Michael Dennig stellte beim Weltenbummlertreffen 2020 am Unimog-Museum sein Unimog-Unikat – umrahmt von Kundenfahrzeugen – vor. Foto: Wessel.
„Seit Corona ist die Nachfrage explodiert“
Zwei Fahrzeuge pro Jahr – lange Warteliste
Sein Hobby zum Beruf gemacht hat Michael Dennig (Jahrgang 1966) aus Gaggenau, der seit 2003 mit seiner Frau Tine zunächst Europa und ab 2010 Nordafrika intensiv bereist. War es anfangs noch ein Landrover mit sehr beengten Platzverhältnissen, so wurde es 2012 ein Unimog 1300 L, der zwei Jahre zuvor von der Bundeswehr gekauft und mit großem zeitlichem Aufwand zu einem Reisemobil selbst umgebaut wurde. Ab 2012 boten Tine und Michael Dennig dann im angemeldeten Nebenerwerb geführte Touren durch Marokko an. Und siehe da, einige Teilnehmer wollten auch so einen optimal ausgestatteten Unimog.
Und dann kam 2013 für Michael Dennig – wie derzeit auch – vom Arbeitgeber, der Daimler AG, für viele Mitarbeiter das Angebot, gegen eine Abfindung auszuscheiden. Michael Dennig entschloss sich nach mehreren schlaflosen Nächten, das Angebot anzunehmen und sich mit geführten Reisen durch Nordafrika und den Umbau von Unimog 1300 L zu Reisemobilen selbständig zu machen. Technische Voraussetzungen dafür brachte er reichlich mit, denn nach einem Studium der Kraftfahrzeugtechnik an der Universität Stuttgart, Praktikum und zehn Jahren Berufserfahrung als Versuchsingenieur im Lkw-Bereich in Gaggenau und Wörth sowie zwei Jahren in der Serienbetreuung für Schwere Getriebe in Gaggenau war er gut gerüstet. Die ersten beiden Aufträge lagen auch schon vor.
Dann ging alles recht schnell: Ein Grundstück wurde im Industriegebiet Kuppenheim gefunden und eine Fertighalle ausgewählt, die im Folgejahr bezogen werden konnte. Heute noch ist Michael Dennig seinem früheren Arbeitgeber dankbar, dass er nicht nur das Startkapital, sondern zusätzlich eine professionelle Beratung für Existenzgründer erhielt.
Schnell sprach sich in der Unimog-Szene herum, dass Michael Dennig Umbauten von Unimog 1300 L zu Reisemobilen anbietet. Dabei hat er sich ganz bewusst auf dieses bereits nicht mehr in der Serie befindliche Baumuster spezialisiert, da es beispielsweise von der Bundeswehr oder von Feuerwehren mit einer gepflegten Substanz und auch für den Laien noch überschaubarer Technik zu günstigen Preisen angeboten wird. Zwei Fahrzeuge werden so pro Jahr total auseinandergenommen, oberflächenbehandelt und nach Kundenwunsch in 1500 bis 3000 Arbeitsstunden individuell zusammengebaut. Lang ist dabei die Liste der möglichen Sonderausstattungen.
„Seit Corona ist die Nachfrage explodiert! Unsere Lieferzeit beträgt derzeit fünf Jahre. Aber die meisten Interessenten schreckt das nicht ab“ stellt Dennig nicht ohne etwas Stolz fest.
Inzwischen hat der Jungunternehmer noch ein drittes Standbein: Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung mit dem Unimog 1300 L im extremen Geländeeinsatz und unter Dauerbelastung, hat er spezielle Austauschteile selbst entwickelt und sie produzieren lassen. Sein Kommentar: „Hier ist es natürlich von großem Vorteil, dass ich selbst intensiv reise und miterlebe, worauf es unterwegs ankommt! Ich kann die Kunden aus eigener Erfahrung beraten, was unterwegs gebraucht wird und was sinnvoll ist“.
Tine Dennig genießt 2018 die Abendsonne im Süden von Marokko. Foto: Michael Dennig
Tine und Michael Dennig haben zum Jahreswechsel 2019 auf 2020 nach akribischer Vorbereitung ihre abwechslungsreichste Afrika-Reise mit dem Unimog erlebt. Vom 2. Dezember ging es bis zum 7. März mit dem eigenen Unimog und einem Steyr 12M18 Geländewagen eines befreundeten Ehepaars durch Marokko, Mauretanien, Mali, Guinea, den Senegal und wieder über Mauretanien zurück nach Marokko. Das waren rund 17.000 Kilometer – davon 9.000 Kilometer offroad. Spektakulär waren die Änderungen der Landschaft und hoch interessant die Lebensbedingungen der Menschen. Beeindruckt waren Tine und Michael Dennig von ihrer Lebensfreude trotz widriger Umstände. Kein Wunder also, wenn sich Michel Dennig als Wüstenfan bezeichnet und sich für ihn immer wieder die Tuarek-Weisheit bestätigt: „Wasser reinigt den Körper – die Wüste reinigt die Seele!“
Unimog-Unikat aus Kuppenheim
Im Laufe der Jahre hat sich Michael Dennig einen sehr guten Überblick verschafft, welche Vorzüge auch die anderen Unimog-Baumuster haben. Und so hat er sich 2017 seinen ganz besonderes Unimog-Expeditionsmobil zusammengestellt: Dieses hat das Getriebe vom Unimog 4023, den Motor und die Achsen vom Dingo, den Rahmen vom Unimog 1550 und ein hochgesetztes Militär-Fahrerhaus mit Rundluke. Natürlich war es nicht so einfach, dieses Unikat zuzulassen und so hat der Fahrzeugschein zwei Seiten.
Übrigens: Streng genommen befindet sich das Grundstück Große Au Straße 11 auf der Gemarkung von Bischweier. Das Grundstück daneben mit der Hausnummer 9 hingegen gehört zu Kuppenheim. Eine kleine Parallele zum Unimog-Museum Gaggenau, denn das befindet sich bekanntlich an der Gemarkungsgrenze bereits auf Kuppenheimer Gebiet.
Weitere Fotos
Viele interessante Bilder zu den Reisen in Nordafrika finden sich auf der Startseite von www.atlas4x4.de
Michael Wessel – Erstveröffentlichung am 5. September im Badischen Tagblatt
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