Paulchen bleibt Pink!

Bernadette mit ihrem Paulchen in Aufenau - Foto Michael Wessel

Bernadette mit ihrem Paulchen in Aufenau – Foto Michael Wessel

Es ist schon ein Wechselbad der Gefühle, das Bernadette Grob dank ihres pinkfarbenen Unimog – die weitere Bezeichnung lasse ich hier mal weg – durchlebt. Jetzt hat Berandette niedergeschrieben, wie sich alles entwickelt hat und wie es ihr dabei ergangen ist. Zugegeben, ich fand die Farbe “gewöhnungsbedürftig”, als ich Paulchen das erste mal beim großen Unimog-Treffen 2001 in Gaggenau sah. “Wie kann man nur!” war mein erster Gedanke. Heute gehören Beradette mit ihrem Paulchen zur Szene, und ich freue mich jedesmal sehr, wenn ich beide sehe.  Michael Wessel

Hier ihr “offener Brief”:

Liebe Unimog-Freunde

Ich habe nun lange überlegt, ob ich mich zu der ganzen Diskussion äussern soll oder nicht. Da das Thema ja nicht neu ist, sondern schon immer zu diskutieren gab, seit ich Paulchen besitze und ich eigentlich mal alles richtig stellen möchte, habe ich mich entschlossen, hier mal meine Geschichte zu erzählen.

Anno 2005 besassen wir einen alten, seltenen Hürlimann Traktor. Ein Mann aus der Schweiz wollte diesen unbedingt in seiner Sammlung haben. Da wir den Traktor eigentlich nicht brauchten, entschlossen wir uns, diesen zu verkaufen. Der Käufer bot uns im Verkauf einen Unimog aus der Schweizer Armee an. Mein Mann sagte zu, weil er fand, warum auch nicht.

BIS ZU DIESEM ZEITPUNKT WUSSTE ICH NICHT, WAS EIN UNIMOG WAR.

Gut, der neue Besitzer kam und holte den Hürlimann und brachte uns gleichzeitig den Unimog mit der Fahrgestell Nummer 401 101 450 167 7.  Weiters stand im Ausweis UNIMOG 25 PS, erste Inverkehrsetzung 1.1.1952. (Dies kann nicht sein…das war ein Feiertag…da haben die vom Amt bestimmt nicht gearbeitet!!!! )

Ich habe da natürlich ziemlich die Nase gerümpft, was um Himmelswillen sollte ich mit einem Militärfahrzeug. Es gibt genug Krieg auf dem Globus, sodass ich da nicht mit einem solchen Teil herumfahren muss. Die Überlegung war dann auch da, ihn gleich weiter zu verkaufen. Da er aber zum Transportieren und arbeiten doch ganz praktisch war, hat mein Mann ihn überholt und vorgeführt.

Durch’s Googeln erfuhren wir, dass es einen Club gibt, der diverse Aktivitäten anbot. Und als nächstes war da Ampfing angesagt. Mein Mann fand, dass er da mit seinem MBtrac hinfahren könnte und hat mich bearbeitet, dass ich ihn mit dem Unimog begleiten könnte.

Die Leute, die wir dort kennen lernen durften und das Treffen im Ganzen war so genial (das könnt Ihr bestimmt alle bestätigen!!), sodass wir das Militärfahrzeug nicht mehr verkaufen wollten und uns entschieden, es von Grund auf zu restaurieren.

Schon vor der Grundierung der Blechteile kam dann in der Familie die Frage auf, welche Farbe er bekommen sollte. Einig waren wir nur, dass er nicht mehr militärgrün sein sollte. Ich hätte gerne blau metalisé gehabt, doch da stiess ich auf den Widerstand bei meinem Mann. Der wollte grün. Jedoch gibt es viele grüne Unimog (dies alles immer im Unwissen, was die Unimogler sind!!!!) Irgendwann kam unser Sohn mit einem Bild eines rosa Hummers an und wir fanden alle, dass dies perfekt wäre, da der Unimog in der Familie ja schon mir zugesprochen war. Der Lackierer, bei dem wir die ganz flachen Teile spritzen liessen, empfahl uns aber, keine solche gemischte Farbe zu nehmen, sondern uns für eine RAL-Farbe zu entscheiden. Da rosa immer noch in unseren Köpfen war, entschieden wir uns für die Farbe, die Paulchen jetzt trägt.

Paulchens erste Ausfahrt war das grosse Treffen in Gaggenau. Nun entschuldige ich mich wirklich mal, denn scheinbar hat meine Auffahrt da bei vielen grosses Entsetzen ausgelöst. Das war damals in keinster Weise meine Absicht, sowas hätte ich nie erwartet. Ich konnte damals gar nicht verstehen, warum ich auf diese massive Ablehnung stiess.

Mittlerweile weiss ich genau, um was es geht. Ich verstehe es sogar! Das wäre so ungefähr das gleiche, wie wenn ich den Testarossa pink spritzen würde. Ich würde das nie mehr machen, das verspreche ich Euch! ABER: ich habe auch die andere Seite kennen gelernt. Paulchen hat mittlerweile schon fast einen Fan-Club! Ich bekomme so viele eMails mit persönlichen Einladungen für Treffen, sodass ich von April bis Oktober eigentlich Ferien machen müsste!

Dies war jetzt die Geschichte, wie die Mutter zum Kinde kam.

Bis dahin ging es ja hauptsächlich um die Farbe, über die disputiert oder auch geschmunzelt wurde. Als sich dies gelegt hatte, begann das mühsame Diskutieren um den Typ, der Paulchen ist/war…

Wir haben uns gleich zu Beginn mit Literatur eingedeckt, denn wir wollten die Unimog ja auch kennen lernen. Wenn wir etwas machen, dann voll und nicht nur oberflächlich. Mit dem Jahrgang 1952 aus den Papieren sahen wir aus den Büchern, dass es ein 2010er sein muss. Wir fanden es allerdings etwas komisch, dass die Fahrgestell Nummer mit 401 begann. Da es aber in den Papieren des eidgenössischen Fahrzeugregisters in Bern stand, haben wir uns keine grossen Gedanken darüber gemacht.

Es fiel dann aber bei der Restaurierung auch auf, dass er auch gewisse Merkmale des 401er trägt, aber das meiste vom 2010er war.

Claudio Lazzarini vom Unimog Club Schweiz hatte dann die geniale Idee, eine Liste aller „Diesel“ (www.dieseli.ch) zu erstellen und hat begonnen, weltweit alle zu erfassen. Paulchen war da natürlich auch dabei. Claudio hat mich dann einmal kontaktiert und gefragt, wo Paulchen sei. Ganz erstaunt antwortete ich, dass der brav in seiner Garagenbox bis zum nächsten Treffen ausruhe. Auf meine Gegenfrage warum er das wissen möchte, meinte er, ich soll mal nachschauen, ob dem auch so sei, ansonsten hätte Paulchen einen Zwilling!!! Dank Claudios Engagement, Wissen und seiner grossen Sammlung konnte ich Paulchens Zwilling (natürlich war Paulchen mir treu und stand brav in seiner Garage wie ich es erwartet hatte) in Deutschland finden. Sprich: es gibt zwei Dieseli mit identischer Fahrgestell Nummer.

NUR: wer ist der echte???? Wem gehört nun die Nummer 401 101 450 167 7??? Solange beide in unterschiedlichen Ländern stehen, dürfte dies nie zu einem Problem werden.

Ich habe den Zwilling mit Paulchen besucht. Bei diesem gibt es ein paar Merkmale, die daraus schliessen, dass der wiederum eher ein 411er als ein 401er ist.

Nun wünsche ich mir, dass das Diskutieren einfach aufhört. Paulchen ist Paulchen. Ober er ein 2010er, 401er oder ein 411er ist (vielleicht möchte er ja mal, wenn er gross ist, ein U 4000 werden?), ob er einen Stern oder meinen Berna Schriftzug trägt. Die Farbe wird nie von mir geändert werden, egal was er ist. Paulchen ist Paulchen. Paulchen ist ein UNIMOG. Paulchen bleibt Paulchen. Paulchen bleibt ein Unimog. Ich liebe ihn, so wie er dasteht. Lasst mir doch einfach die Freude an ihm. Schaut ihm ins Herz und nicht ins Technische. Lasst ihn weiter, den Leuten auf der Strasse ein Grinsen, ein Lächeln entlocken oder sie den Stinkefinger zeigen.

Und vergisst nicht: wenn Ihr fachkundigen Männer, darüber nicht einig seid, was Paulchen ist, wie kann ich das als Frau, die davon nichts versteht, wissen???

Übrigens: mein Besuch am Geburtstagstreffen der 411 in Gaggenau war als Gratulation aufzufassen. Ich wollte ihn nicht aufdrängen.

Liebe Grüsse, ich freue mich auf Euch, wenn Ihr ihn am nächsten Treffen in Niederbayern einfach als PINK PAULCHEN begrüsst! Und wenn jemand findet, dass es besser sei, wenn er nicht mehr aufkreuzt, darf man mir das auch gerne sagen (verstehe es auch!!!). Allerdings müsste der mir dann schon ein sehr gutes Kaufsangebot machen… J

Herzlichst
Bernadette

Passend zur Sonderausstellung “Unimog-Exoten” parkte Paulchen zwischen dem Aktionstag “60 Jahre Unimog 411” und dem Jubiläumstreffen in Laberweiting (vom 27. bis 29. Mai) im Unimog-Museum.

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