Zur besten Sendezeit wird am 1. Weihnachtsfeiertag um 15 Uhr im Südwestfernsehen ein ganz besonderer Unimog-Film gezeigt: Zu sehen sind in 45 Minuten eindrucksvolle Szenen aus der Geschichte des Alleskönners, der immerhin 51 Jahre in Gaggenau gebaut wurde. Kein Wunder, wenn es heute noch heißt “Gaggenau ist Unimog und Unimog ist Gaggenau”, obwohl das Fahrzeug seit 2002 in Wörth produziert wird.
Die Fernsehmacher schwärmen in ihrer Ankündigung: “Egal, wie schwierig das Gelände ist, auf den Unimog ist Verlass. Nach dem Zweiten Weltkrieg als landwirtschaftliches Gerät entwickelt, hat er eine beispiellose Karriere hingelegt. Er gilt heute als das vielseitigste Nutzfahrzeug der Welt. Der Unimog ist das wohl einzige neuzeitliche Nutzfahrzeug, das eine echte Fan- und Sammlergemeinde hat.”
Die besten Beispiele für die echte Fangemeinde sind sicher der Unimog-Club Gaggenau mit inzwischen 6400 Mitgliedern und das Unimog-Museum. Hier wurden auch zahlreiche Szenen für den Film gedreht.
Ein Film als Werbemedium hat der Gaggenauer Unimog-Vertrieb früh erkannt. Bereits das erste Modell, der 2010, wurde im landwirtschaftlichen Einsatz und im Forst eindrucksvoll in Szene gesetzt. Für die Einführung des Unimog-S wurde als Regisseur und Kameramann der Baden-Badener Abenteurer Martin Schließler verpflichtet. Bei seine spektakulären Aufnahmen auf dem Testgelände “Sauberg” und in Kiesgruben der Rheinebene hält der Zuschauer den Atem an. Mit Schließler entwickelte sich eine langjährige Zusammenarbeit und auch in seinen preisgekrönten Dokumentarfilmen sind immer wieder Unimog als Expeditionshelfer zu sehen.
1951 war Manfred Florus noch als Vorführer mit dem Unimog von Göppingen nach Gaggenau gekommen. Fünf Jahre später fuhr er als Leiter der Verkaufsförderung dann zu Verhandlungen mit dem Unimog nach Island. Für den jungen Mann ein besonderes Erlebnis, an das er heute mit über 90 Jahren immer noch gerne zurück denkt.
Zufällig hielt sich zu der Zeit in Island eine ausländische Filmgesellschaft auf, die einen Dokumentarfilm über das Land im hohen Norden drehen wollte. Das Team bat Florus, sie mit dem Unimog auf einen der höchsten Gletscher zu bringen, damit sie dort Aufnahmen machen könnten. Er stimmte zu.
Der Weg nach oben führte zunächst über Lavaasche, dann nur noch über Asche und schließlich schaffte es Manfred Florus mit dem Unimog, etwa 50 Meter unterhalb des Kraters anzukommen. Das Team filmte, aber danach galt es wieder hinunterzufahren. Florus musste in schwindelnder Höhe und auf engen, glatten Pfaden wenden und langsam wieder “hinunterklettern” – ein ziemlich riskantes Manöver.
Finanziell war die Islandreise eher ein Misserfolg. Zwar vermochte man etliche Unimog an den Mann zu bringen, aber die Isländer verfügten nicht über Devisen, um sie zu bezahlen. Als Tauschgeschäft boten sie ihre weltberühmten Islandponys an. In der Presse war danach zu lesen: “Daimler-Benz macht Kompensationsgeschäfte mit Islandponys.”
Michael Wessel
Erstveröffentlichung im Badischen Tagblatt vom 22. Dezember 2015
Weitere Unimog-Geschichten: Erinnerungen von Manfred Florus und anderen Unimog-Pioniern in “Geschichten rund um den Unimog”. Zu beziehen über www.buchundbild.de
Mehr Fotos: Ergänzt wird die Ankündigung des SWR3 durch einige Bilder mit dazu passenden Texten:
http://www.swrfernsehen.de/der-unimog-die-geschichte-eines-multi-talents/-/id=2798/did=16470376/nid=2798/1ac2ywv/index.html
Wiederholung: Und wer versäumt hat, den Film aufzunehmen, der kann das am 4. Januar um 5.15 Uhr nachholen.
Fotos: Daimler AG