MB-trac 65/70 Nummer 003 – wie frisch vom Band!

Zurück zu den Wurzeln – Vorführfahrzeug MB-trac 003 wieder in Gaggenau

Der frisch restaurierte MB-trac 65/70: Ein inoffizielles “Gesellenstück” der drei Auszubildenden Sebastian Olli Eriksen, Hinrich Höper und Lars Müller bei Heinrich Schmahl im holsteinischen Oldenburg

Es ist schon ein ganz besonderes Restaurierungsobjekt, das Ende Oktober 2024 für Aufsehen und Begeisterung in der MB-trac-Szene sorgte: In etwa 1.300 Stunden haben drei Auszubildende des Unimog-Servicepartners Landtechnik Heinrich Schmahl im holsteinischen Oldenburg den Scheunenfund des MB-trac 65/70 mit der Fahrgestell-Endnummer 003 in einen originalgetreuen Zustand versetzt. Dieses inoffizielle „Gesellenstück“ konnte Wolfgang Völker von Unimog Service & Parts am 30. Oktober dem Unimog-Museum in Gaggenau übergeben – zumindest für die nächsten 15 Jahre.

Doch wie kam das alles zustande?

Der frühere Besitzer aus Hilchenbach bei Siegen fragte 2023 beim Technischen Leiter des Unimog-Museums Daniel Müller nach, ob Interesse an dem Scheunenfund eines MB-trac 65/70 mit der Fahrgestell-Endnummer 003 bestehe.

Dazu Daniel Müller: „Unser Interesse war sogar groß, denn im Unimog-Museum ist uns bewusst, dass wir analog dem Unimog auch den Anfang der MB-trac-Geschichte zeigen müssen, um so auch der steigenden Zahl an MB-trac-Fans gerecht zu werden. Mit Wolfgang Völker von Daimler Truck wurde der besonders engagierte Macher für das Restaurierungsprojekt gefunden.“

Wolfgang Völker rückblickend: „Da die Besonderheit der Arbeit bei einem Unimog-Servicepartner darin besteht, dass Fahrzeuge aller Art dort landen, hatten wir schon länger die Idee, über Restaurationsprojekte die Attraktivität der Ausbildung in unseren Werkstätten nach außen zu stärken. Hierzu standen wir bereits mit dem Unimog-Museum in Kontakt. Als Daniel von dem 003er erfahren hat, rannte er bei uns offene Türen ein, denn das passte wie die Faust aufs Auge zu unserer Initiative ,Starte dein Drehmoment – Berufe, die bewegen‘.“

Der erste Eindruck beim Vor-Ort-Termin in Hilchesheim war dann etwas ernüchternd – der MB-trac war vor seinem Motorschaden lange Zeit im Forst eingesetzt, weshalb der Rahmen mehrfach verzogen war.

Aber Bilder sprechen manchmal mehr als tausend Worte:

Eines war schon von Anfang an bekannt: Es handelte sich hierbei um einen der vier ersten MB-trac 65/70, die zunächst intern für Vorführungen und weitere Einsatzerprobungen eingesetzt worden waren.

Daniel Müller weiter: „Die Informationsbeschaffung gestaltete sich schwierig, denn leider wurde zur damaligen Zeit nicht alles so dokumentiert, wie wir es uns heute wünschen würden. Aber zum Glück hatten wir die Datenkarte mit den wichtigen Sonderausführungen bei Bandablauf. Und es war schön, dass sich die Alttypen-Berater des Unimog-Museums, Karl-Josef Leib und Paul Schneider, sowie der Regionalleiter Vertrieb Unimog in Norddeutschland, Heinrich Blumenberg, ebenfalls für das Projekt begeistern konnten – und auch der MB-trac-Experte Hartmut Diekmann aus Nordhorn half beratend mit.

 

 

Nochmals Wolfgang Völker: „Uns war wichtig, dass der ausgewählte Unimog-Servicepartner das Projekt stemmen kann, ohne dass dabei der eigentliche Betrieb leidet. Außerdem mussten ausreichend Azubis vor Ort sein, denen das Thema Landwirtschaft am Herzen liegt. Beides hat beim Unimog-Servicepartner Landtechnik Heinrich Schmahl super gepasst. Zudem wird er vom Unimog-Regionalleiter Heinrich Blumenberg betreut, dessen Familie selbst MB-trac besitzt. Heinrich verfügt über ein sehr großes Wissen und gute Kontakte in der MB-trac- und speziell in der 65/70er-Welt.“

Moritz Schmahl, Geschäftsführer bei Landtechnik Heinrich Schmahl: „Wir waren sofort Feuer und Flamme, denn wir haben eine große Leidenschaft für den MB-trac. Bei uns kommen noch viele MB-trac in die Werkstatt. Und auch einige Mitarbeiter haben privat einen trac. Und im Gespräch mit unserem Werkstattmeister war schnell klar: Das sollte gelingen!“

Die angehenden Land- und Baumaschinen-Mechaniker Hinrich Höper, Sebastian Olli Eriksen und Lars Müller bekamen dann das Ausbildungsprojekt, den MB-trac bei größtmöglicher Selbstständigkeit in einen Zustand zu versetzen, der dem Original sehr nahe kommt.

Bei der Anlieferung erkannten die drei Azubis schnell, dass der MB-trac in der Vergangenheit viel zu arbeiten hatte. Ihre erste große Herausforderung bestand darin, den Scheunenfund in seine Einzelteile zu zerlegen.

Dabei mussten auch Trennschleifer und Schweißbrenner eingesetzt werden. Im Laufe der Jahre hatte sich auch mancher Unrat angesammelt.

Im nächsten Schritt war festzustellen, welche Teile verwertbar waren und welche beschafft oder nachgefertigt werden mussten. Als Teileträger standen zum Glück zwei ausrangierte MB-trac 65/70 zur Verfügung. Diese hatte die Land- und Kommunaltechnik Roland Löw aus Hutthurm bei Passau großzügig beigesteuert.

Dann wurden die Kabine, der Rahmen und viele wiederverwertbare Teile oberflächenbehandelt und lackiert.

Insbesondere bei der Befundung der Getriebeteile konnten sie auf die jahrzehntelange Erfahrung ihres „Altmeisters“ Joachim Schöning zurückgreifen. Sein ganzes Berufsleben hat dieser für den Unimog gearbeitet. Für ihn schloss sich hier der Kreis: Er war bereits dabei, als bei Landtechnik Schmahl die ersten MB-trac 65/70 angeliefert wurden. Und so war es ein schöner Abschluss einer „Arbeit im Zeichen des Sterns“, dass er die drei Jungs gelegentlich unterstützen konnte.

Besonders interessant wurde es dann, als die Teile wieder zusammengebaut wurden und der MB-trac Gestalt annahm. Und natürlich sollten auch die Reifen original sein. Hier kam Michelin mit ins Boot, die einen kompletten Satz sponserten.

 

Werkstattmeister Sebastian Gradert ließ den drei Auszubildenden weitestmögliche Freiheit. Bei Projektende zeigte er sich begeistert, mit welchem Engagement seine drei Schützlinge die ambitionierte Aufgabe sehr selbstständig bewältigt hatten: „Hut ab! Die würde ich sofort einstellen. Aber zum Glück sind sie schon Teil unseres Teams!

“Natürlich wurde der Projektfortschritt auch immer wieder mit großem Interesse von Kollegen beobachtet. Manch einer hätte sich sicher auch so ein spannendes Ausbildungsprojekt gewünscht.

Der schönste Moment in Oldenburg in Holstein war natürlich, als der MB-trac 65/70 aus der Werkstatt fuhr. Geschafft!

 

Doch nicht ganz, denn jetzt galt es noch, Fahrversuche und Einsätze mit vorhandenen Bodenbearbeitungsgeräten durchzuführen.

 

Der MB-trac 65/70 wieder in Gaggenau

Unvergesslich schöne Momente folgten Ende Oktober im Unimog-Museum, als die drei Auszubildenden ihr Projekt vorstellen konnten.

Wolfgang Völker übergab danach symbolisch einen überdimensionalen Fahrzeugschlüssel für ein großartiges Projekt an die Geschäftsführerin des Unimog-Museums, Sarah Kraft, die dazu erklärte: „Unsere Aufgabe als Museum ist es, die Historie des Unimog und MB-trac zu erzählen. Dies tun wir anhand außergewöhnlicher Exponate, aber auch durch die Aufarbeitung von Geschichten derjenigen Menschen, die eine emotionale Verbindungen zu diesen Fahrzeugen haben und damit besondere Erinnerungen teilen. Beides trifft bei diesem Exponat natürlich zu. Wir sind sehr stolz darauf, dass der älteste, originalgetreuste MB-trac hier zu uns ins Museum kommt: Er wird hier in Gaggenau jährlich Zehntausende von Besucherinnen und Besuchern begeistern. Die drei Azubis haben etwas Außergewöhnliches geschaffen, und wir werden auch ihre Geschichte erzählen.“

Sarah Kraft lud dann die drei Strahlemänner zum nächsten großen MB-trac-Treffen am 6. und 7. September 2025 ein. Dabei können sie dann ihr Schmuckstück auch wieder persönlich präsentieren.

Die drei Auszubildenden hatten dabei auch Gelegenheit, sich beim Technischen Leiter des Unimog-Museums, Daniel Müller, für seine “Unterstützung aus der Ferne” zu bedanken.

Der MB-trac 65/70 mit der Endnummer 003 ist wieder dort, wo er bereits in den 1970er-Jahren sein Können beweisen konnte.

Geschäftsführer Moritz Schmahl im Dezember 2024: „Das Projekt fand einen sehr positiven Anklang im Kundenkreis. Auch über das überregionale Feedback haben wir uns natürlich sehr gefreut. Dieses Ausbildungsergebnis wird nicht in Vergessenheit geraten, sondern kann dauerhaft von vielen Unimog- und MB-trac-Fans bestaunt werden.“

Übrigens: Hinrich Höper hat seine Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker inzwischen erfolgreich abgeschlossen und arbeitet bei Landtechnik Heinrich Schmahl weiter. So soll es sein!

Michael Wessel

Fotos in Oldenburg Jörg Wohlfromm und in Gaggenau Michael Wessel

Das Video zum Projekt

Ein spannendes Restaurierungsvideo mit den drei Auszubildenden in Aktion ist auf YouTube zu sehen – unbedingt reinschauen:
www.youtube.com/watch?v=0Z1oai9Km_Q

Am 23. Dezember 2024 hatte das Video bereits 443.000 Aufrufe. Die halbe Million wird sicherlich bis Jahresende noch geknackt. Auf die vielen positiven Kommentare können die drei Auszubildenden und die Projektverantwortlichen wahrlich stolz sein.

Zum Projekt „Starte dein Drehmoment – Berufe, die bewegen“ erklärt Selina Mendel von Daimler Truck: „Dies ist unsere Personalinitiative, die wir im Jahr 2023 ins Leben gerufen haben. Wir möchten mit dieser Initiative unsere Servicepartner in ganz Deutschland tatkräftig unterstützen – bei der immer herausfordernderen Suche nach Fachkräften und einem effizienten Personalmanagement. Das Herzstück der Initiative ist unsere Jobplattform www.starte-dein-drehmoment.de. Hier finden alle autorisierten Servicewerkstätten einen gemeinsamen Ort, um ihre Stellenangebote gebündelt zu präsentieren. Damit wird die Plattform zur ersten Anlaufstelle für Menschen, die ihre berufliche Zukunft im spannenden und wichtigen Bereich der Nutzfahrzeuge sehen – sei es durch eine Ausbildung oder einen Jobwechsel als Fachkraft. Außerdem zeigen wir auf Social Media Einblicke in den Alltag des Jobs und Azubis erzählen von ihren Erfahrungen. So möchten wir andere Interessierte erreichen und vakante Stellen bei unseren Servicepartnern besetzen, während diese sich auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren können: die Fahrzeuge wieder auf die Straße bringen – und damit alles am Laufen halten.“

 

 

 

 

 

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