Cold Start after xx Years - oder die Zukunft der Oldtimer
Verfasst: 01.07.2019, 18:21
Liebe Unimog-Freunde,
wenn ich mich seit langer Zeit mit den Träumen meiner Jugend – heute nahe des Rentenalters befindlich – intensiv befasst habe, stelle ich mir die Frage wie sich die Oldtimer-Szene und speziell die des Unimog wohl weiter entwickeln wird.
Da bin ich allerdings etwas skeptisch. Besonders wenn ich mir Videos nach dem Motto „Cold Start after 40 Years“ ansehe. Da wird ohne Rücksicht auf Verluste, mit „Starthilfe“ und Georgel bis zum „geht nicht mehr“ die Maschine regelrecht vergewaltigt. Ist denn überhaupt der Schmierkreislauf gewährleistet? Sind alle Leitungen und Filter für jeden Zylinder wirksam in Ordnung? Kann der Drehzahlregler richtig arbeiten?
Falls diese Fragen nicht geklärt und entsprechende Maßnahmen getroffen sein sollten, könnte die publikumswirksame Darstellung zu einer Hinrichtung des Motors werden.
Doch auch im weniger sensationellen Bereich gibt es Hinweise darauf, dass die Grenzen des Wachstums in der Oldtimer-Szene längst überschritten sind. Die wirklichen Kenner der historischen Motoren, Einspritzpumpen, Getriebe, Kraftfahrzeugtechnik werden älter und irgendwann haben sie dann keine Kraft mehr und sterben aus.
Die ohne tiefe Sachkenntnis weiter benutzten Oldtimer-Fahrzeuge gehen dann bald darauf vor die Hunde. Übrig bleiben irgendwann nur noch die aufgebockten Museums-Exemplare, die lediglich augenscheinlich wahrnehmbar sind.
Die Entwicklung bis dahin wird sicher noch länger dauern. Doch die Fragen der vor Problemen stehenden Besitzer zeigen es deutlich. Es wird zunehmend nach Identnummern und Bezugsquellen statt nach Zusammenhängen und technischen Lösungen gefragt.
Ein häufiges und typisches Beispiel ist die Suche nach einem Repsatz (soll wohl heißen Reparaturanleitung und Ersatzteile). Die Anleitung gibt es heute meist nicht mehr, oder wenn vorhanden wird sie nicht beachtet, und die Teile passen nicht unbedingt oder sind unvollständig.
Es soll hier kein Vorwurf erhoben werden gegen die emsigen Lieferanten in diesem Markt. Sie handeln sicherlich nach bestem Wissen und Gewissen. Doch das Wissen (siehe oben) geht stetig zur Neige.
Ein einfaches Beispiel aus meiner hydraulischen Praxis: Die originale (Ersatzteil-)Stückliste von Dichtungen für einen Hydraulik-Steuerblock passt heute nicht mehr, da an bestimmten Stellen regelmäßig metallischer Verschleiß aufgetreten ist, der heute eine größere Dichtung erfordert.
Die Welt wird auch leider immer oberflächlicher. Dinge müssen funktionieren ohne je eine Betriebsanleitung gelesen zu haben. Was muss ich tauschen um die Sache wieder in Ordnung zu bringen? Dafür gibt es heute kaum oder zumindest keine einfachen Antworten mehr.
Und wenn man nur einen Kühlerschlauch im Kfz-Handel als Meterware kaufen möchte: „Haben Sie eine Nummer für mich?“
Derzeit gibt es wohl ein gutes Angebot an Fahrzeugen, doch der Absatz lahmt. Der Diesel-Skandal wird ein Übriges tun die Szene zu hemmen. Die gesetzlichen Vorschriften bezüglich Fahrerlaubnis sind sehr restriktiv. Die 7,5 Tonnen und Anhänger von ehedem sind sowieso schon futsch.
So gesehen hat das Unimog-Museum sehr gute Voraussetzungen für die Zukunft. Alle Möglichkeiten stehen offen. Vom praktischen Betrieb der Fahrzeuge bis hin zur Ausstellung von „Leichenteilen“ (nicht böse gemeint!). Es bleibt zu hoffen, dass trotzdem genügend Publikum bleibt. Die Erweiterung zum Technik-Museum wäre eine zusätzliche Überlebensstrategie.
Einige wenige Spezialisten werden sich den Reparatur-Markt aufteilen. Doch auch die „haben fertig“ irgendwann mal.
wenn ich mich seit langer Zeit mit den Träumen meiner Jugend – heute nahe des Rentenalters befindlich – intensiv befasst habe, stelle ich mir die Frage wie sich die Oldtimer-Szene und speziell die des Unimog wohl weiter entwickeln wird.
Da bin ich allerdings etwas skeptisch. Besonders wenn ich mir Videos nach dem Motto „Cold Start after 40 Years“ ansehe. Da wird ohne Rücksicht auf Verluste, mit „Starthilfe“ und Georgel bis zum „geht nicht mehr“ die Maschine regelrecht vergewaltigt. Ist denn überhaupt der Schmierkreislauf gewährleistet? Sind alle Leitungen und Filter für jeden Zylinder wirksam in Ordnung? Kann der Drehzahlregler richtig arbeiten?
Falls diese Fragen nicht geklärt und entsprechende Maßnahmen getroffen sein sollten, könnte die publikumswirksame Darstellung zu einer Hinrichtung des Motors werden.
Doch auch im weniger sensationellen Bereich gibt es Hinweise darauf, dass die Grenzen des Wachstums in der Oldtimer-Szene längst überschritten sind. Die wirklichen Kenner der historischen Motoren, Einspritzpumpen, Getriebe, Kraftfahrzeugtechnik werden älter und irgendwann haben sie dann keine Kraft mehr und sterben aus.
Die ohne tiefe Sachkenntnis weiter benutzten Oldtimer-Fahrzeuge gehen dann bald darauf vor die Hunde. Übrig bleiben irgendwann nur noch die aufgebockten Museums-Exemplare, die lediglich augenscheinlich wahrnehmbar sind.
Die Entwicklung bis dahin wird sicher noch länger dauern. Doch die Fragen der vor Problemen stehenden Besitzer zeigen es deutlich. Es wird zunehmend nach Identnummern und Bezugsquellen statt nach Zusammenhängen und technischen Lösungen gefragt.
Ein häufiges und typisches Beispiel ist die Suche nach einem Repsatz (soll wohl heißen Reparaturanleitung und Ersatzteile). Die Anleitung gibt es heute meist nicht mehr, oder wenn vorhanden wird sie nicht beachtet, und die Teile passen nicht unbedingt oder sind unvollständig.
Es soll hier kein Vorwurf erhoben werden gegen die emsigen Lieferanten in diesem Markt. Sie handeln sicherlich nach bestem Wissen und Gewissen. Doch das Wissen (siehe oben) geht stetig zur Neige.
Ein einfaches Beispiel aus meiner hydraulischen Praxis: Die originale (Ersatzteil-)Stückliste von Dichtungen für einen Hydraulik-Steuerblock passt heute nicht mehr, da an bestimmten Stellen regelmäßig metallischer Verschleiß aufgetreten ist, der heute eine größere Dichtung erfordert.
Die Welt wird auch leider immer oberflächlicher. Dinge müssen funktionieren ohne je eine Betriebsanleitung gelesen zu haben. Was muss ich tauschen um die Sache wieder in Ordnung zu bringen? Dafür gibt es heute kaum oder zumindest keine einfachen Antworten mehr.
Und wenn man nur einen Kühlerschlauch im Kfz-Handel als Meterware kaufen möchte: „Haben Sie eine Nummer für mich?“
Derzeit gibt es wohl ein gutes Angebot an Fahrzeugen, doch der Absatz lahmt. Der Diesel-Skandal wird ein Übriges tun die Szene zu hemmen. Die gesetzlichen Vorschriften bezüglich Fahrerlaubnis sind sehr restriktiv. Die 7,5 Tonnen und Anhänger von ehedem sind sowieso schon futsch.
So gesehen hat das Unimog-Museum sehr gute Voraussetzungen für die Zukunft. Alle Möglichkeiten stehen offen. Vom praktischen Betrieb der Fahrzeuge bis hin zur Ausstellung von „Leichenteilen“ (nicht böse gemeint!). Es bleibt zu hoffen, dass trotzdem genügend Publikum bleibt. Die Erweiterung zum Technik-Museum wäre eine zusätzliche Überlebensstrategie.
Einige wenige Spezialisten werden sich den Reparatur-Markt aufteilen. Doch auch die „haben fertig“ irgendwann mal.