Ein weiteres großes Fest in diesem zehnten Jahr seines Bestehens feierte das Unimog-Museum am Wochenende. Auf dem Außengelände wälzten sich insbesondere am Sonntag Menschenmassen an den ausgestellten Fahrzeugen vorbei oder beobachteten die unterschiedlichsten Vorführungen. Der Anlass dafür, er liegt sieben Jahrzehnte zurück und wurde auf einem Schwarz-Weiß-Foto am 9. Oktober 1946 dokumentiert. Es war so etwas wie die Geburtsstunde eines Fahrzeugs, das später als Unimog vom Benzwerk Gaggenau aus in aller Welt unzählige Freunde fand.
Irgendwo im Stauferland um Schwäbisch Gmünd steht auf einem Waldweg ein merkwürdiges Fahrzeug. Es sieht aus wie ein kleiner Lastwagen ohne Aufbauten. Es hat kein Fahrerhaus, und der Fahrzeuglenker sitzt laut Erzählungen auf einer Holzkiste. An der Stoßstange befindet sich ein dunkles Schild mit der weißen Aufschrift “Prüfungsfahrt”; darunter die Zulassungsnummer WB 14-1014.
Der Fahrer blickt stolz in die Kamera, ebenso wie die beiden Männer, die sich lässig mit überkreuzten Beinen am Rahmen anlehnen. Diese drei Männer haben am 9. Oktober 1946 mit dieser Erprobungsfahrt den ersten Satz einer langen Erfolgsgeschichte geschrieben. Es handelt sich um Heinrich Rößler am Steuer, die anderen heißen Karl Rank und Hans Zabel. Rößler ist der Konstrukteur des merkwürdigen Fahrzeugs, das in der Schwäbisch Gmünder Gold- und Metallwarenfabrik Erhard & Söhne entstanden war. Von Hans Zabel stammt der Name des Fahrzeugs “Universal Motorgerät für die Landwirtschaft” – kurz Unimog. Sie hatten mit dem abgebildeten Gefährt das Grundkonzept von Heinrich Rößler in einem ersten Prototypen umgesetzt.
40 Baureihen im Laufe der sieben Jahrzehnte
Das Fahrzeug sollte vier angetriebene gleichgroße Räder für eine gleichmäßige Lastverteilung haben. Vorne, an der Seite und hinten sollten Anbaumöglichkeiten sowie Antriebswellen für verschiedene Anbaugeräte vorhanden sein. Geplant war die Ausstattung mit einem Fahrerhaus für mindestens zwei Personen und eine kleine Ladefläche. Im Prinzip bedeutete dieser Idee eine revolutionäre Veränderung im Arbeitsablauf in der Landwirtschaft. Umgesetzt wurde das Konzept schließlich in großen Stückzahlen über Stationen bei den Firmen Erhard & Söhne sowie der Firma Gebr. Boehringer GmbH in Göppingen – und ab 1951 im Benzwerk in Gaggenau.
Aus dem kleinen Unimog für die Landwirtschaft wurde ein Geschäftsmodell über Jahrzehnte. Der Unimog wurde zusätzlich zur Zugmaschine mit Anbaugeräten für den kommunalen Einsatz, zum Schneepflug, zum geländegängigen Löschfahrzeug bei der Feuerwehr, zum Militärfahrzeug und, und, und.
Diese Story war auch der Anlass für ein großes Geburtstagsfest mit unzähligen Besuchern im Unimog-Museum an der B462. Exakt 70 Jahre nach der berühmten Prüfungsfahrt sollte dort jeweils ein Fahrzeug aller gebauten Baureihen ausgestellt werden.
Carl-Heinz Vogler, ehemaliger Mitarbeiter bei Daimler-Benz in Gaggenau und Kurator im Museum, hatte die Idee und erledigte in vielen Stunden die Vorarbeiten. Schließlich gibt es 40 Baureihen, die mit allen Baumustern auf über 300 verschiedene Unimog-Typen kommen.
Pünktlich zur Geburtstagsparade standen am Samstag tatsächlich 85 unterschiedliche Unimog auf dem Gelände hinter dem Museum. Es fehlten lediglich drei militärische Lizenznachbauten aus Argentinien. Damit hat das Museum vermutlich einen “Weltrekord” aufgestellt, den so schnell niemand wiederholen kann.
Bei einer Matinee am Sonntag waren viele der heute über 80 Jahre alten Unimog-Veteranen oder deren Kinder im Museum anwesend, darunter auch von der Familie Boehringer.
Im Museum ist eine Replik des Prototypen zu sehen, den Unimog-Enthusiasten so weit wie möglich nach den vorhandenen Fotos nachgebaut haben. Pläne oder konkrete Aufzeichnungen zu dem ersten Fahrzeug sind leider nicht vorhanden.
Hier noch einige weitere Fotos von Michael Wessel:
Aus Japan war Unimog-Fan Buntai Saikawa eingeflogen
Buntai Saikawa war begeistert von dieser Sehweise der Evolution
Ein Müller-Mitteltal-Einachs-Rückstoßkipper noch ganz alleine
… und hier vor seinem großen Müller-Bruder
Der nächste Winter kommt bestimmt! Dann muss er nicht ins Gras beißen.
Der 421er-Kuschelmog von Hermann Bürkle wird immer bestaunt.
Der frisch restaurierte Mog von Klaus-Peter Abele
Am Rand aber nicht im Abseits: ein Teil der MB-trac-Familie mit Familie
… und hier zwei weitere MB-trac
Der Kleine will in den Großen
Ruhepause nach der Vorführung
Bevor der Schnee kommt, müssten wohl noch die Reifen gewechselt werden.
Wer hat ihnen wohl den Stuhl unter dem Hintern weggezogen?
Unermüdlich präsentierte Andreas Burren seinen Steinbrecher. Achteinhalb Stunden war er auf eigener Achse mit seinem 411er aus der Schweiz angereist.
Äußerst fachkundig führte Claudio Lazzarini die Besucher durch die Fahrzeugschau