Herzlich willkommen

Herzlich willkommen auf der Unimog-Community-Website. Seit 1999 treffen sich hier die Mercedes-Benz Unimog- und MBtrac-Enthusiasten zum Meinungsaustausch und Fachsimpeln.

Hier werden Fragen zur Technik und zur Restauration des Unimog gestellt.

Moderator: stephan

#475282
Hallo zusammen,

wer kann mir als Unimog-Anfänger einen Tipp geben, wie man am besten die Zusammenhänge der Bremsanlage versteht? In meinem Fall ist es ein 427 Bj. '90, wobei die Grundsätze sicherlich ähnlich sind bei den verwandten Baureihen (?). Ich würde gerne erstmal das Konzept verstehen.

Zum Beispiel hat er ja eine Druckluftbremse, aber Bremsflüssigkeit hat er ja auch. Was zirkuliert nun wo?

Gibt es da einen Plan, oder eine Beschreibung, die man sich anschauen kann?

Vielen Dank schonmal für jeden freundlichen Hinweis,

Sebastian
#475286
Hallo,

Ein Bremsenschema findest du im Werkstatthandbuch und auch in vielen Versionen der Betriebsanleitung. Ob das beim 427/437 noch in den Betriebsanleitungen verzeichnet ist, weiß ich ncht, während zu früheren Zeiten da ja fast alle technischen Details und Wartungen erklärt waren, verschwand das ja immer mehr daraus.

Einfach gesagt: Dein Unimog hat eine sog. kombinierte Bremsanlage. Die eigentlichen Radbremsen (Scheibenbremsen) sind hydraulisch ausgeführt. Diese hydraulische Anlage wird durch eine pneumatische Bremsanlage angesteuert. Die Feststellbremse wird durch eine pneumatisch betätigte Federspeicheranlage, die auf die hinteren Bremssättel wirkt, dargestellt.

Gruß,
Michael
#475306
Hallo Sebastian

die MBU/SBU verfügen über eine Druckluft-betätigte Fremdkraftbremsanlage mit hydraulischer Kraftübertragung, Neudeutsch air over hydraulik. Eine kombinierte Bremsanlage wurde früher bei Bussen verbaut und ist anders aufgebaut.
Die Druckluft (Fremdkraft) wird vom Fahrzeugbremsventil auf die Vorspannzylinder geleitet, die die beiden Hauptbremszylinder für Vorder- und Hinterachse betätigen. Die Kraft wird dann hydraulisch auf die Scheibenbremszangen übertragen.
Die Feststellbremse ist eine (Feder-)Speicherbremsanlage mit pneumatische Löseeinrichtung. Die Speicherkraftkraft (Feder) betätigt über eine Hebelmechanismus die hinteren Bremssätel und wird mit Druckluft wieder gelöst. Als Sonderausstattung gab es eine mechanische Notlöseeinrichtung, die die Betätigungsgestänge entriegelt. Beim Erreichen des Öffnungsdruck wird das Gestänge dann automatisch wieder eingerastet.

Ein Werkstatthandbuch für den 427 wirst du schwerlich finden, die Baureihen 424/425 sind aber gleich aufgebaut, dazu gibt es ein Handbuch. Auch die Betriebsanleitung enthält darüber wenig, da die Fahrzeuge immer aufwändiger wurden, kann das logischerweise nicht mehr in einer BA detailiert dargestellt werden. Alleine der Stromlaufplan ist mehrere DIN A4-Seiten groß.
Rolf21 liked this
#475311
Hallo Michael und Helmut,

Danke für Eure schnellen Antworten!

So langsam, puzzlestückartig, wird mir der Aufbau der Bremsanlage klarer. Die Namen der Bauteile habe ich eben in eine Bildersuche eingegeben, um sie in der Realität wiederzufinden.

Sind denn der Vorspannzylinder und der Hauptbremszylinder zusammen in dieser baulichen Einheit mit den zwei unterschiedlichen Durchmessern, die waagerecht angebracht ist? Davon sehe ich allerdings nur eine. Wiederum mit zwei Ausgleichsbehältern oben drauf. Sind dann die Zylinder für beide Kreise (Vorderachse / Hinterachse) in dieser Einheit verbaut?

Wie ist es mit dem Kombizylinder an der Hinterachse? Die Feststellbremse löst mit Druckluft, und die Betriebsbremse wird hydraulisch angesteuert? Bekommt er also Luft und Öl?

Wie ihr seht, werden aus Antworten wieder neue Fragen :wink:

Die Betriebsanleitung habe ich bei einem freundlichen MB-Partner tatsächlich noch bekommen. Darin ist leider (wohl aus den genannten Gründen, sprich Umfang) nicht viel zu erkennen.

Beste Grüße,
Sebastian
#475321
Hallo,
Sind denn der Vorspannzylinder und der Hauptbremszylinder zusammen in dieser baulichen Einheit mit den zwei unterschiedlichen Durchmessern, die waagerecht angebracht ist? Davon sehe ich allerdings nur eine. Wiederum mit zwei Ausgleichsbehältern oben drauf. Sind dann die Zylinder für beide Kreise (Vorderachse / Hinterachse) in dieser Einheit verbaut?
Ja. Das Teil ist für beide Kreise (sowohl zweikreisig per Luft angesteuert als auch auf beide hydraulische Bremskreise wirkend). Die Aufteilung der hydraulischen Kreise kann je nach Baumuster, teilweise auch abhängig vom Radstand oder dem Baujahr unterschiedlich sein. Vorne sind an jedem Rad 2 Bremssättel, hinten je nur einer vorhanden. Der hintere Kreis läuft über einen ALB (einen automatischen lastabhängigen Bremskraftregler), der bei wenig Beladung die Bremskraft reduziert, um ein überbremsen zu verhindern. Je nach Ausführung hängen auch 2 der 4 Bremssättel vorne an diesem geregelten Kreis oder es sind alle 4 vorne ungeregelt. Demzufolge gibt es die Aufteilung Kreis 1: Vorderachse / Kreis 2: Hinterachse oder eben Kreis 1: 2 Sättel Vorderachse / Kreis 2: 2 Sättel Vorderachse + Hinterachse.
Wie ist es mit dem Kombizylinder an der Hinterachse? Die Feststellbremse löst mit Druckluft, und die Betriebsbremse wird hydraulisch angesteuert? Bekommt er also Luft und Öl?
Es gibt keinen Kombizylinder an der Hinterachse. Schau dir mal die Achse in dem Bereich an, evtl. nach Abnahme eines Rades. Du findet einen Bremssattel an der Bremsscheibe. An den geht eine hydraulische Bremsleitung für die Betriebsbremse. Der Sattel hat auch einen Hebel, der durch einen Federspeicherzylinder betätigt wird. Dieser hängt an einer pneumatischen Bremsleitung.

Wenn du Mitglied im UCG bist/wirst, bekommst du neben dem kostenlosen Zugriff auf das EPC (Ersatzteillisten wie sie der Ersatzteilverkäufer bei Mercedes hat) auch darüber Zugriff auf das WIS, das Werkstattinformationssystem, also das komplette Werkstatthandbuch, ab der Baureihe 427/437.

Gruß,
Michael
Rolf21 liked this
#475331
Hallo Sebastian
Sind denn der Vorspannzylinder und der Hauptbremszylinder zusammen in dieser baulichen Einheit mit den zwei unterschiedlichen Durchmessern, die waagerecht angebracht ist? Davon sehe ich allerdings nur eine. Wiederum mit zwei Ausgleichsbehältern oben drauf. Sind dann die Zylinder für beide Kreise (Vorderachse / Hinterachse) in dieser Einheit verbaut?
Jain, das kommt auf das Baujahr an. Bei der alten Ausführung ist ein Vorspannzylinder mit einem Tandemhauptbremszylinder mit gleichen Durchmessern verbaut. Die neueren haben (wegen ABS) zwei getrennte Baugruppen mit sowohl unterschiedlichen Vorspann- wie Hauptbremszylinder. Dafür entfällt dann ALB und Differnzdruck-Warn-Einrichtung.
#475347
Herzlichen Dank für Eure präzisen Schilderungen!

Ich werde heute nochmal unter dem Mog liegen, und das System nachvollziehen. Insbesondere auch die Funktion der Einrichtungen an der Hinterachse.

Wie verhält sich das System denn bei einem Ausfall der Druckluft? Bzw. wie sollte sich der Fahrer verhalten?

Eine Mitgliedschaft im UCG scheint ja spezifische Vorteile zu haben :idea:

Schönes Wochenende,

Sebastian
#475350
Hallo
bei Druckluftausfall sollte man dringend anhalten. Mit dem Luftdruck sinkt logischerweise auch die Bremsleistung. Sobald die Kessel leer sind ist die Fahrzeugbremse ohne Funktion und man kann noch einmal mit der Federspeicherfeststellbremse bremsen.
Sperren, Allrad, Getriebe-Gruppenschaltung fallen schon vorher aus, da das Vierkreisschutzventil vorrangig den Kreis 1 für die Fahrzeugbremse versorgt.
#475362
Helmut-Schmitz hat geschrieben:... Sobald die Kessel leer sind ist die Fahrzeugbremse ohne Funktion und man kann noch einmal mit der Federspeicherfeststellbremse bremsen
Würde eher sagen, man hat bis zu einem Gewissen druck die Chance es selbst zu steuern. Bei Druckabfall macht das sonst der Federspeicher von selbst und bei Druckabfall unter eine gewisse Grenze im System bremst das Fahrzeug selbstständig ein.
#475364
Hallo,
Würde eher sagen, man hat bis zu einem Gewissen druck die Chance es selbst zu steuern. Bei Druckabfall macht das sonst der Federspeicher von selbst und bei Druckabfall unter eine gewisse Grenze im System bremst das Fahrzeug selbstständig ein.
Das wiederum kommt auf das verbaute Mehrkreisschutzventil an und auf die Stelle des Defektes. Liegt der Defekt nicht im Kreis der Feststellbremse, kann es durchaus sein, dass der Druck in dem Kreis mindestens die 5bar-Marke hält und die Federspeicher erstmal offen bleiben.

Gruß,
Michael
#484396
Hallo zusammen,

die Trecker fahren mir beim Starten davon, weil die Druckluft betriebene Feststellbremse immer noch einige Minuten blockiert, bis ausreichender Druck erreicht ist :evil:

Das muss besser werden!

Hat jemand eine Idee, wie sich die "Schnellstart-Fähigkeit" bei einem 427 verbessern lässt? :technik

Nach einem Tag Standzeit fällt der Vorratsdruck auf ca. 4,5 bar. Ist das noch ein normaler Wert, oder sieht das schon nach einem Leck aus?

VG., Sebastian
#484397
Hallo
Hat jemand eine Idee, wie sich die "Schnellstart-Fähigkeit" bei einem 427 verbessern lässt? :technik

Nach einem Tag Standzeit fällt der Vorratsdruck auf ca. 4,5 bar. Ist das noch ein normaler Wert, oder sieht das schon nach einem Leck aus?
ich möchte das an einem Beispiel klar machen, ein 417 von mir (Getriebe ausgebaut) hatte nach 7Jahren Standzeit noch 5bar Kesseldruck, was ich schmerzlich selber beim Ausbau eines Ventil bemerken musste. Dagegen steht deiner, der innerhalb von 24Std von 18 auf 4,5bar abfällt. Da hilft leider nur die zugegebenermaßen aufwändige Lecksuche. Am besten einen Karton Lecksuchspray ordern und los gehts.
#484399
Helmut-Schmitz hat geschrieben: ein 417 von mir (Getriebe ausgebaut) hatte nach 7Jahren Standzeit noch 5bar Kesseldruck,

Interessanter noch als die 7 Jahre finde ich die 5 bar. Warum das? Bei meinem sind es auch 4,5 - 5 bar die stehen bleiben, und es werden auch nach mehreren Tagen Standzeit nicht weniger. Ich denke nun nicht, dass er sie auch so lange halten würde, aber kann es sein, dass ein bestimmter Teil der Anlage bei etwa 5 bar abgeschottet ist? Dann bräuchte ich vielleicht nur einen halben Karton Lecksuchspray :wink:
#484443
Hallo
vorher hatte der Mog nochweitaus mehr. Kommt dann halt drauf an, an welcher Stelle man öffnet. Das Mehrkreisschutzventil sichert die Kreise gegeneinander ab. Wenn z.B. der Anhänger abreißt, fällt die Luft nur soweit ab, bis das Mehrkreisschutzventil schließt. Im Kreis 2 (Anhängerkreis) ist der Druck dann gleich Null, im Kreis 1 (Motorwagenkreis) bleibt ein Mindestdruck von ca 5 bar (Sicherheitsdruck des Mehrkreisschutzventil) erhalten, damit die Bremse im Motorwagen noch funktioniert.
Wenn bei dir auch über längere Standzeit die 4,5 bar stehen bleiben, kannst du die Suche auf Kreis 2 (Anhgänger) und Kreis 3 (Nebenverbraucher) etwas einschränken.
Wenn du Lecksuchspray sparen möchtest, geht natürlich besser mit einem Ultraschallsuchgerät.
#484588
Vielen Dank für die Eingrenzung des Suchbereiches!
Es ist gut zu wissen, dass dieser Druckverlust nicht zum Standard gehört, und sich wahrscheinlich abstellen lässt. Das Beispiel mit dem 417er ist sehr beeindruckend. Wenn ich die Anlage annähernd so dicht bekomme, wäre das Problem gelöst 8)

Hallo zusammen, habe mittlerweile eine Lösun[…]

Hallo, Schraube ist offen. Mit 3/4"-Antr[…]

Hallo Jürgen, da ich kein Experte bin wä[…]

Fahrersitz U421 Cabrio BJ1979

Hallo, ich suche einen, wenn möglich, origin[…]