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Der Versuch mit einem ganz anderen Unimog-Aussehen
Vor 54 Jahren: Traditionsfahrzeug mit klassischem Lkw-Fahrerhaus ausgestattet
Am 23. Dezember 1969 wurde ein ganz besonderer Unimog vorgestellt. Auf den ersten Blick sah er aus wie ein Lastwagen von Mercedes-Benz. Die Typenbezeichnung 416 war nur vom Unimog her bekannt. Über die Versuchsphase kam dieser Zwitter aber nie hinaus.
In der Vorbereitung einer neuen Unimog-Generation waren bereits 1968 Überlegungen angestellt worden, den für Laien unvorstellbar hohen Aufwand für die Entwicklung und Legalisierung sowie die hohen Werkzeugkosten von neuen Fahrerhäusern zu vermeiden. Daher wollten die Verantwortlichen in der Entwicklung auf bereits vorhandene Fahrerhäuser aus dem Lastwagenbereich von Daimler-Benz zurückgreifen. Und somit wurden im Gaggenauer Unimog-Versuch Fahrgestelle des Unimog 416 mit dem Wörther Lkw-Fahrerhaus 314 ausgestattet. Entscheidend für die Auswahl des Lkw-Fahrerhauses 314 war dabei ursprünglich die Einschätzung, dass dieses Fahrerhaus auch eine dreisitzige Ausführung möglich machen würde. Erste Überlegungen gingen dahin, dieses Fahrerhaus als “Komfortfahrerhaus” in die bereits vorhandene Unimog-Serie zu übernehmen, da seinerzeit die Erwartungen an den Fahrkomfort ständig gestiegen waren. Eine dreisitzige Version ließ sich jedoch bereits in der Entwicklungsphase nicht umsetzen. Aber immerhin konnten zwei komfortable Einzelsitze – auch als Schwingsitze – untergebracht werden. Ebenfalls für den Laien kaum nachvollziehbar waren die vielen Änderungen am Fahrerhaus und am Fahrgestell, die notwendig wurden, damit das Fahrzeug einen Tag vor Heiligabend 1969 der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte, um anschließend die Reaktion des Markts besser einschätzen zu können. Im April 1970 wurde dann ermittelt, dass für eine Serienfertigung Investitionen in Höhe von mehr als zwei Millionen D-Mark erforderlich werden und somit die Mehrkosten je Unimog 416 mit Lkw-Fahrerhaus rund 1000 DM betragen würden.
Hans Westemeyer aus Bad Rotenfels, seinerzeit für das Thema Fahrerhäuser im Unimog-Bereich verantwortlich, erinnerte sich 2019: “Man kam nicht über das Versuchsstadium hinaus. Es zeigte sich, dass mit diesem Frontlenker-Unimog nur auf der Straße gefahren werden konnte. Ein paar Jahre lang wurde noch rumexperimentiert – eine Serienreife erreichte das Fahrzeug nicht!”
Bei der Produktionsaufnahme des Unimog im Jahr 2002 in Wörth wurden nach einer Bereinigung der Angebotspalette nur noch zwei Baureihen montiert: der Geräteträger 405 und der hochgeländegängige 437. Aufgrund der anhaltenden Nachfrage nach einem kleineren Unimog wurde dann doch ab 2007 der Leichte Geräteträger U 20 angeboten. Wegen des weiter gestiegenen Aufwands für die Entwicklung, Legalisierung und Produktion eines eigenen Fahrerhauses entschied man sich für das des in Brasilien gebauten Lkw Accelo. Nur bis 2014 war der Unimog 20 im Produktionsprogramm.
Michael Wessel
Erstveröffentlichung: Badisches Tagblatt vom 23. 12. 2019
Fotos: Daimler AG
The experiment with a completely different Unimog look
54 years ago: Traditional vehicle equipped with a classic truck cab
On 23 December 1969, a very special Unimog was unveiled. At first glance, it looked like a Mercedes-Benz lorry. The type designation 416 was only known from the Unimog. However, this hermaphrodite never got beyond the test phase.
As early as 1968, in preparation for a new generation of Unimogs, consideration was given to avoiding the unimaginably high costs of development and legalisation as well as the high tooling costs of new cabs. Those responsible for development therefore wanted to use existing cabs from the Daimler-Benz lorry division. And so, in the Gaggenau Unimog trial, Unimog 416 chassis were fitted with the Wörth 314 lorry cab. The decisive factor in the selection of the 314 lorry cab was originally the assessment that this cab would also make a three-seater version possible. Initial considerations were to incorporate this cab into the existing Unimog series as a “comfort cab”, as expectations of driving comfort were constantly rising at the time.
However, a three-seater version could not be realised during the development phase. But at least two comfortable individual seats – also as swing seats – could be accommodated. The many changes to the cab and chassis, which were necessary so that the vehicle could be presented to the public one day before Christmas Eve 1969 in order to better gauge the market’s reaction, were also almost incomprehensible to the layman. In April 1970, it was then determined that series production would require an investment of more than two million Deutschmarks and that the additional costs per Unimog 416 with truck cab would therefore amount to around DM 1,000.
Hans Westemeyer from Bad Rotenfels, who was responsible for cabs in the Unimog sector at the time, recalled in 2019: “We didn’t get beyond the test stage. It turned out that this front-wheel-drive Unimog could only be driven on the road. We experimented for a few more years – the vehicle was never ready for series production!”
When production of the Unimog started in Wörth in 2002, only two series were assembled after the range had been streamlined: the 405 implement carrier and the 437 high-terrain vehicle. Due to the continuing demand for a smaller Unimog, the U 20 light implement carrier was then offered from 2007. Due to the further increase in costs for the development, legalisation and production of its own cab, the decision was made to use that of the Accelo truck built in Brazil. The Unimog 20 was only in the production programme until 2014.