Die Süddeutsche Zeitung preschte am 28. Februar 2015 mit einem Bericht zu „70 Jahre Unimog“ vor und machte darauf aufmerksam, dass vor 70 Jahren eine Erfolgsgeschichte begann. Ab Mai 1945 gab es tatsächlich die ersten nachvollziehbaren Aktivitäten für die spätere Entwicklung und letztliche Realisierung des Unimog. Wir starten daher hiermit eine neue Serie “70 Jahre UNIMOG-Idee”, in der monatlich die Ereignisse in Erinnerung gerufen werden. Später wird sie in “70 Jahre UNIMOG” umbenannt.
Die Idee des Universalen Motorgerätes ist sogar älter
Ideen für ein Universal-Motorgerät gab es bereits vor Ende des Zweiten Weltkrieges. So hatte der Leiter der Flugmotorenentwicklung der Daimler-Benz AG, Albert Friedrich, einer der Väter des Unimog, nach Aussagen seiner Tochter Ursula Lebert bereits nach der Verkündigung des Morgenthau-Plans – August 1944 – erste Überlegungen für ein landwirtschaftliches Allzweckgerät angestellt.
Ideen für ein Sonderfahrzeug, das auf Feldflughäfen universell einsetzbar sein könnte, hatte 1944 auch Heinrich Rößler, ein Mitarbeiter von Albert Friedrich, entwickelt. Das Fahrzeug sollte sich im Gelände bewegen, Personen befördern und durch mitgeführte Fässer die Flugzeuge betanken können. Viel Kraft, Allradantrieb und eine hohe Bodenfreiheit waren dafür erforderlich. Also Anforderungen, die später auch an den Unimog gestellt wurden. Dies hat Rößler sowohl 1948 Rolf Maurer, seinem ersten Praktikanten in der Maschinenfabrik Boehringer, als auch dem Mitinhaber der Metallwarenfabrik Erhard & Söhne, Albert Köhler, ausführlich geschildert.
Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 nahm Albert Friedrich zu ehemaligen Mitarbeiter aus der Flugmotoren- und Automobilentwicklung Kontakt auf und stellte ihnen seine Ideen vor. Gleiches unternahm er bei Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmünd.
So erinnerte sich der Diplom-Landwirt Erich Grass, der bei Erhard & Söhne beschäftigt war, an erste Gespräche mit Albert Friedrich.
Die Situation im Mai 1945 beschreibt Erich Grass zuvor wie folgt: „Mein Schwiegervater war mit Fritz Erhard von Erhard & Söhne befreundet. In dieser Metallwarenfabrik, die im 2. Weltkrieg zum Zulieferbetrieb für die Flugzeugindustrie geworden war, überlegte man fieberhaft, wie eine Weiterbeschäftigung aussehen könnte. Zu diesen Gesprächen wurde ich hinzugezogen.
Was man hatte, das waren noch große Vorräte an Aluminiumblech. Ich schlug vor, diese in Melkeimer, Schaufeln, Striegel oder ähnliches zu verwandeln.
Fritz Erhard sagte dann eines Tages: ‚Morgen kommt ein Direktor vom Daimler vorbei. Der will mit uns einige Ideen zur Beschäftigung unserer Firma diskutieren. Kommen Sie bitte dazu!’ – Fritz Erhard stellte mich anderntags dem ‚Herrn von Daimler’, Herrn Albert Friedrich vor, der tatsächlich viele Ideen entwickelte. Unter anderem schlug er vor, ‚etwas Motorgetriebenes’ für die Landwirtschaft zu entwickeln. Das war Ende Mai 1945.“
Quellen u. a.:
Eva Klingler, Michael Wessel: „Geschichten rund um den Unimog“, Band 1, Ettlingen 1992 – zu beziehen über www.buchundbild.de