Im Mai 2015 starteten wir die Serie „70 Jahre UNIMOG-Idee“ – nachzulesen hier in der Unimog-Community. Monatlich wird der Weg zum späteren Unimog dokumentiert.
Offiziell zu 1. Dezember 1945 – in der Praxis wohl bereits am 28. November – nahm in Räumen der Metallwarenfabrik Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmünd eine kleine Entwicklungsgruppe unter Leitung von Albert Friedrich ihre Arbeit zur Entwicklung eines Landtraktors, wie das Universalgerät für die Landwirtschaft jetzt genannt wurde, auf. Zur Gruppe gehörten die Ingenieure Reinhold Freytag, Hans Zabel sowie der Diplom-Landwirt Erich Grass als landwirtschaftlicher Berater. Noch im Dezember wurden zwei weitere Mitarbeiter eingestellt.
So fing es eigentlich an
Heinrich Rößler, der spätere Chefkonstrukteur des Unimog, erinnert sich in seinem Aufsatz „So entstand der Unimog“ daran, dass er im Spätsommer 1945 Albert Friedrich in Stuttgart-Untertürkheim getroffen habe. Dieser hatte ihm seine Gedanken zum Bau eines Allzweck-Traktors vorgetragen. Rößler schreibt dazu: „Als ich ihm deshalb von meiner landwirtschaftlichen Tätigkeit berichtete, ergab sich ein langes Gespräch. Als Konstrukteur hatte ich mir bei meinem täglichen Umgang mit Schlepper und Landmaschinen natürlich viele Gedanken gemacht, was man da noch verbessern könnte und wie. Darüber haben wir lange diskutiert, und wir waren beide glücklich darüber, wieder einmal fachsimpeln zu können. Alles war noch sehr vage, und trotzdem ließen mich diese Überlegungen nicht mehr los. An eine technische Verwirklichung dachte ich damals noch nicht einmal im Traum. Rückblickend kann man sagen: So fing es eigentlich an.“
Zum Jahresende 1945 – also vor 70 Jahren – wurde es dann ernst, denn Rößler schreibt später: „Im Dezember 1945 stand als Abgesandter von Friedrich plötzlich Oberingenieur Freytag auf dem Hof, den ich ebenfalls vom Flugmotorenbau her kannte. Er fragte mich, ob ich an einer solchen Allzweck-Maschine mitarbeiten wollte. Ich war natürlich sehr erstaunt und bat mir Bedenkzeit aus.
Zu jener Zeit war nämlich ein Platz Gold wert, an dem man genügend zu essen hatte für die Familie und für sich selbst und praktisch kein Geld brauchte. Als aber am 11. 12. 1945 eine schriftliche Anfrage von Friedrich eintraf, konnte ich aus konstruktiver Begeisterung für eine so interessante und umfangreiche Aufgabe nicht mehr widerstehen. Ich sagte zu.“
Und im Band 1 der „Traktoren der Daimler AG“ ist zu lesen: „Über die Weihnachtszeit entwarf Rößler in einer Handskizze ein Konzept für ein Fahrgestell, welches das bis dahin von Friedrich verfolgte verwarf, aber heute noch Gültigkeit für das Unimog-Konzept besitzt. Es gelang ihm, Albert Friedrich von seinem Vorschlag zu überzeugen und er begann zusammen mit seinem Team mit der konstruktiven Ausarbeitung.“
Michael Wessel
Quellen: Werner Schmeing, Hans-Jürgen Wischhof „Traktoren der Daimler AG“ Band 1, Frankfurt 2009; Eva Klingler, Michael Wessel: „Geschichten rund um den Unimog“, Band 1, Ettlingen 1992; Michael Wessel: „Geschichten rund um den Unimog“, Band 3, Gaggenau sowie Protokolle und Schriftwechsel.
Die Serie “70 Jahre UNIMOG-Idee” wird monatlich hier in der Unimog-Community fortgesetzt.