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  • Mit Unimog 2010 insgesamt 12.000 Kilometer durch den Kongo

    Walter Ahr mit seinem Unimog 2010

    1950 war Walter Ahr (1928 – 1996) einer der sechs Mitarbeiter aus dem Daimler-Benz Werk Gaggenau, die bei Boehringer in Göppingen in die Montage des Unimog eingearbeitet wurden. Bereits drei Jahre später fuhr er in einem Konvoi mit mehreren Mercedes-Fahrzeugen 12.000 Kilometer über Stock und Stein durch Belgisch Kongo. Über diese abenteuerliche Fahrt berichtete er im Folgejahr im Heft 3 des Unimog-Ratgebers.

    Die ersten Ausgaben der Kundenzeitschrift UNIMOG-Ratgeber sind heute sehr selten. Daher wurde ein Buch mit den ersten zehn Ausgaben – erschienen 1953 bis 1956 – aufgelegt. Zum Sonderpreis von 10 Euro ist es im Unimog-Museum oder über www.buchundbild.de erhältlich (Suchbegriff: Ratgeber).

    Einige der Mercedes-Fahrzeuge, die 12.000 Kilometer durch den Kongo fuhren – Slg. Wessel

    Schüssler Unimog
  • Michael Dennig baut Unimog 1300 L zu Reisemobilen um

    Michael Dennig stellte beim Weltenbummlertreffen 2020 am Unimog-Museum sein Unimog-Unikat – umrahmt von Kundenfahrzeugen – vor. Foto: Wessel.

    „Seit Corona ist die Nachfrage explodiert“

    Zwei Fahrzeuge pro Jahr – lange Warteliste

    Sein Hobby zum Beruf gemacht hat Michael Dennig (Jahrgang 1966) aus Gaggenau, der seit 2003 mit seiner Frau Tine zunächst Europa und ab 2010 Nordafrika intensiv bereist. War es anfangs noch ein Landrover mit sehr beengten Platzverhältnissen, so wurde es 2012 ein Unimog 1300 L, der zwei Jahre zuvor von der Bundeswehr gekauft und mit großem zeitlichem Aufwand zu einem Reisemobil selbst umgebaut wurde. Ab 2012 boten Tine und Michael Dennig dann im angemeldeten Nebenerwerb geführte Touren durch Marokko an. Und siehe da, einige Teilnehmer wollten auch so einen optimal ausgestatteten Unimog.

    Und dann kam 2013 für Michael Dennig – wie derzeit auch – vom Arbeitgeber, der Daimler AG, für viele Mitarbeiter das Angebot, gegen eine Abfindung auszuscheiden. Michael Dennig entschloss sich nach mehreren schlaflosen Nächten, das Angebot anzunehmen und sich mit geführten Reisen durch Nordafrika und den Umbau von Unimog 1300 L zu Reisemobilen selbständig zu machen. Technische Voraussetzungen dafür brachte er reichlich mit, denn nach einem Studium der Kraftfahrzeugtechnik an der Universität Stuttgart, Praktikum und zehn Jahren Berufserfahrung als Versuchsingenieur im Lkw-Bereich in Gaggenau und Wörth sowie zwei Jahren in der Serienbetreuung für Schwere Getriebe in Gaggenau war er gut gerüstet. Die ersten beiden Aufträge lagen auch schon vor.

    Dann ging alles recht schnell: Ein Grundstück wurde im Industriegebiet Kuppenheim gefunden und eine Fertighalle ausgewählt, die im Folgejahr bezogen werden konnte. Heute noch ist Michael Dennig seinem früheren Arbeitgeber dankbar, dass er nicht nur das Startkapital, sondern zusätzlich eine professionelle Beratung für Existenzgründer erhielt.

    Schnell sprach sich in der Unimog-Szene herum, dass Michael Dennig Umbauten von Unimog 1300 L zu Reisemobilen anbietet. Dabei hat er sich ganz bewusst auf dieses bereits nicht mehr in der Serie befindliche Baumuster spezialisiert, da es beispielsweise von der Bundeswehr oder von Feuerwehren mit einer gepflegten Substanz und auch für den Laien noch überschaubarer Technik zu günstigen Preisen angeboten wird. Zwei Fahrzeuge werden so pro Jahr total auseinandergenommen, oberflächenbehandelt und nach Kundenwunsch in 1500 bis 3000 Arbeitsstunden individuell zusammengebaut. Lang ist dabei die Liste der möglichen Sonderausstattungen.

    „Seit Corona ist die Nachfrage explodiert! Unsere Lieferzeit beträgt derzeit fünf Jahre. Aber die meisten Interessenten schreckt das nicht ab“ stellt Dennig nicht ohne etwas Stolz fest.

    Inzwischen hat der Jungunternehmer noch ein drittes Standbein: Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung mit dem Unimog 1300 L im extremen Geländeeinsatz und unter Dauerbelastung, hat er spezielle Austauschteile selbst entwickelt und sie produzieren lassen. Sein Kommentar: „Hier ist es natürlich von großem Vorteil, dass ich selbst intensiv reise und miterlebe, worauf es unterwegs ankommt! Ich kann die Kunden aus eigener Erfahrung beraten, was unterwegs gebraucht wird und was sinnvoll ist“.

    Tine Dennig genießt 2018 die Abendsonne im Süden von Marokko. Foto: Michael Dennig

    Tine und Michael Dennig haben zum Jahreswechsel 2019 auf 2020 nach akribischer Vorbereitung ihre abwechslungsreichste Afrika-Reise mit dem Unimog erlebt. Vom 2. Dezember ging es bis zum 7. März mit dem eigenen Unimog und einem Steyr 12M18 Geländewagen eines befreundeten Ehepaars durch Marokko, Mauretanien, Mali, Guinea, den Senegal und wieder über Mauretanien zurück nach Marokko. Das waren rund 17.000 Kilometer – davon 9.000 Kilometer offroad. Spektakulär waren die Änderungen der Landschaft und hoch interessant die Lebensbedingungen der Menschen. Beeindruckt waren Tine und Michael Dennig von ihrer Lebensfreude trotz widriger Umstände. Kein Wunder also, wenn sich Michel Dennig als Wüstenfan bezeichnet und sich für ihn immer wieder die Tuarek-Weisheit bestätigt: „Wasser reinigt den Körper – die Wüste reinigt die Seele!“

    Unimog-Unikat aus Kuppenheim

    Im Laufe der Jahre hat sich Michael Dennig einen sehr guten Überblick verschafft, welche Vorzüge auch die anderen Unimog-Baumuster haben. Und so hat er sich 2017 seinen ganz besonderes Unimog-Expeditionsmobil zusammengestellt: Dieses hat das Getriebe vom Unimog 4023, den Motor und die Achsen vom Dingo, den Rahmen vom Unimog 1550 und ein hochgesetztes Militär-Fahrerhaus mit Rundluke. Natürlich war es nicht so einfach, dieses Unikat zuzulassen und so hat der Fahrzeugschein zwei Seiten.

    Übrigens: Streng genommen befindet sich das Grundstück Große Au Straße 11 auf der Gemarkung von Bischweier. Das Grundstück daneben mit der Hausnummer 9 hingegen gehört zu Kuppenheim. Eine kleine Parallele zum Unimog-Museum Gaggenau, denn das befindet sich bekanntlich an der Gemarkungsgrenze bereits auf Kuppenheimer Gebiet.

    Weitere Fotos

    Viele interessante Bilder zu den Reisen in Nordafrika finden sich auf der Startseite von www.atlas4x4.de

    Michael Wessel – Erstveröffentlichung am 5. September im Badischen Tagblatt

    Und hier geht es zu Facebook. Alles rund um den Unimog:

    https://www.facebook.com/search/top?q=alles%20rund%20um%20den%20unimog

    Schüssler Unimog
  • Mit dem Unimog-Prototyp 2 im Abendkleid zur Hochzeit

    Unimog-Prototyp Nummer 2 kommt im Jahr 1950 von Göppingen nach Rotenfels

    Es war schon ein ganz besonderes Gefährt, das der Rotenfelser Karl Gutmann 1950 nach einem Arbeitseinsatz bei Gebrüder Boehringer in Göppingen in sein Heimatdorf mitbrachte: Der Prototyp Nummer 2 des Unimog, noch gebaut bei Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmünd. Mit vier weiteren Kollegen war er zuvor vom Benzwerk aus in die zwischenzeitliche Produktionsstätte der ersten 600 Unimog nach Göppingen entsandt worden, um sich dort in die Montage des Unimog einzuarbeiten. Schließlich sollte der im Laufe des Folgejahres in Gaggenau gebaut werden.

    Gutmann war von dem Fahrzeug so begeistert, dass er sich privat den Prototyp 2 kaufte. Schnell wurden er für allerlei Transportaufgaben, insbesondere für das Einbringen von Bürgerholz, eingesetzt, und so entwickelte sich ein interessanter Nebenerwerb für die Familie. Der Sohn, Karlheinz Gutmann, erinnert sich im Band 2 der „Geschichten rund um den Unimog“: „Das Geschäft entwickelt sich gut. An einem Samstag brachten wir es oft auf 20 Ster Holz, die wir im Wald aufluden und dann zu unseren Kunden transportierten. Für das Aufladen, Transportieren und Abladen verlangten wir DM 4,50. Für mich blieben meistens noch 20 Pfennig Trinkgeld hängen. Viel Geld damals.

    Der Transport beschränkte sich aber nicht auf Holz, es wurde auch gelegentlich Kies für die Häuslebauer oder Mist für die Nebenerwerbs-Landwirte auf der Pritsche oder auf dem Einachsanhänger befördert.“ Sonntags kamen Bänke auf die Pritsche und los ging es. Überall erregte das Fahrzeug Aufsehen.

    Nach dem Erwerb eines bereits in Gaggenau gebauten Unimog 2010 verkaufte Karl Gutmann Ende 1951 den Unimog-Prototypen 2 an Holzbau Hurrle. Ein Jahr zuvor hatten Vroni Hurrle und Friedrich Dinger geheiratet und führten das Geschäft.

    Der Unimog brachte einen großen Fortschritt. Mit einem Anhänger des benachbarten Anhängerbaus Lindner konnten zwölf Kubikmeter Holz auf einmal zur Baustelle gefahren werden.

    Als 1956 zum Jubiläum „50 Jahre Unimog“ der älteste seiner Art gesucht wurde, war es der von Holzbau Hurrle, denn Prototyp Nummer 1 hatte zuvor einen Totalschaden. Anfang der 1960er Jahre wurde der Prototyp Nummer 2 bei der Anschaffung eines leistungsfähigeren Unimog in Zahlung gegeben. Heute stehen im Deutschen Landwirtschaftsmuseum Stuttgart-Hohenheim der Prototyp Nummer 5 und im Unimog-Museum der Prototyp Nummer 6.

    Unimog-Prototyp Nummer 2 im Jahr 1956 auf dem Betriebsgelände von Holzbau Hurrle in Gaggenau.       Foto: Sammlung Wessel

     

    Friedrich Dinger beim Skifahren mit dem Unimog-Prototyp 2 Anfang der 1950er Jahre. Foto: privat

    Holzbau Hurrle hat wieder einen Unimog!

    Hellauf begeistert war Vroni Hurrle, als sie hörte, dass jetzt wieder ein Unimog auf dem Betriebsgelände von Holzbau Hurrle zum Einsatz kommt. Dabei erinnert sie sich, dass es auch privat ein Glücksfall war, einen Unimog zu besitzen, denn Personenwagen waren Anfang der 1950er Jahre Mangelware. Wie Karl Gutmann hatte auch ihr Mann Sitzbänke angefertigt und so wurden Ausfahrten – im Winter insbesondere zum Skifahren – gemacht. Und schmunzelnd ergänzt sie: „Wir sind mit dem Unimog auch einmal zu einer Hochzeit nach Lauf gefahren – ich mit einem Abendkleid!“

    Damals wie heute mit einem Anhänger Bauholz. Inhaber Simon Baumann mit seiner Neuerwerbung für seinen Fuhrpark bei Holzbau Hurrle, einem Unimog 1400. Foto: Wessel

    Mitte August 2020 wurde der Fuhrpark von Holzbau Hurrle im Ottenauer Pionierweg um einen Unimog 1400, Baujahr 1995, erweitert. Damit knüpft der Inhaber Simon Baumann ganz bewusst an eine besondere Tradition an, denn der allererste Unimog in Gaggenau, der Prototyp Nummer 2, lief bereits 1951 in diesem Betrieb.

    2019 waren Holzbau Hurrle und Rollandenbau Hurrle aus den beengten räumlichen Verhältnissen in der Gaggenauer Viktoriastraße in den Pionierweg nach Ottenau umgezogen. „Ein richtiger Schritt, den wir nie bereut haben!“, so Simon Baumann heute. Statt 3.500 stehen jetzt 5.500 Quadratmeter mit einer besseren Verkehrsanbindung zur Verfügung. Da sich auch hier immer wieder die Aufgabe stellte, langes Holz mit einem möglichst kurzen Zugfahrzeug zu transportieren, hatte Baumann die Idee, auch aus historischen Gründen das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. „Wenn wir wieder am Ende einen Unimog auf dem Hof hätten, wäre das cool“ dachte sich Baumann, und begab sich auf eine intensive Suche nach dem am besten geeigneten Unimog. Gefahrene Kilometer, Baujahr, Leistung, Zustand und natürlich auch der Preis waren dabei die wesentlichen Entscheidungskriterien. Letztlich empfahl ihm ein renommierter Unimog-Händler, einen gut gepflegten Unimog 1400 mit 136 PS zu nehmen und stellte ein Fahrzeug zur Probe auf den Hof. Schnell war klar, dass ein Fahrzeug in dieser Art genau das Richtige wäre.

    Aus dem früheren Bestand der Bundeswehr wurde ein Unimog mit nur 80.000 gefahrenen Kilometern in gepflegtem Zustand ausgewählt, der zuvor als Flugzeugschlepper im Einsatz war. Für sein „zweites Leben im zivilen Bereich“ erhielt der Unimog für seine besonderen Transportaufgaben unter anderem vorne und hinten ein Zugmaul und Ballast auf die verkürzte Pritsche. Und natürlich wurde das Oliv in die Firmenfarbe Weiß umlackiert.

    Damals wie heute begeistert der Unimog durch seine enorme Zugkraft. Heute zieht er bis zu  24 Tonnen. Hatte der kleine Unimog-Prototyp nur 25 PS, so sind es heut mehr als fünfmal soviel.

    Zum Größenvergleich: Ein Unimog 2010, Bj. 1952, mit den Maßen des Prototypen U 2 und der heutige Unimog 1400. Foto: Sara Wörner

     

    Michael Wessel am 29. August 2020 im Badischen Tagblatt

    Übrigens: Die Bände 1 und 2 der “Geschichten rund um den Unimog” sind zum Sonderpreis von 10 Euro im Unimog-Museum oder über www.buchundbild.de zu haben. Der hier zitierte Band 2 ist schon einige Jahre vergriffen.

     

     

    Merex Unimog
  • Die richtigen Teile finden: Ersatzteillisten und Bildkataloge für Unimog und MB-trac

     

    Unterschiede zwischen Ersatzteillisten und Ersatzteilbildkatalogen

    Für die Ermittlung der Teilenummern der Unimog hat der Unimog-Kundendienst Ersatzteillisten und Ersatzteilbildkataloge erstellt.

    Die umfangreichen Ersatzteillisten waren für den Werkstattgebrauch gedacht und enthalten sowohl die sogenannten Explosionszeichnungen mit den Strichzeichnungen der Teile sowie deren Teilenummer und Bezeichnung (meist in Deutsch, Englisch und Französisch). Hinzu kommen Hinweise insbesondere zur Gültigkeit für bestimmte Fahrgestellnummern.

    Die handlichen kleinen Bildkataloge hingegen sind für den Kunden gedacht und enthalten nur Bildtafeln mit Strichzeichnungen. Die Angabe der Bildnummer auf der Bildtafel erleichtert die Abstimmung mit dem Servicepersonal im Ersatzteillager der Vertretung.

     

    Ersatzteillisten

    Foto- und Textseite der Fahrgestell-Ersatzteilliste UNIMOG von 1951

    Bereits vor Beginn der Unimog-Montage im Werk Gaggenau der damaligen Daimler-Benz AG hatte der Kundendienst mit Stand vom März 1951 eine Fahrgestell-Ersatzteilliste mit 163 Seiten im Format DIN A 5 hoch für den Unimog 2010 vorbereitet. Dafür waren alle Teile fotografiert, auf Bildtafeln platziert und mit einer zweistelligen Bildnummer versehen worden. Über die Bildnummer gelangt man zur Teilenummer und zur deutschsprachigen Bezeichnung. Ergänzt wurde dies durch die pro Fahrzeug notwendige Stückzahl und gegebenenfalls durch Bemerkungen. Diese betreffen meist die dazu passenden Fahrgestellnummern. Spätere Ausgaben beinhalteten mit über 300 Seiten auch die Ersatzteile für den Unimog-Motor OM 636/I-U.

    Die speziellen Unimog-Teilenummern sind noch zwölfstellig. Ab der dritten Stelle erscheint die 2010. Dies war übrigens die Kostenstelle, unter der die sechs Prototypen bei Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmünd geführt wurden. Später erfolgte die Umstellung auf die zehnstelligen Daimler-Benz-Teilenummern. Hierzu gibt es spezielle „Umschlüsselungslisten“, um von der alten auf die neue Teilenummer (und umgekehrt) zu gelangen.

    Bereits bei den Unimog 401 und 402, die 1953 auf den Markt kamen, wurde die Ersatzteilliste in das Format DIN A 4 quer und auf Explosionszeichnungen umgestellt. Die Benennungen der Teile erfolgte zusätzlich in englischer – später auch in französischer –  Sprache. Schmunzeln muss man heute, dass diese Ersatzteilliste auch noch in der 5. Fassung von 1961 die Bezeichnung 2010 hatte, obwohl sie laut Inhaltsangabe für die Baumuster 401 und 402 gültig war.

    Während man in der Ersatzteilliste für den Unimog 411 nach dem Produktionsanlauf 1956 auf etwa mehr als 400 Seiten noch ohne Abbildungen auskommen musste, wurde man in der Ersatzteilliste für den Unimog 411 a auf über 800 Seiten informiert. Zwischenzeitlich wurden auch die französischen Bezeichnungen aufgenommen.

    Titel einer Ersatzteilliste für den Unimog 413/416 aus dem Jahr 1967

    Bis zum Jahr 1973 entstanden weitere Ersatzteillisten für die Baumuster 404, 403/406, 413/416 und 421 sowie die verschiedenen Unimog-Motoren und zur Seilwinde. Danach wurde auf Mikrofiches und online-Datenbanken umgestellt. Für den Unimog 435, 1300 L der Bundeswehr wurde 1978 dann doch noch eine eigene deutschsprachige Ersatzteilliste zusammengestellt.

    Explosionszeichnung aus einer Ersatztelliste für den Unimog 411

     

    … und eine dazugehörige Textseite

    Als 1973, also im letzten Erscheinungsjahr der Ersatzteillisten, der MB-trac 440,161 (65/70) auf den Markt kam, wurde für ihn noch eine Ersatzteilliste erstellt. Es blieb damit die einzige für den MB-trac.

     

    Ersatzteilbildkataloge

    Drei Generationen Ersatzteilbildkataloge

    Groß ist die Zahl der Bildkataloge zu Fahrgestellen, Aggregaten, Motoren und Fahrerhäusern der Unimog und MB-trac. Sie alle hier aufzuführen wäre mit unverhältnismäßig großem Aufwand verbunden.

    Beipiel einer Bildtafel zur Kupplung

    Der Kunde nennt im Bedarfsfall die Nummer des Bildkatalogs sowie die Tafel- und die Bildnummer. Die genaue Anwendung des Katalogs durch den Kunden wird in acht Sprachen als Vorbemerkung beschrieben.

    Beschaffungsquelle

    Ersatzteillisten und Bildkataloge für Unimog und MB-trac führt in großer Zahl die Buch&Bild Unimog-Museum GmbH unter www.buchundbild.de – Dort einfach links die gewünschte KATEGORIE anklicken.

    Mercedes-Benz Teileinformationssystem

    Informationen zum Mercedes-Benz Teileinformationssystem stehen im speziellen UCOM-Beitrag vom 11. Juni 2020

    Michael Wessel

    August 2020

    Beutlhauser Unimog Kommunaltechnik
  • Der Unimog in Videospielen

    Es gibt Autolegenden, deren Blütezeit längst in der Vergangenheit liegt und nur noch die Herzen von wahren Liebhabern höherschlagen lassen. Beim Mercedes-Benz Unimog oder „Universal-Motor-Gerät“ verhält es sich jedoch ein wenig anders. Obwohl seine Entstehungsgeschichte auf die harten Zeiten der Nachkriegszeit zurückführt, ist der allradgetriebener Geräteträger kein Relikt der Vergangenheit. Das von Albert Friedrich erfundene Gefährt wird nämlich immer noch hergestellt und erfreut sich einer großen Fangemeinde.

    Bei einem solch hohen Beliebtheitsgrad wundert es nicht, dass der Unimog auch in vielen Videospielen vorkommt. Zwar sieht man das Gerät nicht unbedingt in Klassikern wie Super Mario oder dem Autospiel Out Run, aber dafür eine ganzen Reihe von älteren und neueren Spielen, die einen großen Unterhaltungswert für jeden Unimog- und Spiele-Fan bieten. Eine kleine Auswahl der bemerkenswertesten Unimog-Auftritte in Computer- und Videospielen ist hier aufgelistet.

    Jurassic Park: Trespasser

    Im auf dem Steven Spielberg-Film basierenden Computerspiel Trespasser hat man die Möglichkeit, einen Mercedes-Benz Unimog U 1300 durch den Dschungel zu fahren. Bedenkt man, wie uneben das Gelände im Spiel ist, gibt es auch kaum ein anderes Gefährt, das dies mitmachen würde. Das Spiel wurde schon im Jahr 1998 für Windows-Computer veröffentlicht. Im Spiel LEGO Jurassic World, das 2015 für sämtliche Plattformen und Konsolen entwickelt wurde, trifft man auf dasselbe Unimog-Modell und ein etwas moderneres Design.

    Far Cry 2


    Immer wenn es wild hergeht, scheint ein Unimog herhalten zu müssen. So ist das auch bei Far Cry 2 ein Action-Game, dass im Jahr 2008 für Windows, PlayStation 3 und Xbox 360 auf den Markt kam. Im Spiel geht es darum, einen gefährlichen Waffenhändler in bis in ein fiktives ostafrikanisches Land zu verfolgen. Mit einem Mercedes-Benz Unimog 406 fährt man durch zwei Sektoren, die in etwa 25 km² umfassen. Dabei besteht die zu befahrene Fläche aus Steppen-, Dschungel- und Wüstengebieten.

    Need for Speed: Porsche

    Als fünfter Teil einer Rennspielreihe kam das Spiel „Need for Speed: Porsche“ im Jahr 2000 in die Läden. Dabei konnten sich besonders PlayStation-Besitzer freuen. Tatsächlich geht es hier natürlich um Autos der Marke Porsche. Das Unimog-Modell 404 taucht jedoch öfter Mal als Side-Kick auf, wenn es um den Transport von Baumstämmen geht. Im Spiel wird übrigens großer Wert auf die realistische Fahrbarkeit der Autos gelegt. Nur bei Unfällen ist ein Totalschaden auf Anraten der Firma Porsche nicht möglich.

    Test Drive Off Road: Wide Open

    Eine weitere Rennsimulation, in der verschiedene Unimog-Modelle vorkommen, ist das Spiel „Test Drive“. Tatsächlich hatte das Computerspiel seine Anfänge Ende der 80er Jahre und wurde von Accolade ins Leben gerufen. Im Jahr 2000 übernahm Atari die Vermarktung des Spiels, bis im Jahr 2016 die Rechte an das französische Unternehmen Bigben Interactive verkauft wurden. Im Spiel geht es darum, das Testauto so schnell wie möglich ans Ziel zu bringen und dabei der Polizei zu entkommen. Wer einen Unimog fahren will, sollte sich die „Off Road“-Edition anschaffen.

    Resident Evil: Revelations

    Das Survival-Horrorspiel wurde im Jahr 2012 für die Nintendo 3DS entwickelt. Wie der Name es schon verrät, geht es um das reine Überleben. Hier einen Unimog an seiner Seite zu haben ist deshalb gar nicht so schlecht. Denn um verschiedene Rätsel zu lösen, die bei der Terrorismusbekämpfung der Schlüssel zum Erfolg sind, muss man sich durch extrem unsichere Gebiete bewegen, in denen an jeder Ecke eine neue Gefahr lauert. Hier gilt es jedoch zu erwähnen, dass das Spiel wahrscheinlich nichts für schwache Nerven, sondern eher Horror-Fans ist.

     

    Switchcars

    Zartere Gemüter, die einfach nur gut unterhalten werden wollen, sollten sich das Spiel Switchcars einmal näher ansehen. Hier geht es um einen wahren Kampf gegen die Zeit. Diese ist nämlich vollkommen aus den Fugen geraten. Mithilfe von 1.000 verschiedenen Fahrzeugen soll es dem Spieler gelingen, das Jahr 2055 völlig unbeschadet zu erreichen. Natürlich kann man hier auch einen coolen Unimog wählen, der besonders viel Schutz vor Aliens und anderen feindseligen Kreaturen bietet. Das Spiel wurde 2016 veröffentlicht und funktioniert auf Linux und Windows.

    Natürlich ist dies nur eine begrenzte Auswahl der Spiele, in denen Unimog-Autos vorkommen. Vielleicht dienen diese ja vor einem Kauf des Kultfahrzeugs als kleine Inspiration.

     

    Merex Unimog
  • Unimog-Museum: Abschied von Christoph Kohlbecker

    Christoph Kohlbecker (li.) und Stefan Schwaab

    Abschied von Christoph Kohlbecker

    Nachruf durch den 1. Vorsitzenden des Vereins Unimog-Museum e. V. Stefan Schwaab

    Im Unimog-Museum Gaggenau mussten wir im August 2020 Abschied nehmen von unserem großen Freund, Berater und Förderer Christoph Kohlbecker, der im Alter von 85 Jahren verstarb. Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass wir uns gleich zu Beginn der Planungen nicht mit den erstbesten Lösungsalternativen zufrieden gaben, sondern mutig den großen Wurf versuchten. Dank seiner reichen Berufserfahrung als international anerkannter Architekt und Honorarprofessor dachte er meist zwei Schritte weiter.

    Der Erfolg des Unimog-Museums, das heute als „Leuchtturm in der hiesigen Tourismuslandschaft“ gilt, ist somit auch sein Erfolg.

    Bereits vor Gründung des Vereins Unimog-Museum brachte er seine weitreichenden Ideen ein und veranschaulichte diese in ersten Skizzen. Er übernahm die Planung des Museums und sein Herzblut an dem Projekt war auch daran zu erkennen, dass er in wesentlichen Phasen der Realisierung täglich vor Ort war.

    Wir konnten das gewaltige Projekt auch nur dank der großzügigen Unterstützung durch ihn und seine leider schon viel zu früh verstorbenen Frau Kristine schultern.

    Im Unimog-Museum zeigen wir eine Reihe der Väter des Erfolgs des Unimog. Gäbe es zwischenzeitlich eine solche Reihe mit den Vätern des Erfolgs des Unimog-Museums, so hätte Christoph Kohlbecker einen Platz ganz vorne.

    Mir persönlich war er seit vielen Jahren ein hoch geschätzter Ratgeber und verlässlicher Freund, den ich jetzt schmerzlich vermisse.

    Wir bewahren ihm ein ehrendes Angedenken.

    Stefan Schwaab

    1. Vorsitzender des Vereins Unimog-Museum e. V.

     

    Univoit Unimog
  • Tabellenbücher für Unimog und MB-trac

    Geballte Information im Westentaschen-Format

    In der Unimog- und MB-trac Szene sind die kleinen handlichen Tabellenbücher im Format DIN A 6 wenig bekannt. Denn diese wurden ursprünglich nur für die mit der Wartung und Instandhaltung betrauten Mitarbeiter in den Unimog-Werkstätten zusammengestellt. Sie beinhalten Informationen in geballter Form. Inzwischen kann jeder Unimog- oder MB-trac Besitzer zumindest die deutschsprachigen Tabellenbücher von 1986, 1988 und 1989 auch als Kunde online über www.buch&bild.de – Suchbegriff „Tabellenbuch Unimog“ oder „Tabellenbuch MB-trac“ – erwerben.

    Für die Tabellenbücher in englischer Sprache gilt der Suchbegriff „Technical data book“ und in französischer Sprache „Manuel de tableaux“.

    Die Inhalte der verschiedenen Tabellenbücher

    Die Tabellenbücher sind nach den Konstruktionsgruppen aufgebaut.

    Im Tabellenbuch 1979 findet man auf über 500 Seiten zu den Baumustern 403, 404.0, 406, 413, 416, 421, 424, 425, 435 sowie den MB-trac 440, 442 und 443 zunächst die Aggregate, dann die Gewichte, Abmessungen, Anhängelasten, Geschwindigkeiten der einzelnen Gänge, Füllmengen und Anzugsdrehmomente. Dann folgen Motordaten, Verschleißgrenzen, Kompressionsdruck.

    Hilfreich sind die Keilriemenmaße und Kupplungen zu den verschiedenen Motoren einschließlich der Ersatzteilnummern.

    Es folgen Angaben über die Getriebeübersetzungen und vieles mehr.

    Beispiel: Verbaute Aggregate

    In den folgenden Tabellenbüchern von 1983 und 1986 sind zu Gunsten der neueren Typen der Unimog 404.0 sowie der 421er mit 40 und 45 PS nicht mehr enthalten.

    1988 erschien ein sehr detailliertes Tabellenbuch zu sämtlichen MB-trac-Baumustern.

    1989 wurde die interessante Reihe mit dem Tabellenbuch zu den damals neuen Unimog-Baumustern 407, 417, 419 (SEE-trac), 427 und 437 abgeschlossen.

     

     

    Beispiel: Anziehdrehmomente

     

     

     

    Hier die beschriebenen Baumuster in den einzelnen Tabellenbüchern:

    1979:
    403.122 und 123
    404.010 bis 013
    406.120, 121, 142, 143, 145, 170, 171
    413.110, 111
    416.114 bis 117, 134, 135, 140, 141, 160, 162, 163, 200
    421.124, 125, 128, 129, 132, 133, 140, 141, 172
    424.121, 131
    425.121, 131, 141
    435.110, 111, 115
    440.162, 163
    442.161
    443.161

    1983:
    403.122 und 123
    406.120, 121, 145, 170, 171
    413.110, 111
    416.114 bis 117, 134, 135, 140, 141, 160, 162, 163
    421.124, 125, 128, 129, 132, 133, 140, 141, 172
    424.121, 122, 131
    425.121, 131, 141
    435.110, 111, 113, 115, 117, 170

    440.162 N, 167 S, 167 K, 163 N, 168 S, 169 S
    441.161 S
    442.161
    443.161, 162

    1986:
    403.122 und 123
    406.120, 121, 145, 170, 171
    413.110, 111
    416.114 bis 117, 134, 135, 140, 141, 160, 162, 163
    419.101
    421.124, 125, 128, 129, 132, 133, 140, 141, 172
    424.121, 122, 126, 127, 132
    425.121, 131, 141
    435.110, 111, 113, 115, 117, 160, 170

    440.167 S, 167 K, 168 S, 169 S
    441.161 S
    443.160, 161, 162

    1988:
    440.161, 162 N, 167 S, 167 K, 163 N, 164 N, 168 S, 169 S, 171 bis 173
    441.161 S, 162, 163
    442.161
    443.160 bis 164, 166

    1989:

    407.100, 110, 111, 200, 210, 211

    417.000, 101, 110, 111, 120, 200, 201, 210, 211, 212, 220

    419.101, 102, 103

    427.000, 100, 101, 102, 105, 110, 111, 112, 115, 116

    437.000, 100, 110, 111, 112, 113, 115, 116, 117, 120, 125, 130, 131, 136

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    Michael Wessel

    August 2020

    Univoit Unimog
  • Jetzt zuschlagen: Zahlreiche Unimog & MBtrac kommen unter den Hammer

    VDI Auctions bringt im September zahlreiche Mercedes-Benz Unimog & MBtracs unter den Hammer. Einfach mal reinschauen und mitbieten. Hier geht es zur Übersicht des niederländischen Auktionators.

     

    Sackmann Unimog
  • Unimog hilft beim Durst löschen

    Mercedes-Benz Unimog U 218. Ausgerüstet mit einem Gießarm der Firma Ecotech mit einer Reichweite von bis zu 6,3 Metern sorgt er für rasche und wirkungsvolle Bewässerung.

    Alle haben Durst in diesen hochsommerlichen Tagen. Auch die Blumen und Pflanzen in städtischen Parks und auf Verkehrsinseln. Was die meisten Grünanlagenbesucher kaum vermuten: Ein ausgewachsener Baum braucht an heißen Sommertagen bis zu 200 Liter Wasser, um in Form zu bleiben.

    Auch dafür ist der Mercedes-Benz Unimog das perfekte Arbeitsgerät. Ausgerüstet mit einem Gießarm der Firma Ecotech mit einer Reichweite von bis zu 6,3 Metern sorgt er für rasche und wirkungsvolle Bewässerung.

    Merex Unimog
  • Der vergessene Schützenpanzer aus Gaggenau

    Unimog-SH, noch ohne Geschützturm, bei Vorführungen vor Offizieren aus Kanada, Frankreich und der Bundesrepublik auf dem Gaggenauer Testgelände „Sauberg“. Die künstlichen Sprenglöcher im Gelände wurden eigens für diese Tests angelegt.

    Trotz Sympathie des damaligen Verteidigungsministers Franz-Josef Strauß wurde der Unimog SH nicht zum Erfolgsmodell

    Von Carl-Heinz Vogler

    Die sogenannten Sitzproben, auf den Pritschen oder in den Fahrzeugen im Versuchsstadium, waren auch beim Stückzahlenprimus Uni­mog 404 (Unimog-S) ange­sagt. Dahinter standen vor über 60 Jahren meistens die Lastenhefte der Militärs und der Polizei. Ein typisches Bei­spiel ist der bei vielen Unimog-lern bereits vergessene Heckmotoren-Unimog SH.

    Da bei den kleinen Unimog, wie dem U 2010, U 401, U 411 sowie dem Serien-Unimog 404 (Unimog-S), eine Beschusssi­cherheit nicht gegeben war, wurde von den Militärs 1955, unmittelbar vor Serienbeginn des Unimog 404, ein leicht ge­panzertes Fahrzeug mit den Geländeeigenschaften des Uni­mog 404 gefordert.

    In den Vorgaben war zu le­sen, dass der „Neue“ beschuss­sicher, niedrig, wendig, schnell und voll geländetauglich sein sollte. Er musste neun Solda­ten und zusätzlich den Fahrer aufnehmen können. Des Wei­teren ist der gepanzerte Ge­schützturm mit starker Bewaff­nung wie Kanone oder Rake­ten auszustatten. Die Unimog-Konstrukteure, unter der Pro­jektleitung von Dipl.-Ing. Hans Goebel, legten diesen „Minipanzer“ als Baumuster 405.110 fest und nannten ihn Unimog-SH. Das H steht für Heck, denn dorthin wurde der ur­sprüngliche Frontmotor, ein Benziner Typ M 180 mit 90 bis 95 PS, verlagert. Vor dem Bordschützen saß leicht nach rechts versetzt und erhöht der Fahrer direkt über der Vorder­achse. Die Bauart der Fulmina-Lenkung des 1. Prototypen zwang zu einer beengten und unsicheren Position für den Fahrer, was zur Folge hatte, dass man sich für die ergono­misch bessere ZF-Lenkung aus Friedrichshafen entschied. Die restlichen Mitfahrer wurden je nach soldatischer oder polizei­licher Funktion im Fahrzeug entsprechend der abgebildeten Sitzprobe in der Bodenwanne untergebracht. Die beengten Sitze der Soldaten waren direkt über den Munitions- und Waf­fenkisten positioniert.

    Sitzprobe mit neun Personen für den Unimog SH. Hier mit der erhöhten Sitzposition, vorne in der Mitte, für den Bordschützen (Foto mit Norbert Rieger aus Michelbach).

     

    Kritischer Vorfall auf dem Sauberg

    Besagte Wanne hat bei die­sem System eine tragende und stabilisierende Funktion. Be­reits 1955 fertigte man im Uni­mog-Versuch in Gaggenau die ersten SH-Fahrgestelle für den Bundesgrenzschutz (BGS). Auch die erste beschusssichere Variante mit 5 bis 6 mm Blechen und frontseitig mit 8 mm Ble­chen wurde in Gaggenau dar­gestellt. „Bei Vergleichsfahrten zwischen dem Unimog-S und dem Unimog SH auf den Stre­cken Michelbach, Moosbronn, Bad Herrenalb und Gernsbach haben wir festgestellt, dass ge­rade in den Kurven der SH, wegen des günstigeren Schwer­punktes, schneller und wendi­ger war als der Unimog-S“, so Zeitzeuge Norbert Rieger aus Michelbach.

    Zu einem sehr kritischen Vorfall kam es auf dem Testge­lände Sauberg mit einem Unimog-SH ohne Aufbau. Während einer Querfahrt an einer der sehr steilen Rampen kippte der SH um und begrub den späteren Abteilungsleiter Unimog-Versuch, Heinz Rinkel, unter sich. Durch das schnelle Eingreifen mit provisorischem Gerät konnte Rin­kel unverletzt gerettet werden. Danach wurden alle Versuchsfahrzeu­ge mit einem Rohrschutzrah­men, ähnlich einem Überrollbü­gel, ausgestattet.

    Nach diesem Versuchsstadi­um bekam der allradbetriebene „Minipanzer“ ab 1958 bei der Firma Ruhrstahl in Witten-An­nen den beschusssicheren Versuchsaufbau. In die frontseitig angebrachte Panzerstahlplatte wurde ein schusssicheres Fens­ter für den Fahrer eingesetzt.

    Die Sicht des Fahrers war durch dieses frontseitige „Guckloch“ sehr einge­schränkt, so dass Beifahrer beim Navigieren mithelfen mussten. Der Radstand lag, analog den ersten U 404, bei 2350 Millimeter. Das Vorse­rienfahrzeug des SH diente nun der schwedische Firma Landsverk in Landskrona als Musterfahrzeug für einen ge­panzerten Spähwagen. Von Schweden aus wurde das Equipment des Unimog-SH in­nen und außen dem Einsatzge­biet, entsprechend dem Kun­denwunsch, komplettiert. Schweden übernahm danach auch die Auslieferung.

    Der Nachfolger nannte sich Unimog-T

    Der erste Einsatz dieses Uni­mog-SH war nicht bei der neu gegründeten Bundeswehr, son­dern 24 davon wurden von der belgischen Regierung für die militärische Polizei ihrer afrika­nischen Kolonie Belgisch-Kongo, bestellt. Das Land hieß von 1971 bis 1997 Zaire und ist heute die Demokratische Republik Kongo. Neun SH hat man 1962 ausgeliefert, und we­gen der bürgerkriegsähnlichen Unruhen haben die Schweden die 15 restlichen Fahrzeuge zu­rückbehalten und eingelagert. Diese 15 Fahrzeuge, plus zwei Vorführfahrzeuge, eines von Ruhrstahl, das andere war ein Landsverk Nachbau, kaufte 1972 die Sicherheitsabteilung der APC in der Republik Irland zu einem Schnäppchenpreis, denn Schweden wollte die Fahrzeuge loswerden.

    Trotz der gut gelaufenen Vor­führungen auf der Bonner Hardthöhe im Beisein des da­maligen Verteidigungsministers Franz-Josef Strauß, der sich schnell mit dem Unimog SH angefreundet hatte, äußerten sich einige Generäle und Stabsoffiziere kritisch über die zu geringe Raumhöhe für die Insassen, denn diese würde nicht dem Größendurchschnitt der Bundeswehr-Soldaten ent­sprechen. „Dann sorgen sie halt für einen niederen Durchschnitt“, gab F. J. Strauß den Offizieren laut Zeitzeuge Rieger, der in Bonn mit dabei war, zur Antwort. Weitere Vorfüh­rungen bei europäischen Mili­tärs, wie zum Beispiel in Frankreich, brachten keine weiteren Aufträge.

    Nach Sichtung aller zur Ver­fügung stehenden Unterlagen geht man heute davon aus, dass 34 SH-Fahrgestelle in Gaggenau gebaut wurden. Sechs davon gingen nach Indi­en. Zwei Unimog-SH schlum­mern heute im Nationalen Transportmuseum in Dublin und im englischen Militärmu­seum in Muckleburgh. Unmog-Fans haben davon zwei weitere SH-Torsos bei in- und ausländischen Sammlern aus­findig gemacht. Einer davon wird seit geraumer Zeit origi­nalgetreu restauriert und bei Gelegenheit im Unimog-Museum vorgestellt.

    Die Bundeswehr sah beim SH noch Handlungsbedarf, denn er wurde Vergleichen mit damaligen kettenbetriebenen Schützenpanzem-Hotchkiss unterzogen. Der weiterentwi­ckelte SH wurde nun Uni­mog-T genannt und hatte den Radstand 2 900 Millimeter, mehr Platz im Innenraum so­wie die wuchtige Bereifung 14,5-20, mit einer dadurch er­höhten Bodenfreiheit. Der Mo­tor wurde vom SH übernom­men. Die strategischen Ziel­gruppen waren Funk- und Sa­nitätskompanien und die Gre­nadierbataillone. Ende 1962, F. J. Strauß war nicht mehr Ver­teidigungsminister, wurden die­se Fahrzeuge der Bundeswehr vorgestellt, aber die erhofften Bestellungen blieben aus, wie schon beim Unimog-SH.

    Allerdings dienten der Bun­deswehr diese Erfahrungen mit dem „T“ der Konzeption für den sechsrädrigen Transport­panzer Fuchs.

    Mit über 800 Stück erfolgte später durch den leistungsstär­keren Unimog UR 416 der Durchbruch mit diesen „Son­dereinsatzfahrzeugen“ und dies hauptsächlich bei den Militärs in Südamerika und bei der deutschen Polizei sowie dem Grenzschutz. Die Ära der be­schusssicheren Sondereinsatzfahrzeuge geht heute mit dem Dingo 2 weiter. Während Mer­cedes-Benz Fahrgestell und Antriebsstrang der modernen Baureihe 437.4 beisteuert, stammt der gepanzerte Aufbau von der Münchener KMW.

    Fotos: Sammlung Vogler/Daimler AG

    Erstveröffentlichung im Badischen Tagblatt vom 15. August 2020

    Buch und Bild Unimog Literatur