- 13.11.2013, 23:36
#430091
Hallo Martin, hallo alle ‚Kollegen’,
- MARTIN Du möchtest meine >> Wie kommst Du zum Unimog<< - Geschichte unbedingt hören... . ??
Na gut,
die Geschichte fängt ebenfalls in meiner Kindheit an - bin ja nun auch schon fast 54 Jahre alt.... – also so vor etwa 43 Jahren begann es....
Mein Onkel – damals jung und dynamisch – verdiente seinen Lebensunterhalt als Metzger, nebenher wurde bei Hausschlachtungen geholfen. So auch bei einem lieben aber armen Grafen mit Landwirtschaftsbetrieb in der Nähe. Bezahlt wurde die Nebentätigkeit häufig mit Naturalien. So auch in jenem Jahr. Sodann durfte sich mein Onkel in dem gräflichen Buchen -Jungforst als "Durchforster" austoben und das Brennholz nach Hause holen. Es wurde bei ihm ausschließlich mit Holz geheizt. Mein Onkel hatte damals einen alten Unimog – vermutlich für die Brennholzzwecke sowie auch zur Unterhaltung eines mittelgroßen Wirtschaftsgartens. – Es muss ein 2010er oder 401er gewesen sein. Aufgrund der größeren Holzmenge bat er damals meinen Vater ihm bei der Holzerei zu helfen – wurden auch ihm dafür wiederum Naturalien in Form von Hausschlachtung bei uns zu Hause in Aussicht gestellt.
Sicher war er dabei, und auch wir 3 Söhne. Zum Zusammensuchen und Aufladen des Holzes waren wir 3 Brüder bereits “fähig“, mein Vater und mein Onkel kümmerten sich ums Sägen und Spalten. Zum ersten Mal sahen wir bewusst einen Unimog und bekamen den kernigen Klingelklang sowie die Dieselwolken, oder waren es Heizölwolken?, hautnah zu spüren. Und dann kam die Überraschung - damit es schneller ging und mein Onkel nicht immer ein und aussteigen musste durften wir Brüder abwechselnd im Bestand hin und herfahren. Ein großartiges Gelände,- da ging es nur mit Allrad voran....
Ich glaube, da war es um uns geschehen.
Etwa ein, zwei Jahre später konnte mein Vater im Tausch gegen ein großes Schweißgerät und schlosserischer Handwerkerarbeiten bei einem weitläufig verwandten Landwirt in der Soester Börde ebenfalls einen alten Unimog 2010 oder 401 „abstauben“.
Wofür das ? - man hatte damals schließlich andere Sorgen - ich kann es nur ahnen ... einerseits als Spaßfahrzeug für Fahrten in den Wald - dass war Samstags Nachmittags immer Programm bei uns zu Hause. Die Nachbarskinder kamen angerannt wenn der Motor erklang, die Pritsche war immer voll mit Kindern, hin und wieder auch mit den Nachbaronkels...
Und – wie gesagt, ich kann es nur ahnen- - mein Vater war der jüngste Spross von 13 Geschwistern. Und 14 Jahre jung als der zweite Weltkrieg endete. Er bekam davor natürlich mit, wenn die Wehrmachtsfahrzeuge mit stolzen Soldaten und auch manchmal mit mehreren seiner Soldatenbrüder, einige sind im Krieg gefallen, vor dem Haus vorbeifuhren, vor dem Haus gar auf Stippvisite anhielten.
Da schwärmt er heute noch von,- "das war was, wenn meine Brüder in Uniform" zu Hause vorbeikamen" ... – auch wenn für den „Kochtopf“, - im Wald hin und wieder gewildert werden musste, oder den Bauern vom Feld Kartoffeln geklaut wurden. Die Not war groß, es war halt so - ich denke das hat ihn geprägt.
Eine besondere Geschichte gibt mein Vater heute noch gerne zum Besten:
„Den Nachbarn wurden in den Endkriegsjahren einige Kaninchen aus deren Stall geklaut. Man wusste von den ‚klammen’ Verhältnissen bei der Familie meines Vaters. Viele Mäuler hatten jeden Tag heftig schmacht. Also besuchten die beklauten Nachbarn energisch mittags vor dem Essen meine Oma. Auf die Ansage, dass in dem köchelnden, wohlriechenden großen Topf die Kaninchen stecken würden, hob einer der älteren Brüder meines Vaters entrüstet den Deckel hoch und hielt eine Keule hoch. Brüllend rief er – ist das nun Kaninchen oder Reh ?! „
Stichwort ‚Wehrmachtsfahrzeug’-- . Denn mein ‚geprägter’ Vater hat den kleinen Unimog komplett mit Blechen – als Dach, da das Verdeck sowieso fehlte und auch die Pritsche mit einem riesigen kantigen Blechkasten, der nur hinten offen war zugeschlossert. Was das bedeutet muss Euch klar sein.... Der Krach vom scheppernden Blech war fast nicht auszuhalten. Zu allem Überdruss bekam die Blechkonstruktion auch noch eine dunkelolivgrüne Farbe verpasst. Das kann in jungen Jahren bei ihm nur ‚eingeprägt’ worden sein. Das war andererseits. Er sagt heute, dass der Blechkasten deshalb angebaut wurde, weil uns Mitfahrern die Zweige im Wald um die Ohren hauten.... Na ja, etwas verrückt war die Sache schon...
Nun gut, er hatte seinen Spaß, jedoch hielt der Mog nicht lange, irgendwann war ein Achslager vorne kaputt. Ich glaube, Ersatzteile waren schwierig zu bekommen, Geld war bei 4 Kindern auch nicht viel da, also wurde das „Wehrmachtsfahrzeug“ irgendwann verkauft. Wohin weiß ich nicht mehr. Vorhin sagte er, dass das Fahrzeug an einen Schrotthändler gegangen ist.
( Anmerkung- Anderung vom 14.11.13)
>>
Einige Jahre gingen meinerseits nun ins Land - ohne Unimog – gebastelt wurde jedoch noch schon – Mofa frisieren – Moppedrestauration - Lehre als Betriebsschlosser -Kadettüberholung - NSU 1200 Auffrischung ...- Technikerausbildung - - dann Umzug wegen der Liebe auf ein Dorf, Hochzeit, Bauerhausumbau, Treckerbastelei mit Güldner, Schlüter, Deutz – und so ganz nebenbei, mein Schwiegervater hatte nun seit einem Jahr einen alten 411er-lang, zum Weihnachtsbaumfahren und Holzerei, habe ich im Zuge meines neuen Jobs in ca. 1993 bei einem Werkzeugbau in Lüdenscheid einen alten 411er Cabrio im Hinterhof entdeckt. Der 411er hatte vorher bei einem Möbelhaus seinen Winterdienst verrichtet, ausgestattet mit einem riesigen Schneeschieber. Die Ladefläche und der Rahmen voller Rost. Aber der Motor lief, die Hydraulik funktionierte. Voller Stolz, in Anbetracht des schönen Hobby- Gespräches, demonstrierte mir Meister Werkzeugmacher den Betriebszustand des Rosthaufens. Er schob auch noch sein Garagentor hoch, da staunte ich nicht schlecht, lagen dort komplett restaurierte Einzelteile eines ganzen 411ers. Ein wunderbarer Glanzlackhaufen... Er brauche den Winterdienstunimog nun nicht mehr, da seine Teile komplett wären. Den Ersatzunimog hätte er sich nur für den Fall der Fälle ergattert. Das Teil könnte ich für kleines Geld haben...
Schlimme Tage vergingen zu Hause, keine Kohle wegen einer Wohnungserweiterung – zwei Kinder haben sich dazugesellt- , meine liebe Frau fand nicht das richtige Verständnis- es hieß „ ‚Papa’ ( ihr Papa) hat doch einen Unimog – und überhaupt...“
Aber war da nicht auch noch mein Papa ?! der Infizierte ?!!!
Schnell war eine Lösung gefunden, Papa ( meiner) hatte immer „Schwarzgeld“ unter der Fußmatte im Auto- für Eventualitäten auf dem Schrottplatz....( er besuchte den Schrottplatz in Hüsten, neben Unimog Kessler, regelmäßig um Schnäppchen aufzutun.. wie das Schweißgerät, welches in den Tausch gegangen ist...) - Denn einer seiner damaligen Arbeitskollegen hatte einen größeren Unimog für die Nebenerwerbslandwirtschaft – jedoch ohne Schneeschild.... hihi...
Also – Kontakt aufgenommen und das Schild beim ‚Kollegen’ angepriesen....
Alles klar- das Schneeschild kann übernommen werden und mit ein wenig Aufschlag aus der Schwarzgeldkasse kann die Übernahme in Lüdenscheid starten.
Und das ging nun ratz fatz, da ja der Kauf ‚Zuhause’ mit vollem Ausgleich über den Schneeschieber gerechtfertigt wurde.
Und Papa bekommt heimlich seine Kohle in Etappen auch wieder zurück.
Der nächste Samstag wurde angepeilt- Dank Schwiegervaters Lang411er als Schlepper, Papas Unterstützung mit viel Werkzeug, wurde die Straße von Lüdenscheid bis nach Hause mit Rostplatten eingesaut. Zwischendurch als bergwärtige Unterstützung am Lennegebirge der Motor angelassen, das war eine Show - Unimog 411mit Schneeschieber im Schlepp eines Unimog 411....
Zuhause angekommen wurde geplant - und die Schrauberei begann.
Zuerst bekam der Kollege für 900 Mark den Schneeschieber. Damit bekam er dann bei seinem ‚Zuhause’ auch erst mal Stress.....
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Hütte runter---- Chassis aufgebockt ---- Räder ab ---- Rost mit ‚nem Meißel, Beitel, Schraubenziehern und sonstiges Schlagwerkzeug runtergehauen. Da wo es ging auch mit der Schruppscheibe, aber was anderes stand nicht zur Verfügung.
Die Hütte musste geschweißt und der Kipper geflickt werden. Papa half natürlich wo er konnte und Schwiegerpapa kam sehr oft zum Schauen und Klönen vorbei.
Im Nachbarort konnte ich dann auch den fehlenden Kipperstempel für 80Mark organisieren. Irgendwo her habe ich auch das Heckkrafthebergestänge zusammengetragen, aber das stammte vom Trecker ab.
So nach und nach kam dann mit viel LKW- Chassis Lack wieder Fasson an das Gerät. Dank Schuppen konnte auch alles trocken stattfinden.
„Probefahrten“, sehr viele Probefahrten, fanden im üblichen Rahmen – ohne Hütte, mit abgestützter Lenksäule und Holzkiste zum Draufsitzen statt. Sogar für meine beiden kleinen Söhne habe ich darauf einen sicheren Platz geschaffen.
Die Technik, also Bremsen etc. war mit wenig Arbeit in Ordnung gebracht und zum Geburtstag gab es ein neues Verdeck.... Ich glaube, mein Schwiegervater war damals Hauptsponsor dafür.
TÜV- na ja, eine Wiederholung war notwendig... aber dann – Zulassung mit grüner Nummer. Das Finanzamt zeigte sich damals mit der Erklärung zufrieden – „ zwecks und ausschließlich zum Brennholzholen für den eigenen Bedarf“ – das geht heute nicht mehr.... habe es versucht.... eine Drohung wegen Steuerhinterziehung kam prompt....
Auch wieder einige Jahre gingen dann nun mit dem schönen Unimog 411 ins Land.
Zwecks Brennholzholen „ für den eigenen Bedarf“ – auch etliche Zaunpfahllöcher bohren, mit geliehenem Dreipunkt-Erdbohrer ( mittlerweile gab es eine kleine Heidschnuckenschafzucht mit einem Stammtischkollegen zusammen). Eine alte 4,5Tonnen Schlang und Reichart Winde fand auch den Weg an den 411er. Und ein Frontlader wurde komplett selbst gebaut.....
Ein ganz stolzer Unimogbesitzer war ich, und erst meine beiden Jungs – ein Traum für die Kleinen.
Alles war gut.... bis - , ja bis dann... hihi - das erzähle ich einander mal, ist schon spät...
Fotos gibt es auch von der Aktion, jedoch auf Papier, und die sind in den vielen Alben ‚verlegt’. Ich grabe die mal aus und scanne die bei Gelegenheit einmal ein... aber erst demnächst mal...
Und irgendwann – nach Ford 2000 mit Kyrill, dann Same Minitauro60 Allrad, - - genau Ende Februar 2012 kam der 406er zu uns – auf der Achse - über 800 km, bei minus 15°C, über Nacht... - auch die Geschichte kommt demnächst mal... demnächst.... Martin will die unbedingt hören....
Bis dann und viele Grüsse aus dem Sauerland - Berthold
Viele Grüße aus dem Sauerland
Berthold Schültke