Für den Sonntag, 19. April, hatte die Planungsgruppe für die Jubiläumsausstellung „60 Jahre Unimog-S“ ein abwechslungsreiches Programm im Unimog-Museum und drum herum vorbereitet.
Die Stühle reichten bei der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden, Stefan Schwaab, und die Geschäftsführerin, Hildegard Knoop, nicht aus. Ein Beispiel mehr zur positiven Resonanz des Themas “Unimog-S”, was auch zur Verlängerung der Ausstellung bis 10. Mai geführt hat.
Unimog-Autor Ralf Maile präsentierte zum Einstieg mit dem Titel „Das Querfeldein-Genie“ einen bunten Bilderbogen mit Unimog-S-Exoten aus aller Welt. Manche Exponate waren nur noch an den Radnaben als Unimog-S zu erkennen und führten bei den Besuchern zu einem bewundernden Lachen. Hans-Jürgen Wischhof, der als Moderator durch die Veranstaltung führte, entlockte Maile, dass dieser inzwischen über ein Archiv mit mehr als 180.000 Bildern verfügt. Kein Wunder also, dass er außergewöhnliche Fotos präsentieren konnte. Es gibt offensichtlich nichts, was es nicht gibt. Das reichte bis zum bunt geschmückten Leichenwagen in Vietnam – auch eine Möglichkeit, die letzte Fahrt anzutreten.
Mit Manfred Florus, Roland Feix, Karl Vollmer, Heinz Schnepf und Heinz Westemeyer konnte dann Hans-Jürgen Wischhof Zeitzeugen vorstellen, die die Entwicklung und Markteinführung des Unimog-S nicht nur erlebt sondern auch wesentlich beeinflusst haben. So berichtete Karl Vollmer, dass es dem Chefkonstrukteur Heinrich Rössler immer wieder hervorragend gelungen sei, seine Mannschaft zu Höchstleistungen anzuspornen. Nur so sei es in Tag- und Nachtarbeit gelungen, den Unimog-S in so kurzer Zeit auf die Räder zu stellen.
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Manfred Florus erinnerte daran, dass er sich im Vertrieb massiv dagegen gewehrt hatte, dem Sonderfahrzeug ebenfalls den Namen Unimog zu geben, da dies die Zulassung der bestehenden Baumuster als land- und forstwirtschaftliche Zugmaschinen erschwerte. Er schilderte dann – ebenso wie anschließend Roland Feix – die enormen Anstrengungen und Schwierigkeiten beim Aufbau der weltweiten Vertriebsorganisation. Dabei war die enge Zusammenarbeit mit den Exportbereichen der Zentrale sehr hilfreich. Aber auch die Tatsache, dass man 1951 in Gaggenau nicht in die bestehende Werksstruktur integriert wurde sondern als GmbH mit großer Eigenständigkeit startete, habe zum Erfolg beigetragen. Roland Feix zeigte sehr anschaulich an Beispielen auf, wie es in kurzer Zeit gelang, den Unimog in vermutlich 160 von damals 197 Ländern Fuß fassen zu lassen.
Hans-Westemeyer schilderte dann die intensive Zusammenarbeit mit den Anbietern von Aufbauten und Geräten. Schließlich wird der Unimog erst dadurch zum Universal-Motorgerät. Gerade auch für „das zweite oder auch fünfte Leben nach dem Einsatz beim Militär“ war es nötig, bei den Herstellern von Aufbauten und Anbaugeräten Tests durchzuführen, um bei positivem Ergebnis die Freigabe zu erteilen und sie zu dokumentieren. Auch die Definition von Aufbaurichtlinien gehörte dazu.
Spannend waren die Schilderungen von Heinz Schnepf, der als langjähriger Mitarbeiter des Unimog-Versuchs streng geheim gehaltene Vergleichstests von Unimog-S mit Kettenfahrzeugen unter anderem in der Kiesgrube bei Sandweier schilderte. Selbst der damalige Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß kam zur Abschlussveranstaltung.
Von den Zuschauern mit vielen „Oh!“ und „Ah!“ wurden danach zwei historische Werbefilme begleitet, die den Unimog-S vorstellten und ihn in Extremsituationen zeigten. Ein Streifen stammte von dem „Abenteurer und preisgekrönten Filmemacher“ Martin Schließler. Dem Baden-Badener verdanken wir auch viele weitere Unimog-Filme.
Dieser erste Teil der Veranstaltung wurde von Carl-Heinz Vogler mit der Vorstellung des Sonderhefts „Unimog-S“ und von Hans-Jürgen Wischhof mit der Vorstellung der überarbeiteten Neuauflage des Buches „Vom Unimog zum MB-trac und warum es keinen Nachfolger gab“ abgeschlossen.
Die Besucher wurden wieder zu drei fachkundig begleiteten Führungen durch die Jubiläumsausstellung eingeladen, die mit der Einsatzdemonstration des Unimog-S mit Holzvergaser jeweils einen krönenden Abschluss fanden. Mehr hierzu in den früheren Beiträgen hier in www.unimog-community.de
Mit ein paar mehr Unimog-S hatte man bei der Ausfahrt am frühen Nachmittag gerechnet. Für die Teilnehmer war es aber umso mehr ein eindrucksvolles Erlebnis. Carl-Heinz Vogler hatte sich eine abwechslungsreiche Strecke ausgedacht, die zunächst zum Winkler-Hof führte. Hier wurden bereits 1951 erste Versuche mit Unimog 2010 im landwirtschaftlichen Einsatz unternommen. Historische Fotos belegen auch dortige Vorführungen.
Natürlich war es ein besonderes Erlebnis an der früheren Produktionsstätte des Unimog vorbeizufahren und von einer Anhöhe aus von Vogler die einzelnen Werksbereiche vorgestellt zu bekommen. Dann ging die Fahrt zum Testgelände „Sauberg“, das aufgrund der am Vormittag gezeigten historischen Werbefilme für die Teilnehmer natürlich einen besonderen Bezug zum Unimog-S hat.
Den Stop auf dem “Sauberg” nutzte Carl-Heinz Vogler, die Geschichte und die Bedeutung dieses besonderen Testgeländes in Sichtweite des Werkes Gaggenau vorzustellen.
Mitfahren durfte ich im Feuerwehr-Unimog, einem LF 8 mit METZ-Aufbau, von Florian Zäch aus Großholzhausen, der bei der Fahrt um das Werk immer mal wieder über den Wasserbehälter seines Mog streichelte und dabei sagte: „Do kommschd her!“. Danke auch an dieser Stelle für die Mitfahrgelegenheit, die auch die Familie eines früheren Unimog-Mitarbeiters gerne nutzte. Schließlich war Platz für bis zu neun Personen.
Fazit: Eine mit viel Ideen gut vorbereitete und dank zahlreicher Helfer perfekt durchgeführte Veranstaltung.
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Text und Fotos: Michael Wessel