Unimog-Welt: Hoffen auf einen Kredit der Stadt von 1,5 Millionen Euro

Am 22. Januar 2018 stellte der Vorsitzende des Vereins Unimog-Museum e. V., Stefan Schwaab, im Gaggenauer Stadtrat die Planungen zur Erweiterung des Unimog-Museums vor. Thomas Senger schrieb am Folgetag im Badischen Tagblatt:


Stefan Schwaab bei der Präsentation im Rathaus der Stadt Gaggenau am 22. Januar 2018 – Foto: Michael Wessel

 

Das Unimog-Museum an der B462 liegt zwar auf Kuppenheimer Gemarkung. Aber es ist ein Museum auch für die regionale Industriegeschichte, das den Bekanntheitsgrad der Stadt Gaggenau und des Murgtals deutlich und weltweit steigert, betont Stefan Schwaab. Der Vorsitzende des Trägervereins präsentierte gestern dem Gemeinderat Sachstand, Ziele und Visionen – und den Wunsch nach einem Kredit der Stadt Gaggenau in Höhe von 1,5 Millionen Euro.

Denn der vor wenigen Wochen in Betrieb genommene Werkstattbau ist nur ein Schritt auf dem Weg zu einer „Unimog-Welt“. Erweiterungsbau mit neuem Außenbereich, eine größere Tourist-Info und Museums-Shop, zweite Ausstellungshalle mit Veranstaltungsraum im Obergeschoss – das sind wichtige Bausteine innerhalb dieses Konzepts.

„Grundsolide“ seien das Museum, sein Trägerverein und auch die Stiftung unterwegs, betonte Schwaab. Gleichwohl sei nun der Zeitpunkt, da man sich über die Größe der künftigen Museumserweiterung im Klaren werden müsse. In der gestrigen Sitzung wurde noch keine Abstimmung über den Antrag vorgenommen.

Wie mehrfach berichtet, hatte der Gemeinderat im April 2016 dem Museum einen Zuschuss von 500.000 Euro für die Erweiterung zugebilligt. Schwaab hatte damals zuvor vergeblich um einen einmaligen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro geworben. Die „maximal 500.000 Euro“, so die Vorlage der damaligen Gemeinderatssitzung, sollen auf die Doppelhaushalte 2017/18 und 2019/20 verteilt werden. Die Stadt orientierte sich dabei an den städtischen Richtlinien zur Förderung von Vereinen: Maximal zehn Prozent der förderfähigen Kosten sind demnach zu bezuschussen. Die Erweiterung des Museums kostet rund 6,3 Millionen Euro.

Eine weitere Unterstützung gewährte die Stadt bei der Erweiterung des Museumsparkplatzes in Richtung Schloss-Akademie. Für die Schaffung von etwa 54 Pkw-Stellplätzen auf dem städtischen Grundstück am Rande des Kurgebiets gab es für förderfähige Herstellungskosten von maximal 440.000 Euro (brutto) einen Investitionskostenzuschuss in Höhe von 60 Prozent, maximal jedoch in Höhe von 264.000 Euro (brutto).

In der Sitzung gestern Abend sagte Schwaab – er sitzt für die SPD im Gemeinderat – dass das Museum mehr eine „Einrichtung“ sei denn ein Verein im Sinne der städtischen Vereinsförderrichtlinien. Nicht von ungefähr werbe auch der Landkreis mit dem Museum als „touristisches Leuchtturmprojekt“ und nicht umsonst wünsche er deshalb auch einen Landkreiszuschuss von 200.000 Euro.

Nun hoffe er in den nächsten Monaten auf eine Diskussion im Gemeinderat, an deren Ende eine Entscheidung stehe, die der Einrichtung Unimog-Museum „den notwendigen Spielraum“ ermögliche.

OB Florus sagte: „Die Wichtigkeit des Unimog-Museums ist uns allen bewusst.“ Nun gelte es gemeinsam eine gute Lösung zu finden.

Am 29. Januar 2018 schrieb Thomas Senger im Badischen Tagblatt weiter zu diesem Thema:

 

Ist Gaggenau in der Pflicht?

Das Unimog-Museum möchte für seine Erweiterung einen Anderthalbmillionen-Kredit von der Stadt
Es wird nicht leicht werden, das weiß Stefan Schwaab. Aber der Vorsitzende des Vereins Unimog-Museum ist ein erfahrener Polit-Hase und keiner, der schnell locker lässt. Für seine Vision der künftigen „Museumswelt“ an der B462 hat er erneut im Gemeinderat geworben – und dabei gewichtige Argumente vorgetragen. Immerhin will er für das knapp Sechseinhalbmillionen-Projekt 1,5 Millionen Euro von der Stadt. Zwar nicht mehr als Zuschuss – dieses Ansinnen war 2016 nur zu einem Drittel erfüllt worden – aber als Darlehen.

Derzeit erhalte das Unimog-Museum keinerlei städtischen Betriebskostenzuschüsse, verweist Schwaab auf andere Einrichtungen im Jahr 2016. Dabei liege die Besucherzahl mit 41.930 deutlich höher als andernorts. Davon seien zwischen 4.000 und 5.500 Gäste der Sonderausstellung „Industriegeschichte Murgtal“ zuzuordnen. Somit sei das Unimog-Museum eben nicht nur ein monothematisches Museum für ein Produkt eines Gaggenauer Industriebetriebs, sondern zwischenzeitlich eine Einrichtung, die die Region Murgtal im Blick habe. Dies werde durch weitere Sonderausstellungen unterstrichen. Auch die Tourist-Info sei eine Einrichtung, die weit über das eigentliche Museum hinausstrahle.

Beispiel Rastatt: Dort hätten sich 2016 städtische Zuschüsse bei Stadtmuseum, Historischer Bibliothek, Riedmuseum und Galerie Fruchthalle auf fast 1,3 Millionen Euro summiert – bei insgesamt gut 11.500 Besuchern. Das Wehrgeschichtliche Museum (keine städtische Einrichtung) habe 140.000 Euro bekommen bei 16.600 Gästen.

Stadtmuseum Baden-Baden: Zuschuss von fast 700.000 Euro bei gut 9.850 Besuchern. Stadtmuseum Bühl: 212.000 Euro bei 3.500 Besuchern.

Die Stadt Neckarsulm, wo Audi ein großes Werk unterhält und die Marke NSU zu Hause war, gab für das renommierte Zweiradmuseum 1,2 Millionen Euro Betriebskostenzuschüsse – bei 17.400 Besuchern.

Hintergrund

Einerseits werde das Unimog-Museum zwar maßgeblich von seinem Trägerverein am Leben gehalten, doch sei die Einrichtung eben nicht mit einem normalen Verein zu vergleichen – somit sollten nicht allein die städtischen Richtlinien zur Vereinsförderung zum Tragen kommen.

Schwaab verweist auch auf das Institut für Museumsforschung in Berlin: In der Kategorie der kleineren vereinsbetriebenen Museen spiele das Haus an der B462 bundesweit bei den Besucherzahlen eindeutig in der ersten Liga.

Der Verein selbst könne auf eine insgesamt stabile Entwicklung der Mitgliederzahl blicken – derzeit 1.158, darunter 64 Firmen. Über 100 Helfer haben mehr als 15.000 Arbeitsstunden geleistet. Darüber hinaus ist das Museum Arbeitgeber. Neu ist, dass der Verlag Buch&Bild Wessel GmbH in das Eigentum der Betriebs-GmbH übergegangen ist. Dies eröffne weitere Perspektiven für die Alttypen-Beratung – diese ist im Museum angesiedelt und ein wirtschaftliches Standbein.

Insgesamt präsentieren sich alle wirtschaftlichen Zahlen des Museums auf einem stabilen, soliden Niveau, betont Schwaab. Doch sei eine Unterstützung der Stadt notwendig, um nun in den kommenden Monaten das Museum in seiner Gesamtheit zukunftsfähig zu machen.

Stefan Schwaab – er ist auch SPD-Stadtrat – kann sich eines prinzipiellen Wohlwollens sowohl der Stadtverwaltung als auch der Ratsfraktionen sicher sein. Inwieweit sein Ansinnen erfolgreich sein wird, lässt sich derzeit schwer abschätzen. Mitentscheidend wird nach Ansicht von Beobachtern sein, inwieweit Verwaltung, Kommunalpolitik und auch regionale Wirtschaft eine Strahlkraft des Museums – es liegt vor den Toren der Stadt auf Gemarkung Kuppenheim – in die Stadt hinein erkennen können.
www.unimog-museum.de

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