Liebe UVGler,
aus, Schluss, gar is mit den UVGs zum Mogl! Aber hier in diesem Beitrag kommt die nächsten Tage als Ergänzung noch ein Nachwort bzw. ein Erfahrungsbericht, was ich anders machen würde, was am Schlimmstenund am Schönsten war. Eine kurze Sicht der Extreme und der wichtigsten Fragen und Antworten. Aber nachfragen, meckern oder sonstiges könnt Ihr jetzt schon. Also Feuer frei! Ich bin gespannt.
Viele Grüße
Euer Martin
Aktualisierung vom 05.03.14
Liebe UVGler,
wie angekündigt gibt´s hier zum Schluss einen Erfahrungsbericht und ein paar Antworten auf nicht oder noch nicht gestellte W-Fragen, die Euch, so vermute ich, aber durchaus interessieren könnten.
Wie lange hat es gedauert?
Ich hatte am Anfang eine vielzusehr ambitionierte Terminschiene gehabt, mir Todo Listen geschrieben, was ich Alles an den jeweiligen Wochenenden machen wollte und mich selbst massiv unter Druck gesetzt, diese zu halten. Obwohl ich immer Vollgas gegeben hatte, war ich am Ende des Wochenendes unzufrieden
, da ich nur ca. die Hälfte von dem, was ich mir vorgenommen hatte, schaffte. So riess ich den geplanten ersten Fertigstellungstermin, dann den zweiten bis ich lernte, erstmal auf Sicht zu fahren und mir selbst keine Streß zu machen. Schließlich sollte das Arbeiten noch Spaß machen
und ich wollte die eine oder andere Pause genießen, ohne gleich ein schlechtes Gewissen zu haben. Das tat es aber durch den eigenen Druck kaum mehr. Ich geh sehr gern in die Berge. Dazu bin ich tagsüber nicht gekommen, da ich in der Werkstatt stand. Also bin ich ein paarmal abends los, Gipfelbild gegen 22 Uhr, dann Abstieg, am nächsten Morgen wieder in der Werkstatt. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr und war platt. Aber der Virus kam dann langsam wieder durch, und ich ging die Restauration wieder an, aber mit etwas angezogener Handbremse und nicht permanent im Laufschritt. Ich hab mich durchaus mal zwischendrin nachmittags auf einen Kaffee in die Sonne vor die Werkstatt gesetzt und die Gedanken sortiert, oder abends, bevor ich nach Hause fuhr, auch wieder vor die Tür gesetzt und die Abend- bzw. Nachtstimmung mit blauem Sternenhimmel genossen und bin dabei runtergekommen.
Es war für mich eine ziemliche Belastung das Alles zu managen. Zum Glück hat mich mein Vater da sehr unterstützt, er war während der Woche, wo ich nicht da war, für die Teilelogistik zuständig. Teile wo abliefern, oder wieder abholen, damit es am Wochenende weitergeben konnte. Mein Empfehlung an Euch, bleibt dran am Restaurationsprojekt, damit es sich nicht über Jahre hinzieht und Ihr irgendwann mal die Lust verliert, da Ihr keinen Fortschritt seht. Restaurationsabbrüche gibt es hier genügend zu kaufen. Und der eine oder Restaurationskoller ist völlig normal. Fragen wie, warum mache ich das, was treibt mich kamen wir immer wieder. Es gibt immer wieder so Momente, aber der Moment, wenn Ihr am Ende der Restauration den Motor anwerft, ist unbezahlbar, genauso wie die erste Fahrt unvergleichlich ist
. Das ist Endorphin in Reinstform
! Die beste Therapie gegen den Unimogvirus. Das solltet Ihr immer im Kopf haben und Euch das Bild vom fertigen Mog verinnerlichen, das motiviert ungemein.
Jetzt werden sich vielleicht einige fragen, die nicht so gut wie Jürgen aufgepasst bzw. gerechnet haben , wie lange ich gebraucht habe. Vom ersten Zerlegungstag bis zum bestandenem TÜV waren es ziemlich genau 7 Monate.
Wieviele Bilder habe ich gepostet, wieviele gemacht?
In den 60 UVGs habe ich ca. 330 Bilder gepostet, also nur einen Bruchteil der ca. 2500 Bilder, die ich mit meiner kleinen Digitalkamera gemacht habe. Die Kamera hat, trotz Teilnahme beim Sandstrahlen bis 3 Monate nach dem TÜV durchgehalten, was ich Ihr sehr hoch anrechne. Der Laptop, auf dem ich die UVGs geschrieben habe, ist der, der schon mit Ölfingern in der Werkstatt bearbeitet wurde, um Bilder zu finden, wie es zusammengebaut war oder um gleich online Teile zu bestellen. Der Laptop hat auch einige physikalische Abstürze dank Gierwinkelsensor und Festplattenabschaltung überlebt.
Was ist nicht Original?
- Ledersitze mit Sitzheizung
- Rückfahrkamera inkl. LCD-Display, das mit Saugnapf an der Windschutzscheibe befestigt ist
- Nachgebaute Lasche der Heizung
(Link UVG)
- Nachgebauter Motorhaubenhalter aus Titan (Link
UVG)
- Verdeckeinhängebügel aus einem ausgeschlachteten Farbeimer
- liegend statt stehend verbaute Rechteckige Orginalblinker aus späteren Baujahren anstatt zum Baujahr
passende ovalen Blinker (hab dies vom Erstbesitzer so übernommen und nicht geändert)
- Mehrschichtholzplatte anstatt Beplankung auf der Pritsche
- Zusätzliche Gummimotorhaube zur Geräuschdämmung; Ist auch prima zu Ablage!
Was ist nicht in Originalfarbe?
Weil es mir besser gefallen hat, habe ich mir folgende Teile in der Farbgebung von späteren Baujahren lackiert:
- Felgen in schwarz (RAL 9005) anstatt kaminrot (RAL 3002)
- Scheibenrahmen in schwarz (RAL 9005) anstatt Wagenfarbe meergrün (DB 6277)
- Spiegel in schwarz (RAL 9005) anstatt silber
- Heizung in schwarz (RAL 9005) anstatt Hammerschlagblau
- Kupferner Kühlwasserausgleichsbehälter in Klarlack anstatt schwarz lackiert
Was hat mich die Restauration gekostet?
Einiges an Zeit, einiges an Nerven, in €uro ausgedrückt: Könnte ich herausfinden, will ich aber nicht, frei nach dem Motto: „Sobald es ums Hobby geht, schließt sich der Verstand und öffnet sich das Portemonnaie“.
Würde ich es nochmal machen?
Ja, aber nicht genau so, sondern anders.
Was würde ich anders machen?
- mich vor dem Kauf besser informieren
- mich am Anfang nicht mehr so unter Zeitdruck setzen
- mich nicht mehr so penibel mit den Original-Schraubenlängen beschäftigen
- nicht zwanghaft alle Teile restaurieren (d.h. abschleifen, grundieren, fertiglackieren), sondern nur bei
Bedarf je nach Aussehen (z.B. hätte der Hydrauliktank und der Luftfilter so bleiben können, wie er war)
- nicht mehr meinem anfänglichen Hochglanzfetischismus erliegen sondern mehr Patina zulassen
- vorher mehr Unimog fahren (ich bin geschätzt nur ca. 150 km gefahren) und den Virus erstmal therapieren
- nicht mehr den Anspruch für eine Null-Fehler-Programm haben
Was würde ich nochmal so machen?
- mich in der UC anmelden
- den Unimog kaufen
- ohne groß zu Überlegen über wo und wie die Restauration zu beginnen. Je mehr ich vermutlich darüber
nachgedacht hätte, desto unwahrscheinlicher wäre die Restauration geworden. Die meisten Schritte sind
erst beim Gehen entstanden und es mussten viele Umwege gegangen werden. Teilweise waren es Umwege
von Umwegen zu Umwegen.
- Rückfahrkamera einbauen
- zügig die Restauration durchziehen
- so viele Bilder machen
- Bildband über die Restauration erstellen
- meinem Vater zu Weihnachten einen selbst erstellten Unimogrestaurationskalender schenken
- zum Abschlussweißwurstfrühstück einladen
- UVGs schreiben
Was habe ich durch die Restauration gewonnen?
Viel an Erfahrung, viele Freunde und Bekannte.
Was war für mich am Schlimmsten?
- Sandstrahlen im Freien
- 10 bis 12 stündige Dauerschleifaktionen
- Einfahren der Vorderachse und Verschrauben der fettigen Manschetten
- Montage der Bremsleitungen auf engstem Raum
- das Gefühl unüberlegt gehandelt zu haben, wenn was schief gegangen ist
- Warten bis ich wieder fahren kann
- Rasi verloren zu haben
Was war für mich am Schönsten?- Fertig werden und 1. Fahrt zum TÜV
- „Hochzeitsreise“ zum Unimogtreffen am Königssee
- das Einbauen der fertigen Komponenten
- Schrauben im Freien bei schönen Wetter
- die vielen netten neuen Bekanntschaften, die ich ohne den Unimog und dessen Restauration nicht gemacht hätte
- mich mit meinem Vater blind verstanden zu haben
- Rasi kennengelernt zu haben
So ich glaube, das müsste es jetzt gewesen sein. Mir fällt zumindest nichts mehr ein.
Nachtrag vom 06.03.
Halt, eine ganz wesentliche Frage habe ich vergessen
.
Was sagt meine bessere Hälfte dazu?
In den ersten Tagen, als ich die Restauration angefangen habe, ist meine vorherige Beziehung in die Brüche gegangen
. Insofern hat mich an den langen und intensiven Schraubentagen, -abenden und nächten niemand vermisst und ich konnte hemmungslos meinem Schrauberwahn nachgehen. Meine Freundin habe ich ca. 5 Monate nach Schrauberbeginn mitten drin in der Restauration kennengelernt, also kannte Sie ich nur mit Unimog. Insofern war das nicht so ein großes Thema
. Erst als es mehr wurden, kam schon die eine oder andere Frage. Aber ich habe Glück. Sie ist sehr tolerant und lässt mir da ziemlich freie Hand
, da sie merkt, wie er mich beflügelt, wie ich Spaß daran habe und Energie daraus ziehe.
Viele Grüße
Euer Martin