Das Universal-Motor-Gerät, kurz Unimog genannt, kommt fast überall durch. Dabei bleibt es aber immer mit den Rädern auf dem Boden oder was davon noch vorhanden ist. Dass es noch mehr Möglichkeiten gibt, zeigt die aktuelle Sonderausstellung im Unimog-Museum. “Von der Straße auf die Schiene” ist eine weitere Mutation des Alleskönners.
Wolfgang Zappel, Inhaber der ZAGRO Bahn- und Baumaschinen GmbH, erhält von der Leiterin des Museums, Hildegard Knoop, die ersten Sondermodelle Zweiwege als kleinen Dank für die großzügige Unterstützung der Ausstellung
Nach dem großen Erfolg und der dadurch notwendig gewordenen Verlängerung der Sonderausstellung zum Unimog “S” folgt nun das nächste Glanzlicht. Bis zum 11. Oktober besteht die Möglichkeit, neben dem Museum eine außergewöhnliche Rangierlok bei der Arbeit zu beobachten. Dafür wurde von den unermüdlichen ehrenamtlichen Helfern des Museums sogar eine 80 Meter lange Schienenstrecke aufgebaut. Zwar meinte einer von ihnen, dass die Deutsche Bahn der “Berg- und Talbahn” vermutlich nicht ihren Segen gegeben hätte, aber das sei auch nicht notwendig. Erstens wiege ein Unimog nur ungefähr ein Fünftel einer Rangierlok und die Geschwindigkeit, mit der auf der Demonstrationsstrecke ein leichter Waggon gezogen werden wird, entspreche ungefähr der eines Spaziergängers.
Führung bei der Ausstellungseröffnung
Einer der Hauptgründe für die Entwicklung der Technik des Zweiwege-Einsatzes: Eine Rangierlokomotive kostete laut einem ausgestellten Prospekt von Mercedes Benz zwischen 120000 und 200000 Deutsche Mark. Der Unimog als Zweiwegefahrzeug rund 75000. Eine Rangierlok muss viele Umsetzfahrten über Weichen machen und steht bei ungünstigen Bedingungen stundenlang vor einem Prellbock. Beim Unimog werden einfach die Spurhalteräder hydraulisch angehoben, und er fährt auf seinen eigenen Rädern zum nächsten Arbeitsplatz.
Führung bei der Ausstellungseröffnung
Abschleppfahrzeug für defekte U-Bahnen
Eine Rangierlok in einem Industriebetrieb steht mehr als sie rangiert – der Unimog kann in dieser Zeit als Lkw mit Anhänger eingesetzt werden. Die Möglichkeiten, die in diesem Konzept stecken, wurden in den 50er Jahren entdeckt und an die Verantwortlichen des Produktbereichs Unimog herangetragen. Von den Firmen Zweiwegefahrzeuge und Ries wurden drei unterschiedliche Systeme für diverse Spurweiten entwickelt. Schon zu Beginn wurde auch bei den Zweiwege-Fahrzeugen an einen weltweiten Einsatz gedacht.
Führung zur Ausstellungseröffnung durch Roland Kaufmann und Wolfgang Zappel
In der Ausstellung sind Fahrzeuge verschiedener Generationen zu sehen. Vom Spezialfahrzeug auf Basis eines U 416-Triebkopfes mit gelenkter Hinterachse für den Schmalspurbetrieb bis hin zu Fahrzeugen der neuesten Generation der Firma Zagro. Ihre Einsatz- und Aufgabengebiete reichen vom Rangieren über den Einsatz als Werkstattfahrzeug bei der Reparatur von Hochspannungsleitungen bis zum Abschleppfahrzeug für defekte Straßen- oder U-Bahnen.
Einer der Höhepunkte der Eröffnung der Sonderausstellung war zweifellos der Auftritt der 35ig-köpfigen Brass Band Musikgesellschaft Oberrüti aus der Schweiz mit ihrer Mischung aus traditioneller Blasmusik einerseits und eigenwilligen Arrangements von Klassik-, Jazz und Popmusikstücken andererseits. Die Band war auf der Rückreise vom Musikfest Baden-Württemberg, auf dem sie mit großem Erfolg konzertiert hatte. Mindestens ebenso umjubelt wie in Karlsruhe war dann der Auftritt im Außengelände des Museums, zumal die exzellenten Perkussionisten der Band eine eindrucksvolle Showeinlage auf dem Waggon gaben, der in diesem Sommer auf Schienen im Außengelände zu bewundern ist. Von einem gelben U406-Zweiwegefahrzeug wurden die Musiker über die gesamten 80 Meter Schiene gezogen und trommelten dabei ein mitreißendes Perkussions-Solo. Anschließend bewiesen sie, dass man auch auf Barhockern exzellente Musik machen kann.
Der Aufforderung seitens der Museums-Geschäftsführerin Hildegard Knoop, für die Opfer des Erdbebens in Nepal zu spenden, falls ihnen die Musik gefallen habe, kamen die Ausstellungs- und Konzertbesucher nur allzu gerne nach. So können nun 680Euro an den Freundeskreis Nepalhilfe e.V. überwiesen werden. Alexander Schmidt, der Gründer und Vorsitzende der Nepalhilfe, die in Kathmandu ein Kinderdorf mit Wohnheim und Schule hat, war im vergangenen Sommer auf dem Weltenbummlertreffen zu Gast und hat Nepal und die Projekte des Vereins dort vorgestellt.