog werden. Der jemand anders ist für mich zu einem guten Freund geworden. Beim Kauf habe ich aber jetzt nichts dem Zufall überlassen. Ich wollte fachkundige Beratung beim Kauf. Also hat sich mein Vater etwas umgehört. Egal wen man im Oberland nach einem Unimogexperten gefragt hat, es fiel immer wieder der gleiche Name: der „Luggi“. Der "Luggi" war bereit zur Probefahrt mitzukommen und hat auch danach den Daumen gehoben: "Den kannst kaffa!".
Das habe ich dann auch gleich gemacht und meinen Traum auf eigener Achse die 85 Kilometer von Bockhorn in der Nähe von Straubing u. a. über die Autobahn nach Hause gefahren. Ich war glücklich, auch wenn mir das Heck in einem Kreisverkehr einmal nach rechts und zweimal nach links ausgebrochen ist. Ich konnte den Unimog gerade noch einfangen obwohl ich erst eine halbe Stunde Unimogfahrpraxis hatte. Entsprechend raste auch mein Herz.
Zum Geburtstag habe ich mir dann den angekündigten Holzspalter und eine Seilwinde als Eigengeschenk gekauft. Als Geschenk gabs dazu den notwendigen Frontkraftheber.
Bei meinem Traumfahrzeug waren jedoch die Sitze stark restaurierungsbedürftig und das Verdeck undicht. Ich hatte mir bei der Überführung aufgrund des fast nicht mehr vorhandenen Lehnenschaums den Rücken aufgescheuert. Aber vor lauter Glück und Aufregung habe ich während der Fahrt nichts davon mitbekommen.
Nach dem jahrelangen Suchen und Warten auf meinen Unimog wollte ich im Herbst jede Gelegenheit nutzen Unimog zu fahren. Also habe ich mir beim Luggi Tauschsitze ausgeliehen und auf die Schnelle ein gebrauchtes Eller Hardtop - jedoch ohne Heckscheibe - gekauft. Ich dachte die Scheibe kann ja nicht so teuer sein. Von wegen: die Scheibe kostete mich 550 € netto! Ich war wieder mal entsetzt über die Ersatzteilpreise. Über die habe ich mir vorher nicht allzu viel Gedanken gemacht - genauso wenig darüber, wie ich den Unimog herrichten wollte.
Als erstes sollte mein Mog wieder ein richtiges Verdeck bekommen. Also habe ich eins erstanden. Luggi sagte mir, dass ich das neue Verdeck aber nicht einfach so auf den Mog, der einige Gebrauchsspuren hatte, montieren kann. "Da musst scho a bisserl was macha!". Also beschloss ich „a bisserl“ was zu machen. Der Mog sollte ein paar Teile erneuert bekommen. Angefangen habe ich mit dem Sitzen und dem Verdeckgestänge. Die ersten Teile habe ich noch machen lassen: Sandstrahlen, lackieren. Und wieder war ich geschockt über die Preise: die paar Teile Sandstrahlen und Lackieren waren wieder 500 €. Aber das Verdeckgestänge und die Sitzstrukturen waren wie neu. Und das schöne war: ich konnte mir einen lang gehegten Wunsch erfüllen, selbst den Sitz mit neuen Lederbezügen zu polstern.
Aber jetzt gab es ein neues Problem. Die völlig neuen Komponenten haben jetzt gar nicht mehr zum restlichen Unimog mit den mehr oder minder starken Gebrauchsspuren gepasst. Also musste ich „a bisserl mehr“ machen. Der Mog sollte nun überall nur „a bisserl“ neuen Lack bekommen. Aber nur wo? Die ersten Montagen vom Unterfahrschutz und des Frontkrafthebers habe ich noch im November vor der Garage meiner Eltern gemacht. Aber ich brauchte eine Garage. Doch das Gute lag so Nah. Schließlich gabs in der Verwandtschaft einen Fuhrunternehmer. Der hatte nix dagegen, dass ich für erstmal geschätzte zwei Wochen seine Werkstatt benutze. Als ich dann Mitte Dezember innerhalb weniger Tage den Unimog komplett zerlegt hatte, wurde mir dann aber langsam klar, dass ich mich völlig verschätzt hatte und auch der Fuhrunternehmer erkannte dass es wollte länger dauern würde. Jedes Teil musste vom jahrelangen Dreck gesäubert, der Lack entfernt, erneut gereinigt, grundiert und lackiert werden.
Zwischendrin habe ich mich angesichts der schier endlos vielen Teile immer wieder gefragt, warum mache ich das überhaupt. Aber der Drang danach so bald wie möglich wieder Unimog fahren zu können hat mich vorangetrieben.
Viele Tage und viele tatkräftige Hände waren nötig die vielen Einzelteile wieder herzurichten und zu einem funktionierenden Ganzen wieder zusammenzusetzen.
Am Anfang wollte ich alles selber machen, das Lackieren mal ausgenommen. Aber selbst ich musste irgendwann mal einsehen dass ich so nicht weiterkomme. Gerade beim Unimog gibt es viele Kniffe und Tricks. Einer der sich wie kein anderer mit diesen Kniffen und Tricks auskennt ist ein mittlerweile Bekannter aus meinem Heimatdorf. In Momenten in denen ich nicht weiterwusste hat er immer wieder mit seiner angenehmen ruhigen Art die Probleme umgehend gelöst. Es hat mir riesig Spaß gemacht mit Ihm zusammenzuarbeiten.
Es gab aber auch Momente wo selbst Kniffe und Tricks nicht weiterhalfen. Komponenten mussten repariert werden bzw. Ersatzteile hergestellt werden. Vor allem der verwandte Fuhrunternehmer hat mir gezeigt: Geht nicht gibt’s nicht. Es gibt immer eine Lösung. Das „geht nicht“ gibt’s nur im Kopf. Er hat immer einen pragmatischen Weg gefunden. Vor allem war ich überrascht wie schnell das alles ging.
Nachdem ich eingesehen hatte dass es nicht in 2 Wochen funktioniert habe ich ein neues Datum als Ziel für das Restaurationsende angepeilt. Aber mir wurde dann auch bald klar dass dies auch zu ambitioniert war. Letztendlich bin ich dann einfach auf Sicht gefahren, bis ich gehört habe, das ein großes Unimogtreffen am Königssee stattfindet. Also gab es ein neues Ziel und es ging los zum Endspurt und am Abend davor gab es den TÜV. Zwischendrin verbrachte ich viele lange Tage, Abende und manchmal auch Nächte in der Werkstatt.
Umso ergreifender war der Moment für mich, als das erstemal der Motor gestartet wurde. Ich als studierter Kopfgesteuerter hatte bisher außer ein bisschen an meinen Fahrrädern noch nie groß geschraubt. Das Unimogrestaurieren war aber richtig großes Schrauben. Somit habe ich mein Gesellen- und Meisterstück in einem gemacht. Und es war erhebend. Mit den eigenen Händen etwas geschafft zu haben und dabei so viele neue Freunde gefunden zu haben. Es ist unglaublich welcher Mythos und Anziehungskraft nach wie vor vom Unimog ausgeht. Ich habe kaum einen getroffen, der keine leuchtende Augen bekommen hat, als er den Unimog gesehen oder von meinen Erzählungen gehört hat. Und nun folgen auf die Erzählung ein paar Bilder von meiner Restauration, einen Teil kennt ihr ja ohnehin schon aus meiner „NEUEN RUBRIK: Unimogstillleben“. Und in der Zwischenzeit ist es nicht nur bei dem einem Mog geblieben, der Virus hat voll zugeschlagen. Der Virus ist nicht zu besiegen außer durch noch mehr Unimog und am besten einer täglichen Dosis therapeutisches Unimogfahren!
Viele Grüße
Euer Martin
ich bin zwar schon gut drei Jahre hier aktiv, habe es aber bisher versäumt, mich vorzustellen bzw. meine Unimoggeschichte zu erzählen. Dies möchte ich hiermit auf etwas andere Art nachholen!
Gibt es den Unimogvirus? Ich glaube mittlerweile ja, jedoch sind meist nur die Männer davon befallen. Aber es ist ein gutartiger Virus. Auch mich hat er voll erwischt. Wenn ich gefragt werde "Warum gerade ein Unimog?" kann ich bis heute noch nicht genau sagen woher meine Begeisterung kommt. Ich kann da nur vermuten.
Ich bin in der Nachbarschaft eines Bauhofes auf einem Dorf in Oberbayern aufgewachsen. An vielen Wintermorgen weckte mich das Motorengeräusch eines 406ers beim Winterdienst.
Von Anfang an war ich begeistert von dem Motorklang, war mir aber der Faszination die der Unimog auf mich ausgeübt hat, nicht bewusst.
Mitte der 90er telefonierte ich mit einem Studienfreund. Er erwähnte, dass bei seiner Freundin in der Firma eine Unimog mit Schneeräumschild für 3500 Mark verkauft werden sollte. Er hat mir da einen Floh ins Ohr gesetzt oder vielleicht auch die Faszination bewusst gemacht. Der Traum von einem eigenen Unimog hat mich von da an ergriffen und nicht mehr losgelassen.
Der Wunsch nach einem Unimog wurde von da an etwas konkreter. Im Internet habe ich nach den Modellen recherchiert und die Preise beobachtet. Mit der Einführung von eBay beobachtete ich regelmäßig die Angebote und bin schließlich am 09.09.2007 das erste Mal ein 406er Cabrio gefahren, das für sage und schreibe 13.500 € im eBay versteigert wurde, aber nicht an mich. Ich hatte gar nicht mitgeboten. Ich war geschockt über den Preis und entsetzt wie furchtbar laut der 406er ist. Wahre Leidenschaft ist es wenn man sich trotzdem von so etwas nicht abschrecken lässt. Der Traum hat mich nicht losgelassen.
Wenig später besuchte ich an meinem 36igsten Geburtstag das Unimogmuseum in Gaggenau und da ging es dann richtig los mit meiner Begeisterung bzw. Leidenschaft – ich war voll infiziert vom Unimogvirus - Prognose unheilbar. Mir wurde klar, ich möchte einen 406er Cabrio haben. Ich habe von da an nur noch Unimogs im Straßenbild und am Straßenrand gesehen aber so richtig konkret war es noch nicht.
Richtig ins Rollen kam es als ich im Januar 2010 mit meinem Vater im Wald Holzarbeiten war. Wir haben bisher immer noch die teilweise meterdicken Baumstämme klassisch mit Schlegel und Keil gespalten. An dem Tag hatten wir einen „Riesen“ mit gut einem Meter Durchmesser gefällt. Zufällig war unser Nachbar mit seinem alten Eicher mit Holzspalter unterwegs. Innerhalb von nicht mal einer Stunde war der Riesenbaum gespalten und ich schwer beeindruckt. Wir hätten ansonsten den ganzen Tag dazu gebraucht. Beim Abendessen beschloss ich, dass ich einen Holzspalter kaufen werde und wir für den Holzspalter noch einen Unimog brauchen.
Die nächsten Monate habe ich viele Stunden im Internet mit der Suche nach meinem Traumgefährt verbracht. Gefunden habe ich jedoch einen am Straßenrand in Oberbayern. Mein erster Unimog war allerdings eher ein Alptraum. Zum Glück habe ihn nur zwei Wochen besessen. Die Liebe zum Mog hat mich blind gemacht und ich habe mich blenden lassen vom schönen Lack und die Mängel in der Unterwäsche und die mangelhafte Ausrüstung ignoriert. Fürs Holzarbeiten und den TÜV hätte ich noch einiges an Zeit und Geld für die sündhaft teuren Zusatzausstattungen investieren müssen. Zum Glück hatte ich genug kritische Berater, die mich dazu drängten den Unimog sofort wieder zurückzugeben. Schweren Herzens und nach einigen zähen Verhandlungen mit dem in der Unimogszene nicht ganz unbekannten Verkäufer haben wir den Unimog aufgeladen und zurückgebracht. Es war ein schreckliches Gefühl für mich nach der jahrelangen Suche hinter „meinem“ Mog – auch wenn es ein Alptraum war - herzufahren um ihn wieder zurückzugeben. Die Suche ging also weiter, aber mittlerweile mit einigen Helfern aus dem Dorf.
Meinen eigentlich richtig ersten Mog habe ich dann über zig Ecken gefunden. Jemand hat jemanden gekannt der ein 406er Cabrio jemand anders verkaufen wollte. Als ich mir bei dem jemand anders den Unimog angeschaut habe war die Verwunderung groß weil der jemand den Mog schon an den Jemand anders verkauft hatte. Aber es war ohnehin der "falsche" - ein 406er mit runder Scheibe. Ich wollte unbedingt den mit der geraden Scheibe, den meiner Meinung nach schönstem Unimog, der je gebaut wurde. Aber der jemand anders wusste wieder jemanden, der einen 406er mit der gerade Scheibe gesehen hatte, der auch zum Verkauf stand. Genau der sollte mein erster Mog werden. Der jemand anders ist für mich zu einem guten Freund geworden. Beim Kauf habe ich aber jetzt nichts dem Zufall überlassen. Ich wollte fachkundige Beratung beim Kauf. Also hat sich mein Vater etwas umgehört. Egal wen man im Oberland nach einem Unimogexperten gefragt hat, es fiel immer wieder der gleiche Name: der „Luggi“. Der "Luggi" war bereit zur Probefahrt mitzukommen und hat auch danach den Daumen gehoben: "Den kannst kaffa!".
Das habe ich dann auch gleich gemacht und meinen Traum auf eigener Achse die 85 Kilometer von Bockhorn in der Nähe von Straubing u. a. über die Autobahn nach Hause gefahren. Ich war glücklich, auch wenn mir das Heck in einem Kreisverkehr einmal nach rechts und zweimal nach links ausgebrochen ist. Ich konnte den Unimog gerade noch einfangen obwohl ich erst eine halbe Stunde Unimogfahrpraxis hatte. Entsprechend raste auch mein Herz.
Zum Geburtstag habe ich mir dann den angekündigten Holzspalter und eine Seilwinde als Eigengeschenk gekauft. Als Geschenk gabs dazu den notwendigen Frontkraftheber.
Bei meinem Traumfahrzeug waren jedoch die Sitze stark restaurierungsbedürftig und das Verdeck undicht. Ich hatte mir bei der Überführung aufgrund des fast nicht mehr vorhandenen Lehnenschaums den Rücken aufgescheuert. Aber vor lauter Glück und Aufregung habe ich während der Fahrt nichts davon mitbekommen.
Nach dem jahrelangen Suchen und Warten auf meinen Unimog wollte ich im Herbst jede Gelegenheit nutzen Unimog zu fahren. Also habe ich mir beim Luggi Tauschsitze ausgeliehen und auf die Schnelle ein gebrauchtes Eller Hardtop - jedoch ohne Heckscheibe - gekauft. Ich dachte die Scheibe kann ja nicht so teuer sein. Von wegen: die Scheibe kostete mich 550 € netto! Ich war wieder mal entsetzt über die Ersatzteilpreise. Über die habe ich mir vorher nicht allzu viel Gedanken gemacht - genauso wenig darüber, wie ich den Unimog herrichten wollte.
Als erstes sollte mein Mog wieder ein richtiges Verdeck bekommen. Also habe ich eins erstanden. Luggi sagte mir, dass ich das neue Verdeck aber nicht einfach so auf den Mog, der einige Gebrauchsspuren hatte, montieren kann. "Da musst scho a bisserl was macha!". Also beschloss ich „a bisserl“ was zu machen. Der Mog sollte ein paar Teile erneuert bekommen. Angefangen habe ich mit dem Sitzen und dem Verdeckgestänge. Die ersten Teile habe ich noch machen lassen: Sandstrahlen, lackieren. Und wieder war ich geschockt über die Preise: die paar Teile Sandstrahlen und Lackieren waren wieder 500 €. Aber das Verdeckgestänge und die Sitzstrukturen waren wie neu. Und das schöne war: ich konnte mir einen lang gehegten Wunsch erfüllen, selbst den Sitz mit neuen Lederbezügen zu polstern.
Aber jetzt gab es ein neues Problem. Die völlig neuen Komponenten haben jetzt gar nicht mehr zum restlichen Unimog mit den mehr oder minder starken Gebrauchsspuren gepasst. Also musste ich „a bisserl mehr“ machen. Der Mog sollte nun überall nur „a bisserl“ neuen Lack bekommen. Aber nur wo? Die ersten Montagen vom Unterfahrschutz und des Frontkrafthebers habe ich noch im November vor der Garage meiner Eltern gemacht. Aber ich brauchte eine Garage. Doch das Gute lag so Nah. Schließlich gabs in der Verwandtschaft einen Fuhrunternehmer. Der hatte nix dagegen, dass ich für erstmal geschätzte zwei Wochen seine Werkstatt benutze. Als ich dann Mitte Dezember innerhalb weniger Tage den Unimog komplett zerlegt hatte, wurde mir dann aber langsam klar, dass ich mich völlig verschätzt hatte und auch der Fuhrunternehmer erkannte dass es wollte länger dauern würde. Jedes Teil musste vom jahrelangen Dreck gesäubert, der Lack entfernt, erneut gereinigt, grundiert und lackiert werden.
Zwischendrin habe ich mich angesichts der schier endlos vielen Teile immer wieder gefragt, warum mache ich das überhaupt. Aber der Drang danach so bald wie möglich wieder Unimog fahren zu können hat mich vorangetrieben.
Viele Tage und viele tatkräftige Hände waren nötig die vielen Einzelteile wieder herzurichten und zu einem funktionierenden Ganzen wieder zusammenzusetzen.
Am Anfang wollte ich alles selber machen, das Lackieren mal ausgenommen. Aber selbst ich musste irgendwann mal einsehen dass ich so nicht weiterkomme. Gerade beim Unimog gibt es viele Kniffe und Tricks. Einer der sich wie kein anderer mit diesen Kniffen und Tricks auskennt ist ein mittlerweile Bekannter aus meinem Heimatdorf. In Momenten in denen ich nicht weiterwusste hat er immer wieder mit seiner angenehmen ruhigen Art die Probleme umgehend gelöst. Es hat mir riesig Spaß gemacht mit Ihm zusammenzuarbeiten.
Es gab aber auch Momente wo selbst Kniffe und Tricks nicht weiterhalfen. Komponenten mussten repariert werden bzw. Ersatzteile hergestellt werden. Vor allem der verwandte Fuhrunternehmer hat mir gezeigt: Geht nicht gibt’s nicht. Es gibt immer eine Lösung. Das „geht nicht“ gibt’s nur im Kopf. Er hat immer einen pragmatischen Weg gefunden. Vor allem war ich überrascht wie schnell das alles ging.
Nachdem ich eingesehen hatte dass es nicht in 2 Wochen funktioniert habe ich ein neues Datum als Ziel für das Restaurationsende angepeilt. Aber mir wurde dann auch bald klar dass dies auch zu ambitioniert war. Letztendlich bin ich dann einfach auf Sicht gefahren, bis ich gehört habe, das ein großes Unimogtreffen am Königssee stattfindet. Also gab es ein neues Ziel und es ging los zum Endspurt und am Abend davor gab es den TÜV. Zwischendrin verbrachte ich viele lange Tage, Abende und manchmal auch Nächte in der Werkstatt.
Umso ergreifender war der Moment für mich, als das erstemal der Motor gestartet wurde. Ich als studierter Kopfgesteuerter hatte bisher außer ein bisschen an meinen Fahrrädern noch nie groß geschraubt. Das Unimogrestaurieren war aber richtig großes Schrauben. Somit habe ich mein Gesellen- und Meisterstück in einem gemacht. Und es war erhebend. Mit den eigenen Händen etwas geschafft zu haben und dabei so viele neue Freunde gefunden zu haben. Es ist unglaublich welcher Mythos und Anziehungskraft nach wie vor vom Unimog ausgeht. Ich habe kaum einen getroffen, der keine leuchtende Augen bekommen hat, als er den Unimog gesehen oder von meinen Erzählungen gehört hat. Und nun folgen auf die Erzählung ein paar Bilder von meiner Restauration, einen Teil kennt ihr ja ohnehin schon aus meiner „NEUEN RUBRIK: Unimogstillleben“. Und in der Zwischenzeit ist es nicht nur bei dem einem Mog geblieben, der Virus hat voll zugeschlagen. Der Virus ist nicht zu besiegen außer durch noch mehr Unimog und am besten einer täglichen Dosis therapeutisches Unimogfahren!
Viele Grüße
Euer Martin