Unimog-Pionier Otto Pfeifer 2005 mit Pokal für seinen Unimog 421 beim Traktor-, Unimog- und Motorrad-Treffen auf dem Dobel, Schwarzwald – Unimog pioneer Otto Pfeifer 2005 with trophy for his Unimog 421 at the tractor, Unimog and motorbike meeting at Dobel, Black Forest – Photo Michael Wessel
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Otto Pfeifer: „Mein Leben war Unimog!“
Unimog-Pionier mit 96 Jahren in Bernbach gestorben
Mit 96 Jahren ist am 2. Januar 2023 der Ur-Bernbacher und Unimog-Pionier Otto Pfeifer nach wenigen Krankheitstagen gestorben. Er gehörte bereits zu einer Gruppe von sechs Kfz-Spezialisten, die 1951 vom Benzwerk Gaggenau aus nach Göppingen zur Maschinenfabrik Gebrüder Boehringer beordert wurden. Dort sollten sie die Montage des Unimog und das Fahren mit ihm im Gelände kennenlernen. Bei Boehringer waren bekanntlich ab 1949 die ersten 602 Unimog gebaut worden. Diese Abordnung war sicher eine besondere Auszeichnung für den damals 25-jährigen Ur-Bernbacher, wie er sich gerne bezeichnete.
In dem Buch „Geschichten rund um den Unimog“ hatte Otto Pfeifer dazu geschrieben: „ Im Frühjahr 1951 rief mich Herr Groß vom Personalbüro zu sich und sagte sinngemäß: ‚Wir beabsichtigen, das neue landwirtschaftliche Fahrzeug, das bisher in Göppingen gebaut wurde, in Gaggenau zu produzieren. Sie verstehen doch etwas von der Landwirtschaft und haben eine Lehre als Kraftfahrzeugschlosser absolviert. Probieren Sie mal was Neues! Hätten Sie nicht Lust, bei dem neuen Team mitzuarbeiten?’” – Und er hatte Lust – sein ganzes weiteres berufliche Leben und darüber hinaus.
Etwas Besseres hätte ihm auch kaum passieren können, denn er bewies weiter viel technisches Geschick und wurde daher als Vorführer und Kundendienst-Fachmann für den Unimog in ganz Europa eingesetzt. So nahm er bereits 1951 an einer mehrwöchigen Vorführung in Jugoslawien teil – somit hinter dem sogenannten „Eisernen Vorhang“.
Pfeifer erinnerte sich weiter: „Ich wurde öfter rausgeschickt und habe mich immer mehr auf Forsteinsätze spezialisiert. Ich hatte wohl den richtigen Blick für die Arbeiten im Wald, denn nur mit dem Anbinden des Seils war es nicht getan. Wir hatten damals wenig PS und nicht die richtige Seilwinde und sollten trotzdem riesige ‚Kaventzmänner‘ aus dem Forst holen. Oftmals mussten wir mit unseren 25 oder 32 PS gegen Konkurrenten mit 60 bis 70 PS antreten. Tricks und Geschicklichkeit waren da gefragt. Im Laufe der Zeit hatten wir uns schließlich zu Experten entwickelt.“
Auf vielen Unimog-Werbefotos ist Otto Pfeifer zu sehen. So hier rechts mit seinem Kollegen Hirth. Otto Pfeifer can be seen in many Unimog advertising photos. Here on the right with his colleague Hirth. Photo Mercedes-Benz AG
Gerne dachte Otto Pfeifer auch an einen besonderen Einsatz in Island Anfang der 1960er Jahre zurück, um dort ein Filmteam bei den Dreharbeiten für „Snorry und seine wilden Pferde“ zu unterstützen. Das weite Land mit seien heißen Geysiren und wilden Pferden beeindruckte ihn sehr. „Ich hatte eine sehr abwechslungsreiche und interessante Tätigkeit in vielen Ländern dank des Unimog!“ erinnerte er sich später.
Bevor Otto Pfeifer 1987 mit 45 Dienstjahren in Rente ging, kaufte er sich noch einen gebrauchten Unimog 421 aus den Beständen der Bundeswehr. Damit war er die nächsten Monate beschäftigt, denn er zerlegte dieses Fahrzeug in alle Einzelteile und restaurierte es komplett. Beim Holzmachen, beim Mähen und beim Winterdienst in seinem über 500 Meter hoch gelegenen Heimatort leistete der 421er ihm fortan wertvolle Dienste. Als Mitglied im Unimog-Club Gaggenau nahm Otto Pfeifer auch gerne an Ausfahrten teil. Und bei den jährlichen Traktor-, Unimog- und Motorrad-Treffen auf dem Dobel war er nicht nur Stammgast sondern durfte auch immer wieder Ehrenpokale mit nach Hause nehmen. Dort war er aber auch stets ein geschätzter Fachmann und Gesprächspartner – nicht nur in Sachen Unimog-Oldtimer.
Otto Pfeifer erfreute sich einer guten Gesundheit und deutete dennoch kürzlich seinen Familienmitgliedern sehr zu deren Freude an, dass er in nächster Zeit das Fahren mit dem Pkw aufgeben werde. Auf die Fahrten mit dem Unimog wolle er aber noch nicht verzichten. An Heiligabend holte er sich jedoch einen Infekt, der zu einer tödlichen Lungenentzündung führte.
Die Trauerfeier und Beerdigung für Otto Pfeifer fand am 10. Januar 2023 in seiner Heimatgemeinde Herrenalb-Bernbach unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt. Dass der Unimog eine ganz besondere Bedeutung im Leben des Verstorbenen hatte, wurde der Trauergemeinde bereits dadurch im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen geführt, dass neben dem Sarg ein großes Bild des Unimog 421 von Otto Pfeifer aufgestellt war. Der Unimog fand dann auch immer wieder Erwähnung in den sehr einfühlsamen Worten von Pfarrer Florian Lampadius. Es wurde aber auch deutlich, dass das Familienleben für Otto Pfeifer sehr wichtig war. Zumal er sehr früh seine Frau verloren hatte. Er war ein stets hilfsbereiter Nachbar – natürlich auch immer wieder mit seinem Unimog. Egal ob beim Holzholen, Mähen oder beim Winterdienst in der immerhin 365 Meter hoch gelegenen Gemeinde. Vertreter örtlicher Vereine würdigten zudem sein Engagement in der Dorfgemeinschaft. Aus den abschließenden Worten des Pfarrers klingt nach: „Seien wir alle dankbar, dass wir Otto Pfeifer kennen lernen durften!“
Wir werden Otto Pfeifer in guter Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Michael Wessel
Ehrenvorsitzender des Unimog-Club Gaggenau e. V.
Januar 2023
Die Begeisterung für den Unimog konnte Otto Pfeifer an seinen Enkel Arno Appenzeller weitergeben, der den Unimog 421 seines Opas in Ehren halten wird. Foto von Carl-Heinz Vogler aus 2015 bei einem Treffen der Regionalgruppe Mittelbaden des Unimog-Club Gaggenau – Otto Pfeifer was able to pass on his enthusiasm for the Unimog to his grandson Arno Appenzeller, who will cherish his grandfather’s Unimog 421. Photo by Carl-Heinz Vogler at a meeting of the Central Baden Regional Group of the Unimog Club Gaggenau
Otto Pfeifer: “My life was Unimog!”
Unimog pioneer dies in Bernbach at the age of 96
At the age of 96, the original Bernbach resident and Unimog pioneer Otto Pfeifer died on 2 January 2023. He was already one of a group of six motor vehicle specialists who were ordered from the Benzwerk Gaggenau to the Gebrüder Boehringer machine factory in Göppingen in 1951 to learn how to assemble the Unimog and drive it off-road. As is well known, the first 602 Unimogs were built at Boehringer from 1949 onwards. This delegation was certainly a special honour for the then 25-year-old Ur-Bernbacher, as he liked to call himself.
In the book “Geschichten rund um den Unimog” (Stories about the Unimog), Otto Pfeifer wrote: “In the spring of 1951, Mr Groß from the personnel office called me and said: ‘We intend to produce the new agricultural vehicle, which was previously built in Göppingen, in Gaggenau. You know something about agriculture and have completed an apprenticeship as a motor vehicle mechanic. Try something new! Wouldn’t you like to join the new team?'” – And he did – for the rest of his professional life and beyond.
Something better could hardly have happened to him, because he continued to demonstrate a great deal of technical skill and was therefore employed as a demonstrator and customer service specialist for the Unimog throughout Europe. In 1951, for example, he took part in a demonstration lasting several weeks in Yugoslavia – thus behind the so-called “Iron Curtain”.
Pfeifer recalled further: “I was sent out more often and specialised more and more in forestry operations. I must have had the right eye for the work in the forest, because just tying the rope was not enough. At that time we had little horsepower and not the right winch, and yet we were supposed to get huge ‘kaventzmen’ out of the forest. Often we had to compete with our 25 or 32 horsepower against competitors with 60 to 70 horsepower. Tricks and skill were in demand. In the course of time, we had finally developed into experts.”
Otto Pfeifer also liked to think back to a special assignment in Iceland at the beginning of the 1960s to support a film crew there during the shooting of “Snorry and his Wild Horses”. The vast country with its hot geysers and wild horses impressed him very much. “I had a very varied and interesting job in many countries thanks to the Unimog!” he later recalled.
Before Otto Pfeifer retired in 1987 with 45 years of service, he bought a second-hand Unimog 421 from the stocks of the Bundeswehr. This kept him busy for the next few months, as he dismantled this vehicle into all its individual parts and completely restored it. From then on, the 421 provided him with valuable services for woodcutting, mowing and winter maintenance in his hometown at an altitude of over 500 metres. As a member of the Gaggenau Unimog Club, Otto Pfeifer also enjoyed taking part in outings. And at the annual tractor, Unimog and motorbike meetings on the Dobel, he was not only a regular guest but was also always allowed to take home trophies. But he was also always a valued expert and discussion partner – not only in the field of Unimog vintage cars.
Otto Pfeifer was in good health and yet recently indicated to his family members, much to their delight, that he would be giving up driving a car in the near future. However, he does not want to give up driving the Unimog yet. On Christmas Eve, however, he caught an infection that led to a fatal case of pneumonia.
The funeral service and burial for Otto Pfeifer took place on 10 January 2023 in his home town of Herrenalb-Bernbach with great participation from the local population. The fact that the Unimog had a very special meaning in the life of the deceased was already made clear to the mourners in the truest sense of the word by the fact that a large picture of Otto Pfeifer’s Unimog 421 was set up next to the coffin. The Unimog was also mentioned again and again in the very sensitive words of Pastor Florian Lampadius. It also became clear that family life was very important to Otto Pfeifer. Especially as he had lost his wife very early. He was an ever-helpful neighbour – of course always with his Unimog. No matter whether he was fetching wood, mowing or doing winter maintenance in the community, which is situated at an altitude of 365 metres. Representatives of local associations also paid tribute to his commitment to the village community. The closing words of the pastor resonate: “Let us all be grateful that we were allowed to get to know Otto Pfeifer!”
Otto Pfeifer was able to pass on his enthusiasm for the Unimog to his grandson Arno Appenzeller, who will cherish his grandfather’s Unimog 421.
We will keep Otto Pfeifer in good memory and honour his memory.
Michael Wessel
Honorary President of the Unimog Club Gaggenau e. V.
January 2023
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